Chronik der Volksschule Vollmerhausen |
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1 … 1. 6. 2009 Chronik der Volksschule Vollmer-hausen 1787 bis 1971 Copyright © 2008 by Gerhard Kaufmann, Gummersbach. 2 Vorbemerkung: Erhalten im Februar 2006 von Herrn Berthold Höhler, Rektor i. R. der katholi-schen Grundschule Dieringhausen, Auf der Ente 7 A, 51645 Gummersbach- Dieringhausen, Telefon: (0 22 61) 7 71 79. Herr Höhler hatte nach der Chronik der Volksschule Vollmerhausen gesucht und diese, wie ursprünglich erwartet, in der Gemeinschafts-Grundschule Dieringhausen, Zum Schulzentrum 14, 51645 Gum-mersbach- Dieringhausen, Telefon: (0 22 61) 7 44 64, Telefax: (0 22 61) 7 37 78, ge-funden. Gerhard Kaufmann gab die beiden Bücher am Nachmittag des 15. 4. 2006 Herrn Höhler zurück; dieser sagte zu, sie bei der Gemeinschafts-Grundschule Dieringhausen abzugeben. Es handelte sich um 2 Bücher: (1) Alte „Chronik der Volksschule Vollmerhausen“ von 1787 bis 1967. Umfang: 167 Seiten zuzüglich einige Zeitungsartikel. Die Abmessungen der Seiten sind größer als DIN A 4. Daher hat Gerhard Kaufmann die Seiten für das Fotokopieren mit dem Faktor 1,1 auf DIN A 3 vergrößert. Die Seiten des Buches wurden nachträglich in bunter Farbe numeriert. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Numerierung durch Herrn Hauptlehrer Hans Werner Winter erfolgte. Gerhard Kaufmann vermutet, dass einige der frühen Seiten fehlen. Diese Seiten konnten bisher nicht gefunden werden. Der Text wurde über Jahrzehnte in „Sütterlin-Schrift“, bzw. dessen Vorläu-fer, geschrieben. Wie früher üblich, wurden Ortsnamen und Personennamen in „lateinischer Schrift“ geschrieben. (2) Neue „Chronik der Gemeinschafts.Schule Vollmerhausen“ vom 1. 8. 1967 bis 30. Juni 1971, geführt von Hauptlehrer Hans-Werner Winter, Vollmerhausen. Umfang: ca. 8. Seiten und einige Zeitungsartikel. Format: DIN A 4. Der Fettdruck und die Unterstreichung der Personennamen, insbesondere der Lehrer, fehlen im Original. Sie wurden von Gerhard Kaufmann zur besonderen Her-vorhebung eingesetzt. Die handschriftlich geführten Chroniken wurde durch Gerhard Kaufmann auf Com-puter mit „word for windows 6.0“ und „windows 3.2“ ab 11. 2. 2006 abgeschrie-ben. Gerhard Kaufmann Dipl.-Ing. Paul-Ehrlich-Str. 22 51643 Gummersbach Telefon: (0 22 61) 2 77 57 Telefax: (0 22 61) 6 15 85 E-Mail: gerhardk @ pwm.com 3 Chronik der Volksschule Vollmerhausen Blatt 1: Keine Numerierung der Seite. Zeitpunkt des Schreibens unbekannt. Johann Peter Schumacher von Unter-Hollenberg im Kirchspiel Ründeroth war von 1787 bis 1803 Lehrer in Heesfeld bei Halver und verzog von dort nach Vollmerhausen. Auf Grund der guten Zeugnisse seiner Lehrer J. C. Mollerus und Joh. Chr. Caspari und des Pastors Joh. Leop. Goes zu Ründeroth, ferner des Lehrers Joh. Peter Gös-ser zu Kalkkuhl bei Hülsenbusch, bei dem Schumacher einige Zeit als Unterlehrer tätig war, wurde Sch. von den Schul-Patronen der Heesfelder Schule, den Gebrü-dern Joh. Diedr. Winkhaus und Hermann Heinrich Winkhaus, als Lehrer - damals Praeceptor genannt - gewählt und durch Vokation vom 23. Dezbr. 1786 verpflichtet nach der Berliner Methode zu unterrichten, wie es von einem treuen Lehrer, dem es so sehr um der Kinder Wohlfahrt, als seine eigne Subsistenz zu thun ist, gefordert wird. Der Unterricht fand statt von 1/2 bis 12 Uhr vormittags und von 1 - 3 Uhr nach-mittags und umfaßte „Teutsch, Schreiben, Cathechisation und was zur teutschen Schule gehört.“ Dafür genoß der Lehrer außer freier Wohnung im Schulhause - Kü-che, Stube, Kammer u. Keller -, und einem Garten wöchentlich pro Schüler 2 Stüber Schulgeld.- Neben der „gewöhnlichen“ Schule wurde noch „Abend“-Schule des Nachmittags von 4 - 6 Uhr gehalten und zwar unterrichtet in Rechnen, Schreiben, Französisch, Latein, Geographie Blatt 2: Keine Numerierung der Seite. Zeitpunkt des Schreibens unbekannt. und sonsten für die Jugend nützliche Wissenschaften“. Die Vergütung hierfür betrug pro Schüler und Woche gleichfalls 2 Stbr. Wer jedoch am gewöhnlichen und Privat- Unterichte teilnahm, zahlte wöchentlich zusammen nur 3 Stüber. Am Neujahr hatte der Lehrer einen Umgang durch die Nachbarschaft (Schulbezirk) in Begleitung eini-ger Schüler, wobei die Kollekte aber gesungen und verstattet war. Am 9. Januar 1787 wurde Schumacher eingeführt. Er hielt die Eintrittsrede über „Verrichte das Deine nur getreu !“. Als Ende desselben Jahres ein Ruf aus dem Gummersbach’schen an ihn erging, verpflichteten sich 30 Schulinteressenten zu ei-ner persönlichen Zulage, um den guten Lehrer ferner zu behalten. „Als ein Zeichen der Zufriedenheit und der tätigen und zweckmäßigen Amtstreue“ erhielt Schuma-cher 1799 von der Regierung zu Emmerich ein Douceur von 10 Reichsthaler per Con. Am 11. Sept. 1803 erfolgte seine Wahl als Lehrer in Vollmerhausen, und an-fangs Novbr. verließ er die Heesfelder Stelle mit folgendem Zeugnis seiner Schulpat-rone: 4 „daß der Herr Praeceptor Schumacher seit beinahe 17 Jahr als Lehrer bei unsrer Schule zu Heesfeld gedient, seiner Schule dem hiesigen Local gemäß zuweckmäßi-gen Unterricht besorgt und sich der allgemeinen Liebe und Freundschaft der Eltern und Kinder erworben, sich übrigens gut aufgeführt und gut betragen hat, solches bezeugen hiermit eigenhändig, die wir ihm zu seinem künftigen Wirkungskreise in Vollmerhausen von ganzem Herzen den gesegnetsten Erfolg anwünschen. Carthausen, 1. Novbr. 1803. J. D. Winkhaus, Schuldirector Herm. Heinr. Winkhaus. Seite 1: Aus einer alten Urkunde, betitelt: Landvergleich vom Jahre 1656 zwischen dem Hoch-Gräfl. Hause zu Schwarzenberg und der von der Königl. Preuß. u. Chur- Brandenburgischen zu Lehen tragende Herrschaft Gimborn u. Ambt Neustadt, ge-druckt im Jahre 1730, geht hervor, daß das jetzt noch sogenannte Schwarzenbergi-sche schon um das Jahr 1624, wo es an das Haus der Grafen von Schwarzenberg kam, den Augsburgischen Lutherischen Gottesdienst angenommen hatte. Die Un-terthanen der Herrschaft Gimborn und des Amptes Neustadt hatten nämlich beim Kaiser Ferdinand III. Klage über ungerechte Abgaben, die Habsgerechtigkeit ge-nannt, geführt. Diese Abgaben hatten vorher nur einige Höfe entrichten müssen und wurden unter Graf Adam v. Schwarzenberg, Minister des Churfrüsten Georg Wilhelm von Brandenburg, auf sämmtliche Unterthanen der Herrschaft ausgedehnt. Dieser Prozeß schwebte viele Jahre, wurde aber endlich nach Ferdinands III. Tode durch einen Vergleich zu Gunsten der Einwohner entschieden. Hierdurch wurde auch die lutherische Kirche von allen Abgaben für die Römisch-katholische Kirche befreit. Es gehörten damals zum Amte Neustadt die Kirchdörfer Gummersbach, Wiedenest, Ründeroth, Müllenbach u. Lieberhausen. Seite 2: Lieberhausen. „Weilen“, heißt es in der Urkunde weiter, das Kirchspiel Gummers-bach von Alters her das vornehmste und weitläufigste gewesen, hat dieses zum Dienste der entlegensten vom Kirchdorff noch zwei neben-Capellen, eine zu Hülsen-busch, die andere zu Vollmerhausen.“ Ersteres hat sich mit der Zeit zu einer selb-ständigen Gemeinde gebildet, dagegen hat sich diese Verpflichtung in Volmerhau-sen zum Theil noch bis auf den heutigen Tag erhalten; denn bis jetzt sind die Geistli-chen der Gemeinde Gummersbach noch immer verpflichtet, zweimal jährlich in der Schule hierselbst das heilige Abendmahl auszutheilen. So lange die Kapelle ober-halb Volmerhausen stand, vielleicht bis zum Jahre 1810, so geschah dies in dersel-ben; auch wurde die sogenannte Kinderlehre Sonntags daselbst abgehalten; letztere Verpflichtung ist auf den Lehrer v. Volmerhausen übergegangen und figuriert dersel-be noch immer in den Kirchenrechnungen der Gemeinde Gummersbach unter dem Titel: Küster und Cantor von Volmerhausen. Bis zur Niederlegung der Capelle scheint Volmerhausen seinen eigenen Kirchmeister gehabt zu haben; die älteste von den aufbewahrten Kirchenrechnungen stammt aus dem Jahre 1690, diese Kirchen-rechnungen sind auch die Quelle, aus der hervorgeht, daß schon im Jahre 1704 ein Schuldiener hierselbst angestellt wr, der aus den Einkünften der Seite 3: 5 der Capelle 2 Rthlr. bezog. Später wird der Schuldiener Schulhalter genannt und um das Jahr 1800 Schulmeister. Das fixe Einkommen desselben hatte sich auch gebes-sert, indem derselbe mit 5, 7 u. 9 Rthlr. zu verschiedenen Zeiten in Rechnung ge-bracht worden ist. Der erste Name eines Lehrers ist um Jahr Jahr 1780 erwähnt, wo ein Lehrer Heuser hierselbst unterrichtet hat; nach ihm kam Wagener aus Kothau-sen; derselbe scheint aber nur kurze Zeit hier gewesen zu sein, indem nur die Kos-ten seiner Abholung erwähnt sind. Längere Zeit, wahrscheinlich 8 Jahre lang, war Schumacher aus Hiesfeld an hiesiger Stelle Lehrer. Wie aus einem Abschieds-schreiben an seine Schüler hervorgeht, war er ein tüchtiger Mann seiner Zeit, der auch viel Gutes hier gewirkt hat. Mit führenden Worten vergibt er seinen Widersa-chern und ermahnt seine Schüler zu allem Guten und Edlen. Auch scheint der äuße-re Zustand der hiesigen Schulkinder kein günstiger gewesen zu sein, indem er schreibt, und zwar mit recht derben Ausdrücken, daß er bei seinem Antritt die meis-ten Kinder mit rotzigen, läufigen, stinkenden und unreinen Köpfen angetroffen habe, und als er abgegangen sei, habe man von 75 Kindern nur 2 mehr in diesem Zustan-de angetroffen. Sein Nachfolger war ein Herr Deppen, von dem ich aber nichts wei-ter habe erfahren können, als daß ihm gemäß Vocation von dem Kapellenmeister Chr. Kritzler jährlich 5 Rthlr. Gehalt bezahlt wurden. Diesem folgte wahrscheinlich Herr Kumpel, der jedoch auch nicht lange Lehrer hier gewesen ist, da er seines Am-tes entsetzt wurde. Unter seiner Verwaltung waren die Schulkinder sehr Seite 4: Mörchen 1832 - 1874 verwildert. Es hatte deshalb auch sein Nachfolger, Herr Mörchen, keine leichte Auf-gabe, die auch namentlich durch den Lebenswandel des Vorgängers die Achtung vor dem Lehrer unter den Schulintereressenten sehr nachgelassen hatte. Die Eltern und Verwandte des Herrn Mörchen wollten ihn deshalb von der Annahme der Stelle zurückhalten. Er aber antwortete mit Luther: „Und wenn so viele Teufel in Volmer-hausen sind, als Ziegel auf den Dächern, so gehe ich doch hin“. Und er ging. Wohl hatte er anfangs mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, allein er besiegte sie, und aus den wilden, rohen Burschen, die zuerst aller Disciplin Hohn sprachen, hatte er bald folgsame u. brave Schüler gemacht. Sein rastloser Fleiß in und außer der Schu-le u. sein sittlicher Lebenswandel erwarben ihm auch bald die Liebe und Achtung der Eltern, und so konnte er mit guten Erfolge weiter arbeiten. Auch die Anregung von Seiten der benachbarten Collegen fehlte nicht. Herr Mörchen war einer der ersten Zöglinge des neugegründeten Lehrerseminars zu Neuwied und in Conferenzen, so-wie in Privatversammlungen hatte er fortwährend Gelegenheit, älteren Collegen die Methoden des Seminars mitzutheilen und also lehrend zu lernen. Es war überhaupt in der damaligen Zeit ein reges Streben unter den Lehrern, was leider in den letzten Jahrzehnten bedeutend abgenommen hat, woran über wohl der häufige Stellen-wechsel viel Schuld haben mag. In späteren Jahren gab sich Herr Mörchen auch an die Bearbeitung von Schulbüchern. Er hat nacheinander mehrere Fibeln verfaßt Seite 5: ein Lesebuch für die Mittelklasse, ein Rechenbuch für sämmtliche Schulklassen und ein Spruchbuch zu Luthers Kleinem Katechismus.; allein er war hierhin weniger glücklich, da seine Bücher wenig Anklang fanden, so uneigennützig auch seine Ab-sicht war, da er den Reinertrag der damals neugegründeten Lehrer- und Wittwen- 6 und Waisenkasse der Kreise Gummersbach u. Waldbröhl zuweisen wollte. Vielleicht war seine Methode zu einseitig, u. da er sich im Ganzen auch wenig mit seinen Col-legen darüber besprach, sondern in der Regel das fertige, gedruckte Werk vorlegte, so wurde dasselbe, um ihn nicht zu kränken, oberflächlich besprochen, aber selten eingeführt. Glücklicher in seinem Streben und mehr Anklang fand seine Anregung zur Gründung obengenannter Lehrer, Wittwen- u. Waisenkasse, und er hatte bald die Freude, obiges Institut entstehen zu sehen. Indem er auf diese Weise das äuße-re Wohl seiner Collegen zu fördern suchte, vergaß er auch seine Schulgemeinde nicht, indem er durch Anregung und Beispiel voranging. Das Schulgut, was mit zu seiner Besoldung gehörte, war zum großen Theil eine Wüste. Durch seine Umsicht und Tätigkeit wurde es bebaut und die Umgebung der Schule in einen schönen Obsthof verwandelt. Auch die Wohnung war anfangs eng u. klein und wurde endlich auf seine Veranlassung um zwei schöne Zimmer vergrößert. Nach vierzigjähriger Wirksamkeit 1896 (sollte wohl 1872 heißen) wurde ihm von Sr. Majes-tät das allgemeine Ehrenzeichen verliehen, u. die Gemeinde nahm Veranlassung, ihn ein schönes Fest zu veranstalten, bei welcher Gelegenheit sie ihm ein Geschenk von 150 Thlr. als dankbare Anerkennung seiner Thätigkeit übereichte. Seine Ge-sundheit nahm Seite 6: jedoch von nun an täglich ab. Zwar hatte er schon vorher ernstere schwere Krank-heiten kurz nach einander glücklich überstanden, allein die Schülerzahl nahm jähr-lich zu, der Raum war zu eng und der Schulsaal zu niedrig, so daß die Kräfte eines alten Mannes zu sehr angestrengt wurden; denn vielleicht hatte er in den letzten Jah-ren seines Lebens 140 schulpflichtige Kinder, wo nur höchstens 100 Platz haben. Er hatte seine Kräfte aufgerieben und der Tod nahte sich und streckte den Arm nach im aus. Eines Morgens, als er eben wieder anfangen wollte zu unterrichten, fiel er in eine Ohnmacht und verschied nach wenigen Tagen, betrauert von seiner Familie, seiner Schulgemeinde u. seinem Collegen. Es wurde nur zu einer Neuwahl geschritten und etwa 4 Monate nachher, wurde der Unterzeichnete in seine Stelle eingeführt, nämlich am 3. Juli 1774. Blass 1874 - 1905. Wenn es auf der einen Seite auch schwierig ist, der Nachfolger eines tüchtigen u. beliebten Lehrers zu sein, so ist es auf der anderen Seite auch wieder angenehm; denn die Liebe u. Achtung der Eltern trägt sich leicht auf denselben über, vorausge-setzt daß treue Pflichterfüllung sein Bestreben ist. Durch die Fabrikthätigkeit im hie-sigen Orte wächst jedoch die Schülerzahl jährlich ganz bedeutend, indem nämlich viele Familien hier Arbeit u. Unterkommen suchen. Es blieb mir deshalb nichts übrig, als den alternierenden Unterricht einzuführen, da die Schülerzahl schon im ersten Jahre meines Hierseins auf 150 angewachsen war. Seite 7: Im zweiten Jahr betrug dieselbe 163, so daß ich immer eine volle Klasse hatte. Durch den Neubau der Schule zu Niederseßmar ist aber die hiesige Schule um 40 schulpflichtige Kinder entlastet worden, außerdem wurden bei der diesjährigen Herbstentlassungsprüfung 7 Kinder entlassen, so daß die Zahl der schulpflichtigen 7 Kinder augenblicklich noch 116 beträgt. Da die Erfolge beim Alternieren immer man-gelhaft sind, so hat mir die vorgesetzte Behörde auf meine Bitte gestattet, vorläufig den Unterricht wieder nach der früheren Weise zu gestalten, mag auch der Raum etwas beschränkt sein. Im Jahr 1876 trat in der Schulverwaltung der Kreise Gummersbach u. Waldbröhl ei-ne Änderung ein, indem statt der Geistlichen, welche Schulpfleger waren, ein weltli-cher Schulinspektor eingesetzt wurde. Herr Wenzel, zur Zeit Leiter der Höheren Töchterschule in Cöln, wurde von der Königl. Regierung zu Cöln zum Kreis-Schul-inspektor ernannt. Derselbe verwaltete sein Amt mit großer Gewissenhaftigkeit, suchte, so viel wie möglich, einen einheitlichen Unterricht einzurichten u. hat es ü-berhaupt verstanden, sich die Achtung u. Liebe der Lehrer zu erwerben. Nach etwa 1 1/2 Jahren ver-tauschte er jedoch seine Stehlung u. übernahm das Rektorat der Höheren Töchterschule in Hagen. Sein Nachfolger ist Herr Prosik. Blaß, Lehrer. Volmerhausen im Aug. 1878 Im November des Jahres 1878 brannte die Fabrik der Firma Krahwinkel aus Neu-stadt hierselbst ab. Es war ein furchtbar, prächtiger Anblick. Über den ganzen Ort Volmerhausen war nur ein Feuermeer, so daß wohl kein Haus stehen geblieben wä-re, wenn die Dächer nicht vom langen Regen ganz durchnäßt gewesen Seite 8: gewesem wären. Das Poltern der Maschinen, die aus den oberen Stockwerken her-unter stürzten, hat man von einer Entfernung von 3 Stdn. vernommen. In 2 Stunden war ein Werth von etwa 200.000 Mark vom Feuer vernichtet und eine Menge Arbei-ter war ohne Verdienste. Im Frühjahr 1879 fing dieselbe Firma den Wiederaufbau der Fabrik an, dieselbe ist noch bedeutend vergößert, verschönert und zweckmäßi-ger eingerichtet worden. Die Folgel dieses Brandes war, daß die Schülerzahl in hiesiger Schule stehenblieb, weil sich keine fremden Familien mehr ansiedelten, und mehrere, die auf das tägli-che Verdienst angewiesen waren, fortziehen mußten. Die Schülerzahl beträgt augenblicklich 117, wird aber aller Wahrscheinlichkieit nach in den nächsten Jahren wieder ganz bedeutend wachsen. Volmerhausen, im Dec. 1879. Blaß. Bei der heute stattgefundenen Schulrevision durch Herrn Kreisschulinspector Pro-sik waren von 119 schulpflichtigen Kindern 116 anwesend. Derselbe prüfte von vor-mittags 8 Uhr bis Mittag in folgenden Fächern: 1. Lesen (in deutscher Sprache, Auf-satz u. Deklamation); 2. Rechnen; 3. Schreiben; 4. Naturgeschichte. 4. Naturlehre. 5. Geschichte. 6. Geographie u. 7. Gesang. Volmerhausen, den 6. Juni 1881. 8 In der diesjährigen Frühjahrsprüfung wurden 23 Kinder aus der hiesigen Schule ent-lassen, wovon eines vorzeitig. Durch Verzug waren 3 abgegangen, neu hinzuge-kommen 26, Seite 9: so daß die gegenwärtige Schülerzahl wieder 119 beträgt. Volmerhausen, im Mai 1881. Der Lehrer. Blaß Im Jahre 1882 wurde eine neue Schule oberhalb Dieringhausen erbaut. Dieselbe wurde mit dem Beginn des Winter-Semesters desselben Jahres bezogen u. dadurch die hiesige Schule um 47 Kinder entlastet, so daß die Zahl der schulpflichtigen Kin-der nun noch 72 beträgt. Es gingen die Ortschaften Hohl u. Dieringhausen ab. Volmerhausen, im Nov. 1882. Blaß. Bis zum Frühjahre des Jahres 1884 hat sich im hiesigen Schulbezirke nichts Beson-ders zugetragen. Die Schülerzahl ist bis 87 wieder angewachsen, da durch Vergrö-ßerung der hiesigen Fabrikanlage mehr Arbeiter Verdienst gefunden haben und in Folge von Neubauten auch mehr Haushaltungen Unterkommen finden. Die Bevölke-rung beläuft sich auf etwa 400 Einwohner. Im verflossenen Jahre wurden Bibliothek u. Conferenz nach Gummersbach von hier weg verlegt. Volmerhausen, im Mai 1884. Im Laufe des verflossenen Jahres hat sich im hiesigen Schulbezirk nichts von Wich-tigkeit zugetragen. Die Schülerzahl beträgt mit dem S. S. 1885: 94. Volmerhausen, den 31. April 1885. Seite 10: Bei der heute statt gefundenen Schulrevision waren von 93 schulpflichtigen Kindern 83 anwesend. Es waren 4 Kinder in den Confirmandenunterricht, 5 durch Krankheit entschuldigt und nachträglich dispensiert worden. Geprüft wurde von dem Herrn Kreisschulinspector der erste Jahrgang im Lesen, der 2. Jahrgang im Lesen, Rechnen u. Schreiben, die Mittelklasse in Bruchrechnen, Schreiben u. Heimatskun-de, 1. Klasse i. Aufsatz, Lesen, Grammatik, Deklamation, Naturgeschichte u. vaterl. Geschichte. Volmerhausen, den 15. Juni 1885. Blaß Die diesjährige Entlassungsprüfung fand am 23. März zu Dieringhausen statt. Es wurden aus hiesiger Schule 8 Kinder entlassen, wovon eines vorzeitig. Die Anzahl 9 der neueingetretenen Schulkinder beträgt 16; außerdem sind im Laufe des verflos-senen Semesters 8 schulpfl. Kinder von auswärts in den hiesigen Bezirk eingezogen, so daß die gegenwärtige Zahl der schulpfl. Kinder 104 beträgt. Volmerhausen, den 1. Mai 1886. Seite 11: Im Wintersemester 1886/87 stieg die Schülerzahl bis auf 111. Es wurden im Mai 12 Kinder entlassen u. traten 16 wieder ein. In Folge Wohnungsmangel mußten aber mehrere Familien wieder von hier wegziehen, so daß sich die Schülerzahl für das Sommer-Semester 1887 auf 104 reduziert hat. Außerdem besuchen noch 6 schul-pflichtige Kinder die höhere Knabenschule zu Gummersbach. Vollmerhausen, den 6. Mai 1887. Blaß. Durch den Neubau von 11 Doppelhäusern wurde es auswärtigen Familien ermög-licht, hierselbst wieder Unterkunft zu finden. Es sind besonders Bewohner von der Sieg, aus der Gegend von Rosbach u. der Gemeinde Ham, die ihre Heimat verlas-sen, um hier ein besseres Loos zu suchen. Dadurch stieg die Schülerzahl wieder bedeutend, so daß mit dem Wintersemester 88/89 der alternierende Unterricht ein-geführt werden mußte. Es wurde nun im Frühjahr 1889 ein Local für eine zweite Klasse gemietet, da 140 schulpflichtige Kinder zu unterrichten waren; dasselbe wur-de von Schreinermeister W. Schmidt hergestellt, konnte aber erst im November des-selben Jahres bezogen werden. Herr Fr. Schmidt, bis dahin Lehrer in Heed bei Meinerzhagen wurde als Lehrer hierselbst gewählt u. eingeführt. Ein Teil der Schul-gemeinde Seite 12: fuhr demselben am 19. Nov.bis Derschlag entgegen, die anderen holten ihn am Bahnhof Dieringhausen ab. Des Abends fand eine gemütliche Zusammenkunft bei Herrn Offermann statt, wo ernste u. heitere Reden mit Gesang u. Liedern wechsel-ten. Um 1/2 12 Uhr wurde Schluß gemacht. Obgleich die Räumlichkeiten des neu gemieteten Lokales vollständig unzureichend sind, so mußten doch 72 Kinder dahin überwiesen werden, da in der 1. Klasse doch noch 79 verblieben. Da auch der Herr Kreisschulinspektor im Febr. 1890 Einsicht von den Räumlich-keiten bei Gelegenheit seiner Revision genommen hat, so ist zu hoffen, daß bald zu einem Neubau geschritten wird. Die Schülerzahl vom Sommersemester 1890 beträgt zusammen 149. (I. Klasse 83, II. Klasse 66.) Vollmerhausen, im April 1891. Blaß, Lehrer. Seite 13: 20. Sedansfest 1890 10 Obgleich die Feier desselben nichts Neues bot gegen die früher gefeierten Feste, so soll doch hier eine kurze Beschreibung derselben statt finden. Die hiesige Bevölke-rung hat die Neigung, alles zu bekritelen u. zu kritisieren, weshalb auch jedenfalls der weit bekannte Ausdruck, „die Vollmerhäuser karten nach“ entstanden ist. Des-halb wurden auch von politischen Blättern diejenigen mit Vorliebe gelesen, welche kritisieren und räsonnieren. Es ist schwierig, gegen diese Strömung anzukämpfen, u. bei ältern Personen völlig nutzlose Mühe. Ich entschloß mich deshalb, bei der Ju-gend anzufangen u. namentlich die vaterländischen Feste mit den Kindern, dem Ge-sangverein u. sonstigen Mitteln, die mir zu Gebote standen, so prächtig als möglich zu feiern. So ist auch die Feier des Sedanfestes entstanden. Wenn es aber möglich ist, wird dieselbe auf einen Sonntag verlegt, damit sich alle daran beteiligen können, u. die das nicht wollen, die Feier wenigstens sehen sollen. Am Sonntag, den 30. Sept. nachmittags 2 1/2 Uhr versammelten sich die Kinder vor dem Schullokale. Mein Kollege Schmidt hatte Seite 14: sich die Mühe gemacht, etwa 12 Knaben auf der Flöte vaterländische Lieder, die zum Marsche geeignet waren, in kurzer Zeit beizubringen. Vor der Schule stellten sich die Kinder auf, die Musik voran, dann die Fahnenträger mit zwei großen Fahnen (die eine mit dem Preuß. Adler, die andere in deutschen Farben) u. Schärpe, dann Knaben, zuletzt die Mädchen, Der erste kleine Spaziergang ging nach Neubrück; dann wurde kehrt gemacht, um in das Festlokal bei Herrn Niemann zu gelangen. Hier war großes Kaffetrinken, zunächst für die Kinder, dann für die Erwachsenen. Da allerdings von der Gemeinde nur 10 Pfg. pro Kind vergütet wurden, so müssen die Kinder die fehlenden 20 Pfg. mitbringen. Unvermögende Kinder werden vom Lehrer u. Wirth gemeinschaftlich frei gehalten, ohne daß sonst irgend einer etwas davon merkt, selbst die Schulkinder nicht; zu dem sind diese Fälle selten. Nachdem einer nach dem andern mit geröthetem Gesichte seinen Platz verlassen hat, wird der Hauptspaziergang angetreten, um den Erwachsenen Platz zu machen. Leider wurde derselbe in diesem Jahre durch mehrmalige Regengüsse gestört, was jedoch die allgemeine Heiterkeit nicht hinderte. Um 5 1/2 Uhr fanden wir uns wieder im Festlo-kale ein. Dasselbe war so überfüllt, daß wir nicht in den Saal hinein konnten, son-dern mit den Kindern in den Vorzimmern bleiben mußten. Die Kinder sowohl Seite 15: aus der I. als aus der II. Klasse traten nun vor u. sagten ihre Gedichte auf, scherz-hafte u. ernste, abwechselnd mit dem Gesange vaterländischer Lieder. Es wurden etwa 40 - 50 verschiedene ... Gedichte deklamiert u. 10 Lieder gesungen; um 7 Uhr war die Feier beendigt; es trat nun eine Pause ein, dann wurde der Zug nach dem Freudenfeuer gemacht. Beim Abbrennen desselben wurde das bekannte Lied „Flamme empor“ gesungen u. dann der Kaisertoast ausgebracht u. hiermit die Feier beendigt u. die Kinder entlassen. Bemerkt sei noch, daß die Straßen mit Ehrenpfor-ten geschmückt, die Häuser beflaggt u. viele derselben sogar beleuchtet waren mit bengalischen Flammen, was namentlich den Kindern viele Freude machte. So ist namentlich das Sedanfest im Laufe der Jahre den Kindern so lieb wie das Weihnachtsfest geworden, u. auch die Theilnahme der Eltern ist eine recht erfreuli-che. 11 Seite 16: Im Jahre 1891 wurde endlich zum Neubau eines Schullokales geschritten und das-selbe konnte schon im Herbste desselben Jahres bezogen werden. Es ist ein massi-ves Gebäude mit zwei großen, geräumigen Schulsälen. Im folgenden Jahre legte die Firma Leop. Krawinkel eine Wasserleitung an, wodurch auch die Schule u. die alte Lehrerwohnung mit Wasser versorgt wurden. Die Jahre 1893, 94 u. 95 verliefen in gewohnter Weise; die Schülerzahl schwankte im ganzen zwischen 141 und 151. Im Jahre 1895 wurde zum letzten Male das Sedanfest gefeiert. Damit diese Feier den Kindern stets im Gedächtnis bleiben sollte, wurde dieselbe recht pomphaft began-gen. Wir Lehrer konnten uns das diesmal erlauben, da durch Kinderfreunde eine Summe von freiwilligen Beiträgen im Betrage v. 115 Mk. aufgebracht worden war; an der Feier beteiligten sich der Kriegerverein v. Vollmerhausen, der Feuerwehr-, der Turn- u. der Gesangverein. Es war ein prachtvoller Zug, als die Schulkinder voran, begleitet mit Musik, ihnen nach die Vereine, durch den Ort zogen. H. Bernh. Krawin-kel stellte als Festplatz die Wiese unter seiner Wohnung zur Verfügung, hielt als Ab-geordneter auch später den Kaisertoast u. hat durch Seite 17: seinen namhaften Beitrag (60 Mk.) sowie seine sonstige Tätigkeit wesentlich zum Gelingen der Feier beigetragen. Auf dem Festplatze wurden die Kinder bewirtet, reichlich beschenkt, machten dann Wettspiele mit Preisverteilungen, sangen u. de-klamierten vaterländische Gedichte, führen ein kleines patriot. Theaterstück auf u. belustigten sich auf alle mögliche Weise. So wechselten Gesang u. Turnen u. Musik mit den Spielen der Kinder ab; die Witterung war sehr günstig u. ehe wir uns versa-hen, war der Abend gekommen; ein prachtvoller Fackelzug mit über 200 Lampions zog dann zum Freudenfeuer, u. als dasselbe unter Reden u. Gesang abgebrannt war, ging man um 9 Uhr vergnügt nach Hause. Bemerkt sei noch, daß die Menge der Festteilnehmer sehr groß war, u. als man nach Hause ging, war es eine Stimmung: So etwas Schönes habe ich noch nie mitgemacht. Seite 18: In den Jahren 189.. - 1899 blieb die Schülerzahl immer auf demselben Standpunkte. Letzteres Jahr war für mich von besonderer Wichtigkeit, weil es am 3. Juli desselben 25 Jahre wurde, daß ich diese Stelle antrat. Als Feind aller Festlichkeiten wollte ich die Sache geheim halten, aber ehemalige Schüler, Freunde u. mein Kollege Schmidt hatten den Tag meines Eintritts auf dem Bürgermeister-Amte erfahren u. in aller Stille eine großartige Feier vorbereitet. Dieselbe fand am 3. Juli desselben Jah-res statt. Des Nachmittags war Schulfeier; sämtl. Kinder bekommen gemeinschaft-lich Kaffee; dann wurde gesungen, Gedichte hergesagt u. als Geschenk überreich-ten mir die Kinder eine schöne Pfeife mit einem gewaltigen Paket Tabak; meine Frau erhielt ein schönes Sofakissen; auch zu dieser Feier hatte sich schon eine ziemlich große Anzahl Mitglieder aus der Schulgemeinde versammelt. Die Hauptfeier fand am Spätnachmittag u. Abend statt. Eine Unmenge von Blumensträußen war schon des Morgens geschickt worden. Der zweispännige Wagen, in welchem ich mit meiner Familie zum Festlokale abgeholt wurde, war mit Kränzen etc. übersät, der Ort festlich geschmückt. Vor dem Festlokale empfing uns Herr Gust. Brensing u. führte uns in den Saal, worauf mir Seite 19: 12 von demselben ein Geschenk, bestehend in einem Plüschsofa nebst 2 Sesseln ü-bergeben wurde. Die Begrüßungsrede hielt Herr Lokalschulinspektor Mellinghoff. Der hiesige Gesangverein unter Leitung meines Kollegen sang Begrüßungslieder u. die hiesige Feuerwehrkapelle spielte ihre fröhlichen Weisen. Der Festsaal war über voll u. es fehlte kein Haus in der Schulgemeinde, das nicht ein meistens mehrere Mitglieder geschickt hatte; auch der Gesangverein aus Dieringhausen begrüßte mich noch durch einige schöne Lieder, obgleich die Mitglieder desselben leider im Saale nicht mehr unterkommen konnten. So wechselten den ganzen Abend in bunter Rei-he ernste u. heitere Reden, Gesang u. Musik u. keiner wollte nach Hause gehen. Als endlich Schluß gemacht wurde, da wollte das Händedrücken kein Ende nehmen. Es war doch ein erhebender Tag für mich u. ich habe manches herzl. Dankeswort zu hören bekommen, so daß ich zu meiner großen Freude sagen konnte, daß ich nicht vergebens gelebt habe. Seite 20: Nachdem die Schülerzahl auf 158 gestiegen war, konnten die Kinder in den beiden Schulsälen nicht mehr untergebracht werden, u. es wurde deshalb im Jahre 1900 das Dreiklassensystem mit zwei Lehrern eingeführt, wie es noch heute besteht. Vollmerhausen im ... 1901. In den Jahren 1901 - 1902 hat sich die Zahl der Kinder nur wenig vermehrt, da die hiesigen Fabrikanlagen nicht vergrößert wurden. Nachdem im Jahre 1903 die Anla-gen bedeutend erweitert wurden, auch 3 neue Arbeiterhäuser mit 6 Wohnungen ge-baut wurden, vermehrte sich die Zahl der Kinder wieder u. im Februar 1904 stieg sie auf 148. Bei der in diesem Frühjahr stattgefundenen Entlassungsprüfung wurden 21 Kinder, 9 Knaben u. 12 Mädchen, entlassen, 5 besuchten die Schulen in Gummersbach u. 3 Kinder verzogen; neu aufgenommen wurden 26 Kinder, sodaß die Zahl derselben auf 145 gesunken ist. Vollmerhausen, d. 5. April 1904. Blass. Seite 21: Anfangs September d. J. reichten die Bewohner der hiesigen Schulgemeinde eine Petition an die Schulkommission, in welcher die Errichtung einer 3. Klasse gebeten wurde. Die Notwendigkeit derselben wurde anerkannt u. die Stelle ausgeschrieben. Von 8 Bewerbern wurde Herr Kalle aus Drabenderhöhe gewählt. Vollmerhausen, d. 1. Dec. 1904. 1905: Am 2. Mai 1905 begann das neue Schuljahr und mit diesem Tage trat Herr Kalle die 3. Lehrerstelle an. Am Abend vorher fand eine gemütliche Zusammenkunft bei Wilh. 13 Dissmann statt, bei der Herr Krawinkel den neuen Lehrer in seinem neuen Wir-kungskreise herzlich willkommen hieß. Im Laufe des Frühjahrs reichte Herr Haupt-lehrer Blass sein Gesuch um Entlassung aus dem Schuldienst zum 1. November ein, welches auch genehmigt wurde. Auf den Beschluß der Schulkommission hat sich Königliche Regierung damit einverstanden erklärt, daß der Unterzeichnete am 1. November an die erste Lehrerstelle aufrücke. Zum genannten Termin erhält Herr Kalle die 2. Lehrerstelle. Die nun freiwerdende 3. Stelle soll nach Beschluß der Schulkommission mit einer Lehrerin besetzt werden und wurde Fräulein Fuchs aus Gummersbach, z. Zt. kommissarisch in Altenessen beschäftigt, gewählt. Mit Schluß des Sommerhalbjahrs legte Herr Blass sein Amt nieder. Die von der Schulgemeind-de und der Schule veranstaltete Abschiedsfeier gaben ein rechts Zeugnis von der Liebe und Hochachtung, die sich der Scheidende erworben hatte. Fr. Schmidt. Feier umstehend. Seite 22: Zeitungsausschnitt: (e) Vollmerhausen, 29. Septbr. Am verflossenen Samstag feierte die Schulge-meinde Vollmerhausen ihrem aus dem Dienst scheidenden Hauptlehrer Herrn Blaß ein Abschiedsfest. Seit dem Jahre 1874 war genannter Herr in unserm Ort tätig. Welche Liebe er sich während dieser Zeit in hiesiger Schulgemeinde erworben hatte, das bewies zu Genüge der Verlauf der Abschiedsfeier. Schon vor 6 Jahren konnte man Herrn Blaß ein Jubiläumsfest der 25-jährigen Tätigkeit hier veranstalten. Gewiß war dieser Tag manchem als wohlgelungenes Fest in Erinnerung geblieben; das heutige wird man wohl jedem würdig zur Seite stellen können. Galt es doch heute, Herrn Blaß nicht nur den Abschied aus dem Schuldienste nach 42-jähriger Tätigkeit zu feiern, sonder auch seinen Abschied aus unserm Orte, da er nach Krefeld über-siedelt. - Am Nachmittage, des 23. feierte die Schuljugend. Gegen 3 fanden sich die Schüler an der Wohnung des Jubilars zusammen, und nun ging’s in Begleitung ihrer Lehrer zum Festlokale, dem Bals’schen Saale, wo gut und reichlich gedeckte Kaffee-tische der Kleinen warteten. Das war eine Freude für sie; da sah man manches Kin-derauge in frohem Glanze leuchten. Nach dem Kaffeetrinken unternahmen Lehrer und Schüler einen kleinen Spaziergang ins Rospetal. Als sie zurückkehrten, hatten sich viele Mütter der Kinder eingefunden, um der Schulfeier beizuwohnen. Gesang und Gedichte der Schüler wechselten miteinander ab. Man merkte es den Kleinen an, daß auch sie die Bedeutung des Tages verspürten; war doch Herr Blaß von al-len Kinder geliebt und geehrt worden. Und als der Nachfolger im Amte des Gefeier-ten, Herr Hauptlehrer Schmidt, der 16 Jahre mit seinem älteren Kollegen zusam-men gearbeitet hat, zum Schluß eine Ansprache hielt, die von Herzen kam und zu Herzen ging, da sah man kein Auge tränenleer. Herr Schmidt rief Herrn Blaß im Namen der Kollegen und Kinder ein herzliches Lebewohl zu, worauf die Schüler vom Scheidenden zum letzten Male begrüßt wurden. Er ermahnte sie nochmals zur Treue, Wahrhaftigkeit und zum Fleiß, damit ihre Lehrer, wenn sie dereinst Rechen-schaft geben sollen, das mit Freuden tun. Und dann hörten sie alle das letzte Lebe-wohl aus seinem Munde. - Die Feier am Abend des Tages war von seinen ehemaligen Schülern aufs beste vorbereitet worden, um sie zu einer würdigen zu gestalten. Sämtliche Vereine des 14 Ortes, deren Begründer Herr Blaß gewesen, nahmen an dem Feste teil. Unter den Klängen unserer gut bewährten Feuerwehrkapelle betrat Herr Blaß nebst Gemahlin und Verwandten den Saal, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Solch eine Fest-beteiligung hatte man in Vollmerhausen kaum gesehen. Seine Schüler waren von weit herbeigeeilt, um mit dabei zu sein. Aus benachbarten Orten waren viele Freun-de und Bekannte erschienen, um den gut Gekannten zu ehren; auch viele Lehrer der Nachbarschaft waren der Einladung gefolgt. Nachdem die Musik erklungen, gedach-te ein ehemaliger Schüler, Herr Aug. Puhl, des Scheidenden in bewegten Worten und überreichte zugleich ein Geschenk der Schulgemeinde zum bleibenden Anden-ken. Es stellte ein metergroßes Bild dar, auf dem wir in der Mitte Vollmerhausen, und zu den Seiten die Schule, die Kirche, den Bahnhof Vollmerhausen-Berg und Liefen-roth erkennen. Herr und Frau Blaß waren von dieser Überraschung sichtlich erfreut. Die Festrede hielt Herr Pastor Mellinghoff. Er feierte den Jubilar als Lehrer und Er-zieher zur charaktervollen Persönlichkeit, als ersten Kirchmeister, als treuen Men-schen, als friedlichen Mitbürger und frohen Gesellschafter. Herr Aug. Wahlefeld fei-erte in einer Ansprache Frau Blaß als gute Hausfrau, treue Mutter, pries ihr Gemüt und ihre Liebe zu den Schülern. Im weiteren Verlauf des Abends gedachte Herr Bernh. Krawinkel in markigen Worten des scheidenden Lehrers, der lange aus-gehalten im schönen Aggertal, der treffliche Persönlichkeiten und gute Varterlands-verteidiger erzogen. Sein Hoch galt dem deutschen Vaterlande. Im Namen des Turn-vereins, der durch einige musterhafte Vorführungen den Abend verschönern half, begrüßte Herr Nusch den wackeren Lehrer. Der Gesangverein, dessen Dirigent Herr Blaß vor Jahren gewesen, bot uns einige gut vorgetragene Abschiedslieder, und rief ihm durch seinen Vorsitzenden Herrn Aug. Dißmann ein herzliches „Lebe-wohl“ zu. Von Seiten der anwesenden Lehrer gedachte Herr Hauptlehrer Kappel aus Derschlag des scheidenden Kollegen, ihm einen frohen Lebensabend wün-schend. Zur Gemütlichkeit des Abends trugen auch einige gemeinsam gelungene Lieder bei, von denen eins Herr Aug. Prinz aus Dieringhausen seinem früheren Leh-rer gewidmet hatte. Von vielen Schülern, die an dem Feste nicht teilnehmen konn-ten, trafen auf telegraphischem Wege ihre Wünsche und Dankesbezeugungen ein. Ihnen allen, allen die zur Verschönerung des Abends beigetragen, widmete Herr Blaß ein Schlußwort. Herzlichen Dank sprach er der Schulgemeinde Vollmerhausen aus, die ihm stets liebevoll entgegengekommen, herzlichen Dank allen Vereinen, die heute ihre Anhänglichkeit bekundet hatten . - Jeder, der den Abend mit erlebt hat-te, war der Überzeugung, ein wohl gelungenes Fest gesehen zu haben, das Nach-ahmung verdient - Unserem scheidenden lieben Lehrer auch an dieser Stelle nochmals herzliches „Lebe wohl ! “. Seite 23: Vom 3. Nov. bis 16. Nov. verwaltete Herr Lehrer Dannenberg aus Niedernhagen die 3. Lehrerstelle. Am 1. Dezember trat Fräulein Helene Fuchs aus Altenessen, gebürtige Gummersbacherin, obige Lehrerstelle an. Mit genanntem Tage wurde das Mädchenturnen an hiesiger Schule eingeführt Die Revision der hiesigen Schule fand am 31. Januar u. 3. Febr. statt. Der Herr Kreisschulinspektor revidierte am 1. Tage die 3. u. 2. Klasse; am letzten Tage die 1. Klasse. Die Entlassungsprüfung fand in Dieringhausen statt und zwar die schriftl. am 20. und die mündliche am 27. März. An derselben nahmen von hier 16 Schüler teil. Entlas- 15 sen wurden 14 u. 1 vorzeitig = 15 Kinder. Schluß des Schuljahrs war Mittwoch, d. 11. April. 1906. Das neue Schuljahr begann am Dienstag, den 24. April. Da die Mittelstufe überfüllt war, so wurden die 13 ältesten Schüler des 5. Jahrganges in die 1. Klasse versetzt. Die Stärke der einzelnen Klassen ist jetzt folgende: I. Klasse 66, II. Kl. 70 und III. Kl 48 = 184 Schüler. Kurz nach Beginn des neuen Schuljahres erhielten die Mädchen des 8. Schuljahres Kochunterricht im Mädchenheim zu Dieringhausen. Leider wurde dieser Kursus, da die Kosten der Stadtgemeinde zu hoch waren, aufgehoben. Herr Kalle wurde auf 1 1/2 Jahr beurlaubt und in dieser Zeit am Seminar Seite 24: zu Gummersbach beschäftigt. Am 11. Juni übernahm der Schulamtsbewerber Herr Roik aus Elberfeld die hiesige 2. Klasse. Zeitungsausschnitt: Bekannmachung. Betrifft. Die Ferien in den Elementarschulen. Nach Anhörung der Schulvorstände werden die diesjährigen Sommer- und Herbstfe-rien im Einverständnis mit dem Herrn Kreisschulinspektor im hiesigen Kreise wie folgt festgesetzt: Die Schulen in den Orten Gummersbach und Bergneustadt haben keine Sommer-ferien. Die Herbstferien in diesen Schulen sind dieselben wie diejenigen in den höh-ren Schulen, also: Schluß des Unterrichts Mittwoch, den 8. August, Anfang des Unterrichts Donnertag, den 13. September. Die Schulen in den Orten Wiehl und Ründeroth haben Sommerferien von Montag, den 30. Juli bis Samstag, den 25. August, und Herbstferien von Montag, den 8. bis Samstag, den 20. Oktober. Alle übrigen Schulen haben Sommerferien vom Montag, den 2. bis Samstag, den 14. Juli und Herbstferien von Montag, den 24. September bis Samstag, den 20. Oktober. G u m m e r s b a c h , den 15. Juni 1906. Der Königl. Landrat. K i r s c h s t e i n . (X) Dieringhausen, 8. Aug. E i n e a m t l i c h e K o n f e r e n z d e r L e h r e r d e s K r e i s e s G u m m e r s b a c h fand am verflossenen Mon-tag im Hotel Theis hier unter Vorsitz des Herrn Kgl. Kreisschulinspektor B e r n s statt. Als Gäste wohnten Herr Kreisarzt Dr. Engel, einige Herren vom Seminarlehrerkollegium, einige Herren Geistlichen (in ihrer Eigenschaft als Orts- 16 schulinspektoren), sowie Herr Bürgermeister Wilms der Versammlung bei. Der Herr Vorsitzende gedachte in ehrenden Worten des durch den Tod abberufenen langjäh-rigen Mitgliedes Herrn Hauptlehrers K ö n i g aus Gummersbach. Die Anwe-senden ehrten das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Eine reichhaltige Tagesordnung lag den nun folgenden Verhandlungen zugrunde. Herr Lehrer M ü c h e r aus Bickenbach hielt eine Lehrprobe über unsere Kolonie Kamerun, Herr Lehrer S t i e f e l h a g e n aus Hülsenbusch einen Vortrag über „Das Seltenerwerden und Verschwinden einiger Pflanzenarten der rheinischen Flora“ und Herr Hauptlehrer K a p p e l aus Derschlag einen Vortrag über das Thema „Wie kann die Schule bei der Fürsorge um die schulentlassene männliche Jugend mitwirken ?“. Die mit Beifall aufgenommenen Ausführungen des Herrn Vortragenden gipfelten in folgenden Forderungen: Anteil kann die Schule nehmen an der Fürsorge um die schulentlassene männliche Jugend durch Erteilung von sach- und fachgemä-ßen Ratschlägen bei der Berufswahl, durch engen Zusammenschluß von Schule und Haus, Einrichtung von Unterhaltungsabenden (sogen. „Elternabenden“), Einführung der obligatorischen Fortbildungsschule, Einrichtung einer Leihbilbiothek, Einwirkung auf die Jugend durch Gesang- und Turnvereine. Ferner wurde als Mittel zur Einwir-kung die Betätigung der Lehrer in Jünglingsvereinen empfohlen. Eine Reihe amtli-cher Mitteilungen machte den Beschluß der offiziellen Verhandlungen. Bei dem ge-meinsamen Mittagsmahle brachte Herr Kreisschulinspektor B e r n s den Kai-sertoast aus. An dem Spielkursus in Gummersbach, abgehalten von Herrn Oberturnlehrer Schröter - Barmen, nahm Lehrer Roick teil. Am 24. Oktober begann in Gummersbach ein Zeichenkursus, in dem Seite 25: die Lehrer der Stadtgemeinde Gummersbach in die neue Zeichenmethode einge-führt werden sollen. Geleitet wurde der Kursus von dem Zeichenlehrer Dennstedt. Der Unterzeichnete nimmt daran teil. Vollmerhausen, den 1. Jan. 1907. Schmidt. Am 12. Dez. 1906 wurde die Schule vom Herrn Kreisschulinspektor Berns revi-diert. 1907. Im neuen Schuljahre besuchen die I. Kl. 52, II. Kl. 80 und die III. Kl. 56 Kinder. In den Tagen vom 11. bis 16. Juni machte Herr Roick am Lehrerseminar in Mettmann die 2. Lehrerprüfung mit Erfolg. Die diesjähr. Sommerferien dauern vom 1. bis 14. Juli. Am 24. Juni feierte der hiesige Kriegerverein sein Stiftungsfest. Mit demselben war eine Schulfeier im Bals’schen Garten verbunden. Nach Eintreffen des Festzuges wurden die Schulkinder mit Backwerk und Limonade bewirtet. Gesänge und Dekla- 17 mationen wechselten mit einander ab und wurden von den Feststeilnehmern mit Bei-fall aufgenommen. Die Festrede hielt der Landtagsabgeordnete Kommerzienrat B. Krawinkel. Spiele und Verlosung bereiteten den Kindern große Freude. Alle Ausga-ben für die Kinder sind durch einige Mitglieder des Kriegervereins bezahl worden. Ihnen auch an dieser Stelle herz. Dank. Das Sedanfest wurde in folgender Weise gefeiert: Morgens von 1/2 9 - 1/2 10 Uhr fand in den 3 Klassen die Schulfeier statt. Während die Knaben von 10 - 12 Uhr auf der Kapelle unter der Leitung der beiden Lehrer Turnspiele machten, führten die Mädchen einen Spaziergang aus. Herbstferien vom 23. Sept. - 20. Okt. Revision durch den Herrn Kreisschulinspektor Berns: am 16. Nov. die 3. Klasse und die 2. und 1. Klasse. Im Dezember erhielt die 3. Klasse neue Bänke und zwar 27 2sitz. und 6 1sitzige Ret-tigbänke. Am 19. März 1908, nachm. 2 Uhr, fand die schriftliche Entlassungsprüfung in der Schule zu Dieringhausen statt. Der Aufsatz lautete: „Unsere Kirchengemeinde“ und im Rechnen war zu lösen. Die mündliche Prüfung war ebenfalls in D. am 30. März. Von der hies. Schule nahmen 23 Kinder an der diesjähr. Prüfung teil, die am 10. April aus der Schule entlassen wurden. Die Osterferien waren vom 11. - 22. April. V. 22. 4. 08. Fr. Schmidt. Schuljahr 1908. Das neue Schuljahr begann am Donnerstag, den 23. April 1908. Bestand der einzel-nen Klassen: I. Kl. 70. II. Kl. 76. III. Kl. 58 = zus. 204 Schüler. Die diesjährigen Sommerferien waren vom Herrn Landrat laut Bekanntmachung vom 13. Juni 1908 für die hiesige Schule vom 7. August bis 15. Sept. (beide Tage einge-schlossen) festgesetzt worden. Am 1. Sept. verließ die Lehrerin Frl. Fuchs die hiesige 3. Stelle. Sie hat vom 1. Dez. 1905 bis jetzt an hiesiger Schule mit gewissenhafter Treue gewirkt. Seite 27: Am 16. September trat Frl. Wally Heuser, zuletzt in M. Gladbach tätig, die hiesige 3. Lehrerstelle an. Vom 21. dess. M. ab wurde Frl. Elisabeth Fischer zu Diering-hausen die Erteilung des Unterrichts in weiblichen Handarbeiten übertragen. Laut Verfügung Königl. Regierung vom 19. Oktober B 11 439 wurde für die Dauer der Krankheit des Herrn Pfarrers Mellinghoff - Dieringhausen der Herr Kreisschul- 18 inspektor Schläper - Gummersbach mit den Funktionen des Ortsschulinspektors über die hiesige Schule beauftragt. Mörchen-Feier am 18. Febr. 1909 Siehe Seite 4 - 6. § V o l l m e r h a u s e n , 22. Febr. Aus Anlaß des auf den Donnerstag voriger Woche fallenden h u n d e r t s t e n G e b u r t s t a g e s des bis zu seinem im Jahre 1874 erfolgten Tode an der hiesigen Elementarschule tätig gewesenen Leh-rers M ö r c h e n versammelte sich eine Anzahl seiner früheren Schüler in dem oberen Saale der hiesigen neuen Schule - der dafür in Aussicht genommene alte Schulsaal, die Stätte seiner Wirksamkeit, konnte wegen der großen Beteiligung nicht benutzt werden - um eine Gedenkfeier für ihren geliebten Lehrer abzuhalten. Etwa 100 seiner früheren Schülerinnen und Schüler aus nah und fern waren herbeigeeilt, um diesen Akt der Pietät, dieser nachträglichen Dankesbezeugung dem geliebten Lehrer gegenüber beizuwohnen. Greisinnen und Greise von annähernd 80 Jahren hatten die für sie gewiß beschwerliche Reise nach hier nicht gescheut, um sich in froher Jugenderinnerung nochmals so recht innig mit ihrem schon so lang entschla-fenen lieben Mörchen geistig zu verbinden. Gegen 5 Uhr eröffnete Herr W. V i e b a h n aus Liefenroth die Feier, indem er die Erschienenen be-grüßte und auf den Zweck der Zusammenkunft hinwies. Er empfand es als beson-ders angenehm, die Anwesenheit zweier Töchter, eines Enkels und zweier Neffen von Lehrer Mörchen konstatieren zu können und widmete denen einen besonderen Willkommengruß. In der zahlreichen Beteiligung an dieser Feier ein Zeichen des vorhandenen Gedenkens an den schon so lang Entschlafenen erblickend, erinnerte er an dessen hohe Geistesbegabung und vollkommene Pflichterfüllung in und außer der Schule und betonte besonders, unter Hinweis auf die erste und grundlegende Ausbildung der Jugend, die hohe Bedeutung eines Volksschullehreramtes. Der hie-sige Männergesangverein sang dann das Lied „Cäcilienfeier“. (In des Herzens heili-ger, tiefster Stille.) Hierauf trug Herr A u g . P r i n z aus Dieringhausen eine ausführliche Lebensbeschreibung von Peter Mörchen vor. Von der Erinnerung an längst verschwundene Zeiten ausgehend, dabei das Kommen und Gehen, das Wandern und Verschwinden alles Sichtbaren, aber auch das Fortbestehen des nicht Sichtbaren, Geistigen in der dankbaren Liebe in packender Weise schildernd, ließ er das ganze Leben Mörchens von der Wiege bis zum Grabe Revue passieren. Ergrei-fend war es anzuhören, in welch kümmerlichen Verhältnissen Lehrer Mörchen sich den Unterhalt seiner und seiner lieben Angehörigen hat verschaffen müssen, wie er unter Einführung des wechselseitigen Schulsystems es verstanden hat, trotz der großen Schülerzahl von 120 bis 150 allen reiche Kenntnisse beizubringen, wie er dabei reformatorisch vorgegangen ist auch in seiner Religionslehre, welche schon damals mit der heutigen Theologie übereinstimmte, wie er in der bewegten Zeit um 1848 als ein Förderer von Freiheit und Recht öffentlich gewirkt und damit gegen die Reaktion gekämpft hat, dabei hinsichtlich der zu erstrebenden Verfassung dazumal schon Ideale hegend ,welche vollständig identisch mit dem 1871 Erhaltenen waren, wie er aber auch gleich allen hervorragenden Reformatoren wegen dieser Bestre-bungen von seinen Vorgesetzten verfolgt und ihm manche bittere Stunde bereitet worden, aber schließlich von dem damaligen Schulrat Grashoff in Köln doch mit den Worten in Schutz genommen worden sei: „ich habe nur einen Lehrer Mörchen und den will ich behalten !“ - In tiefer Bewegung dankte die Versammlung dem Red-ner. Dann trug der 62 Jahre alte Herr C h r . A u g . H a h n von hier ein 19 selbst-verfaßtes Gedicht vor, das reichen Beifall erntete. Der Gesangverein sang alsdann das Lied „Jugendträume“. Herr V i e b a h n dankte zum Schluß den an der Feier Mitwirkenden herzlich und gedachte dabei auch des freundlichst erschie-nenen alten Schulveteranen und früheren Kollegen von Peter Mörchen Herrn Leh-rers B ö s i n g h a u s aus Müllenbach. Damit war die schön verlaufende Feier zu En-de, welche noch lange in angenehmer Erinnerung bei den Teilnehmern bleiben wird. Eine freiwillige Spende zur Deckung der Unkosten brachte das erkleckliche Sümm-chen von 71 Mark. Seite 28: Zeitungsausschnitt: a. V o l l m e r h a u s e n , 23. Febr. Ein s c h w e r e r U n g l ü c k s f a l l ereignete sich gestern nachmittag hier. Schulkinder spielten noch auf dem Eise des Teiches am Bahnhof Vollmerhausen-Berg. Obschon sie noch kurz vorher von älteren Leuten gewarnt worden waren, spielten sie weiter, bis die dünne E i s d e c k e p l ö t z l i c h d u r c h b r a c h und fünf Personen ins Wasser fielen. Durch das tatakräftige Eingreifen einiger Fabrikarbeiter, worunter sich beson-ders Eugen Jungjohann und Aug. Viebahn hervortaten, gelang es 4 zu retten, von denen jedoch der ca. 10-jährige Schüler Fritz W e i n g a r t e n später starb. Der 9-jährige Walter B a l s konnte erst spät als Leiche aus dem Wasser hervorgeholt werden. Durch den Tod dieser zwei blühenden jungen Kinder sind die armen Eltern und Angehörigen in große Trauer versetzt worden. Die schriftliche Entlassung war am 3. März in der Schule zu Dieringhausen. Ebenda-selbst fand auch am 27. März vormittags 9 Uhr die mündliche Prüfung unter Leitung des Herrn Kreisschulinspektor Schläper statt. An derselben beteiligten sich aus hiesiger Schule 26 Kinder, von denen 2 von der Schuldeputation vorzeitig zugelas-sen wurden. Sämtliche Prüflinge wurden am 7. April, Schluß des Schuljahres, ent-lassen. Schuljahr 1909. Mit Beginn des neuen Schuljahres am 20. April wurde die hiesige dreiklassige Schu-le in eine vierklassige mit drei Lehrkräften umgewandelt. Die Schülerzahl in den ein-zelnen Klassen war folgende: I. Kl. 45, II. Kl. 54, III. Kl 55 und IV. Kl. 54. Die Pfingstferien waren vom 29. Mai bis 5. Juni. Seite 29: Herr Lehrer Roik nahm vom 2. bis 14. Aug. an einem Ferienkursus an der Universi-tät Jena teil. Aus diesem Grunde war er in den letzten Tagen vor den Sommerferien vom 2. - 6. Aug. beurlaubt und wurden in diesen Tagen die 4 Klassen von 2 Lehr-kräften verwaltet. Die Sommerferien waren vom 7. Aug. bis 11. September. 20 Nach Mitteilung des Herrn Kreisschulinspektors vom 11. 9. 09 schied die Lehrerin Fr. Heuser vom 1. Oktober aus dem Schuldienst der Stadtgemeinde aus. Sie wurde aber bereits vom 13. September an beurlaubt.. Mit der Vertretung wurde vom 15. Sept. an der Schulamtsbewerber Werner Ochel aus Bergneustadt betraut. Am 1. Oktober erhielt die hiesige Schule die 4. Lehrkraft. Herr Lehrer Gustav Kleinjung, bis dahin Lehrer in Niedersessmar, trat ins Leh-rerkollegium ein und verwaltet die 3. Klasse. Der im Mai begonnene Neubau eines 2-klass. Schulgebäudes wurde im November vollendet, sodaß am 1. Dezember die 1. und 2. Klasse dieselbe beziehen konnte. Die Schulklassen sind seitens der Stadtgemeinde Gummersbach aufs beste einge-richtet worden. Auf dem Bodenraum des Gebäudes hat die hiesige Seite 30: Schule ein Lehrmittelzimmer erhalten, was auch sehr nötig war. Außerdem befindet sich die Wohnung des Schuldieners, bezw. der Frau Wirths, der die Reinigung der 4 Klassen übertragen wurde, dort. Die 3. und 4. Klasse wurden in dem 1891 errichte-ten Schulgebäude untergebracht. Der Schulsaal in der alten Schule steht nun leer da. Die schriftliche Entlassungsprüfung fand am 17. Februar vorm. 9 Uhr in der Schule zu Dieringhausen unter Leitung des Ortsschulinspektors Herrn Kreisschul-sinspektor Schläper statt. Die mündliche Prüfung fand ebendaselbst am 12. März statt. Es nahmen aus hiesiger Schule 27 Kinder teil, von denen 2 vorzeitig zugelas-sen wurden. Sämtliche Prüflinge wurden entlassen. Schluß des Schuljahres 23. März 1910. Schmidt. Seite 31: Das Schuljahr 1910. Das neue Schuljahr begann am 5. April Es betrug die Schülerzahl in Klasse I 49, II 45, III 54 und IV 67 = 275. Der Spielplatz wurde mit Linden bepflanzt. Das von der Regierung zu Cöln herausgegebene Schulblatt wird jetzt auch von der Stadtgemein-de für die hiesige Schule beschafft. Am 25. April erhielt Herr Lehrer Gerry Roik seine Berufung als Lehrer an eine Schule in Cöln. Nach vierjähriger Tätigkeit an hiesiger Schule verließ er am 31. Juli seinen hiesigen Wirkungskreis. Er war seinen Schülern ein tüchtiger Lehrer, seinen Kollegen ein treuer Freund und geachtet von der Schulgemeinde. Da die Neubeset-zung der vakanten Lehrerstelle erst am 1. Oktober stattfindet, so wurden die 4 Klas-sen vom 1. August bis 30. Sept. von 3 Lehrern unterrichtet. Eine Neuerung fand im Frühjahr der Stundenplan. Für die beiden ersten Klassen wurde ein Spielnachmittag festgesetzt. Gespielt wurde auf dem so herrlich gelegenen Turn- und Spielplatz des hiesigen Turnvereins auf der Kapelle. Spielleiter in diesem Sommerhalbjahr war der 21 Unterzeichnete. Nachzutragen ist noch die Einführung des Mädchenturnens in der 1. Klasse. Seite 32: Herr Lehrer Ochel wurde am 1. September zum Lehrer ernannt. Am 1. 0ktober bezw. nach Schluß der 14-täg. Herbstferien trat der neugewählte Leh-rer Herr Hugo Sibbe, bisher in Lerche bei Kamen, Kreis Hamm, tätig, die hiesige 3. Lehrerstelle an. Vollmerhausen, 17. Okt. 1910. Fr. Schmidt. Durch Ministeriell. Erlaß vom 13. Juni 1990 ist die Einführung der 3. Turnstunde auf der Mittel- und Oberstufe der Volksschule zur Pflicht gemacht worden. Dafür kommt eine der dem Deutschunterricht oder dem Schönschreiben gewidmeten Unterrichts-stunden in Fortfall. Eine Verfügung des Herrn Kreisschulinspektors vom 26. Aug. Nr. 1235 gibt nähere Bestimmungen über die Erteilung des deutschen Unterrichts. Die diesjährige Kreislehrerkonferenz fand am 7. Dezember in Gummersbach statt. Verhandelt wurde über das Thema: „Bekämpfung der Schuld- und Schmutzliteratur.“ Auch die hiesige Schule hilft in diesem Kampfe. Die Schülerbibliothek hat jetzt einen Bestand von 148 Bändchen und wird von den Schülern fleißig benutzt. Seite 33: An der diesjährigen Entlassungsprüfung beteiligten sich 37 hiesige Schüler. Eine solche Zahl hatte die hiesige Schule noch nicht zu verzeichnen gehabt. Am 6. März war die schriftliche Prüfung für die Schulen Niedersessmar, Dieringhausen, Ölchen, Lobscheid und Vollmerhausen hieselbst und die mündliche am 20. März für Ölchen, Dieringhausen und Vollmerhausen in Dieringhausen. Beide Prüfungen fanden unter der Leitung des Ortsschulinspektors Herrn Kreisschulinspektor Schläper statt. Am 12. April, dem letzten Schultage, wurde sämtlichen Prüflingen das Entlassungs-zeugnis ausgehändigt. Der Unterzeichnete legte seiner Entlassungsrede folgende Punkte zu Grunde: 1. Woher kommst Du ? Anwort: Aus einer sorgenlosen Kindheit. 2. Wohin gehst Du ? Hinaus ins Leben, hinaus zu Arbeit und Sorgen. Er schloß mit den Dichterworten: „Ziehet hin in Frieden ! Er aber ,der in Flammensäulen führt Und Wege weißt, sei’s auch auf Meeresgrunde, Des Walten wir gar tausendfach gespürt, Er sei die Seele dieser Scheidestunde ! Gott führe auch einen Weg voll Sonnenschein und kröne euer Streben mit seinem Segen !“ 22 Vollmerhausen, den 14. 4. 11. Schmidt. Seite 34: Das Schuljahr 1911. Das neue Schuljahr begann am 24. April. Neu aufgenommen wurden 30 Schüler, sodaß die Schülerzahl in den 4 Klassen 211 betrug. Für den 24. Mai war von dem Herrn Minister der Geisel. und Unterrichtsangelegen-heiten eine allgemeine schulstatistische Erhebung angeordnet. Laut derselben ergab sich für hiesige Schule folgendes Ergebnis: Klasse Knaben Mädchen Evang. K. Sonst christlich Summe 1 19 16 32 3 35 2 23 30 51 2 53 3 24 33 52 5 57 4 31 36 66 1 67 97 115 201 11 212 zus.212 zus. 212 Vom 25. bis 31. Juli war der Unterzeichnete zum Besuch des Deutschen Turntages in Dresden beurlaubt; desgl. Herr Kleinjung vom 25. vom 25. Sept. bis 4. Nov. zur Teilnahme am Zeichenkursus der Fortbildungsschule für Gewerbe und Industrie in Düsseldorf. In beiden Fällen wurden die 4 Klassen von 3 Lehrern unterrichtet. Bei der ungeheuren Hitze im vergangenen Sommer mußte der Unterricht Seite 35: an einer Reihe von Nachmittagen ausgesetzt werden. Vollmerhausen, den 6. Oktober 1911. Fr. Schmidt. Die diesjährige Kreislehrerkonferenz fand am 25. Januar in Gummersbach statt. Zur Verhandlung gelangten: „Der Gesangunterricht in der Volksschule“ und „Das Mäd-chenturnen auf der Mittelstufe“. Diese Konferenz war zugleich eine Abschiedsfeier für den am 1. Februar nach Barmen versetzten Herrn Kreisschulinspektor Schlä-per. Bei der diesjährigen Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar wurde in würdiger Weise des 200-jährigen Geburtstages König Friedrichs des Großen gedacht. Am 1. Februar übernahm Herr Kreisschulinspektor Dr. Scheer aus Barmen die Geschäfte der Kreisschulinspektion Gummersbach. Selbiger unterzog am 24. Feb-ruar die hiesige Schule einer Revision. Unter seiner Leitung fand am 7. und 20. März 23 die diesjährige Entlassungsprüfung in der Schule zu Dieringhausen statt. Entlassen wurden 29 Kinder. Von Wichtigkeit sind folgende Begebenheiten: Da die Bodenzimmer in der alten Dienstwohnung fast unbewohnbar waren, so hat Seite 36: die Stadtverordneten-Versammlung im Herbste 1911 beschlossen, aus dem alten Schulsaale noch einige Zimmer herzurichten. Dieser Beschluß wurde dann auch ausgeführt und so ist die Dienstwohnung durch 3 Zimmer vergrößert worden. Der Männergesangverein Vollmerhausen hat der hiesigen Schule 100 M überwiesen zur Beschaffung guter Bücher für die hiesige Schülerbibliothek. Am Weihnachtsabend 1911 machte Herr Kommerzienrat Krawinkel von hier der Stadtgemeinde Gummersbach eine Schenkung von 20 000 M zur Errichtung eines Jugendheims in Vollmerhausen. Die Stadtverordneten-Versammlung bewilligte dann noch 10 000 M dazu und so wird wohl im Laufe des neuen Schuljahres ein Heim mit Leseräumen und Turnhalle hier entstehen. Hoffentlich wird das Jugendheim in der Nähe der Schule seinen Stand erhalten, damit die Turnhalle bei schlechter Witterung auch von der Schule benutzt werden kann. 12. 4. 1912. Schmidt. Seite 37: Das Schuljahr 1912. Zu Beginn des Schuljahres, 15. April, waren in der I. Klasse 27, II. 54, III. 67 und in der IV. 64 Schüler, zusammen 212. Am 1. Mai wurde das Mädchenturnen in der 2. und 3. Klasse eingeführt. Die diesjährige Kreislehrerkonferenz fand am 27. Juni in Gummersbach statt. Herr Lehrer Fischer, G’bach, hielt einen Vortrag über das Thema: „Der hauswirtschaftliche Unterricht an Volksschulen“ und Herr Rektor Simon - Wiehl referierte über „Die staatsbürgerliche Erziehung in der Praxis der Volksschule.“ Am 3. September nahm Herr Kreisschulinspektor Dr. Scheer eine Revision der 4. Klasse vor und am 11. September fand eine solche aller 4 Klassen durch die Herren Regierungs- und Schulrat Rohr - Cöln und Kreisschulinspektor Dr. Scheer statt. In den Tagen vom 16. - 19. Oktober machte Herr Lehrer Ochel am Seminar zu Gummersbach die 2. Lehrerprüfung mit Erfolg. Seine endgültige Anstellung im Amte erfolgte am 1. Januar 1913. Am 12. Dezember besichtigte Herr Kreisarzt Dr. Wege die hie- Seite 38: 24 sige Schule. An der diesjährigen Entlassungsprüfung nahmen 20 Schüler teil, die zu Ostern ent-lassen wurden. Im Frühjahr 1912 wurde mit der Verlegung der Aggertalbahn oberhalb des Ortes be-gonnen. V. 31. März 1913. Schmidt. Am 9. März fand hierselbst die Erinnerungsfeier der großen Erhebung des Preußen-volkes von 1813 statt. Sämtliche Ortsvereine besuchten am Abend den Festgottes-dienst in der Kirche zu Dieringhausen. Danach wurde ein Fackelzug nach unserem auf Bergeshöhe gelegenen Turn- und Spielplatz gemacht, woselbst ein mächtiger Holzstoß in Brand gesetzt wurde. In Gesängen und einer Festrede des Herrn Kom-merzienrat Krawinkel wurden die Taten der Väter gepriesen, das jetzige Ge-schlecht begeistert und angefeuert, gleich jenen Freiheitshelden, alle Zeit unsere heiligsten Güter zu wahren. Es war eine einfache aber erhabene Feier. Die Schulfei-er fand am 10. März statt. Schmidt. Seite 39: Das Schuljahr 1913. Das neue Schuljahr begann am 31. März. Schülerzahl: I. Kl. 37, I. 50, III. 71 u. IV. 54 = 212. Das 25-jährige Regierungsjubiläum Sr. Majestät unseres Kaisers wurde am 16. Juni, morgens 9 Uhr, durch Klassenfeiern festlich begangen. Nachmittags 2 Uhr fand das 1. Schüler-Turnfest der Schulen der Stadtgemeinde Gummersbach auf dem hiesigen Turn- und Spielplatz statt. 1. Oktober: Einführung der Schulzahnpflege. Am 16. Oktober besuchte unser Kaiser das Oberbergische. Auch wir ließen es uns nicht nehmen, unseren geliebten Herrscher zu begrüßen. Aus diesem Grunde mar-schierte die hies. Schule mit den Ortsvereinen nach Niedersessmar. Dort bildeten wir mit den anderen Schulen und Vereinen der Gegend Spalier. Klopfenden Herzens erwarteten ganz besonders die Schüler die Ankunft unseres Landesvaters. Gegen 4 Uhr verkündet das Hurrarufen der Menge die Ankunft desselben. Mit großem Jubel empfangen, durchfuhr der Kaiser mit seinem Gefolge in mehreren Autos die Reihen. Glücklich, den Kaiser von Angesicht zu Angesicht zu sehen, traten wir den Heim-gang an. Die diesjährige Kreislehrerkonferenz fand Seite 40: am 27. Oktober in Gummersbach statt. 25 Am 3. Dezember wurde die hiesige Schule durch den Herrn Kreisschulinspektor Dr. Dr. Scheer revidiert. Laut Verfügung Königl. Regierung zu Cöln II A 3398 /13 (Amtl. Schulblatt vom März 1914) wird für die Volksschulen der Schluß des Schuljahres auf den 31. März und der Beginn des neuen Schuljahres auf den 1. April festgesetzt. Die diesjähr. mündliche Entlassungsprüfung für hiesige Schule fand am 31. März in der Schule zu Dieringhausen unter Vorsitz des Herrn Kreisschulinspektors Dr. Scheer statt. Geprüft wurden 19 Schüler und kamen auch sämtlich zur Entlassung. Seite 41: Das Schuljahr 1914. Das Schuljahr begann am 1. April und wurden von dem Tage zum ersten Male die Lernanfänger in die Schule aufgenommen. Am 30. Juni verließ die technische Lehrerin Frl. E. Fischer - Dieringhausen die hiesige Stelle. Ihr neuer Wirkungskreis ist an einer Volksschule in Düsseldorf. Ferner folgte Herr Lehrer Ochel am 1. Oktober einem Rufe nach Barmen. Beide haben 6 bwzw. 5 Jahre mit Segen an hiesiger Schule gewirkt. Hoffentlich werden sie das, was sie in ihrem neuen Wirkungskreise suchten, auch finden. Seit d. 1. Juli ist Frl. Barz - Mülheim a. Rh. techn. Lehrerin hieselbst. Wegen Kriegsunruhen wurden laut Verfügung Königl. Regierung zu Cöln die Schü-ler, die bis zum 31. März 1915 14 Jahre alt wurden, ohne Prüfung aus der Schule entlassen. Der Lehrer der 3. Klasse, Herr Sibbe, wurde als Landwehrmann am 1. August zur Fahne einberufen und den Wachmannschaften am Cöln-Deutzer Bahnhof zugeteilt. Da nun für die beiden Lehrer kein Ersatz an hiesige Schule kam, so wurde eine 3- klassige Schule hierselbst eingerichtet, die von den beiden Lehrern Schmidt und Seite 42: Kleinjung verwaltet wird. Am 19. November d. J. waren es 25 Jahre, daß ich eine Lehrerstelle an hiesiger Schule antrat. Trotzdem diese für mich so hochwichtige Begebenheit ganz geheim gehalten wurde, trafen doch sehr viele Glückwünsche und Blumenspenden ein. Zeitungsartikel: z Vollmerhausen, 21. Nov. Auf eine 25-jährige Tätigkeit als Lehrer an der Schu-le zu Vollmerhausen konnte Herr Hauptlehrer Fr. Schmidt am 18. d. M. zurückbli-cken. Der ernsten Zeit halber war von einer größeren Feier, welche für den Jubeltag vorgesehen war, abgesehen worden. Die hiesigen Vereine hatten es sich aber doch nicht nehmen lassen, Herrn Schmidt ihre Glückwünsche darzubringen. Was der Ju-bilar Zeit seines Wirkens hier, sowohl für die Ort wie auch für die Vereine getan hat, 26 weiß die Bürgerschaft wohl zu würdigen. Der Turnverein beschloß in seiner letzten Generalversammlung einstimmig, Herrn Hauptlehrer Schmidt für seine großen Ver-dienste, welche er sich um den Turnverein erworben habe, zum Ehrenmitglied zu ernennen und ließ ihm durch den Vorsitzenden eine Ehrenurkunde mit den besten Wünschen überreichen. Der Gesangverein, dessen Dirigent der Jubilar lange Jahre gewesen ist, ließ durch Herrn Lehrer Kleinjung die Glückwünsche überbringen, der Vorsitzende des Kriegervereins gratulierte dem früheren langjährigen Schriftführer ebenfalls und der Gemischte Chor der Firma Leopold Krawinkel, dessen Dirigent Herr Schmidt jetzt noch ist, ließ gleichfalls die Glückwünsche durch den Kassierer aussprechen. Herr Schmidt dankte in bewegten Worten für die ihm zu Teil geworde-nen Ehrungen. Er sprach zum Schluß seiner Rede die Hoffnung aus, daß noch man-ches Samenkorn, welches er den Schülern eingepflanzt habe, gute Früchte tragen möge. Was er den Vereinen getan, habe er zum Wohle des Ortes, sowie des lieben Vaterlandes getan. Am Jubeltage liefen noch eine große Anzahl Glückwünsche von Freunden und früheren Schülern ein. Der Jubilar möge noch lange Jahre sich der besten Gesundheit erfreuen, damit er seiner Familie und der Schule noch lange er-halten bleibe. Seine Liebe und Geduld haben Vertrauen und Verläßlichkeit bei den Kindern und Eltern erzeugt. Unter dem eingeklebten Zeitungsartikel befinden sich einige handschriftliche Worte, deren Zusammenhang nicht aufgeklärt werden konnte. Fr. Schmidt. Seite 43: Der Völkerkrieg 1914 - 15 u. die Kriegsarbeit in Vollmerh. Es war in den letzten Tagen des Juli S. M. S. „Hohenzollern“ und Kaiser Wilhelm an Bord kreuzte in den norwegischen Gewässern. Da, an einem der letzten Julitage wirds auf den Kaiserschiff lebendig ! Der weisse Zollernschwan wendet den Kurs plötzlich nach Süden, u. im Volldampf steuert ... der Heimat zu. Unserem ... Herr-scher war durch Funkspruch und der ...Regierung ein Telegramm übermittelt Gott zur ... Inhalts: „Krieg in Sicht ! Man Fest Lebenswerk u. Dein Erbe vernicht gegossen ..., dein herrliches Reich zerflei ... mag ... zerdrücken ! Der Schrecken Vertrei über Europa ! Eine vielköpfige Schlange will ihren Riesenleib um Dein Volk u. Deinen Thron winden u. ihre Giftzähne dem Reich ins Fleisch schlagen.“ Und da hebt der Zollernaar seine Schwingen u. eilt der ... zu, fest und ernst ent-schlossen, den Horst zu schützen u. zu schirmen gegen alle Anläufe der Feinde. Am 31. Juli traf der Kaiser in Berlin ein. Da umbrandeten ungeheure Volksmassen das Kaiser-Schloß an der Spree. Der Kaiser sprach: „Eine schwere Stunde ist heute über Seite 44: Deutschland hereingebrochen. Neider überall zwingen uns zur gerechten Verteidi-gung. Man drückt uns das Schwert in die Hand. Ich hoffe, daß wenn es nicht in letz-ter Stunde meinen Bemühungen gelingt, die Gegner zum Einsehen zu bringen u. den Frieden zu erhalten, wir das Schwert mit Gottes Hilfe so führen werden, daß wir es in Ehren wieder in die Scheide ... Eurem Opfer an Gut u. Blut w 27 Krieg vom deutschen Volke frei Gegner aber würden wir zeigen, was es heißt, Deutschland anzugreifen nun empfehle ich auch Gott. in die Kirche, kniet nieder u. bittet ihn um Hilfe für unser braves Heer. Als all seine Mühen um den Frieden vergebens war, als mobil gemacht wurde, da strömt von Sonnabend, den 1. August, das treue Volk wieder zum Schluß des Kai-sers; alle, alle kamen u. zum Himmel emporstieg der brausende Gesang von: „Ein feste Burg ist unser Gott !“. Der Kaiser erschien, begleitet von seiner Gemahlin u. hielt seine herzliche zweite Rede: „Aus tiefem Herze danke ich euch für den Ausdruck eurer Liebe, eurer Seite 45: Treue. In dem jetzt bevorstehenden Kampf kenne ich in meinem Volke keine Partei-en mehr. Es gibt unter uns nur noch Deutsche, u. welche von den Parteien auch im Laufe des Meinungskampfes sich gegen mich gewendet haben sollten, ich verzeihe ihnen allen von ganzem Herzen. ... es sich jetzt nur darum, daß alle zusammenstehen ge und dann wird dem deutschen Schwert Gott zum Siege verhelfen.“ Fest stehen diese Worte, wie erzgegossen u. in Stein gehauen. Nie mag sie der Deutsche vergessen. Vertrauen gegen Vertrauen: ein ehern Band schlingt sich um Volk u. Fürsten, um Kaiser u. Reich. Und das ganze Volk erhob sich, Löwengleich, ein einige Volk von Brüdern. Gemäß der militärischen Ordre folgten die Mannschaften dem Rufe der Fahne, be-gleitet von ihren Lieben, von Freunden und Bekannten bis zum Bahnhofe. „Auf Wie-dersehen“ hallte es hinüber zu den abfahrenden Zügen, „auf Wiedersehen !“ schallte es aus den rollenden Wagen zurück zu der abschiedsgrüßenden Menge. So fuhren die treuen Männer ab zur furchtbaren Kriegsarbeit, zum Schutze des geliebten, be-drohten Seite 46: Vaterlandes zu schirmen, Haus und Herd zu verteidigen, des deutschen Volkes hei-ligste Güter. - Und wir, die Zurückgebliebenen in der Heimat ? - Es wäre krasser Un-dank, unverzeihliche Lieblosigkeit und Gedankenleere gewesen, hätten wir uns nicht in den Dienst des Vaterlandes gestellt, nicht gestrebt, der Kriegstreue mit der Hei-mattreue zu begegnen und für die, die ihn heiliger Schlacht oder auf anderen Posten für die heilige Sache ihr Bestes einsetzen, nach Kräften zu sorgen und ihnen das harte Los nach Möglichkeit zu erleichtern durch Stärkung des Bewusstseins, dass für die ein treues Gedenken in den Herzen der heimatlichen Gemeinde fortlebt. Bald nach dem Mobilmachungsbefehl wurde ein Wachtdienst eingerichtet. Betagte, ergraute Männer und frische Jünglinge standen bereitwilligste zusammen Posten und führten Patrouillengänge aus. 28 Der hiesige Frauenverein trat mit lobenswertem Fleiße in die Arbeit der Herstellung von Unterkleidern ein und gab Anregung zu einer regen häuslichen Mitarbeit für die vaterländische Sache, für die Soldatenfürsorge, Seite 47: sodaß die Stricknadel sich emsig rührte in mancher Hand, die auf diesem Gebiete vorher weniger geschäftig war. Jedem Krieger von hier wurde vom Frauenverein ein Paket mit 1 Paar Strümpfen, Pulswärmer, 1 Leibbinde, Taschentuch und Tabak ins Feld übersandt. Außerdem hat dieser Verein viele Sendungen aller Art an Feldlaza-rette und Truppenverbände geschickt. So wurden allein über 400 Flockenkissen mit doppelten Überzügen, Bettücher, Kissenüberzüge, Handtücher u. s. w. an Feldlaza-rette und Verwundetenzüge gesandt, um den armen Verwundeten ihre Lage zu er-leichtern. Auch die anderen hiesigen Vereine, Kriegerverein, Turnverein, Feuerwehr und die beiden Gesang-Vereine widmeten sich der Liebestätigkeit und unterstützten ganz besonders den Frauenverein durch namhafte Geldbeträge in seinem Wirken. Am Sonntag vor Weihnachten veranstaltete der Frauenverein eine Weihnachtsbe-scherung der Kinder von den im Felde stehenden Kriegern im großen Saale des Homburger Hofes. Welche Arbeit sich der Verein gemacht hatte, konnte nur derjeni-ge beurteilen, der die Sachen, wie nützliche Kleidungsstücke, Backwerk u. für die Kleinen auch einige Spielsachen auf langen Tischen aufgespeichert sah. Es wurden insgesamt Seite 48: 103 Kinder beschert. Ein großer Weihnachtsbaum ließ seine Lichter durch den dichtbesetzten Saal strahlen. Zur Verschönerung der Feier trugen einige sehr schön gestellte lebende Bilder der Jugendabteilung des Turnvereins, wie „Weihnachten zu Hause“, „Weihnachten im Felde“, sowie Deklamationen der Schulkinder und ge-meinsam gesungene Weihnachtslieder bei. Herr Pfarrer Fuckel hielt die Weih-nachtsansprache. Nie wird die Jugend diese ergreifende Feier vergessen. Über die Betätigung unserer Schülerinnen und Schüler im Dienste des Vater-landes ist folgendes zu berichten. Einem Ministeriel. Erlaß zufolge wurde der lehr-planmäßige Handarbeitsunterricht unterbrochen, und die Handarbeitsstunden wur-den vom Beginn des Krieges an ausschließlich zur Anfertigung von Liebesgaben für unsere Krieger benutzt, die dazu notwendige Wolle besorgten sich die Mädchen durch Sammlung im Schulbezirk. So sammelten sie 107 Pfund und 15 Pfund Wolle im Werte von 60 M. Im November 1914 wurden 2 große Kisten mit 80 Einzelpaketen (Strümpfe, Puls- und Ohrenwärmer, Tabak, Schokolade, Äpfel etc.) als Weihnachts-gabe ins Feld gesandt. Seite 49: Die übrigen Sachen wurden dem Frauenverein zur weiteren Verwendung übergeben. Im Juni 1915 wurden 40 Einzelpakete an die im Feindesland stehenden Väter und Brüder von Schulkindern übersandt. Welche Freude wir mit den verschiedenen Sen-dungen bereitet haben, geht aus den herzlichen Dankesschreiben hervor. 29 In den beiden ersten Klassen sind Sammelbüchsen aufgestellt, deren Ertrag für un-sere tapferen Krieger verwandt wird. Bei der Sammlung von Wollsachen haben sich unsere Knaben ganz besonders beteiligt. Auch haben sie 4 Kisten an die Metallsammlung gegen Kriegsnot e. V. Berlin N. W. 7 gesandt. Diese enthielten: 45 kg Blei, 20 kg Messing, 40 kg Zinn und Zink, 6,5 kg Kupfer, 3 3/4 kg Stanniol, 6 1/2 kg Kupseln (??? was ist das ???) und 30 kg Gummi. - Ge-mäß einer Anregung der Behörden wurden die Schüler angewiesen, bei ihren Eltern u. Bekannten „Goldstücke“ gegen Papiergeld einzutauschen zum Zwecke der Über-führung des Goldes in den Kriegsschatz der Reichsbank. Leider ergab die Samm-lung nur 180 M: die Schüler der Oberrealschule hatten die Goldstücke schon vorher gesammelt. Seite 50: Über die weitere Kriegsarbeit in der hiesigen Schule Das Schuljahr 1915, das am 16. April begann, stand noch immer unter dem Zeichen des noch in unge-hinderter Heftigkeit tobenden Weltkrieges; wie das öffentliche u. häusliche Leben unseres deutschen Volkes wurde naturgemäß auch die deutsche Schule von dem gewaltigen Völkerringen in ihrer Tätigkeit aufs nachhaltigste beeinflußt. Da mit Beginn des Schuljahres 1915 die Schülerzahl nicht mehr in 3 Klassen unter-gebracht werden konnte, so mußten wieder 4 Klassen eingerichtet werden. Diese worden von 2 Lehrern verwaltet. Leider mußte die Unterrichtszeit der einzelnen Klassen sehr gekürzt werden. Und gerade in dieser Kriegszeit, so wo viele Väter und Brüder zu den Fahnen eilten, war das nicht von Nutzen für die Schüler. Wir waren uns daher bewußt, daß in der hiesigen Schule straffe Ordnung und Zucht herrschen müsse und an den Forderungen treuester Pflichterfüllung festzuhalten sei. Mit dem 17. Juli wurde die techn. Lehrerin Frl. Mandat - Barmen an der hiesigen (Schule) u. an der in Friedrichstal - Niedersessmar auftragsweise beschäftigt. An jeder der beiden Schulen unterrichtet sie 15 Std. in der Unterstufe. Am 10. Febr. 16 ließ sie die hies. Schule. Wegen Erkrankung des Herrn Kleinjung mußte vom 23. Juli bis 3. August Seite 51: eine Änderung des Stundenplanes wieder vorgenommen werden. Am 31. Aug. trat die techn. Lehrerin Frl. Barz, die 13 Monate lang auch an hiesiger Schule die technischen Fächer erteilte, aus ihrem hiesigen Wirkungskreis. Wegen eines Herzfehlers wurde sie nicht angestellt. Bei ihren Kollegen und ganz besonders auch bei ihren Schülerinnen wird sie in gutem Andenken fortleben. Am 1. Sept. 1915 übernahm Frl. Winnacker - Barmen die technischen Fächer an hiesiger Schule. 30 Am 11. Febr. 1916 übernahm der Schulamtsbewerber Fr. Dißmann - Vollmerhau-sen vertretungsweise die hies. 3. Lehrerstelle. Die Revision der hiesigen Schule fand am 15. Oktober 1915 durch Herrn Kreis-schulinspektor Dr. Scheer - Gummersbach statt. Wie im Jahre 1914, so veranstaltete der Frauenverein auch in diesem Jahre wieder-um eine Weihnachtsfeier für die Frauen und Kinder unserer Krieger. Die Gummers-bacher Zeitung berichtet darüber: Zeitungsschausschnitt: o ) Vollmerhausen, 21. Dez. Eine schöne und erhebende Weihnachtsbesche-rung veranstaltete am vergangenen Samstagabend der hiesige Frauenverein im großen Saale des „Homburger Hofes“. Der Krieger-, Männergesang- und Turnverein hatten dem Frauenverein für diese Feier Beträge aus ihren Kassen zukommen las-sen. Der Frauenverein hat es sich während des Krieges zur Aufgabe gemacht, der Soldaten im Felde, wie in den Garnisonen reichlich mit Liebesgaben zu gedenken, ferner hat er schon öfters den Lazaretten Zuwendungen gemacht. Jetzt galt es, den Kindern der eingezogenen Krieger eine kleine Freude zu bereiten. Einfach war die Aufgabe nicht, waren doch 190 Kinder zu bescheren. Wie lange Wochen vorher ha-ben die Frauen emsig gearbeitet, bei den Kindern außer Spielzeug und Näschereien, auch nützliche Gegenstände (Bekleidungsstücke) geschenkt werden sollen. Die Lö-sung der Aufgabe ist dem Frauenverein voll gelungen. Der große Saal war für die Feier eigens schön hergerichtet. In einer Ecke brannte ein großer Weihnachtsbaum. Es wechselten gemeinsame Gesänge und Vorträge von Volksschülern ab. Herr Hauptlehrer Schmidt hielt eine Ansprache über „Kriegsweihnachten, ein Fest des Gedenkens und der Liebe.“ Er führte aus: Kriegsweihnachten solle ein Fest des Ge-denkens sein, an die gefallenen Helden, des Dankes für die Braven, die ein hartes Leben in den Schützengräben fristen, auf Feldwache von Gefahren umlauert sind oder hart mit dem Feinde ringen. Weihachtsgaben sind in großer Zahl hinausgewan-dert zu unseren Kriegern, damit auch sie ihr Weihnachten feiern können. Dann aber auch alle, die daheim im Vaterlande weilen, sollen unsere Dankbarkeit erfahren. in den Lazaretten wird den Verwundeten der Christbaum geschmückt. Den zurückge-lassenen Frauen und Kindern unserer Helden hat man hier die Weihnachts-tanne angezündet. Stärker und leuchtender als sonst ist jetzt der Funke der Liebe entzün-det. Da ist der Krieg, der furchtbare, zum Segen geworden. Draußen spricht jetzt wohl die Gewalt und das Schwert, aber im Innern sind Friedensgedanken. Die wer-den sich ausbreiten und so den Weltfrieden gebären. - Der wärmste Beifall wurde dem Redner für die inhaltsreichen Worte zuteil. Die nun gestellten lebenden Bilder: „Weihnachten zu Hause“, „Weihnachten im Lazarett“ und „Weihnachten im Feld“ riefen einen tiefen Eindruck bei den Angehörigen der Kinder hervor. Für die Kinder kam nun das Hauptereignis, die Bescherung, nachdem sich Knecht Ruprecht vorher noch in originellem Gewande vorgestellt hatte. Die Bescherung rief herzliche Freude hervor. Die Kinder vergaßen darüber, daß sie auch in diesem Jahre Weihnachten wieder ohne ihren Vater feiern müssen. Der Vorsitzende des Kriegervereins, Herr Wilh. Dißmann, nahm zum Schluß das Wort und dankte allen, welche sich um die Bescherung verdient gemacht hatten. Auch unser Wunsch ist es, daß der Frauen-verein unter der bewährten und unermüdlichen Leitung der Vorsitzenden Frau Hauptlehrer Schmidt im Interesse unserer tapferen Soldaten und der Allgemeinheit so weiter arbeiten möge. 31 Seite 52: Zeitungsartikel: c) Vollmerhausen, 8. März Am vergangenen Sonntag fand im „Homburger Hof“ herselbst der diesjährige Gauturntag des A g g e r t a l e r T u r n g a u e s statt. An die Sitzung fand eine Jubelfeier für den Gauvertreter, Herrn Hauptlehrer S c h m i d t , Vollmerhausen, statt, welcher in selbstloser Treue 25 Jahre den Agger-taler Turngau geleitet hat. Recht zahlreich hatten sich die auswärtigen Turner hierzu eingefunden. Nachdem der Beifall für einen von Lehrer F i s c h e r , Gummers-bach, auf den Jubilar gedichteten Prolog verrauscht war, begrüßte Gauvertreter W i r t h den Jubilar und die Gäste, indem er auf den Anlaß und die Bedeutung der Feier Hinwies. Er überreichte dem Jubilar mit kurzen, kernigen Worten eine Ehrenur-kunde des Gaues. Eine schöne Gabe überbrachte sodann Bürgermeister Dr. F o l l e r im Namen der Stadtvertretung in Gestalt einer goldenen Uhr, die er dem Jubilar mit anerkennenden Worten für seine bisherige Wirksamkeit überreichte. In kraftvollen Worten wies Bürgermeister Dr. Foller darauf hin, wie sich die Turnver-eine während der vergangenen Jahrzehnte nicht nur immer weitere Anerkennung im Volke, sondern auch bei den Behörden erobert hätten, und daß dieses auch in unse-ren Bergen der Fall, das sei nicht zum wenigsten das Verdienst des rührigen Vertre-ters des Gaues, der es verstanden habe, aus kleinen Anfängen heraus den Aggerta-ler Turngau zu seiner jetzigen Stellung zu erheben. Den besten Beweis für die Not-wendigkeit ihrer Bestrebungen erbrächten die Turner jetzt in dem noch immer anhal-tenden gewaltigen Völkerringen, und es unterliege keinem Zweifel, daß für die Zu-kunft in dieser Weise ganz besondere Anstrengungen gemacht werden müßten, um das deutsche Volk wehrhaft und stark zu erhalten. Im Namen des Gauturnrats fügte Lehrer K i r s c h der vorher überreichten goldenen Uhr eine goldene Kette, ge-stiftet von den Mitgliedern des Gauturnrats, bei und verbreitete sich sodann in war-men Freundesworten über die vielseitige Arbeit, die der Jubilar in dieser langen Zeit im Dienste der Turnerei geleistet habe. Der Kreis VIII der Deutschen Turnerschaft hatte seinen Vertreter G r ü b e r - Barmen, zu der Feier entsandt, der in warmen Worten seinem Freund und Gesinnungsgenossen die Ehrenurkunde der Deutschen Turnerschaft überbringen konnte. Lehrer C h r i s k e , Gummersbach, begrüßte den Jubilar namens seiner Kollegen und dankte ihm auch in herzlichen Worten für die Arbeit, die er im Kreise seiner Berufsgenossen und in deren Interesse geleistet habe. Daß Hauptlehrer Schmidt es verstanden habe, einer großen Anzahl seiner Amtsbrüder einen maßgebenden Einfluß in den Turnvereinen zu verschaffen, sei ganz besonders hervorzuheben, da denselben auf diese Weise eine Verbindung zur schulentlassenen Jugend in weit größerem Maße ermöglicht werde, als es sonst der Fall sein würde. - Nicht weniger anerkennende Worte fand Kreisschulinspektor Dr. S c h e e r , der besonders darauf hinwies, in wie immer zunehmendem Maße eine kräftige Einwirkung nicht nur auf die Jugend der Schule sondern vor allen Dingen auch nach der Schulentlassung angebracht sei. Auf die diesbezüglichen bahnbre-chenden Erlasse der Regierung hinweisend, zeigte Dr. Scheer in wenigen Bildern die Gefahren, die der heutigen Jugend in weit größerem Maße drohen, als es früher der Fall gewesen sei, und wie wichtig es im Interesse unseres ganzen deutschen Volkes sei, daß dem entgegengearbeitet würde. - Auch der Turnverein Vollmerhausen ließ durch seinen Vorsitzenden dem Jubilar, den er schon auf seinem 25-jähri-gen Leh-rerjubiläum zu seinem Ehrenmitgliede ernannt hat, für seine stete Unterstützung und Teilnahme seinen herzlichsten Dank aussprechen. Er überreichte ein Album, in wel-chem die Glückwünsche der im Felde stehenden Mitglieder zur bleibenden Erinne- 32 rung aufbewahrt werden sollen. Alle Redner vereinigten sich in dem Wunsche, daß es dem verdienstvollen Turnfreund noch lange vergönnt sein möge, in der bisherigen Rüstigkeit und Tatkraft weiter zu wirken. Durch Freiübungen, Stabübungen und Py-ramiden der Jugendabteilung und der Schülerabteilung des Turnvereins Vollmerhau-sen sowie durch einige kräftige Lieder, die junge Turner des Vereins unter Leitung des Herrn Lehrer K l e i n j u n g darboten, wurden die Zwischenpausen aufs an-genehmste ausgefüllt. Ferner kam noch eine Reihe schriftlicher Glückwünsche zur Verlesung. Zum Schlusse dieser Feier brachte dann der so gefeierte Jubilar allen Anwesenden seinen herzlichsten Dank zum Ausdruck. Es dünke ihn, als wenn des Lobes heute doch zu viel geschehen sei, da er nur das getan habe, was er für not-wendig erkannt habe. Er glaube, seinen Dank am besten dadurch abtragen zu kön-nen, daß er gelobe, auch fernerhin mit allen Kräften auf dem betretenen Wege wei-ter zu arbeiten, denn gerade jetzt sei dies am allernotwendigsten, damit, wenn unse-re Krieger einmal heimkehrten, sie nicht die Turnböden verwaist fänden, sondern in dasselbe kraftvolle Leben hineinkämen, aus dem sie s. Zt der Ruf des Kaisers he-rausgerissen habe. Dazu erbitte er auch weiterhin die Mitarbeit aller deutsch gesinn-ten Männer. Nach einem gemütlichen Beisammensein schloß die Feier, die in echt turnerischem Sinne einfach und bieder, aber zu Herzen gehend, noch lange nach-wirken möge bei allen Anwesenden zum Segen der schönen Turnsache und es lie-ben deutschen Vaterlandes. Bei der 3. Kriegsanleihe im Sept. 1915 zeichneten die hiesigen Schulkinder 800 M, dagegen wurde bei der 4. Kriegsanleihe durch Werbearbeit der hiesigen Schule im März 1916 die Summe von 28 900 M gezeichnet. Schulschluß war am 31. März. Es wurden 17 Schüler entlassen, davon 2 vorzeitig. Seite 53: Das Schuljahr 1916. Zu Beginn desselben wurden 33 Schüler neu aufgenommen. Leider war der Unterricht im Sommerhalbjahr durch die Krankheit der Lehrer kein regelmäßiger und hatte durch die vielen Vertretungen auch darunter sehr gelitten. Herr Dißmann, der Ende März an Influenza und Rippenfellentzündung erkrankt war, nahm am 20. Juni die Arbeit wieder auf. Mit diesem Tage nahm Herr Kleinjung we-gen seines Lungenleides Aufenthalt im Sanatorium Sonnenfels im Südharz. Am 1. Nov. konnte Herr Kleinjung seine Stelle wieder übernehmen. Vom 4. Mai bis 29. Juli war Herr Lehrer Weil - Rospe vertretungsweise hier mit 15 Wochenstunden beschäftigt. Wie in den Vorjahren so hatte die hiesige Schule auch jetzt wieder an den verschie-denen Kriegssammlungen teilgenommen. So wurden u. a. 2 große Kisten Zwetsch-gensteine an den vaterländischen Frauenverein in Gummersbach gesandt. Auch an der Werbearbeit zur 5. Kriegsanleihe im Okt. 1916 hatten sich Lehrer und Schüler rege beteiligt. Gezeichnet wurden durch die hiesige Schule 27 800 M. So hatten also auch unsere Schüler wieder dem Vaterlande neue Mittel zugeführt, um den Daseinskrieg gegen immer neue Feinde weiterführen zu können. 33 Am 6. Dezember fiel Bukarest, die Hauptstadt Rumäniens, in deutsche Hände. Infol-gedessen wurden am 8. Dez. in den einzelnen Klassen kurze Schulfeiern abgehal-ten: der übrige Tag war schulfrei. Der Winter 1916-17 war ein strenger, wie wir ihn lange nicht Seite 54: erlebt hatten. Infolge Kohlenmangels wurden die Schulen auf Befehl des stellvertr. General-Kommandos in Coblenz zweimal auf 8 Tage geschlossen. Das Schuljahr endete am 31. März. Entlassen wurden 29 Schüler, davon 3 vorzeitig. Schuljahr 1917/18. Dasselbe begann am 1. April und stand noch immer unter dem Zeichen des schreck-lichen Weltkrieges. Aufgenommen wurden 24 Schüler. Der Bestand der einzelnen Klassen war folgender: I. Kl. 44, II. Kl ... , III. Kl 44 u. IV. Kl. ... Schüler, zusammen ... Schüler. Am 1. Juli verließ der Schulamtsbewerber Fritz Dissmann von hier die hiesige Stelle und übernahm an der Neudieringhausener ev. Schule vertretungsweise eine Lehrerstelle. Die Lehrerin Frl. Lehn aus Coblenz, die bis dahin an der vorgenann-ten Schule beschäftigt war, wurde dagegen am 1. Juli an der hiesigen Schule ange-stellt. Am 11. Juli fand ihre Vereidigung statt. Herr Kreisschulinspektor Dr. Scheer - Gummersbach besuchte am 3. August die 3. u. 4. Klasse. Mit dem 1. Oktober wurde derselbe mit der Kreisschulinspektion Saarbrücken 2 betraut. An seine Stelle trat Herr Kreisschulinspektor v. d. Thüsen, bisher Prorektor am Kgl. Seminar in Ottweiler. Am 22. Oktober war Revision der 4. Klasse durch die Herren Reg.-Schulrat Rohr - Cöln und Kreisschulsinspektor. Infolge dieser Revision erhielt Frl. Lehn am 1. Ja-nuar 1918 ihre feste Anstellung. Auch nahmen Seite 55: die Herren am Unterricht des Hauptlehrers in der 1. Klasse teil. Am ... ... ... besuchte Herr Reg.-Schulrat Rohr den Unterricht von Frl. Winnacker in der 2. Klasse. Auf Grund dieser Prüfung fand ihre feste Anstellung zum 1. April 1918 statt. Leider er-krankte Herr Kleinjung in den Weihnachtsferien wiederum an Rippenfellentzün-dung, sodaß er den Unterricht in dem Schuljahre nicht wieder aufnehmen konnte. Leider hatte der Unterricht im letzten Vierteljahr durch das Fehlen zweier Lehrer sehr zu leiden. Herr Sibbe steht seit dem 1. Mobilmachungstage noch immer unter den Fahnen. Die Sammeltätigkeit der hiesigen Schüler war auch in diesem Jahre eine rege. So wurden durch ihre Vermittelung bei der 6. Kriegsanleihe im Oktober 1917 - 36 180 M und bei der 7. Kriegsanleihe im Oktober dess. J. 24 330 M gezeichnet. Der 3. Nov. war wegen Mitarbeit der Schuljugend an der 7. Kriegsanleihe schulfrei. 34 Zum Gummersbacher Kriegswehrzeichen stifteten am 24. Okt. die 4 Klassen 200 M und die hiesigen Vereine 250 M. Am 31. Oktober 1917 war die Vierhundertjahrfeier der Reformation. Sie wurde auch in unserer evang. Kirchengemeinde Dieringhausen-Vollmerhausen festlich begangen und trug den Charakter einer echten Volksfeier. Sie wurde eingeleitet am Morgen des Jubeltages durch einen Festgottesdienst mit Abendmahlsfeier, an der auch die Gemeindevertretung geschlossen teilnahm. Gesänge eines neu- Seite 56: gebildeten Frauenchors verschönten die Feier. In sinnvoller Weise überreichte wäh-rend des liturgischen Teiles der Kirchmeister, Herr Direktor Meier, der Gemeinde eine von ihm gestiftete Lutherbibel, die dann durch die Predigt des Herrn Pastors Furkel über Habakuk 2, 20, und Galater 5, 1, eingeweiht wurde. Am Nachmittage des 31. Okt. wanderten die evang. Schulen der Gemeinde unter Führung ihrer Leh-rer zum Gotteshause, um gemeinsam mit der Predigt ihrerseits in Gebet und Liedern der großen Tat des Wittenberger Mönches zu gedenken u. ihm als den Vater u. Leh-rer der protestantischen Jugend ihre Huldigung darzubringen. Nach Beendigung des Jugendgottesdienstes wurden an die Kinder kleine Festbüchlein ausgeteilt und dann fand durch Vertreter der einzelnen Schulen die Nagelung eines Gedenkschildes zum Besten des Jugenddankes für Kriegsbeschädigte statt. Hies. Schule: 28 M. Unter dem Gesang patriotischer Lieder wurde endlich auf dem Platze vor der Kirche eine Lutherbuche gepflanzt. Der folgende Sonntag sah die Gemeindeglieder im Saa-le des Hotels Theis versammelt. Hier wurde das Lutherfestspiel von Hans Herrig aufgeführt. Die ganze Jubelfeier der Reformation hat in hiesiger Gemeinde einen bleibenden Eindruck hervorgerufen. - Seite 57: Wegen Friedensschuß mit Großrußland war der 4. März schulfrei. Laut Verfügung Königl. Regierung zu Cöln vom 26. Januar 1918 erfolgte die Schul-entlassung am 1. März. Entlassen wurden 28 Schüler, später noch 2 Schüler vorzei-tig. Schuljahr 1918/19. Das Schuljahr begann am 1. April. Neu aufgenommen wurden 17 Schüler. Die Stär-ke der einzelnen Klassen war: I. Kl. 43, II. Kl. 31, III. Kl. 52, u. IV. Kl. 44, zusammen 170 Schüler. Die auf die Tage vom 16. 5. - 30. 5. festgesetzten Pfingstferien wurden gekürzt u. dauerten vom 18. - 22. 5. Die Sommerferein dauerten vom 5. 8. - 1. 9. und die Herbstferien vom 30. 9. - 20. 10. 35 Die Laubsammlung der Schüler der I. + teilweise der II. Klasse in den Monaten Juni bis Sept. an 16. Tagen ergab 7 971 Pfund Frischlaub und 512 Pfund Laubheu. Die Ereignisse der Westfront wirkten seit August immer entmutigender auf die Bevölke-rung ein. Vom 30. 10. - 6. 11. waren Grippeferien. In den Klassen fehlten ca. 50 % der Schüler. Herr Lehrer Kleinjung nahm nach den Herbstferien den Unterricht wie-der auf. Mit dem 8. November begann die Revolution. In Cöln wurde ein Soldatenrat gebildet. Die Truppenverbände in der Etappe lösten sich auf. Die Soldaten fuhren in die Heimat. In Cöln und Seite 58: auf anderen Bahnhöfen wurden die ankommenden Soldaten entwaffnet. Es war schmachvoll wie unser unbesiegbares Heer so plötzlich dem Zerfall entgegenging. Am 11. 11. wurde in Gummersbach der Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Am Tage vorher trat unter dem Druck der Verhältnisse unser Kaiser von der Regierung zurück. Er fand mit dem Kronprinzen Unterkunft in Holland. Allenthalben rüstete man sich nun, die heimkehrenden Truppen zu empfangen. Häuser u. Straßen wurden mit Grün geschmückt und Ehrenpforten errichtet. Am 21. Nov. begann der Durchmarsch der Etappentruppen, die hier mit gemischten Gefüh-len Aufnahme fanden. Am 2. Dez. begann der Durchmarsch der Fronttruppen, die durch ihr patriotisches Verhalten überall freudig aufgenommen wurden. Die Schulsä-le der II., III. u. IV. Klasse waren wochenlang mit Truppen belegt. Von Tag zu Tag kamen mehr Truppen. Von morgens früh bis abends spät folgten fast ohne Unter-brechung Fußtruppen, Wagenzüge, Automobilkolonnen, Artillerie, Kavallerie, Train u. s. w. aufeinander. Die Straßen waren mit dickem Schlamm und Staub gedeckt, die Seitenwege tief ausgefahren. An verschiedenen Tagen marschierten auch österrei-chische Truppenverbände durch. Viele Regimenter zogen mit klingendem Spiel durch den Ort. Die von der Bürgerschaft gebildeten Kommissionen u. Ausschüsse hatten viel Arbeit Seite 59: zu bewältigen. An den Straßen wurden den Soldaten Zigaretten, Zigarren, Kaffee, Limonade u. s. w. gereicht. Am 10. Dez. war der Durchmarsch beendet. In der Nacht vom 10. auf den 11. Dez. kamen lange Züge von Lastautos hier durch, ebenso Krankenautomobile, die aus den Cölner Lazaretten alle Verwundeten fortschafften. Die Engländer besetzten das zum Brückenkopf Cöln gehörende Gebiet bis Engels-kirchen- Hardt. Die neutrale Zone reicht von dort bis nach Niederseßmar. Während des Durchmarsches der Truppen fiel der Unterricht aus. Der Winter war recht mild, fast ohne Schnee. Mit Beginn des Jahres 1919 trat Herr Sibbe seine Stelle wieder an. Am 1. März wurden 23 der Kinder aus der Schule entlassen. Die Osterferien dauerten vom 3. bis 23. April. Seite 60: 36 Schuljahr 1919/20. Seite 60 bis 61: Ehrentafel der im Weltkrieg 1914 - 19 gefallenen Helden aus dem Schulbezirk Vollmerhausen Nr. Name: Wohnort Todestag Ort 1914. 1 Emil Zapp Vollmerhausen gefallen 8. Sept Vitry 2 Robert Hahne Vollmerhausen vermißt 19. Sept. Soissons 3 Gustav Thomas Vollmerhausen gefallen 27. Okt. Roxlincourt 4 Ernst Hohleich Vollmerhausen gest. 19. Dez. Lazarett Rethel 1915. 5 Karl Brabender Vollmerhausen gefallen 25. Febr. Champagne 6 Hermann Steiniger Vollmerhausen gefallen 5. März Kavally 7 Karl Kritzler Liefenroth gefallen 7. März ) Hartmannsweiler 8 Walter Schenk Vollmerhausen vermißt 7. März ) Kopf 9 Karl Matschula Vollmerhausen gefallen 5. April ) 10 Eugen Brügger Vollmerhausen gefallen 9. Juni Uspielki 11 Otto Feld Vollmerhausen gefallen 16. Juni Lorettohöhe 12 Ernst Engels Vollmerhausen gefallen 16. Juli Podsyje 13 Karl Schumacher Vollmerhausen gefallen 12. Aug. Kowarsk 14 Eugen Klein Liefenroth gefallen 13. Nov. Ypern 1916. 15 Karl Lukat Vollmerhausen gefallen 20. April 16 Fritz Keller Vollmerhausen gefallen 8. Aug. Soissons 17 Gustav Köster Vollmerhausen gefallen 27. Sept. Lipnica 1917. 18 Richard Rogowski Vollmerhausen gefallen 20. Febr. Ripont 19 Fritz Hohleich Vollmerhausen gefallen 14. April Reims 20 Emil Schneider Vollmerhausen vermißt 7. Mai Champagne 21 Wilhelm Gelhausen Vollmerhausen gefallen 8. Mai 22 Hermann Mauelshagen Vollmerh. gestorben 27. Juli Lazar. Gummersbach 23 Wilhelm Dannenberg Höfen gestorben 4. Aug. Lazarett Rethel 24 Martin Stracke Vollmerhausen gefallen 20. Aug. Luneville 25 Karl Feld Vollmerhausen gefallen 12. Okt. 26 Karl Heidt Vollmerhausen gefallen 3. Nov. Kläkens in Flandern 27 Paul Dick Vollmerhausen gestorben 15. Dez. Lazarett Maubeuge 1918. 28 Wilhelm Leber Liefenroth gefallen 23. März Cambrai 37 29 Heinrich Schmidt Vollmerhausen gefallen 23. März Bapaume 30 Heinrich Matschula Vollmerhausen gefallen 24. März Bapaume 31 Joseph Schmidt Vollmerhausen gefallen 28. März Monzky 32 Heinrich Krömer Vollmerhausen gefallen 19. Mai Moreul-Amiens 33 Adolf Hohleich Vollmerhausen gestorben 16. Juni Lazarett Douai 34 Wilhelm Orfgen Vollmerhausen gestorben 27. Juli Lazarett Frankfurt-M 35 Wilhelm Schmidt Vollmerhausen gestorben 1. Okt. Lazarett Trier Seite 62 Schuljahr 1919/20. Am 24. April begann das neue Schuljahr. Neu aufgenommen wurden 23 Schüler. Die Stärke der einzelnen Klassen war: I. 37, II. 33, III. 53 und IV. 47 = 170 Schüler. Bis 1. Mai war Frl. Lehn an Grippe erkrankt und der Schreiber des Berichts vom 21. 5. bis 1. 6. Die beiden Klassen wurden von den anderen Lehrkräften während der Zeit mit-verwaltet. Herr Kleinjung, der seit Februar wieder an seinem Lungenleiden erkrankt war, konnte erst am 10. Sept. seine Klasse wieder übernehmen. Während vom Feb-ruar - 26. Mai seine Klasse von den anderen Lehrern übernommen wurde, trat am 27. Mai Frl. Kreuzer aus Siemerkusen bei Marienheide die Vertretung der II. Klasse die Vertretung der II. Klasse an. Sie hat dann bis zum Beginn der Sommerferien am 3. August mit großem Fleiß und Geschick hier gewirkt. Am 28. Juli revidierten die Herren Schulrat Rohr - Cöln und Schulinspektor v. d. Thüsen die 2. Klasse zwecks Befähigung zur endgültigen Anstellung von Frl. Kreuzer an einer Schulstelle. Mit der Vertretung von Frl. Lehn, die vom 6. - 11. Sept. beurlaubt war, war wiederum Frl. Kreuzer betraut. Herr Sibbe war im letzten Drittel des Monats September an einem Magenleiden erkrankt. Die Ferien des Jahres waren: Pfingstferien vom 8. - 15. Juni, Sommerferien vom 4. - 25. August, Herbstferien vom Seite 63: 6. - 20. Oktober. Letztere wurden wegen Kohlenmangels bis zum 2. November ver-längert. Die Weihnachtsferien dauerten vom 19. Dez. bis 7. Januar, mußten aber aus obigem Grunde bis Ende Januar verlängert werden.- Wie fast überall im deutschen Vaterlande war es auch hier im Aggertal unter der Ar-beiterschaft zur Unruhe und Arbeitseinstellung gekommen. Am 17. November de-monstrierten die Arbeiter in der Stadtgemeinde Gummersbach, eine Anzahl der Streikenden drang in die Fabriken und forderte die Arbeiter, welche gewillt waren, zu arbeiten, auf, sich ihrem Demonstrationszuge nach Gummersbach anzuschließen. „Und gehst Du nicht willig, so brauch ich Gewalt“, so auch hier. Ja, gewisse Hetzer und Heißsporne gingen tätlich gegen Herrn Kommerzienrat Krawinkel, der sein Hausrecht in Anspruch nahm, vor und mißhandelten ihn sehr. Infolge dieses Gewalt-aktes und des Verhaltens der sozialdemokratischen Partei an diesem „schwarzen Tage“ wurde der Belagerungszustand über den Kreis Gummersbach verhängt. Reichstruppen wurden nach Gummersbach und Dieringhausen gelegt. Letztere Ab-teilung benutzt den hiesigen Turn- u. Spielplatz häufig als Exerzierplatz. Nach Erlaß des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Herrn Hae-nisch 38 Seite 64: Zeitungsausschnitt vom 11. 1. 1920 (vermutlich aus der „Gummersbacher Zeitung“: Der Termin für die Wahlen zu den Eltern-Beiräten für die Schulen der Kreisschulbezirke Gum-mersbach I und II wird auf den 7. März, nachmittags festgesetzt. Wahlberechtigt sind auch die Eltern derjenigen Kinder, die Ostern neu in die Schule aufgenommen werden. Kreisschulinspektion v. d. Thüsen vom 5. Nov. 1919 über Bildung von Elternbeiräten an den Volksschulen wurden vor der Wahl desselben vom Berichterstatter zwei Elternversammlungen einberufen, in denen die Satzungen des Elternbeirates u. s. w. bekannt gegeben wurden. Siehe Schulblatt Nr. 2 vom d. J. Seite 21 etc. Auf je 50 Kinder einer Schule entfällt ein Bei-ratsmitglied; die Mindestzahl der Mitglieder beträgt fünf. In der 2. Elternversammlung wurde eine gemeinsame Wahlliste aufgestellt. Am Sonntag, dem 7. März, fand die Wahl statt und die 5 ersten des folgenden Wahlvorschlages bildeten den Elternbeirat der hiesigen Schule: 1. Kurt Morkepütz, Vollmerhausen 2. Gustav Weller, Vollmerhausen 3. Lehrer Kleinjung, Vollmerhausen 4. Frau Dr. Bachmann, Vollmerhausen 5. Ernst Fischer, Vollmerhausen 6. Willi Schenk, Vollmerhausen 7. Frau Karl Vetter , Vollmerhausen 8. Emil Wollenweber, Vollmerhausen 9. Hermann Rogowski, Vollmerhausen 10. Robert Worbs, Liefenroth Am Schluß des Schuljahres wurden 31 Schüler aus der Schule entlassen. Schmidt. Seite 65: Das Schuljahr 1920/21. Dasselbe nahm am 20. April seinen Anfang. Die Klassenstärke betrug: 1. Kl. 29, 2. Kl. 34, 3. Kl. 36 und 4. Kl. 51 = 150 Schüler. Der Schulbesuch war im ganzen Jahr ein ziemlich guter. Frl. Lehn war vom 1. - 12. Juni beurlaubt und Herr Sibbe er-krankte in den Pfingstferien an Rückenmuskelentzündung und -zerrung und konnte erst am 15. Juni den Unterricht wieder aufnehmen. Am 27. Juli beteiligte sich die Schule am Reichsjugendturnen in Gummersbach. Dabei erhielten Preise: (a) Mannschaftskämpfe: 39 Mädchen der 1. Kl. im Dreiballaufen den 1. Preis Mädchen der 1. Klasse im Eilbotenlaufen den 4. Preis Knaben der 2. Klasse im Eilbotenlaufen den 5. Preis Knaben der 1. Klasse im Eilbotenlaufen den 8. Preis (b) Dreikampf der Knaben: 4. Preis Herbert Worbs mit 63 Punkten 9. Preis Hans Rogowski mit 58 Punkten 10. Preis Paul Hahne mit 57 Punkten 12. Preis Artur Erlinghäuser mit 55 Punkten 13. Preis Karl Viebahn mit 54 Punkten 16. Preis Walter Schumacher mit 49 Punkten 17. Preis Otto Weber mit 48 Punkten 18. Preis Paul Heidt mit 47 Punkten 19. Preis Emil Wollenweber mit 46 Punkten 27. Preis Willi Thomas mit 40 Punkten Seite 66: 1921. Am 30. Juli fand die kreisärztliche Untersuchung der Kinder des 1. und 3. Schuljah-res statt. Der Bisherige Kreisschulrat v. d. Thüsen übernahm im Februar 1921 die Direktorstelle am Lyceum in Gummersbach. Zum 1. März wurde Herr Dr. Sturm - Köln zum Kreisschulrat des hiesigen Schulaufsichtsbezirks ernannt. Das Schuljahr nahm am 23. März sein Ende. Entlassen wurden 16 Schüler. Schuljahr 1921/22. Zu Beginn des Schuljahres, das am 13. April seinen Anfang nahm, zählten die ein-zelnen Klassen folgenden Bestand: a. Klasse: 25; 2. Klasse: 40; 3. Klasse 41; und 4. Klasse 43 Schüler = 149. Am 10. Juni 1921 fand eine Besichtigung bzw. Revision der hiesigen Schule durch Herrn Kreisschulrat Dr. Sturm statt. Wie im Vorjahre so beteiligten sich auch in diesem Jahre die beiden ersten Klassen am 19. Juni 1921 an dem Reichsjugendturnen der Stadtgemeinde Gummersbach in Friedrichstal. Eine Reihe von Knaben und Mädchen errangen Preise im Dreikampf und bei den Mannschaftskämpfen. Im Januar 1922 wurde infolge einer Grippeepidemie vom 12. - 22. die Schule auf Anordnung des Seite 67: 1922. 40 Herrn Kreismedizinalrats die Schule geschlossen. Die schulärztliche Untersuchung der zu Ostern zur Entlassung kommenden Kinder fand am 17. März statt. Am 22. März fand eine 2. Besichtigung der Schule durch den Herrn Kreisschulrat statt. Am Schluß des Schuljahres wurden 21. Schüler entlassen. Im Sommer 1921 legte die Firma Leopold Krawinkel zwei neue Turbinen bei ihrer Fabrik an. Gewaltige Umbauten wurden dabei vorgenommen. Das Flußbett der Ag-ger wurde bedeutend vertieft und erweitert und mit Ufermauern aus Bruchsteinen versehen, sodaß die ganze Agger ein freundlicheres Aussehen erhielt. Die aus dem Flußbett wegzuschaffende Erde wurde zur Planierung des auf der linken Uferseite am Fuße der Hordt liegenden Kreisturn- und Spielplatzes und zur Anlegung von Ter-rassen am Bergabhange verwandt. Im Sommer 1922 wurde der über 200 m lange Platz fertiggestellt und mit einem Maschendrahtzaun umgeben. An der Ostseite des Platzes wurde ein schönes Häuschen zum Aufbewahren von Gerätschaften mit A-bortanlage erbaut. Über die Agger wurde eine Betonfahrbrücke und daran anschlie-ßend ein neuer breiter Weg nach dem Kreisspielplatz gebaut. Am 19. September erhielt dann der Platz bei Gelegenheit des Kreisjugendturn- und spielfestes seine Weihe. Über 600 Jugendliche beteiligten sich am Morgen an den Wettkämpfen. Ein kalter Westwind beeinträchtigte das Turnen und als am Nachmittage Seite 68: 1922. die Mannschaftskämpfe eben begonnen hatten, setzte der Regen ein, der ununter-brochen anhielt und ein weiteres Verweilen auf dem Platze ausschloß. Die Sieger-verkündigung wurde in den Schulsälen vorgenommen. Das neue Schuljahr 1922 begann am 25. April. Am 1. Mai zählten die einzelnen Klassen: 1. Kl. 27, 2. Kl. 29, 3. Kl. 46, 4. Kl. 33 = 135 Schüler. Am 2. Juni erhielten 9 bedürftige Schulkinder von den Quäkern gespendetes Unter-zeug: Hemd, Hose und 2 Paar Strümpfe. Am 19. Juni machten die oberen Klassen einen Ausflug nach Gummersbach zur Vorführung des Lehrfilmwerkes: „Die Alpen II. Teil“ von Professor Dr. Lampe, Berlin. Einschub von Seite 69: Am 13. Juni 1922 wurde in einer Elternversammlung, die leider sehr schwach be-sucht war, folgender Wahlvorschlag für den Elternbeirat der hiesigen Schule aufge-stellt: 1. Karl Morkepütz 2. Gustav Weller 3. Frau Dr. Bachmann 4. Ernst Fischer 5. Willi Schenk 41 6. Frau Rob. Nöckel 7. Emil Wollenweber 8. Hermann Rogowski 9. Robert Worbs 10. Hermann Pack Da kein anderer Wahlvorschlag eingereicht war, sind die 5 ersten Personen gewählt und bilden den Elternbeirat für 1922/23 und 23/24. Seite 70: Am 6. August fand das diesjährige Reichsjugendwetturnen der Stadtgemeinde Gummersbach auf dem Sportplatze in Friedrichstal statt. Mit großem Erfolg beteilig-ten sich die Kinder der 2 ersten Klassen. Beim Dreikampf wurden 20 Knaben und 8 Mädchen Sieger. Bei den Mannschaftskämpfen errang im Eilbotenlauf über 500 m die 1. Mannschaft von hier mit 78,2 Sek. den 2. Preis, im Wanderball die 2. Mann-schaft den 5. mit 64,2 Sek. und die 1. Mannschaft mit 64,3 Sek den 6. Preis. Am 2. August unternahmen die Schüler der beiden oberen Klassen einen Ausflug der Tropfsteinhöhle in Attendorn und nach der Listertalsperre. Die Sommerferien waren vom 10. - einschl. 30. August. Infolge der schlechten Herbstwitterung blieb die Kartoffelernte sehr im Rückstande und es wurden infolge-dessen die vom 4. bis 16. Oktober stattgefundenen Seite 69: 1922. Herbstferien um 5 Tage verlängert. Am 10. November besuchten die Herren Reg.-Schulrat Dr. Kloevekorn - Köln und Kreisschulrat Dr. Sturm - Gummersbach den Unterricht der 1. Klasse. Geprüft wur-de in Deutsch: Gedichte von Goethe und in Geschichte die Zeit 1806 - 12. Mit großer Befriedigung verließen die Herren die Klasse. Am 1. Dezember verließ Herr Kreisschulrat Dr. Sturm seinen hiesigen Wirkungs-kreis, da er zum Reg.-Schulrat in Arnsberg ernannt wurde. Mit Bedauern sehen die Lehrer des Kreises den Herrn Kreisschulrat aus ihrer Mitte scheiden. Zeitungsauschnitt, vermutlich aus der „Gummersbacher Zeitung“: Für die Volksschulen der hiesigen Stadtgemeinde sind die diesjährigen Weihnachtsferien wie folgt festgesetzt worden: a) für die Schulen der engeren Stadt vom 18. Dezember 1922 (erster Ferientag) bis einschl. 8. Januar 1923 (letzter Ferientag): 42 b) für die Schulen der Außenortschaften vom 18. Dezember 1922 (erster Ferientag) bis einschl. 3. Januar 1923 (letzter Ferientag). Gummersbach, den 12. Dezember 1922. Der Bürgermeister Seite 70: 1922. Ende 1922 hat die Teuerung eine solche Höhe erreicht, daß es sich verlohnt, eine Übersicht über die Löhne und Preise im Oberbergischen für unsere Nachkom-men in der Schulchronik niederzuschreiben. 1914 Ende Dezember vor Kriegsbeginn 1920 1921 1922 Lohnverhältnisse Landwirtschaft 2 - 3 M 15 M 32 M pro Std. Lohnverhältnisse Fabrikarbeiter 3,50 - 5 M 35 - 60 M 60 - 100 M 200 M 1 Zentner Korn 7 - 10 M 200 - 300 M Wuch. 250 M 1 Zentner Weizen 200 - 300 M Wuch. 300 M 28000 - 30000 M 1 Zentner Hafer 6,50 - 7 M 180 M 360 M 1 Zentner Heu 3,50 - 4 M 60 M 120 M 7000 - 8000 M 1 Zentner Stroh 1,50 M 30 M 40 M 6000 M 1 Zentner Kartoffeln 3,60 24 - 50 M 33 - 100 M 900 M 1 Pfund Schwarzbrot auf Brotmarke 0,65 - 0,70 M 6 M 9 - 10 M 380 M 1 Pfund Weizenmehl 0,24 M ? 6,50 M 250 - 280 M 1 Pfund Hafermehl 0,30 M 1 Pfund Rindfleisch 0,90 M 13,50 14 - 156 M 450 - 480 M 1 Pfund Schweinefleisch 1 M 22 M 26 M 1 Pfund Butter 1,50 M 30 M 52 M 1400 - 1500 M 1 Pfund Margarine 0,80 1100 - 1200 M 1 Ei 0,10 - 0,15 M 3 M 4,50 M 85 M 1 Liter Milch 0,22 M 2,50 M 4,50 M 128 M 1 Pfund Erbsen 0,16 M 2,50 M 4,60 M 250 M 1 Pfund Bohnen 0,18 M 3,00 M 4,50 M 200 M 1 Pfund Kaffee 1,40 - 1,60 M 24 M 44 M 3500 M 1 Pfund Salz 0,10 - 0,12 M 0,50 M 0,70 M 40 M 1 Pfund Reis 0,25 M 8 M 8 - 10 M 250 - 300 M 1 Pfund Tabak 1,20 - 2 M 30 M 45 M - 2000 M 1 Pfund Seife 0,28 M 8 M ? 8 M 1 Pfund Zucker 0,25 M 15 M ? 5 M 215 M 1 Hering 0,10 M 1,30 M 2,50 M 65 M 1 Pfund Speck 1 - 1,20 M 24 M 35 M 1400 M 43 1 Anzug 50 - 70 M 1000 - 1500 M 1500 - 3000 M 20000 M u. mehr 1 Hemd 3,50 M 80 M 95 - 120 M 4000 M 1 Paar Schuhe 12 - 15 M 200 M 300 - 600 M 4500 M u. höher 1 Paar Damenstrümpfe 3 M 60 M 75 M 3000 M u. höher 1 Zentner Kohlen 1 - 1,20 M 24 M 1900 M u. mehr Elektrisches Licht: 1 kWh 0, 45 M 210 M 1. Sept. 1922 Markenfreies Schwarzbrot - - 195 M 1110 M Markenfreies Mangbrot - - 140 M 830 M Markenfreies Graubrot 2 Pfund - - 66 M 460 M 1 Brötchen 0,02 - 0,03 M 4 M 20 M 44 Seite 71: Zeitungsausschnitt vermutlich aus der „Gummersbacher Zeitung“ (vermutlich um Januar 1923): Wie beträchtlich die Viehpreise in diesem Jahre ge-stiegen sind, geht aus der nachstehenden Aufstellung hervor, und zwar notierten auf den Hauptviehmärkten für 100 Pfund Lebendgewicht in Mark: Januar 1922 Dezember 1922 1914 Rinder: 400 - 1200 12 000 - 49 000 40 - 50 Kälber: 600 - 1500 26 000 - 71 000 40 - 105 Schafe: 400 - 1000 13 000 - 38 000 36 - 38 Schweine: 1000 - 1800 40 000 - 68 000 42 - 48 Entsprechend den Viepreisen sind auch die Fleisch-preise gestiegen. So wurden vor den Feiertagen für 1 Pfund Schweinefleisch bis zu 1000 Mark gefordert. Die Postgebühren betrugen am Postkarten Karten Briefe Briefe Pakete bis 5 kg im Ortsverkehr im Fernverkehr Ortsverkehr Fernverkehr Nahzone Fernzone 1914 0,02 M 0,05 M 0,05 M 0,10 M 0,25 0,50 1.10.1922 1,50 M 3 M 2 M 6 M 30 M 80 M 15.11.1922 3 M 6 M 4 M 12 M 60 M 120 M 15.12.1922 5 M 15 M 10 M 25 M 125 M 250 M Die Eisenbahnfahrt von Vollmerhausen nach Gummersbach betrug im Jahre 1914 = 4. Kl. 0,10 M, 3. Kl. 0,15 M und am 1. Dezember 1922 = 20 M und III. Kl. 80 M. Die Preissteigerungen haben sich bei allen Gegenständen des täglichen Bedarfs weiter fortgesetzt. Dementsprechend hat sich auch die Teuerungszahl, der ein mo-natlicher stets gleichbleibender Normalbedarf einer 5-köpfigen Familie in Ernährung, Miete, Heizung und Beleuchtung zugrunde gelegt wird, erhöht. Sie ist innerhalb der letzten 14 Tage des Dezember von 40 100 auf 51 800 gestiegen. Seit Anfang Sep-tember 1922 hat sich die Teuerungszahl fast auf das Fünffache erhöht und seit Juli fast auf des Zehnfache. Gegenüber Friedenszeiten betragen heute die Kosten für Ernährung rund das 713-fache, die für Miete, Heizung und Beleuchtung etwa das 248-fache und für den gesamten zugrunde gelegten Bedarf rund das 528-fache. Vor einem Monat war erst das 339-fache, vor 2 Monaten das 155-fache und vor 3 Mona-ten das 106-fache festzustellen. Vollmerhausen, den 20. Dez. 1922. Schmidt. 45 Seite 72: Zeitungsausschnitt aus der „Gummersbacher Zeitung“ vom 8. 1. 1923: Der neue Kreisschulrat. Rektor Rosenkranz in Werden a. d. Ruhr wurde zum 1. Februar ds. Js. von dem Herrn Minister für Wissenschaft, Kunst und Volks-bildung zum Kreisschulrat in Gummersbach ernannt. Zeitungsausschnitt aus der „Gummersbacher Zeitung“, veröffentlicht nach dem 10. 1. 1923: Ein Erlaß des preußischen Kultusministers. Wie wir gestern schon kurz meldeten, hat der preußische Kultusminister für den Fall der Besetzung weiterer deutscher Gebietsteile eine Trauerfeier in den Schulen angeordnet. Da die Franzosen ein Interesse an der Verschleierung ihrer Bewegungen haben, gingen die Meldungen über ihre Absichten auseinander. Schon vorgestern lagen Meldungen von der erfolgten Besetzung Essens vor. Eine weite-re Nachricht widersprach dem mit dem Hinweis darauf, daß die Franzosen mit ihrem Einmarsch auf italienische Vorstellungen hin bis nach dem 16. Januar warten wollten. In Wirklichkeit hat sich der Vor-gang so abgespielt, daß die Franzosen ihre Truppen zunächst im bisher besetzten Gebiete in der Ge-gend von Duisburg sammelten, um dann nach Essen vorzustoßen. Dieser Vorstoß ist gestern erfolgt, sodaß Essen heute besetzt ist, womit dann auch der Erlaß des Kultusministers in Kraft tritt, der wie folgt lautet: Für den Fall des Einmarsches fremder Truppen in das Ruhrgebiet sind in allen preußischen Schulen am letzten Tage dieser Woche die Schüler und Schülerinnen zusammenzurufen und auf den Ernst der Lage hinzuweisen. In dieser Stunde soll die Trauer des deutschen Vaterlan-des über die ihm von neuem angetane Gewalt auch bei unserer Jugend zum Ausdruck kom-men. Diese Feier gilt dem Schmerz und der Empörung über das Unrecht, das einem entwaffne-ten und wehrlosen, ehrlich um die Erfüllung der ihm auferlegten Bedingungen ringenden Volke durch die widerrechtliche Besetzung seines heiligen Heimatbodens geschieht. Sie gilt dem treuen Glauben an die Volksgenossen im Westen, deren gehäuftes Leid unser aller Leid ist und der tiefen Trauer, die unser Volk nur umso fester in all seinen Gliedern zusammenschließen wird. Sie gilt dem durch äußersten Zwang niemals zu erschütternden Glauben an die Heiligkeit des Rechtes und an eine hellere Zukunft unseres in gemeinsamer Not umso treuer zusammen-stehenden Volkes. Bei der Ansprache an die Schüler und Schülerinnen sind dem Verständnis der Jugend entsprechend die Kundgebungen des Herrn Reichspräsidenten, sowie des Herrn Reichskanzlers und des preußischen Ministerpräsidenten in geeigneter Weise zu verwenden. Die Trauerkundgebung ist Samstag in der dritten Unterrichtsstunde zu legen. Danach ist der Unterricht zu schließen. Wegen der Kürze der Zeit ist dieser Erlaß durch die Presse veröffent-licht worden. Berlin, 10. Januar 1923. U. 3 A. 45. U. 3. U. S. Der preußische Minister für Wissenschaft, Kultur und Volksbildung. gez. B o e l i t z An die Regierungen und Provinzialschulkollegien usw. Samstag, den 13. Januar, wurde die Trauerfeier in hiesiger Schule gehalten. Als Ruhrspende lieferte die Schule 42 000 M ab, die zur Linderung der Not in dem neu-besetzten Gebiet der Ruhr dienen soll. 46 QUITTUNG über Mark 42 500,00 Von Volksschule Vollmerhausen für Ruhrspende in Worten: Mk. Zweiundvierzigtausendfünfhundert heute empfangen zu haben, bescheinigt GUMMERSBACH, den 31. 3. 1923 V. Z. Volkszeitung für Rheinland und Westfalen 1. Kl. 12 295 M 2. Kl. 14 850 M 3. Kl. 12 855 M 4. Kl. 2 500 M 42 500 M Frl. Lehn konnte in den Tagen vom 24. Februar bis 1. März wegen Krankheit den Unterricht nicht erteilen. Ihre Klasse wurde vom Kollegium mitverwaltet. Am 2. März besuchten die Herren Regierungs- u. Schulrat Dr. Kloeverkorn und Kreisschulrat Rosenkranz die hiesige Schule und wohnten dem Unterricht der 2. und 4. Kl. bei. Am 19. März revidierte Seite 73: der Herr Kreisschulrat die 3. Klasse. Der Schulschluß war am 27. März. Zur Entlassung kamen 15 Kinder und zwar 13 Knaben und 2 Mädchen. Die Osterferien waren vom 28. März bis einschl. 12. April 1923. ----- Das neue Schuljahr begann Freitag, den 13. April. Die Schülerzahl der einzelnen Klassen betrug: I. Kl. 29, II. Kl. 34, III. Kl. 38 und IV. Kl. 24 = 125 Schüler. Abgezeichnet 24. 9. 23 Rosenkranz Zum Besuche des Deutschen Turnfestes in München war ich vom 13. bis 21. Juli beurlaubt. Aus dem Aggertaler Turngau nahmen 226 Turner teil, darunter 6 Vollmer-häuser. Am 24. September revidierte der Herr Kreisschulrat Rosenkranz die 1. Klasse. Bei dem diesjährigen Reichsjugendturnen der Stadtgemeinde Gummersbach in Friedrichstal erzielte die hiesige Schule große Erfolge. Die Knaben errangen in den Mannschaftskämpfen den 1. Preis im Wanderball den 3. Preis im Eilbotenlauf 47 die Mädchen 1. Mannschaft: 1. Preis im Dreiballauf, 2. Mannschaft: 4. Preis im Dreiballauf, 1. Mannschaft: 2. Preis im Eilbotenlauf. Außer vielen Einzelpreisen im Vierkampf von Knaben und Mädchen errungen, ge-wann Hans Rogowski - Vollmerhausen den 1. Preis. Seite 74: Das Jahr des Markzerfalles von unerem wirtschaftspolitischen Mitarbeiter. Das Jahr 1923 war nicht nur ein Schicksalsjahr für unsere Politik, sondern auch ein Jahr schwerster Schicksalsschläge für unsere Wirtschaft und unsere Währung. Im Laufe des Jahres 1923 ist die deutsche Währung r e s t l o s z e r s c h l a g e n worden. Ein Blick über den Lebensweg der Mark mag das dartun. Zur Jahreswende 1923 hatten wir einen Dollarkurs von etwa 7000 Mark also eine 1700fache Entwertung der Mark. Zur Jahreswende 1924 notiert der Dollar 4200 Milliarden. 4,2 Billionen, die Entwertung ist also eine Billionenfache geworden. Wenn wir uns die Entwicklung des Verfalles noch in Einzelheiten vor Augen führen wollen, dann müssen wir uns mit einigen weiteren Ziffern beschäftigen. Schon im Jahr 1922 gab es allerdings einen höheren Dollarkurs als 7000 Mark und zwar am 8. November mit 9170 Mark für den Dollar. Ende Dezember 1922 aber notierte der Kurs 7000 Mark. Im Januar schwankte er zwischen 7000 und 40 000. In der letzteren Ziffer drückt sich die Rückwirkung des Ruhreinmarsches von Mitte Januar aus. In den Monaten Februar, März und April hatten wir Dollarkurse, die unter diesem Janu-arhöchstkurs standen. Im Monat März war eine völlige Stabilität auf etwa der 20 000 Mark-Grenze wahrzunehmen. Zurückzuführen war das auf die damalige freilich mit sehr erheblichen Opfern an Gold und Devisen durchgeführten Markstützungsaktion. Nachdem aber die Erwartungen nach einem baldigen erfolgreichen Ausgang des Ruhreinbruchs auf der Basis eines Sieges des passiven Widerstandes - man rech-nete mit einer höchstens dreimonatigen Dauer - sich nicht erfüllt haben, und nach-dem auch die Mittel für die Markstützungsaktion nicht mehr aufgebracht werden konnten, setzte der rapide Verfall ein. Im Monat Mai hatten wir schon einen Dollar-kurs von 69 600, im Monat Juni von 154 000 Mark, und im Monat Juli wurde ein Kurz von mehr als einer Million Mark für einen Dollar erreicht. Im August waren es schon 11 Millionen, im September schon über 180 Millionen, im Oktober kamen wir schon hoch in die Milliarden, der Dollar notierte in diesem Monat 72 1/2 Milliarden, und der November brachte uns dann den Kurs von 4 200 Milliarden, oder 4,2 Billionen Mark. Dieser Kurs wurde im ganzen Dezember, bis jetzt festgehalten, sodaß eine frühere Mark heute 1 Billion gilt. Die Stabilität der letzten Woche wurde erzielt durch die Schaffung einer neuen Währung in Gestalt der Rentenmark. Diese Rentenmark ist nur ein binnenwirtschaftliches Zahlungsmittel. Sie kann daher nur eine Uebergangs-lösung darstellen, denn das Ziel der ganzen Währungssanierung muß die Goldnote sein. Wir sind in unserer Wirtschaftspolitik auch schon tatsächlich auf dem Weg zu 48 einer Goldnote, die sich auf der Basis einer wirklichen Goldbank aufzubauen hat, und für die Rolle wird die Reichsbank in ihre frühere Funktion wieder eintreten müs-sen. Auch hierfür sind die Wege schon dadurch geebnet, daß die Reichsbank nach neueren Bestimmungen nur noch wertbeständige Kredite gibt. Die Papiermark- Kreditpolitik der Reichsbank im letzten Jahr hat ,wie man offen aussprechen muß, den entsetzlichen Zusammenbruch unserer Währung nur noch begünstigt. In einer Zeit, in welcher die private Wirtschaft tägliche Zinsen von 10 und mehr Prozent, also im Jahr 3000 Prozent Zinsen bezahlen mußte, hat die Reichsbank für Ihre Papier-markkredite knapp 50 Prozent für das ganze Jahr genommen. Außerdem empfing sie die in gutem Gelde geliehenen Kapitalien nach so und so viel Wochen und Mo-naten in lächerlich zusammengeschrumpften Beträgen zurück, während die ur-sprünglich gegebenen Summen sofort für neuwerbende Anlagen für Fabrikbauten, Betriebsvergrößerungen oder gar für Devisenspekulation benutzt worden waren. Diese Reichsbankpolitik ist schuld daran, daß heute das deutsche Volk betteln ge-hen muß im Ausland, und oft genug Gaben aus den Händen entgegenzunehmen gezwungen ist, die seinerzeit den entscheidenden Stoß gegen dieses selbe Volk ge-führt haben. Um die zerfallene Währung aufzurichten, muß das deutsche Volk unerhörte Opfer bringen, die seine Substanz nicht unberührt lassen können Wir sehen jetzt vor einer Sachwerteerfassung im schlimmsten Sinne des Wortes, ja wir werden zu steuer- und finanzpolitischen Maßnahmen greifen müssen, die geradezu einer Konfiskation, ei-ner Enteignung gleichkommen. Das Reich muß, wenn der Leidensweg noch so bitter ist, alle Kraft daran setzen, seinen Haushalt ins Gleichgewicht zu bringen. Für eine Uebergangsfrist, die sich nach Monaten bemißt, wird das für viele hunterttausende Existenzen furchtbare, heute in ihrem ganzen Ausmaß noch garnicht abzuessende Lasten und Bedrückungen zur Folge haben. Aber wie in unserer politischen Entwick-lung seit dem Zusammenbruch über fast allen Entscheidungen das Wort zu spät steht, so leider auch über unsern wirtschaftlichen und steuerlichen Maßnahmen. Zu spät ist eine wirkliche Sanierung unserer Staatsfinanzen in die Wege geleitet wor-den. Wenn man sich erinnert, daß am Tage des Abschlusses des Waffenstillstan-des, als doch schon die ungemein drückenden Bedingungen bekannt waren, und man voraussehen mußte, was noch zu erwarten stand, der Dollar knapp 6 Mark no-tierte, wenn man sich weiter daran erinnert, daß am Tage des Friedensschlusses von Versailles, da man also genau im Bilde war über die fürchterlichen unmöglichen und untragbaren Bestimmungen und ihre politischen und wirtschaftlichen Folgen, der Dollar knapp 60 Mark notierte, dann wird man zurückschauend doch wohl sagen müssen, daß wirklich viel zu spät mit einer wirklichen gründlichen Sanierung unserer Finanz- und Steuerpolitik begonnen worden ist. Nun müssen mit einem Male Ver-säumnisse von Jahren eingeholt werden und das muß unter allen Umständen und in möglichst kurzer Frist erreicht werden, sonst sind wir einfach vollkommen zugrunde gerichtet. Dann bleibt nichts mehr übrig, als fremde Gebieter, die ohnehin schon mili-tärisch weite Teile unseres deutschen Landes beherrschen, auch noch als Diktato-ren unserer Wirtschaft, unserer Staats- und Privatfinanzen auftreten zu sehen. Wir befinden uns jetzt am Beginn einer neuen Wirtschaftsentwicklung. Die große Umgestaltung unseres wirtschaftlichen Organismus ist im Zuge. Die Umstellung auf die Rentenmark, auf Mark und Pfennige, die jetzt wieder sich durchsetzende Ach-tung vor dem Pfennig wird günstige Folgen für diejenigen Unternehmen haben, die sich im Innern solide und gesund durch die lockenden Zeiten der Inflation hindurch-gerettet haben. Effektenmarkt und Warenhandel werden jetzt ihre großen Prüfungen 49 zu bestehen haben. Die deutsche Staats- und Privatwirtschaft stehen an der Schwel-le des Jahres 1924 vor Aufgaben, deren Lösung entscheidend sein wird auch für die politische Existenz der Nation. Wie aus vorstehendem Artikel zu ersehen, hat unsere Mark im vergangenen Jahre einen solchen Sturz gemacht, wie man sich nicht hat träumen lassen. Ja, es kam soweit, daß im Dezember 1923 eine frühere Mark (Goldmark) eine Billion Papier-mark galt. Dieser Stand ist durch die Schaffung einer neuen Währung in Gestalt der Rentenmark erzielt worden. Den Gehalts- und Seite 75: 1923 - 24 Lohnempfängern ging es im vergangenen Jahre schlecht: oft bekamen sie ihr Gehalt bezw. ihren Lohn in ganz entwertetem Geld ausbezahlt. Alle Erhöhungen halfen nichts; der Dollar stieg zu rapide. Um sich ein Bild von der Teuerung machen zu können, lasse ich eine Preisliste vom 4. Dez. 1923 aus der Stadtgemeinde Gum-mersbach folgen: Zeitungsausschnitt: Gummersbach und Umgebung: Es kosten Dienstag, den 4. (Dez. 1923), in Gummersbach: Milch: Nach Mitteilung des Rheinischen Bauernvereins sind die Milchpreise pro Liter für die Zeit von Sonntag, den 2. Dezember, bis Mittwoch, den 5. Dezember, unverändert geblieben. Grundpreis: 340 Milliarden, Kleinver-kaufs- preis = (Grundpreis +. 30 % Molkereizuschlag + 20 % Händlerzuschlag) 530 Milliarden. - Ab „Stall“ oder „ab Hof“ = (Grundpreis + 20 % Frischmilchzuschlag) = 408 Milliarden. Fleisch: Nach Mitteilung des Obmannes der Metzgerinnung sind die Metzger des Kreises Gummersbach angewie-sen, sich an folgende Preise zu halten: Das Pfund Kalbfleisch 2, Rindfleisch 2,4 bis 2,6, Schweinefleisch 3 Billionen. Wurst: das Pfund 1,6 Billionen und mehr. Brot im Freiverkauf: Ein Schwarzbrot 1,3 Billionen, ein Mangbrot 1 Billion, ein Graubrot weiß 800 Milliarden, ein Stuten 1 Billion, ein Brötchen 40 Milliarden, Zwieback 1,2 Billionen, Zuckerzwieback 1,4 Billionen. Eine Bahnfahrt nach Hagen, Köln oder Elberfeld über Lennep, 3. Klasse 2 Mk. (2 Billionen), 4. Klasse 1,30 Mk. (1,3 Billii- nen) nach Elberfeld über Hagen 3. Klasse 2,90 Mk. (2,9 Billionen), 4. Klasse 1,90 Mk. (1,9 Billionen); nach Lüdenscheid 3. Klasse 1,30 Mk. (1,3 Billionen); nach Dieringhausen 3. Klasse 0,20 Mk. (200 Milliarden), 4. Klasse 0,15 Mk. (150 Milliarden). - Die Preise in Klammern sind die mutmaßlichen Papiermarkpreise für Diens- tag, den 4. Dezember. Sie sind unverbindlich. Für Dienstag, den 4. Dezember nehmen wir einen Multiplika-tor von 1 Billion an. Für Sonntag und Montag betrug der Multiplikator 1 Billion. Eine Straßenbahnfahrt ab Bahnhof Gummersbach nach Bahnhof Niederseßmar (15 Goldpfennige) 150 Milliarden, nach Bahnhof Derschlag (30 Goldpfennige) 300 Milliarden, nach Dümmlinghausen (Endstation) (40 Goldpfenni-ge) 400 Milliarden. Telefongespräch im Ortsbezirk: (15 Pfg. Grundgebühr mal Steuermark) 150 Milliarden. 50 Ein Fernbrief (10 Pfg.) 100 Milliarden. Ein Ortsbrief (5 Pfg.) 50 Milliarden. Eine V. Z. (10 Pfg.) 100 Milliarden. Eine Kilowattstunde Lichtstrom (0,40 Goldmark) = 400 Milliarden. Am Schluß des Schuljahres 1923 / 24 (31k. 3. 1924) wurden 11 Knaben und 9 Mäd-chen = 20 Schüler entlassen. Mit Beginn des neuen Schuljahres fanden 7 Neulinge Aufnahme in die Schule. Wäh-rend meiner 35-jähr. Tätigkeit hier in Vollmerhausen ist die Zahl der Neuaufgenom-menen noch nie so gering gewesen. (So wurden z. B. 1904 - 26 Schüler und 1916 - 33 Schüler aufgenommen). Am 1. Mai betrug die Schülerzahl: 1. Kl. 23, 2. Kl. 35, 3. Kl. 25 und 4. Kl. 22 = 105. Seite 76: 1924. Die Wahl zum Elternbeirat sollte am 22. Juni stattfinden. Zur Wahl ging nur ein Wahlvorschlag ein mit folgenden Namen: 1. Karl Morkepütz, Vollmerhausen 2. Hermann Pack, Vollmerhausen 3. Wilhelm Nusch, Vollmerhausen 4. Emil Hardt, Vollmerhausehn 5. Frau Heinr. Lanse, Vollmerhausen 6. August Ufer, Vollmerhausen 7. Fritz Dannenberg, Liefenroth 8. August Viebahn, Vollmerhausen 9. Frau Karl Lehnhof, Vollmerhausen 10. Heinrich Wolf, Vollmerhausen Obige Personen sind somit gewählt. Vollmerhausen, den 1. Juli 1924. Fr. Schmidt. Am 1. August 1924 wurde Herr Hauptlehrer Schmidt auf Grund des Beamtenalte-rungsgesetzes in den Ruhestand versetzt und dem Unterzeichneten die Wahrneh-mung der Geschäfte eines Hauptlehrers übertragen. Am 30. Juli veranstaltete die Schulgemeinde ihrem aus dem Dienste scheidenden Hauptlehrer eine schlichte aber ehrende Abschiedfeier. Nachmittags versammelten sich die Lehrer und Lehrerinnen des Systems mit den Schülern der I. Klasse im Beisein des Herrn Schulrats Ro-senkranz in der Schule zu einer schlichten Abschiedsfeier. Diese zeigte so recht, wie sehr die Schüler an ihrem scheidenden Seite 77: Lehrer hingen. Es wurde ihnen sichtlich schwer, ihm den letzten Abschiesgruß in Form von Liedern und Gedichten zuzurufen. Im Anschluß an die Schulfeier versam- 51 melten sich die Teilnehmer mit sämtlichen Schülern der Schulgemeinde im Schmi
Objektbeschreibung
Autor | Sassen, Andreas |
Titel | Die evangelische Kirche in Solingen-Wald |
Übergeordneter Titel | Beiträge zur Heimatgeschichte |
Erscheinungsjahr | 2008 |
Signatur | 17L4517 |
Katkey | 6539423 |
HBZ-ID | HT016870997 |
Katkey (Überordnung) | 6550992 |
HBZ-ID (Überordnung) | HT016938765 |
Typ | PDF; |
Dateiformat | application/pdf; |
Rechteinformation | Rechte vorbehalten - Freier Zugang; |
Beschreibung
Autor | Kaufmann, Gerhard |
Titel | Chronik der Volksschule Vollmerhausen |
Untertitel | 1787 bis 1971 |
Ort/Verlag | Gummersbach : Gerhard Kaufmann |
Erscheinungsjahr | 2008 |
Katkey | 6701423 |
Typ | Image |
Dateiformat | image/jpg |
Rechteinformation | gemeinfrei |
Volltext | 1 … 1. 6. 2009 Chronik der Volksschule Vollmer-hausen 1787 bis 1971 Copyright © 2008 by Gerhard Kaufmann, Gummersbach. 2 Vorbemerkung: Erhalten im Februar 2006 von Herrn Berthold Höhler, Rektor i. R. der katholi-schen Grundschule Dieringhausen, Auf der Ente 7 A, 51645 Gummersbach- Dieringhausen, Telefon: (0 22 61) 7 71 79. Herr Höhler hatte nach der Chronik der Volksschule Vollmerhausen gesucht und diese, wie ursprünglich erwartet, in der Gemeinschafts-Grundschule Dieringhausen, Zum Schulzentrum 14, 51645 Gum-mersbach- Dieringhausen, Telefon: (0 22 61) 7 44 64, Telefax: (0 22 61) 7 37 78, ge-funden. Gerhard Kaufmann gab die beiden Bücher am Nachmittag des 15. 4. 2006 Herrn Höhler zurück; dieser sagte zu, sie bei der Gemeinschafts-Grundschule Dieringhausen abzugeben. Es handelte sich um 2 Bücher: (1) Alte „Chronik der Volksschule Vollmerhausen“ von 1787 bis 1967. Umfang: 167 Seiten zuzüglich einige Zeitungsartikel. Die Abmessungen der Seiten sind größer als DIN A 4. Daher hat Gerhard Kaufmann die Seiten für das Fotokopieren mit dem Faktor 1,1 auf DIN A 3 vergrößert. Die Seiten des Buches wurden nachträglich in bunter Farbe numeriert. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Numerierung durch Herrn Hauptlehrer Hans Werner Winter erfolgte. Gerhard Kaufmann vermutet, dass einige der frühen Seiten fehlen. Diese Seiten konnten bisher nicht gefunden werden. Der Text wurde über Jahrzehnte in „Sütterlin-Schrift“, bzw. dessen Vorläu-fer, geschrieben. Wie früher üblich, wurden Ortsnamen und Personennamen in „lateinischer Schrift“ geschrieben. (2) Neue „Chronik der Gemeinschafts.Schule Vollmerhausen“ vom 1. 8. 1967 bis 30. Juni 1971, geführt von Hauptlehrer Hans-Werner Winter, Vollmerhausen. Umfang: ca. 8. Seiten und einige Zeitungsartikel. Format: DIN A 4. Der Fettdruck und die Unterstreichung der Personennamen, insbesondere der Lehrer, fehlen im Original. Sie wurden von Gerhard Kaufmann zur besonderen Her-vorhebung eingesetzt. Die handschriftlich geführten Chroniken wurde durch Gerhard Kaufmann auf Com-puter mit „word for windows 6.0“ und „windows 3.2“ ab 11. 2. 2006 abgeschrie-ben. Gerhard Kaufmann Dipl.-Ing. Paul-Ehrlich-Str. 22 51643 Gummersbach Telefon: (0 22 61) 2 77 57 Telefax: (0 22 61) 6 15 85 E-Mail: gerhardk @ pwm.com 3 Chronik der Volksschule Vollmerhausen Blatt 1: Keine Numerierung der Seite. Zeitpunkt des Schreibens unbekannt. Johann Peter Schumacher von Unter-Hollenberg im Kirchspiel Ründeroth war von 1787 bis 1803 Lehrer in Heesfeld bei Halver und verzog von dort nach Vollmerhausen. Auf Grund der guten Zeugnisse seiner Lehrer J. C. Mollerus und Joh. Chr. Caspari und des Pastors Joh. Leop. Goes zu Ründeroth, ferner des Lehrers Joh. Peter Gös-ser zu Kalkkuhl bei Hülsenbusch, bei dem Schumacher einige Zeit als Unterlehrer tätig war, wurde Sch. von den Schul-Patronen der Heesfelder Schule, den Gebrü-dern Joh. Diedr. Winkhaus und Hermann Heinrich Winkhaus, als Lehrer - damals Praeceptor genannt - gewählt und durch Vokation vom 23. Dezbr. 1786 verpflichtet nach der Berliner Methode zu unterrichten, wie es von einem treuen Lehrer, dem es so sehr um der Kinder Wohlfahrt, als seine eigne Subsistenz zu thun ist, gefordert wird. Der Unterricht fand statt von 1/2 bis 12 Uhr vormittags und von 1 - 3 Uhr nach-mittags und umfaßte „Teutsch, Schreiben, Cathechisation und was zur teutschen Schule gehört.“ Dafür genoß der Lehrer außer freier Wohnung im Schulhause - Kü-che, Stube, Kammer u. Keller -, und einem Garten wöchentlich pro Schüler 2 Stüber Schulgeld.- Neben der „gewöhnlichen“ Schule wurde noch „Abend“-Schule des Nachmittags von 4 - 6 Uhr gehalten und zwar unterrichtet in Rechnen, Schreiben, Französisch, Latein, Geographie Blatt 2: Keine Numerierung der Seite. Zeitpunkt des Schreibens unbekannt. und sonsten für die Jugend nützliche Wissenschaften“. Die Vergütung hierfür betrug pro Schüler und Woche gleichfalls 2 Stbr. Wer jedoch am gewöhnlichen und Privat- Unterichte teilnahm, zahlte wöchentlich zusammen nur 3 Stüber. Am Neujahr hatte der Lehrer einen Umgang durch die Nachbarschaft (Schulbezirk) in Begleitung eini-ger Schüler, wobei die Kollekte aber gesungen und verstattet war. Am 9. Januar 1787 wurde Schumacher eingeführt. Er hielt die Eintrittsrede über „Verrichte das Deine nur getreu !“. Als Ende desselben Jahres ein Ruf aus dem Gummersbach’schen an ihn erging, verpflichteten sich 30 Schulinteressenten zu ei-ner persönlichen Zulage, um den guten Lehrer ferner zu behalten. „Als ein Zeichen der Zufriedenheit und der tätigen und zweckmäßigen Amtstreue“ erhielt Schuma-cher 1799 von der Regierung zu Emmerich ein Douceur von 10 Reichsthaler per Con. Am 11. Sept. 1803 erfolgte seine Wahl als Lehrer in Vollmerhausen, und an-fangs Novbr. verließ er die Heesfelder Stelle mit folgendem Zeugnis seiner Schulpat-rone: 4 „daß der Herr Praeceptor Schumacher seit beinahe 17 Jahr als Lehrer bei unsrer Schule zu Heesfeld gedient, seiner Schule dem hiesigen Local gemäß zuweckmäßi-gen Unterricht besorgt und sich der allgemeinen Liebe und Freundschaft der Eltern und Kinder erworben, sich übrigens gut aufgeführt und gut betragen hat, solches bezeugen hiermit eigenhändig, die wir ihm zu seinem künftigen Wirkungskreise in Vollmerhausen von ganzem Herzen den gesegnetsten Erfolg anwünschen. Carthausen, 1. Novbr. 1803. J. D. Winkhaus, Schuldirector Herm. Heinr. Winkhaus. Seite 1: Aus einer alten Urkunde, betitelt: Landvergleich vom Jahre 1656 zwischen dem Hoch-Gräfl. Hause zu Schwarzenberg und der von der Königl. Preuß. u. Chur- Brandenburgischen zu Lehen tragende Herrschaft Gimborn u. Ambt Neustadt, ge-druckt im Jahre 1730, geht hervor, daß das jetzt noch sogenannte Schwarzenbergi-sche schon um das Jahr 1624, wo es an das Haus der Grafen von Schwarzenberg kam, den Augsburgischen Lutherischen Gottesdienst angenommen hatte. Die Un-terthanen der Herrschaft Gimborn und des Amptes Neustadt hatten nämlich beim Kaiser Ferdinand III. Klage über ungerechte Abgaben, die Habsgerechtigkeit ge-nannt, geführt. Diese Abgaben hatten vorher nur einige Höfe entrichten müssen und wurden unter Graf Adam v. Schwarzenberg, Minister des Churfrüsten Georg Wilhelm von Brandenburg, auf sämmtliche Unterthanen der Herrschaft ausgedehnt. Dieser Prozeß schwebte viele Jahre, wurde aber endlich nach Ferdinands III. Tode durch einen Vergleich zu Gunsten der Einwohner entschieden. Hierdurch wurde auch die lutherische Kirche von allen Abgaben für die Römisch-katholische Kirche befreit. Es gehörten damals zum Amte Neustadt die Kirchdörfer Gummersbach, Wiedenest, Ründeroth, Müllenbach u. Lieberhausen. Seite 2: Lieberhausen. „Weilen“, heißt es in der Urkunde weiter, das Kirchspiel Gummers-bach von Alters her das vornehmste und weitläufigste gewesen, hat dieses zum Dienste der entlegensten vom Kirchdorff noch zwei neben-Capellen, eine zu Hülsen-busch, die andere zu Vollmerhausen.“ Ersteres hat sich mit der Zeit zu einer selb-ständigen Gemeinde gebildet, dagegen hat sich diese Verpflichtung in Volmerhau-sen zum Theil noch bis auf den heutigen Tag erhalten; denn bis jetzt sind die Geistli-chen der Gemeinde Gummersbach noch immer verpflichtet, zweimal jährlich in der Schule hierselbst das heilige Abendmahl auszutheilen. So lange die Kapelle ober-halb Volmerhausen stand, vielleicht bis zum Jahre 1810, so geschah dies in dersel-ben; auch wurde die sogenannte Kinderlehre Sonntags daselbst abgehalten; letztere Verpflichtung ist auf den Lehrer v. Volmerhausen übergegangen und figuriert dersel-be noch immer in den Kirchenrechnungen der Gemeinde Gummersbach unter dem Titel: Küster und Cantor von Volmerhausen. Bis zur Niederlegung der Capelle scheint Volmerhausen seinen eigenen Kirchmeister gehabt zu haben; die älteste von den aufbewahrten Kirchenrechnungen stammt aus dem Jahre 1690, diese Kirchen-rechnungen sind auch die Quelle, aus der hervorgeht, daß schon im Jahre 1704 ein Schuldiener hierselbst angestellt wr, der aus den Einkünften der Seite 3: 5 der Capelle 2 Rthlr. bezog. Später wird der Schuldiener Schulhalter genannt und um das Jahr 1800 Schulmeister. Das fixe Einkommen desselben hatte sich auch gebes-sert, indem derselbe mit 5, 7 u. 9 Rthlr. zu verschiedenen Zeiten in Rechnung ge-bracht worden ist. Der erste Name eines Lehrers ist um Jahr Jahr 1780 erwähnt, wo ein Lehrer Heuser hierselbst unterrichtet hat; nach ihm kam Wagener aus Kothau-sen; derselbe scheint aber nur kurze Zeit hier gewesen zu sein, indem nur die Kos-ten seiner Abholung erwähnt sind. Längere Zeit, wahrscheinlich 8 Jahre lang, war Schumacher aus Hiesfeld an hiesiger Stelle Lehrer. Wie aus einem Abschieds-schreiben an seine Schüler hervorgeht, war er ein tüchtiger Mann seiner Zeit, der auch viel Gutes hier gewirkt hat. Mit führenden Worten vergibt er seinen Widersa-chern und ermahnt seine Schüler zu allem Guten und Edlen. Auch scheint der äuße-re Zustand der hiesigen Schulkinder kein günstiger gewesen zu sein, indem er schreibt, und zwar mit recht derben Ausdrücken, daß er bei seinem Antritt die meis-ten Kinder mit rotzigen, läufigen, stinkenden und unreinen Köpfen angetroffen habe, und als er abgegangen sei, habe man von 75 Kindern nur 2 mehr in diesem Zustan-de angetroffen. Sein Nachfolger war ein Herr Deppen, von dem ich aber nichts wei-ter habe erfahren können, als daß ihm gemäß Vocation von dem Kapellenmeister Chr. Kritzler jährlich 5 Rthlr. Gehalt bezahlt wurden. Diesem folgte wahrscheinlich Herr Kumpel, der jedoch auch nicht lange Lehrer hier gewesen ist, da er seines Am-tes entsetzt wurde. Unter seiner Verwaltung waren die Schulkinder sehr Seite 4: Mörchen 1832 - 1874 verwildert. Es hatte deshalb auch sein Nachfolger, Herr Mörchen, keine leichte Auf-gabe, die auch namentlich durch den Lebenswandel des Vorgängers die Achtung vor dem Lehrer unter den Schulintereressenten sehr nachgelassen hatte. Die Eltern und Verwandte des Herrn Mörchen wollten ihn deshalb von der Annahme der Stelle zurückhalten. Er aber antwortete mit Luther: „Und wenn so viele Teufel in Volmer-hausen sind, als Ziegel auf den Dächern, so gehe ich doch hin“. Und er ging. Wohl hatte er anfangs mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, allein er besiegte sie, und aus den wilden, rohen Burschen, die zuerst aller Disciplin Hohn sprachen, hatte er bald folgsame u. brave Schüler gemacht. Sein rastloser Fleiß in und außer der Schu-le u. sein sittlicher Lebenswandel erwarben ihm auch bald die Liebe und Achtung der Eltern, und so konnte er mit guten Erfolge weiter arbeiten. Auch die Anregung von Seiten der benachbarten Collegen fehlte nicht. Herr Mörchen war einer der ersten Zöglinge des neugegründeten Lehrerseminars zu Neuwied und in Conferenzen, so-wie in Privatversammlungen hatte er fortwährend Gelegenheit, älteren Collegen die Methoden des Seminars mitzutheilen und also lehrend zu lernen. Es war überhaupt in der damaligen Zeit ein reges Streben unter den Lehrern, was leider in den letzten Jahrzehnten bedeutend abgenommen hat, woran über wohl der häufige Stellen-wechsel viel Schuld haben mag. In späteren Jahren gab sich Herr Mörchen auch an die Bearbeitung von Schulbüchern. Er hat nacheinander mehrere Fibeln verfaßt Seite 5: ein Lesebuch für die Mittelklasse, ein Rechenbuch für sämmtliche Schulklassen und ein Spruchbuch zu Luthers Kleinem Katechismus.; allein er war hierhin weniger glücklich, da seine Bücher wenig Anklang fanden, so uneigennützig auch seine Ab-sicht war, da er den Reinertrag der damals neugegründeten Lehrer- und Wittwen- 6 und Waisenkasse der Kreise Gummersbach u. Waldbröhl zuweisen wollte. Vielleicht war seine Methode zu einseitig, u. da er sich im Ganzen auch wenig mit seinen Col-legen darüber besprach, sondern in der Regel das fertige, gedruckte Werk vorlegte, so wurde dasselbe, um ihn nicht zu kränken, oberflächlich besprochen, aber selten eingeführt. Glücklicher in seinem Streben und mehr Anklang fand seine Anregung zur Gründung obengenannter Lehrer, Wittwen- u. Waisenkasse, und er hatte bald die Freude, obiges Institut entstehen zu sehen. Indem er auf diese Weise das äuße-re Wohl seiner Collegen zu fördern suchte, vergaß er auch seine Schulgemeinde nicht, indem er durch Anregung und Beispiel voranging. Das Schulgut, was mit zu seiner Besoldung gehörte, war zum großen Theil eine Wüste. Durch seine Umsicht und Tätigkeit wurde es bebaut und die Umgebung der Schule in einen schönen Obsthof verwandelt. Auch die Wohnung war anfangs eng u. klein und wurde endlich auf seine Veranlassung um zwei schöne Zimmer vergrößert. Nach vierzigjähriger Wirksamkeit 1896 (sollte wohl 1872 heißen) wurde ihm von Sr. Majes-tät das allgemeine Ehrenzeichen verliehen, u. die Gemeinde nahm Veranlassung, ihn ein schönes Fest zu veranstalten, bei welcher Gelegenheit sie ihm ein Geschenk von 150 Thlr. als dankbare Anerkennung seiner Thätigkeit übereichte. Seine Ge-sundheit nahm Seite 6: jedoch von nun an täglich ab. Zwar hatte er schon vorher ernstere schwere Krank-heiten kurz nach einander glücklich überstanden, allein die Schülerzahl nahm jähr-lich zu, der Raum war zu eng und der Schulsaal zu niedrig, so daß die Kräfte eines alten Mannes zu sehr angestrengt wurden; denn vielleicht hatte er in den letzten Jah-ren seines Lebens 140 schulpflichtige Kinder, wo nur höchstens 100 Platz haben. Er hatte seine Kräfte aufgerieben und der Tod nahte sich und streckte den Arm nach im aus. Eines Morgens, als er eben wieder anfangen wollte zu unterrichten, fiel er in eine Ohnmacht und verschied nach wenigen Tagen, betrauert von seiner Familie, seiner Schulgemeinde u. seinem Collegen. Es wurde nur zu einer Neuwahl geschritten und etwa 4 Monate nachher, wurde der Unterzeichnete in seine Stelle eingeführt, nämlich am 3. Juli 1774. Blass 1874 - 1905. Wenn es auf der einen Seite auch schwierig ist, der Nachfolger eines tüchtigen u. beliebten Lehrers zu sein, so ist es auf der anderen Seite auch wieder angenehm; denn die Liebe u. Achtung der Eltern trägt sich leicht auf denselben über, vorausge-setzt daß treue Pflichterfüllung sein Bestreben ist. Durch die Fabrikthätigkeit im hie-sigen Orte wächst jedoch die Schülerzahl jährlich ganz bedeutend, indem nämlich viele Familien hier Arbeit u. Unterkommen suchen. Es blieb mir deshalb nichts übrig, als den alternierenden Unterricht einzuführen, da die Schülerzahl schon im ersten Jahre meines Hierseins auf 150 angewachsen war. Seite 7: Im zweiten Jahr betrug dieselbe 163, so daß ich immer eine volle Klasse hatte. Durch den Neubau der Schule zu Niederseßmar ist aber die hiesige Schule um 40 schulpflichtige Kinder entlastet worden, außerdem wurden bei der diesjährigen Herbstentlassungsprüfung 7 Kinder entlassen, so daß die Zahl der schulpflichtigen 7 Kinder augenblicklich noch 116 beträgt. Da die Erfolge beim Alternieren immer man-gelhaft sind, so hat mir die vorgesetzte Behörde auf meine Bitte gestattet, vorläufig den Unterricht wieder nach der früheren Weise zu gestalten, mag auch der Raum etwas beschränkt sein. Im Jahr 1876 trat in der Schulverwaltung der Kreise Gummersbach u. Waldbröhl ei-ne Änderung ein, indem statt der Geistlichen, welche Schulpfleger waren, ein weltli-cher Schulinspektor eingesetzt wurde. Herr Wenzel, zur Zeit Leiter der Höheren Töchterschule in Cöln, wurde von der Königl. Regierung zu Cöln zum Kreis-Schul-inspektor ernannt. Derselbe verwaltete sein Amt mit großer Gewissenhaftigkeit, suchte, so viel wie möglich, einen einheitlichen Unterricht einzurichten u. hat es ü-berhaupt verstanden, sich die Achtung u. Liebe der Lehrer zu erwerben. Nach etwa 1 1/2 Jahren ver-tauschte er jedoch seine Stehlung u. übernahm das Rektorat der Höheren Töchterschule in Hagen. Sein Nachfolger ist Herr Prosik. Blaß, Lehrer. Volmerhausen im Aug. 1878 Im November des Jahres 1878 brannte die Fabrik der Firma Krahwinkel aus Neu-stadt hierselbst ab. Es war ein furchtbar, prächtiger Anblick. Über den ganzen Ort Volmerhausen war nur ein Feuermeer, so daß wohl kein Haus stehen geblieben wä-re, wenn die Dächer nicht vom langen Regen ganz durchnäßt gewesen Seite 8: gewesem wären. Das Poltern der Maschinen, die aus den oberen Stockwerken her-unter stürzten, hat man von einer Entfernung von 3 Stdn. vernommen. In 2 Stunden war ein Werth von etwa 200.000 Mark vom Feuer vernichtet und eine Menge Arbei-ter war ohne Verdienste. Im Frühjahr 1879 fing dieselbe Firma den Wiederaufbau der Fabrik an, dieselbe ist noch bedeutend vergößert, verschönert und zweckmäßi-ger eingerichtet worden. Die Folgel dieses Brandes war, daß die Schülerzahl in hiesiger Schule stehenblieb, weil sich keine fremden Familien mehr ansiedelten, und mehrere, die auf das tägli-che Verdienst angewiesen waren, fortziehen mußten. Die Schülerzahl beträgt augenblicklich 117, wird aber aller Wahrscheinlichkieit nach in den nächsten Jahren wieder ganz bedeutend wachsen. Volmerhausen, im Dec. 1879. Blaß. Bei der heute stattgefundenen Schulrevision durch Herrn Kreisschulinspector Pro-sik waren von 119 schulpflichtigen Kindern 116 anwesend. Derselbe prüfte von vor-mittags 8 Uhr bis Mittag in folgenden Fächern: 1. Lesen (in deutscher Sprache, Auf-satz u. Deklamation); 2. Rechnen; 3. Schreiben; 4. Naturgeschichte. 4. Naturlehre. 5. Geschichte. 6. Geographie u. 7. Gesang. Volmerhausen, den 6. Juni 1881. 8 In der diesjährigen Frühjahrsprüfung wurden 23 Kinder aus der hiesigen Schule ent-lassen, wovon eines vorzeitig. Durch Verzug waren 3 abgegangen, neu hinzuge-kommen 26, Seite 9: so daß die gegenwärtige Schülerzahl wieder 119 beträgt. Volmerhausen, im Mai 1881. Der Lehrer. Blaß Im Jahre 1882 wurde eine neue Schule oberhalb Dieringhausen erbaut. Dieselbe wurde mit dem Beginn des Winter-Semesters desselben Jahres bezogen u. dadurch die hiesige Schule um 47 Kinder entlastet, so daß die Zahl der schulpflichtigen Kin-der nun noch 72 beträgt. Es gingen die Ortschaften Hohl u. Dieringhausen ab. Volmerhausen, im Nov. 1882. Blaß. Bis zum Frühjahre des Jahres 1884 hat sich im hiesigen Schulbezirke nichts Beson-ders zugetragen. Die Schülerzahl ist bis 87 wieder angewachsen, da durch Vergrö-ßerung der hiesigen Fabrikanlage mehr Arbeiter Verdienst gefunden haben und in Folge von Neubauten auch mehr Haushaltungen Unterkommen finden. Die Bevölke-rung beläuft sich auf etwa 400 Einwohner. Im verflossenen Jahre wurden Bibliothek u. Conferenz nach Gummersbach von hier weg verlegt. Volmerhausen, im Mai 1884. Im Laufe des verflossenen Jahres hat sich im hiesigen Schulbezirk nichts von Wich-tigkeit zugetragen. Die Schülerzahl beträgt mit dem S. S. 1885: 94. Volmerhausen, den 31. April 1885. Seite 10: Bei der heute statt gefundenen Schulrevision waren von 93 schulpflichtigen Kindern 83 anwesend. Es waren 4 Kinder in den Confirmandenunterricht, 5 durch Krankheit entschuldigt und nachträglich dispensiert worden. Geprüft wurde von dem Herrn Kreisschulinspector der erste Jahrgang im Lesen, der 2. Jahrgang im Lesen, Rechnen u. Schreiben, die Mittelklasse in Bruchrechnen, Schreiben u. Heimatskun-de, 1. Klasse i. Aufsatz, Lesen, Grammatik, Deklamation, Naturgeschichte u. vaterl. Geschichte. Volmerhausen, den 15. Juni 1885. Blaß Die diesjährige Entlassungsprüfung fand am 23. März zu Dieringhausen statt. Es wurden aus hiesiger Schule 8 Kinder entlassen, wovon eines vorzeitig. Die Anzahl 9 der neueingetretenen Schulkinder beträgt 16; außerdem sind im Laufe des verflos-senen Semesters 8 schulpfl. Kinder von auswärts in den hiesigen Bezirk eingezogen, so daß die gegenwärtige Zahl der schulpfl. Kinder 104 beträgt. Volmerhausen, den 1. Mai 1886. Seite 11: Im Wintersemester 1886/87 stieg die Schülerzahl bis auf 111. Es wurden im Mai 12 Kinder entlassen u. traten 16 wieder ein. In Folge Wohnungsmangel mußten aber mehrere Familien wieder von hier wegziehen, so daß sich die Schülerzahl für das Sommer-Semester 1887 auf 104 reduziert hat. Außerdem besuchen noch 6 schul-pflichtige Kinder die höhere Knabenschule zu Gummersbach. Vollmerhausen, den 6. Mai 1887. Blaß. Durch den Neubau von 11 Doppelhäusern wurde es auswärtigen Familien ermög-licht, hierselbst wieder Unterkunft zu finden. Es sind besonders Bewohner von der Sieg, aus der Gegend von Rosbach u. der Gemeinde Ham, die ihre Heimat verlas-sen, um hier ein besseres Loos zu suchen. Dadurch stieg die Schülerzahl wieder bedeutend, so daß mit dem Wintersemester 88/89 der alternierende Unterricht ein-geführt werden mußte. Es wurde nun im Frühjahr 1889 ein Local für eine zweite Klasse gemietet, da 140 schulpflichtige Kinder zu unterrichten waren; dasselbe wur-de von Schreinermeister W. Schmidt hergestellt, konnte aber erst im November des-selben Jahres bezogen werden. Herr Fr. Schmidt, bis dahin Lehrer in Heed bei Meinerzhagen wurde als Lehrer hierselbst gewählt u. eingeführt. Ein Teil der Schul-gemeinde Seite 12: fuhr demselben am 19. Nov.bis Derschlag entgegen, die anderen holten ihn am Bahnhof Dieringhausen ab. Des Abends fand eine gemütliche Zusammenkunft bei Herrn Offermann statt, wo ernste u. heitere Reden mit Gesang u. Liedern wechsel-ten. Um 1/2 12 Uhr wurde Schluß gemacht. Obgleich die Räumlichkeiten des neu gemieteten Lokales vollständig unzureichend sind, so mußten doch 72 Kinder dahin überwiesen werden, da in der 1. Klasse doch noch 79 verblieben. Da auch der Herr Kreisschulinspektor im Febr. 1890 Einsicht von den Räumlich-keiten bei Gelegenheit seiner Revision genommen hat, so ist zu hoffen, daß bald zu einem Neubau geschritten wird. Die Schülerzahl vom Sommersemester 1890 beträgt zusammen 149. (I. Klasse 83, II. Klasse 66.) Vollmerhausen, im April 1891. Blaß, Lehrer. Seite 13: 20. Sedansfest 1890 10 Obgleich die Feier desselben nichts Neues bot gegen die früher gefeierten Feste, so soll doch hier eine kurze Beschreibung derselben statt finden. Die hiesige Bevölke-rung hat die Neigung, alles zu bekritelen u. zu kritisieren, weshalb auch jedenfalls der weit bekannte Ausdruck, „die Vollmerhäuser karten nach“ entstanden ist. Des-halb wurden auch von politischen Blättern diejenigen mit Vorliebe gelesen, welche kritisieren und räsonnieren. Es ist schwierig, gegen diese Strömung anzukämpfen, u. bei ältern Personen völlig nutzlose Mühe. Ich entschloß mich deshalb, bei der Ju-gend anzufangen u. namentlich die vaterländischen Feste mit den Kindern, dem Ge-sangverein u. sonstigen Mitteln, die mir zu Gebote standen, so prächtig als möglich zu feiern. So ist auch die Feier des Sedanfestes entstanden. Wenn es aber möglich ist, wird dieselbe auf einen Sonntag verlegt, damit sich alle daran beteiligen können, u. die das nicht wollen, die Feier wenigstens sehen sollen. Am Sonntag, den 30. Sept. nachmittags 2 1/2 Uhr versammelten sich die Kinder vor dem Schullokale. Mein Kollege Schmidt hatte Seite 14: sich die Mühe gemacht, etwa 12 Knaben auf der Flöte vaterländische Lieder, die zum Marsche geeignet waren, in kurzer Zeit beizubringen. Vor der Schule stellten sich die Kinder auf, die Musik voran, dann die Fahnenträger mit zwei großen Fahnen (die eine mit dem Preuß. Adler, die andere in deutschen Farben) u. Schärpe, dann Knaben, zuletzt die Mädchen, Der erste kleine Spaziergang ging nach Neubrück; dann wurde kehrt gemacht, um in das Festlokal bei Herrn Niemann zu gelangen. Hier war großes Kaffetrinken, zunächst für die Kinder, dann für die Erwachsenen. Da allerdings von der Gemeinde nur 10 Pfg. pro Kind vergütet wurden, so müssen die Kinder die fehlenden 20 Pfg. mitbringen. Unvermögende Kinder werden vom Lehrer u. Wirth gemeinschaftlich frei gehalten, ohne daß sonst irgend einer etwas davon merkt, selbst die Schulkinder nicht; zu dem sind diese Fälle selten. Nachdem einer nach dem andern mit geröthetem Gesichte seinen Platz verlassen hat, wird der Hauptspaziergang angetreten, um den Erwachsenen Platz zu machen. Leider wurde derselbe in diesem Jahre durch mehrmalige Regengüsse gestört, was jedoch die allgemeine Heiterkeit nicht hinderte. Um 5 1/2 Uhr fanden wir uns wieder im Festlo-kale ein. Dasselbe war so überfüllt, daß wir nicht in den Saal hinein konnten, son-dern mit den Kindern in den Vorzimmern bleiben mußten. Die Kinder sowohl Seite 15: aus der I. als aus der II. Klasse traten nun vor u. sagten ihre Gedichte auf, scherz-hafte u. ernste, abwechselnd mit dem Gesange vaterländischer Lieder. Es wurden etwa 40 - 50 verschiedene ... Gedichte deklamiert u. 10 Lieder gesungen; um 7 Uhr war die Feier beendigt; es trat nun eine Pause ein, dann wurde der Zug nach dem Freudenfeuer gemacht. Beim Abbrennen desselben wurde das bekannte Lied „Flamme empor“ gesungen u. dann der Kaisertoast ausgebracht u. hiermit die Feier beendigt u. die Kinder entlassen. Bemerkt sei noch, daß die Straßen mit Ehrenpfor-ten geschmückt, die Häuser beflaggt u. viele derselben sogar beleuchtet waren mit bengalischen Flammen, was namentlich den Kindern viele Freude machte. So ist namentlich das Sedanfest im Laufe der Jahre den Kindern so lieb wie das Weihnachtsfest geworden, u. auch die Theilnahme der Eltern ist eine recht erfreuli-che. 11 Seite 16: Im Jahre 1891 wurde endlich zum Neubau eines Schullokales geschritten und das-selbe konnte schon im Herbste desselben Jahres bezogen werden. Es ist ein massi-ves Gebäude mit zwei großen, geräumigen Schulsälen. Im folgenden Jahre legte die Firma Leop. Krawinkel eine Wasserleitung an, wodurch auch die Schule u. die alte Lehrerwohnung mit Wasser versorgt wurden. Die Jahre 1893, 94 u. 95 verliefen in gewohnter Weise; die Schülerzahl schwankte im ganzen zwischen 141 und 151. Im Jahre 1895 wurde zum letzten Male das Sedanfest gefeiert. Damit diese Feier den Kindern stets im Gedächtnis bleiben sollte, wurde dieselbe recht pomphaft began-gen. Wir Lehrer konnten uns das diesmal erlauben, da durch Kinderfreunde eine Summe von freiwilligen Beiträgen im Betrage v. 115 Mk. aufgebracht worden war; an der Feier beteiligten sich der Kriegerverein v. Vollmerhausen, der Feuerwehr-, der Turn- u. der Gesangverein. Es war ein prachtvoller Zug, als die Schulkinder voran, begleitet mit Musik, ihnen nach die Vereine, durch den Ort zogen. H. Bernh. Krawin-kel stellte als Festplatz die Wiese unter seiner Wohnung zur Verfügung, hielt als Ab-geordneter auch später den Kaisertoast u. hat durch Seite 17: seinen namhaften Beitrag (60 Mk.) sowie seine sonstige Tätigkeit wesentlich zum Gelingen der Feier beigetragen. Auf dem Festplatze wurden die Kinder bewirtet, reichlich beschenkt, machten dann Wettspiele mit Preisverteilungen, sangen u. de-klamierten vaterländische Gedichte, führen ein kleines patriot. Theaterstück auf u. belustigten sich auf alle mögliche Weise. So wechselten Gesang u. Turnen u. Musik mit den Spielen der Kinder ab; die Witterung war sehr günstig u. ehe wir uns versa-hen, war der Abend gekommen; ein prachtvoller Fackelzug mit über 200 Lampions zog dann zum Freudenfeuer, u. als dasselbe unter Reden u. Gesang abgebrannt war, ging man um 9 Uhr vergnügt nach Hause. Bemerkt sei noch, daß die Menge der Festteilnehmer sehr groß war, u. als man nach Hause ging, war es eine Stimmung: So etwas Schönes habe ich noch nie mitgemacht. Seite 18: In den Jahren 189.. - 1899 blieb die Schülerzahl immer auf demselben Standpunkte. Letzteres Jahr war für mich von besonderer Wichtigkeit, weil es am 3. Juli desselben 25 Jahre wurde, daß ich diese Stelle antrat. Als Feind aller Festlichkeiten wollte ich die Sache geheim halten, aber ehemalige Schüler, Freunde u. mein Kollege Schmidt hatten den Tag meines Eintritts auf dem Bürgermeister-Amte erfahren u. in aller Stille eine großartige Feier vorbereitet. Dieselbe fand am 3. Juli desselben Jah-res statt. Des Nachmittags war Schulfeier; sämtl. Kinder bekommen gemeinschaft-lich Kaffee; dann wurde gesungen, Gedichte hergesagt u. als Geschenk überreich-ten mir die Kinder eine schöne Pfeife mit einem gewaltigen Paket Tabak; meine Frau erhielt ein schönes Sofakissen; auch zu dieser Feier hatte sich schon eine ziemlich große Anzahl Mitglieder aus der Schulgemeinde versammelt. Die Hauptfeier fand am Spätnachmittag u. Abend statt. Eine Unmenge von Blumensträußen war schon des Morgens geschickt worden. Der zweispännige Wagen, in welchem ich mit meiner Familie zum Festlokale abgeholt wurde, war mit Kränzen etc. übersät, der Ort festlich geschmückt. Vor dem Festlokale empfing uns Herr Gust. Brensing u. führte uns in den Saal, worauf mir Seite 19: 12 von demselben ein Geschenk, bestehend in einem Plüschsofa nebst 2 Sesseln ü-bergeben wurde. Die Begrüßungsrede hielt Herr Lokalschulinspektor Mellinghoff. Der hiesige Gesangverein unter Leitung meines Kollegen sang Begrüßungslieder u. die hiesige Feuerwehrkapelle spielte ihre fröhlichen Weisen. Der Festsaal war über voll u. es fehlte kein Haus in der Schulgemeinde, das nicht ein meistens mehrere Mitglieder geschickt hatte; auch der Gesangverein aus Dieringhausen begrüßte mich noch durch einige schöne Lieder, obgleich die Mitglieder desselben leider im Saale nicht mehr unterkommen konnten. So wechselten den ganzen Abend in bunter Rei-he ernste u. heitere Reden, Gesang u. Musik u. keiner wollte nach Hause gehen. Als endlich Schluß gemacht wurde, da wollte das Händedrücken kein Ende nehmen. Es war doch ein erhebender Tag für mich u. ich habe manches herzl. Dankeswort zu hören bekommen, so daß ich zu meiner großen Freude sagen konnte, daß ich nicht vergebens gelebt habe. Seite 20: Nachdem die Schülerzahl auf 158 gestiegen war, konnten die Kinder in den beiden Schulsälen nicht mehr untergebracht werden, u. es wurde deshalb im Jahre 1900 das Dreiklassensystem mit zwei Lehrern eingeführt, wie es noch heute besteht. Vollmerhausen im ... 1901. In den Jahren 1901 - 1902 hat sich die Zahl der Kinder nur wenig vermehrt, da die hiesigen Fabrikanlagen nicht vergrößert wurden. Nachdem im Jahre 1903 die Anla-gen bedeutend erweitert wurden, auch 3 neue Arbeiterhäuser mit 6 Wohnungen ge-baut wurden, vermehrte sich die Zahl der Kinder wieder u. im Februar 1904 stieg sie auf 148. Bei der in diesem Frühjahr stattgefundenen Entlassungsprüfung wurden 21 Kinder, 9 Knaben u. 12 Mädchen, entlassen, 5 besuchten die Schulen in Gummersbach u. 3 Kinder verzogen; neu aufgenommen wurden 26 Kinder, sodaß die Zahl derselben auf 145 gesunken ist. Vollmerhausen, d. 5. April 1904. Blass. Seite 21: Anfangs September d. J. reichten die Bewohner der hiesigen Schulgemeinde eine Petition an die Schulkommission, in welcher die Errichtung einer 3. Klasse gebeten wurde. Die Notwendigkeit derselben wurde anerkannt u. die Stelle ausgeschrieben. Von 8 Bewerbern wurde Herr Kalle aus Drabenderhöhe gewählt. Vollmerhausen, d. 1. Dec. 1904. 1905: Am 2. Mai 1905 begann das neue Schuljahr und mit diesem Tage trat Herr Kalle die 3. Lehrerstelle an. Am Abend vorher fand eine gemütliche Zusammenkunft bei Wilh. 13 Dissmann statt, bei der Herr Krawinkel den neuen Lehrer in seinem neuen Wir-kungskreise herzlich willkommen hieß. Im Laufe des Frühjahrs reichte Herr Haupt-lehrer Blass sein Gesuch um Entlassung aus dem Schuldienst zum 1. November ein, welches auch genehmigt wurde. Auf den Beschluß der Schulkommission hat sich Königliche Regierung damit einverstanden erklärt, daß der Unterzeichnete am 1. November an die erste Lehrerstelle aufrücke. Zum genannten Termin erhält Herr Kalle die 2. Lehrerstelle. Die nun freiwerdende 3. Stelle soll nach Beschluß der Schulkommission mit einer Lehrerin besetzt werden und wurde Fräulein Fuchs aus Gummersbach, z. Zt. kommissarisch in Altenessen beschäftigt, gewählt. Mit Schluß des Sommerhalbjahrs legte Herr Blass sein Amt nieder. Die von der Schulgemeind-de und der Schule veranstaltete Abschiedsfeier gaben ein rechts Zeugnis von der Liebe und Hochachtung, die sich der Scheidende erworben hatte. Fr. Schmidt. Feier umstehend. Seite 22: Zeitungsausschnitt: (e) Vollmerhausen, 29. Septbr. Am verflossenen Samstag feierte die Schulge-meinde Vollmerhausen ihrem aus dem Dienst scheidenden Hauptlehrer Herrn Blaß ein Abschiedsfest. Seit dem Jahre 1874 war genannter Herr in unserm Ort tätig. Welche Liebe er sich während dieser Zeit in hiesiger Schulgemeinde erworben hatte, das bewies zu Genüge der Verlauf der Abschiedsfeier. Schon vor 6 Jahren konnte man Herrn Blaß ein Jubiläumsfest der 25-jährigen Tätigkeit hier veranstalten. Gewiß war dieser Tag manchem als wohlgelungenes Fest in Erinnerung geblieben; das heutige wird man wohl jedem würdig zur Seite stellen können. Galt es doch heute, Herrn Blaß nicht nur den Abschied aus dem Schuldienste nach 42-jähriger Tätigkeit zu feiern, sonder auch seinen Abschied aus unserm Orte, da er nach Krefeld über-siedelt. - Am Nachmittage, des 23. feierte die Schuljugend. Gegen 3 fanden sich die Schüler an der Wohnung des Jubilars zusammen, und nun ging’s in Begleitung ihrer Lehrer zum Festlokale, dem Bals’schen Saale, wo gut und reichlich gedeckte Kaffee-tische der Kleinen warteten. Das war eine Freude für sie; da sah man manches Kin-derauge in frohem Glanze leuchten. Nach dem Kaffeetrinken unternahmen Lehrer und Schüler einen kleinen Spaziergang ins Rospetal. Als sie zurückkehrten, hatten sich viele Mütter der Kinder eingefunden, um der Schulfeier beizuwohnen. Gesang und Gedichte der Schüler wechselten miteinander ab. Man merkte es den Kleinen an, daß auch sie die Bedeutung des Tages verspürten; war doch Herr Blaß von al-len Kinder geliebt und geehrt worden. Und als der Nachfolger im Amte des Gefeier-ten, Herr Hauptlehrer Schmidt, der 16 Jahre mit seinem älteren Kollegen zusam-men gearbeitet hat, zum Schluß eine Ansprache hielt, die von Herzen kam und zu Herzen ging, da sah man kein Auge tränenleer. Herr Schmidt rief Herrn Blaß im Namen der Kollegen und Kinder ein herzliches Lebewohl zu, worauf die Schüler vom Scheidenden zum letzten Male begrüßt wurden. Er ermahnte sie nochmals zur Treue, Wahrhaftigkeit und zum Fleiß, damit ihre Lehrer, wenn sie dereinst Rechen-schaft geben sollen, das mit Freuden tun. Und dann hörten sie alle das letzte Lebe-wohl aus seinem Munde. - Die Feier am Abend des Tages war von seinen ehemaligen Schülern aufs beste vorbereitet worden, um sie zu einer würdigen zu gestalten. Sämtliche Vereine des 14 Ortes, deren Begründer Herr Blaß gewesen, nahmen an dem Feste teil. Unter den Klängen unserer gut bewährten Feuerwehrkapelle betrat Herr Blaß nebst Gemahlin und Verwandten den Saal, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Solch eine Fest-beteiligung hatte man in Vollmerhausen kaum gesehen. Seine Schüler waren von weit herbeigeeilt, um mit dabei zu sein. Aus benachbarten Orten waren viele Freun-de und Bekannte erschienen, um den gut Gekannten zu ehren; auch viele Lehrer der Nachbarschaft waren der Einladung gefolgt. Nachdem die Musik erklungen, gedach-te ein ehemaliger Schüler, Herr Aug. Puhl, des Scheidenden in bewegten Worten und überreichte zugleich ein Geschenk der Schulgemeinde zum bleibenden Anden-ken. Es stellte ein metergroßes Bild dar, auf dem wir in der Mitte Vollmerhausen, und zu den Seiten die Schule, die Kirche, den Bahnhof Vollmerhausen-Berg und Liefen-roth erkennen. Herr und Frau Blaß waren von dieser Überraschung sichtlich erfreut. Die Festrede hielt Herr Pastor Mellinghoff. Er feierte den Jubilar als Lehrer und Er-zieher zur charaktervollen Persönlichkeit, als ersten Kirchmeister, als treuen Men-schen, als friedlichen Mitbürger und frohen Gesellschafter. Herr Aug. Wahlefeld fei-erte in einer Ansprache Frau Blaß als gute Hausfrau, treue Mutter, pries ihr Gemüt und ihre Liebe zu den Schülern. Im weiteren Verlauf des Abends gedachte Herr Bernh. Krawinkel in markigen Worten des scheidenden Lehrers, der lange aus-gehalten im schönen Aggertal, der treffliche Persönlichkeiten und gute Varterlands-verteidiger erzogen. Sein Hoch galt dem deutschen Vaterlande. Im Namen des Turn-vereins, der durch einige musterhafte Vorführungen den Abend verschönern half, begrüßte Herr Nusch den wackeren Lehrer. Der Gesangverein, dessen Dirigent Herr Blaß vor Jahren gewesen, bot uns einige gut vorgetragene Abschiedslieder, und rief ihm durch seinen Vorsitzenden Herrn Aug. Dißmann ein herzliches „Lebe-wohl“ zu. Von Seiten der anwesenden Lehrer gedachte Herr Hauptlehrer Kappel aus Derschlag des scheidenden Kollegen, ihm einen frohen Lebensabend wün-schend. Zur Gemütlichkeit des Abends trugen auch einige gemeinsam gelungene Lieder bei, von denen eins Herr Aug. Prinz aus Dieringhausen seinem früheren Leh-rer gewidmet hatte. Von vielen Schülern, die an dem Feste nicht teilnehmen konn-ten, trafen auf telegraphischem Wege ihre Wünsche und Dankesbezeugungen ein. Ihnen allen, allen die zur Verschönerung des Abends beigetragen, widmete Herr Blaß ein Schlußwort. Herzlichen Dank sprach er der Schulgemeinde Vollmerhausen aus, die ihm stets liebevoll entgegengekommen, herzlichen Dank allen Vereinen, die heute ihre Anhänglichkeit bekundet hatten . - Jeder, der den Abend mit erlebt hat-te, war der Überzeugung, ein wohl gelungenes Fest gesehen zu haben, das Nach-ahmung verdient - Unserem scheidenden lieben Lehrer auch an dieser Stelle nochmals herzliches „Lebe wohl ! “. Seite 23: Vom 3. Nov. bis 16. Nov. verwaltete Herr Lehrer Dannenberg aus Niedernhagen die 3. Lehrerstelle. Am 1. Dezember trat Fräulein Helene Fuchs aus Altenessen, gebürtige Gummersbacherin, obige Lehrerstelle an. Mit genanntem Tage wurde das Mädchenturnen an hiesiger Schule eingeführt Die Revision der hiesigen Schule fand am 31. Januar u. 3. Febr. statt. Der Herr Kreisschulinspektor revidierte am 1. Tage die 3. u. 2. Klasse; am letzten Tage die 1. Klasse. Die Entlassungsprüfung fand in Dieringhausen statt und zwar die schriftl. am 20. und die mündliche am 27. März. An derselben nahmen von hier 16 Schüler teil. Entlas- 15 sen wurden 14 u. 1 vorzeitig = 15 Kinder. Schluß des Schuljahrs war Mittwoch, d. 11. April. 1906. Das neue Schuljahr begann am Dienstag, den 24. April. Da die Mittelstufe überfüllt war, so wurden die 13 ältesten Schüler des 5. Jahrganges in die 1. Klasse versetzt. Die Stärke der einzelnen Klassen ist jetzt folgende: I. Klasse 66, II. Kl. 70 und III. Kl 48 = 184 Schüler. Kurz nach Beginn des neuen Schuljahres erhielten die Mädchen des 8. Schuljahres Kochunterricht im Mädchenheim zu Dieringhausen. Leider wurde dieser Kursus, da die Kosten der Stadtgemeinde zu hoch waren, aufgehoben. Herr Kalle wurde auf 1 1/2 Jahr beurlaubt und in dieser Zeit am Seminar Seite 24: zu Gummersbach beschäftigt. Am 11. Juni übernahm der Schulamtsbewerber Herr Roik aus Elberfeld die hiesige 2. Klasse. Zeitungsausschnitt: Bekannmachung. Betrifft. Die Ferien in den Elementarschulen. Nach Anhörung der Schulvorstände werden die diesjährigen Sommer- und Herbstfe-rien im Einverständnis mit dem Herrn Kreisschulinspektor im hiesigen Kreise wie folgt festgesetzt: Die Schulen in den Orten Gummersbach und Bergneustadt haben keine Sommer-ferien. Die Herbstferien in diesen Schulen sind dieselben wie diejenigen in den höh-ren Schulen, also: Schluß des Unterrichts Mittwoch, den 8. August, Anfang des Unterrichts Donnertag, den 13. September. Die Schulen in den Orten Wiehl und Ründeroth haben Sommerferien von Montag, den 30. Juli bis Samstag, den 25. August, und Herbstferien von Montag, den 8. bis Samstag, den 20. Oktober. Alle übrigen Schulen haben Sommerferien vom Montag, den 2. bis Samstag, den 14. Juli und Herbstferien von Montag, den 24. September bis Samstag, den 20. Oktober. G u m m e r s b a c h , den 15. Juni 1906. Der Königl. Landrat. K i r s c h s t e i n . (X) Dieringhausen, 8. Aug. E i n e a m t l i c h e K o n f e r e n z d e r L e h r e r d e s K r e i s e s G u m m e r s b a c h fand am verflossenen Mon-tag im Hotel Theis hier unter Vorsitz des Herrn Kgl. Kreisschulinspektor B e r n s statt. Als Gäste wohnten Herr Kreisarzt Dr. Engel, einige Herren vom Seminarlehrerkollegium, einige Herren Geistlichen (in ihrer Eigenschaft als Orts- 16 schulinspektoren), sowie Herr Bürgermeister Wilms der Versammlung bei. Der Herr Vorsitzende gedachte in ehrenden Worten des durch den Tod abberufenen langjäh-rigen Mitgliedes Herrn Hauptlehrers K ö n i g aus Gummersbach. Die Anwe-senden ehrten das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Eine reichhaltige Tagesordnung lag den nun folgenden Verhandlungen zugrunde. Herr Lehrer M ü c h e r aus Bickenbach hielt eine Lehrprobe über unsere Kolonie Kamerun, Herr Lehrer S t i e f e l h a g e n aus Hülsenbusch einen Vortrag über „Das Seltenerwerden und Verschwinden einiger Pflanzenarten der rheinischen Flora“ und Herr Hauptlehrer K a p p e l aus Derschlag einen Vortrag über das Thema „Wie kann die Schule bei der Fürsorge um die schulentlassene männliche Jugend mitwirken ?“. Die mit Beifall aufgenommenen Ausführungen des Herrn Vortragenden gipfelten in folgenden Forderungen: Anteil kann die Schule nehmen an der Fürsorge um die schulentlassene männliche Jugend durch Erteilung von sach- und fachgemä-ßen Ratschlägen bei der Berufswahl, durch engen Zusammenschluß von Schule und Haus, Einrichtung von Unterhaltungsabenden (sogen. „Elternabenden“), Einführung der obligatorischen Fortbildungsschule, Einrichtung einer Leihbilbiothek, Einwirkung auf die Jugend durch Gesang- und Turnvereine. Ferner wurde als Mittel zur Einwir-kung die Betätigung der Lehrer in Jünglingsvereinen empfohlen. Eine Reihe amtli-cher Mitteilungen machte den Beschluß der offiziellen Verhandlungen. Bei dem ge-meinsamen Mittagsmahle brachte Herr Kreisschulinspektor B e r n s den Kai-sertoast aus. An dem Spielkursus in Gummersbach, abgehalten von Herrn Oberturnlehrer Schröter - Barmen, nahm Lehrer Roick teil. Am 24. Oktober begann in Gummersbach ein Zeichenkursus, in dem Seite 25: die Lehrer der Stadtgemeinde Gummersbach in die neue Zeichenmethode einge-führt werden sollen. Geleitet wurde der Kursus von dem Zeichenlehrer Dennstedt. Der Unterzeichnete nimmt daran teil. Vollmerhausen, den 1. Jan. 1907. Schmidt. Am 12. Dez. 1906 wurde die Schule vom Herrn Kreisschulinspektor Berns revi-diert. 1907. Im neuen Schuljahre besuchen die I. Kl. 52, II. Kl. 80 und die III. Kl. 56 Kinder. In den Tagen vom 11. bis 16. Juni machte Herr Roick am Lehrerseminar in Mettmann die 2. Lehrerprüfung mit Erfolg. Die diesjähr. Sommerferien dauern vom 1. bis 14. Juli. Am 24. Juni feierte der hiesige Kriegerverein sein Stiftungsfest. Mit demselben war eine Schulfeier im Bals’schen Garten verbunden. Nach Eintreffen des Festzuges wurden die Schulkinder mit Backwerk und Limonade bewirtet. Gesänge und Dekla- 17 mationen wechselten mit einander ab und wurden von den Feststeilnehmern mit Bei-fall aufgenommen. Die Festrede hielt der Landtagsabgeordnete Kommerzienrat B. Krawinkel. Spiele und Verlosung bereiteten den Kindern große Freude. Alle Ausga-ben für die Kinder sind durch einige Mitglieder des Kriegervereins bezahl worden. Ihnen auch an dieser Stelle herz. Dank. Das Sedanfest wurde in folgender Weise gefeiert: Morgens von 1/2 9 - 1/2 10 Uhr fand in den 3 Klassen die Schulfeier statt. Während die Knaben von 10 - 12 Uhr auf der Kapelle unter der Leitung der beiden Lehrer Turnspiele machten, führten die Mädchen einen Spaziergang aus. Herbstferien vom 23. Sept. - 20. Okt. Revision durch den Herrn Kreisschulinspektor Berns: am 16. Nov. die 3. Klasse und die 2. und 1. Klasse. Im Dezember erhielt die 3. Klasse neue Bänke und zwar 27 2sitz. und 6 1sitzige Ret-tigbänke. Am 19. März 1908, nachm. 2 Uhr, fand die schriftliche Entlassungsprüfung in der Schule zu Dieringhausen statt. Der Aufsatz lautete: „Unsere Kirchengemeinde“ und im Rechnen war zu lösen. Die mündliche Prüfung war ebenfalls in D. am 30. März. Von der hies. Schule nahmen 23 Kinder an der diesjähr. Prüfung teil, die am 10. April aus der Schule entlassen wurden. Die Osterferien waren vom 11. - 22. April. V. 22. 4. 08. Fr. Schmidt. Schuljahr 1908. Das neue Schuljahr begann am Donnerstag, den 23. April 1908. Bestand der einzel-nen Klassen: I. Kl. 70. II. Kl. 76. III. Kl. 58 = zus. 204 Schüler. Die diesjährigen Sommerferien waren vom Herrn Landrat laut Bekanntmachung vom 13. Juni 1908 für die hiesige Schule vom 7. August bis 15. Sept. (beide Tage einge-schlossen) festgesetzt worden. Am 1. Sept. verließ die Lehrerin Frl. Fuchs die hiesige 3. Stelle. Sie hat vom 1. Dez. 1905 bis jetzt an hiesiger Schule mit gewissenhafter Treue gewirkt. Seite 27: Am 16. September trat Frl. Wally Heuser, zuletzt in M. Gladbach tätig, die hiesige 3. Lehrerstelle an. Vom 21. dess. M. ab wurde Frl. Elisabeth Fischer zu Diering-hausen die Erteilung des Unterrichts in weiblichen Handarbeiten übertragen. Laut Verfügung Königl. Regierung vom 19. Oktober B 11 439 wurde für die Dauer der Krankheit des Herrn Pfarrers Mellinghoff - Dieringhausen der Herr Kreisschul- 18 inspektor Schläper - Gummersbach mit den Funktionen des Ortsschulinspektors über die hiesige Schule beauftragt. Mörchen-Feier am 18. Febr. 1909 Siehe Seite 4 - 6. § V o l l m e r h a u s e n , 22. Febr. Aus Anlaß des auf den Donnerstag voriger Woche fallenden h u n d e r t s t e n G e b u r t s t a g e s des bis zu seinem im Jahre 1874 erfolgten Tode an der hiesigen Elementarschule tätig gewesenen Leh-rers M ö r c h e n versammelte sich eine Anzahl seiner früheren Schüler in dem oberen Saale der hiesigen neuen Schule - der dafür in Aussicht genommene alte Schulsaal, die Stätte seiner Wirksamkeit, konnte wegen der großen Beteiligung nicht benutzt werden - um eine Gedenkfeier für ihren geliebten Lehrer abzuhalten. Etwa 100 seiner früheren Schülerinnen und Schüler aus nah und fern waren herbeigeeilt, um diesen Akt der Pietät, dieser nachträglichen Dankesbezeugung dem geliebten Lehrer gegenüber beizuwohnen. Greisinnen und Greise von annähernd 80 Jahren hatten die für sie gewiß beschwerliche Reise nach hier nicht gescheut, um sich in froher Jugenderinnerung nochmals so recht innig mit ihrem schon so lang entschla-fenen lieben Mörchen geistig zu verbinden. Gegen 5 Uhr eröffnete Herr W. V i e b a h n aus Liefenroth die Feier, indem er die Erschienenen be-grüßte und auf den Zweck der Zusammenkunft hinwies. Er empfand es als beson-ders angenehm, die Anwesenheit zweier Töchter, eines Enkels und zweier Neffen von Lehrer Mörchen konstatieren zu können und widmete denen einen besonderen Willkommengruß. In der zahlreichen Beteiligung an dieser Feier ein Zeichen des vorhandenen Gedenkens an den schon so lang Entschlafenen erblickend, erinnerte er an dessen hohe Geistesbegabung und vollkommene Pflichterfüllung in und außer der Schule und betonte besonders, unter Hinweis auf die erste und grundlegende Ausbildung der Jugend, die hohe Bedeutung eines Volksschullehreramtes. Der hie-sige Männergesangverein sang dann das Lied „Cäcilienfeier“. (In des Herzens heili-ger, tiefster Stille.) Hierauf trug Herr A u g . P r i n z aus Dieringhausen eine ausführliche Lebensbeschreibung von Peter Mörchen vor. Von der Erinnerung an längst verschwundene Zeiten ausgehend, dabei das Kommen und Gehen, das Wandern und Verschwinden alles Sichtbaren, aber auch das Fortbestehen des nicht Sichtbaren, Geistigen in der dankbaren Liebe in packender Weise schildernd, ließ er das ganze Leben Mörchens von der Wiege bis zum Grabe Revue passieren. Ergrei-fend war es anzuhören, in welch kümmerlichen Verhältnissen Lehrer Mörchen sich den Unterhalt seiner und seiner lieben Angehörigen hat verschaffen müssen, wie er unter Einführung des wechselseitigen Schulsystems es verstanden hat, trotz der großen Schülerzahl von 120 bis 150 allen reiche Kenntnisse beizubringen, wie er dabei reformatorisch vorgegangen ist auch in seiner Religionslehre, welche schon damals mit der heutigen Theologie übereinstimmte, wie er in der bewegten Zeit um 1848 als ein Förderer von Freiheit und Recht öffentlich gewirkt und damit gegen die Reaktion gekämpft hat, dabei hinsichtlich der zu erstrebenden Verfassung dazumal schon Ideale hegend ,welche vollständig identisch mit dem 1871 Erhaltenen waren, wie er aber auch gleich allen hervorragenden Reformatoren wegen dieser Bestre-bungen von seinen Vorgesetzten verfolgt und ihm manche bittere Stunde bereitet worden, aber schließlich von dem damaligen Schulrat Grashoff in Köln doch mit den Worten in Schutz genommen worden sei: „ich habe nur einen Lehrer Mörchen und den will ich behalten !“ - In tiefer Bewegung dankte die Versammlung dem Red-ner. Dann trug der 62 Jahre alte Herr C h r . A u g . H a h n von hier ein 19 selbst-verfaßtes Gedicht vor, das reichen Beifall erntete. Der Gesangverein sang alsdann das Lied „Jugendträume“. Herr V i e b a h n dankte zum Schluß den an der Feier Mitwirkenden herzlich und gedachte dabei auch des freundlichst erschie-nenen alten Schulveteranen und früheren Kollegen von Peter Mörchen Herrn Leh-rers B ö s i n g h a u s aus Müllenbach. Damit war die schön verlaufende Feier zu En-de, welche noch lange in angenehmer Erinnerung bei den Teilnehmern bleiben wird. Eine freiwillige Spende zur Deckung der Unkosten brachte das erkleckliche Sümm-chen von 71 Mark. Seite 28: Zeitungsausschnitt: a. V o l l m e r h a u s e n , 23. Febr. Ein s c h w e r e r U n g l ü c k s f a l l ereignete sich gestern nachmittag hier. Schulkinder spielten noch auf dem Eise des Teiches am Bahnhof Vollmerhausen-Berg. Obschon sie noch kurz vorher von älteren Leuten gewarnt worden waren, spielten sie weiter, bis die dünne E i s d e c k e p l ö t z l i c h d u r c h b r a c h und fünf Personen ins Wasser fielen. Durch das tatakräftige Eingreifen einiger Fabrikarbeiter, worunter sich beson-ders Eugen Jungjohann und Aug. Viebahn hervortaten, gelang es 4 zu retten, von denen jedoch der ca. 10-jährige Schüler Fritz W e i n g a r t e n später starb. Der 9-jährige Walter B a l s konnte erst spät als Leiche aus dem Wasser hervorgeholt werden. Durch den Tod dieser zwei blühenden jungen Kinder sind die armen Eltern und Angehörigen in große Trauer versetzt worden. Die schriftliche Entlassung war am 3. März in der Schule zu Dieringhausen. Ebenda-selbst fand auch am 27. März vormittags 9 Uhr die mündliche Prüfung unter Leitung des Herrn Kreisschulinspektor Schläper statt. An derselben beteiligten sich aus hiesiger Schule 26 Kinder, von denen 2 von der Schuldeputation vorzeitig zugelas-sen wurden. Sämtliche Prüflinge wurden am 7. April, Schluß des Schuljahres, ent-lassen. Schuljahr 1909. Mit Beginn des neuen Schuljahres am 20. April wurde die hiesige dreiklassige Schu-le in eine vierklassige mit drei Lehrkräften umgewandelt. Die Schülerzahl in den ein-zelnen Klassen war folgende: I. Kl. 45, II. Kl. 54, III. Kl 55 und IV. Kl. 54. Die Pfingstferien waren vom 29. Mai bis 5. Juni. Seite 29: Herr Lehrer Roik nahm vom 2. bis 14. Aug. an einem Ferienkursus an der Universi-tät Jena teil. Aus diesem Grunde war er in den letzten Tagen vor den Sommerferien vom 2. - 6. Aug. beurlaubt und wurden in diesen Tagen die 4 Klassen von 2 Lehr-kräften verwaltet. Die Sommerferien waren vom 7. Aug. bis 11. September. 20 Nach Mitteilung des Herrn Kreisschulinspektors vom 11. 9. 09 schied die Lehrerin Fr. Heuser vom 1. Oktober aus dem Schuldienst der Stadtgemeinde aus. Sie wurde aber bereits vom 13. September an beurlaubt.. Mit der Vertretung wurde vom 15. Sept. an der Schulamtsbewerber Werner Ochel aus Bergneustadt betraut. Am 1. Oktober erhielt die hiesige Schule die 4. Lehrkraft. Herr Lehrer Gustav Kleinjung, bis dahin Lehrer in Niedersessmar, trat ins Leh-rerkollegium ein und verwaltet die 3. Klasse. Der im Mai begonnene Neubau eines 2-klass. Schulgebäudes wurde im November vollendet, sodaß am 1. Dezember die 1. und 2. Klasse dieselbe beziehen konnte. Die Schulklassen sind seitens der Stadtgemeinde Gummersbach aufs beste einge-richtet worden. Auf dem Bodenraum des Gebäudes hat die hiesige Seite 30: Schule ein Lehrmittelzimmer erhalten, was auch sehr nötig war. Außerdem befindet sich die Wohnung des Schuldieners, bezw. der Frau Wirths, der die Reinigung der 4 Klassen übertragen wurde, dort. Die 3. und 4. Klasse wurden in dem 1891 errichte-ten Schulgebäude untergebracht. Der Schulsaal in der alten Schule steht nun leer da. Die schriftliche Entlassungsprüfung fand am 17. Februar vorm. 9 Uhr in der Schule zu Dieringhausen unter Leitung des Ortsschulinspektors Herrn Kreisschul-sinspektor Schläper statt. Die mündliche Prüfung fand ebendaselbst am 12. März statt. Es nahmen aus hiesiger Schule 27 Kinder teil, von denen 2 vorzeitig zugelas-sen wurden. Sämtliche Prüflinge wurden entlassen. Schluß des Schuljahres 23. März 1910. Schmidt. Seite 31: Das Schuljahr 1910. Das neue Schuljahr begann am 5. April Es betrug die Schülerzahl in Klasse I 49, II 45, III 54 und IV 67 = 275. Der Spielplatz wurde mit Linden bepflanzt. Das von der Regierung zu Cöln herausgegebene Schulblatt wird jetzt auch von der Stadtgemein-de für die hiesige Schule beschafft. Am 25. April erhielt Herr Lehrer Gerry Roik seine Berufung als Lehrer an eine Schule in Cöln. Nach vierjähriger Tätigkeit an hiesiger Schule verließ er am 31. Juli seinen hiesigen Wirkungskreis. Er war seinen Schülern ein tüchtiger Lehrer, seinen Kollegen ein treuer Freund und geachtet von der Schulgemeinde. Da die Neubeset-zung der vakanten Lehrerstelle erst am 1. Oktober stattfindet, so wurden die 4 Klas-sen vom 1. August bis 30. Sept. von 3 Lehrern unterrichtet. Eine Neuerung fand im Frühjahr der Stundenplan. Für die beiden ersten Klassen wurde ein Spielnachmittag festgesetzt. Gespielt wurde auf dem so herrlich gelegenen Turn- und Spielplatz des hiesigen Turnvereins auf der Kapelle. Spielleiter in diesem Sommerhalbjahr war der 21 Unterzeichnete. Nachzutragen ist noch die Einführung des Mädchenturnens in der 1. Klasse. Seite 32: Herr Lehrer Ochel wurde am 1. September zum Lehrer ernannt. Am 1. 0ktober bezw. nach Schluß der 14-täg. Herbstferien trat der neugewählte Leh-rer Herr Hugo Sibbe, bisher in Lerche bei Kamen, Kreis Hamm, tätig, die hiesige 3. Lehrerstelle an. Vollmerhausen, 17. Okt. 1910. Fr. Schmidt. Durch Ministeriell. Erlaß vom 13. Juni 1990 ist die Einführung der 3. Turnstunde auf der Mittel- und Oberstufe der Volksschule zur Pflicht gemacht worden. Dafür kommt eine der dem Deutschunterricht oder dem Schönschreiben gewidmeten Unterrichts-stunden in Fortfall. Eine Verfügung des Herrn Kreisschulinspektors vom 26. Aug. Nr. 1235 gibt nähere Bestimmungen über die Erteilung des deutschen Unterrichts. Die diesjährige Kreislehrerkonferenz fand am 7. Dezember in Gummersbach statt. Verhandelt wurde über das Thema: „Bekämpfung der Schuld- und Schmutzliteratur.“ Auch die hiesige Schule hilft in diesem Kampfe. Die Schülerbibliothek hat jetzt einen Bestand von 148 Bändchen und wird von den Schülern fleißig benutzt. Seite 33: An der diesjährigen Entlassungsprüfung beteiligten sich 37 hiesige Schüler. Eine solche Zahl hatte die hiesige Schule noch nicht zu verzeichnen gehabt. Am 6. März war die schriftliche Prüfung für die Schulen Niedersessmar, Dieringhausen, Ölchen, Lobscheid und Vollmerhausen hieselbst und die mündliche am 20. März für Ölchen, Dieringhausen und Vollmerhausen in Dieringhausen. Beide Prüfungen fanden unter der Leitung des Ortsschulinspektors Herrn Kreisschulinspektor Schläper statt. Am 12. April, dem letzten Schultage, wurde sämtlichen Prüflingen das Entlassungs-zeugnis ausgehändigt. Der Unterzeichnete legte seiner Entlassungsrede folgende Punkte zu Grunde: 1. Woher kommst Du ? Anwort: Aus einer sorgenlosen Kindheit. 2. Wohin gehst Du ? Hinaus ins Leben, hinaus zu Arbeit und Sorgen. Er schloß mit den Dichterworten: „Ziehet hin in Frieden ! Er aber ,der in Flammensäulen führt Und Wege weißt, sei’s auch auf Meeresgrunde, Des Walten wir gar tausendfach gespürt, Er sei die Seele dieser Scheidestunde ! Gott führe auch einen Weg voll Sonnenschein und kröne euer Streben mit seinem Segen !“ 22 Vollmerhausen, den 14. 4. 11. Schmidt. Seite 34: Das Schuljahr 1911. Das neue Schuljahr begann am 24. April. Neu aufgenommen wurden 30 Schüler, sodaß die Schülerzahl in den 4 Klassen 211 betrug. Für den 24. Mai war von dem Herrn Minister der Geisel. und Unterrichtsangelegen-heiten eine allgemeine schulstatistische Erhebung angeordnet. Laut derselben ergab sich für hiesige Schule folgendes Ergebnis: Klasse Knaben Mädchen Evang. K. Sonst christlich Summe 1 19 16 32 3 35 2 23 30 51 2 53 3 24 33 52 5 57 4 31 36 66 1 67 97 115 201 11 212 zus.212 zus. 212 Vom 25. bis 31. Juli war der Unterzeichnete zum Besuch des Deutschen Turntages in Dresden beurlaubt; desgl. Herr Kleinjung vom 25. vom 25. Sept. bis 4. Nov. zur Teilnahme am Zeichenkursus der Fortbildungsschule für Gewerbe und Industrie in Düsseldorf. In beiden Fällen wurden die 4 Klassen von 3 Lehrern unterrichtet. Bei der ungeheuren Hitze im vergangenen Sommer mußte der Unterricht Seite 35: an einer Reihe von Nachmittagen ausgesetzt werden. Vollmerhausen, den 6. Oktober 1911. Fr. Schmidt. Die diesjährige Kreislehrerkonferenz fand am 25. Januar in Gummersbach statt. Zur Verhandlung gelangten: „Der Gesangunterricht in der Volksschule“ und „Das Mäd-chenturnen auf der Mittelstufe“. Diese Konferenz war zugleich eine Abschiedsfeier für den am 1. Februar nach Barmen versetzten Herrn Kreisschulinspektor Schlä-per. Bei der diesjährigen Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar wurde in würdiger Weise des 200-jährigen Geburtstages König Friedrichs des Großen gedacht. Am 1. Februar übernahm Herr Kreisschulinspektor Dr. Scheer aus Barmen die Geschäfte der Kreisschulinspektion Gummersbach. Selbiger unterzog am 24. Feb-ruar die hiesige Schule einer Revision. Unter seiner Leitung fand am 7. und 20. März 23 die diesjährige Entlassungsprüfung in der Schule zu Dieringhausen statt. Entlassen wurden 29 Kinder. Von Wichtigkeit sind folgende Begebenheiten: Da die Bodenzimmer in der alten Dienstwohnung fast unbewohnbar waren, so hat Seite 36: die Stadtverordneten-Versammlung im Herbste 1911 beschlossen, aus dem alten Schulsaale noch einige Zimmer herzurichten. Dieser Beschluß wurde dann auch ausgeführt und so ist die Dienstwohnung durch 3 Zimmer vergrößert worden. Der Männergesangverein Vollmerhausen hat der hiesigen Schule 100 M überwiesen zur Beschaffung guter Bücher für die hiesige Schülerbibliothek. Am Weihnachtsabend 1911 machte Herr Kommerzienrat Krawinkel von hier der Stadtgemeinde Gummersbach eine Schenkung von 20 000 M zur Errichtung eines Jugendheims in Vollmerhausen. Die Stadtverordneten-Versammlung bewilligte dann noch 10 000 M dazu und so wird wohl im Laufe des neuen Schuljahres ein Heim mit Leseräumen und Turnhalle hier entstehen. Hoffentlich wird das Jugendheim in der Nähe der Schule seinen Stand erhalten, damit die Turnhalle bei schlechter Witterung auch von der Schule benutzt werden kann. 12. 4. 1912. Schmidt. Seite 37: Das Schuljahr 1912. Zu Beginn des Schuljahres, 15. April, waren in der I. Klasse 27, II. 54, III. 67 und in der IV. 64 Schüler, zusammen 212. Am 1. Mai wurde das Mädchenturnen in der 2. und 3. Klasse eingeführt. Die diesjährige Kreislehrerkonferenz fand am 27. Juni in Gummersbach statt. Herr Lehrer Fischer, G’bach, hielt einen Vortrag über das Thema: „Der hauswirtschaftliche Unterricht an Volksschulen“ und Herr Rektor Simon - Wiehl referierte über „Die staatsbürgerliche Erziehung in der Praxis der Volksschule.“ Am 3. September nahm Herr Kreisschulinspektor Dr. Scheer eine Revision der 4. Klasse vor und am 11. September fand eine solche aller 4 Klassen durch die Herren Regierungs- und Schulrat Rohr - Cöln und Kreisschulinspektor Dr. Scheer statt. In den Tagen vom 16. - 19. Oktober machte Herr Lehrer Ochel am Seminar zu Gummersbach die 2. Lehrerprüfung mit Erfolg. Seine endgültige Anstellung im Amte erfolgte am 1. Januar 1913. Am 12. Dezember besichtigte Herr Kreisarzt Dr. Wege die hie- Seite 38: 24 sige Schule. An der diesjährigen Entlassungsprüfung nahmen 20 Schüler teil, die zu Ostern ent-lassen wurden. Im Frühjahr 1912 wurde mit der Verlegung der Aggertalbahn oberhalb des Ortes be-gonnen. V. 31. März 1913. Schmidt. Am 9. März fand hierselbst die Erinnerungsfeier der großen Erhebung des Preußen-volkes von 1813 statt. Sämtliche Ortsvereine besuchten am Abend den Festgottes-dienst in der Kirche zu Dieringhausen. Danach wurde ein Fackelzug nach unserem auf Bergeshöhe gelegenen Turn- und Spielplatz gemacht, woselbst ein mächtiger Holzstoß in Brand gesetzt wurde. In Gesängen und einer Festrede des Herrn Kom-merzienrat Krawinkel wurden die Taten der Väter gepriesen, das jetzige Ge-schlecht begeistert und angefeuert, gleich jenen Freiheitshelden, alle Zeit unsere heiligsten Güter zu wahren. Es war eine einfache aber erhabene Feier. Die Schulfei-er fand am 10. März statt. Schmidt. Seite 39: Das Schuljahr 1913. Das neue Schuljahr begann am 31. März. Schülerzahl: I. Kl. 37, I. 50, III. 71 u. IV. 54 = 212. Das 25-jährige Regierungsjubiläum Sr. Majestät unseres Kaisers wurde am 16. Juni, morgens 9 Uhr, durch Klassenfeiern festlich begangen. Nachmittags 2 Uhr fand das 1. Schüler-Turnfest der Schulen der Stadtgemeinde Gummersbach auf dem hiesigen Turn- und Spielplatz statt. 1. Oktober: Einführung der Schulzahnpflege. Am 16. Oktober besuchte unser Kaiser das Oberbergische. Auch wir ließen es uns nicht nehmen, unseren geliebten Herrscher zu begrüßen. Aus diesem Grunde mar-schierte die hies. Schule mit den Ortsvereinen nach Niedersessmar. Dort bildeten wir mit den anderen Schulen und Vereinen der Gegend Spalier. Klopfenden Herzens erwarteten ganz besonders die Schüler die Ankunft unseres Landesvaters. Gegen 4 Uhr verkündet das Hurrarufen der Menge die Ankunft desselben. Mit großem Jubel empfangen, durchfuhr der Kaiser mit seinem Gefolge in mehreren Autos die Reihen. Glücklich, den Kaiser von Angesicht zu Angesicht zu sehen, traten wir den Heim-gang an. Die diesjährige Kreislehrerkonferenz fand Seite 40: am 27. Oktober in Gummersbach statt. 25 Am 3. Dezember wurde die hiesige Schule durch den Herrn Kreisschulinspektor Dr. Dr. Scheer revidiert. Laut Verfügung Königl. Regierung zu Cöln II A 3398 /13 (Amtl. Schulblatt vom März 1914) wird für die Volksschulen der Schluß des Schuljahres auf den 31. März und der Beginn des neuen Schuljahres auf den 1. April festgesetzt. Die diesjähr. mündliche Entlassungsprüfung für hiesige Schule fand am 31. März in der Schule zu Dieringhausen unter Vorsitz des Herrn Kreisschulinspektors Dr. Scheer statt. Geprüft wurden 19 Schüler und kamen auch sämtlich zur Entlassung. Seite 41: Das Schuljahr 1914. Das Schuljahr begann am 1. April und wurden von dem Tage zum ersten Male die Lernanfänger in die Schule aufgenommen. Am 30. Juni verließ die technische Lehrerin Frl. E. Fischer - Dieringhausen die hiesige Stelle. Ihr neuer Wirkungskreis ist an einer Volksschule in Düsseldorf. Ferner folgte Herr Lehrer Ochel am 1. Oktober einem Rufe nach Barmen. Beide haben 6 bwzw. 5 Jahre mit Segen an hiesiger Schule gewirkt. Hoffentlich werden sie das, was sie in ihrem neuen Wirkungskreise suchten, auch finden. Seit d. 1. Juli ist Frl. Barz - Mülheim a. Rh. techn. Lehrerin hieselbst. Wegen Kriegsunruhen wurden laut Verfügung Königl. Regierung zu Cöln die Schü-ler, die bis zum 31. März 1915 14 Jahre alt wurden, ohne Prüfung aus der Schule entlassen. Der Lehrer der 3. Klasse, Herr Sibbe, wurde als Landwehrmann am 1. August zur Fahne einberufen und den Wachmannschaften am Cöln-Deutzer Bahnhof zugeteilt. Da nun für die beiden Lehrer kein Ersatz an hiesige Schule kam, so wurde eine 3- klassige Schule hierselbst eingerichtet, die von den beiden Lehrern Schmidt und Seite 42: Kleinjung verwaltet wird. Am 19. November d. J. waren es 25 Jahre, daß ich eine Lehrerstelle an hiesiger Schule antrat. Trotzdem diese für mich so hochwichtige Begebenheit ganz geheim gehalten wurde, trafen doch sehr viele Glückwünsche und Blumenspenden ein. Zeitungsartikel: z Vollmerhausen, 21. Nov. Auf eine 25-jährige Tätigkeit als Lehrer an der Schu-le zu Vollmerhausen konnte Herr Hauptlehrer Fr. Schmidt am 18. d. M. zurückbli-cken. Der ernsten Zeit halber war von einer größeren Feier, welche für den Jubeltag vorgesehen war, abgesehen worden. Die hiesigen Vereine hatten es sich aber doch nicht nehmen lassen, Herrn Schmidt ihre Glückwünsche darzubringen. Was der Ju-bilar Zeit seines Wirkens hier, sowohl für die Ort wie auch für die Vereine getan hat, 26 weiß die Bürgerschaft wohl zu würdigen. Der Turnverein beschloß in seiner letzten Generalversammlung einstimmig, Herrn Hauptlehrer Schmidt für seine großen Ver-dienste, welche er sich um den Turnverein erworben habe, zum Ehrenmitglied zu ernennen und ließ ihm durch den Vorsitzenden eine Ehrenurkunde mit den besten Wünschen überreichen. Der Gesangverein, dessen Dirigent der Jubilar lange Jahre gewesen ist, ließ durch Herrn Lehrer Kleinjung die Glückwünsche überbringen, der Vorsitzende des Kriegervereins gratulierte dem früheren langjährigen Schriftführer ebenfalls und der Gemischte Chor der Firma Leopold Krawinkel, dessen Dirigent Herr Schmidt jetzt noch ist, ließ gleichfalls die Glückwünsche durch den Kassierer aussprechen. Herr Schmidt dankte in bewegten Worten für die ihm zu Teil geworde-nen Ehrungen. Er sprach zum Schluß seiner Rede die Hoffnung aus, daß noch man-ches Samenkorn, welches er den Schülern eingepflanzt habe, gute Früchte tragen möge. Was er den Vereinen getan, habe er zum Wohle des Ortes, sowie des lieben Vaterlandes getan. Am Jubeltage liefen noch eine große Anzahl Glückwünsche von Freunden und früheren Schülern ein. Der Jubilar möge noch lange Jahre sich der besten Gesundheit erfreuen, damit er seiner Familie und der Schule noch lange er-halten bleibe. Seine Liebe und Geduld haben Vertrauen und Verläßlichkeit bei den Kindern und Eltern erzeugt. Unter dem eingeklebten Zeitungsartikel befinden sich einige handschriftliche Worte, deren Zusammenhang nicht aufgeklärt werden konnte. Fr. Schmidt. Seite 43: Der Völkerkrieg 1914 - 15 u. die Kriegsarbeit in Vollmerh. Es war in den letzten Tagen des Juli S. M. S. „Hohenzollern“ und Kaiser Wilhelm an Bord kreuzte in den norwegischen Gewässern. Da, an einem der letzten Julitage wirds auf den Kaiserschiff lebendig ! Der weisse Zollernschwan wendet den Kurs plötzlich nach Süden, u. im Volldampf steuert ... der Heimat zu. Unserem ... Herr-scher war durch Funkspruch und der ...Regierung ein Telegramm übermittelt Gott zur ... Inhalts: „Krieg in Sicht ! Man Fest Lebenswerk u. Dein Erbe vernicht gegossen ..., dein herrliches Reich zerflei ... mag ... zerdrücken ! Der Schrecken Vertrei über Europa ! Eine vielköpfige Schlange will ihren Riesenleib um Dein Volk u. Deinen Thron winden u. ihre Giftzähne dem Reich ins Fleisch schlagen.“ Und da hebt der Zollernaar seine Schwingen u. eilt der ... zu, fest und ernst ent-schlossen, den Horst zu schützen u. zu schirmen gegen alle Anläufe der Feinde. Am 31. Juli traf der Kaiser in Berlin ein. Da umbrandeten ungeheure Volksmassen das Kaiser-Schloß an der Spree. Der Kaiser sprach: „Eine schwere Stunde ist heute über Seite 44: Deutschland hereingebrochen. Neider überall zwingen uns zur gerechten Verteidi-gung. Man drückt uns das Schwert in die Hand. Ich hoffe, daß wenn es nicht in letz-ter Stunde meinen Bemühungen gelingt, die Gegner zum Einsehen zu bringen u. den Frieden zu erhalten, wir das Schwert mit Gottes Hilfe so führen werden, daß wir es in Ehren wieder in die Scheide ... Eurem Opfer an Gut u. Blut w 27 Krieg vom deutschen Volke frei Gegner aber würden wir zeigen, was es heißt, Deutschland anzugreifen nun empfehle ich auch Gott. in die Kirche, kniet nieder u. bittet ihn um Hilfe für unser braves Heer. Als all seine Mühen um den Frieden vergebens war, als mobil gemacht wurde, da strömt von Sonnabend, den 1. August, das treue Volk wieder zum Schluß des Kai-sers; alle, alle kamen u. zum Himmel emporstieg der brausende Gesang von: „Ein feste Burg ist unser Gott !“. Der Kaiser erschien, begleitet von seiner Gemahlin u. hielt seine herzliche zweite Rede: „Aus tiefem Herze danke ich euch für den Ausdruck eurer Liebe, eurer Seite 45: Treue. In dem jetzt bevorstehenden Kampf kenne ich in meinem Volke keine Partei-en mehr. Es gibt unter uns nur noch Deutsche, u. welche von den Parteien auch im Laufe des Meinungskampfes sich gegen mich gewendet haben sollten, ich verzeihe ihnen allen von ganzem Herzen. ... es sich jetzt nur darum, daß alle zusammenstehen ge und dann wird dem deutschen Schwert Gott zum Siege verhelfen.“ Fest stehen diese Worte, wie erzgegossen u. in Stein gehauen. Nie mag sie der Deutsche vergessen. Vertrauen gegen Vertrauen: ein ehern Band schlingt sich um Volk u. Fürsten, um Kaiser u. Reich. Und das ganze Volk erhob sich, Löwengleich, ein einige Volk von Brüdern. Gemäß der militärischen Ordre folgten die Mannschaften dem Rufe der Fahne, be-gleitet von ihren Lieben, von Freunden und Bekannten bis zum Bahnhofe. „Auf Wie-dersehen“ hallte es hinüber zu den abfahrenden Zügen, „auf Wiedersehen !“ schallte es aus den rollenden Wagen zurück zu der abschiedsgrüßenden Menge. So fuhren die treuen Männer ab zur furchtbaren Kriegsarbeit, zum Schutze des geliebten, be-drohten Seite 46: Vaterlandes zu schirmen, Haus und Herd zu verteidigen, des deutschen Volkes hei-ligste Güter. - Und wir, die Zurückgebliebenen in der Heimat ? - Es wäre krasser Un-dank, unverzeihliche Lieblosigkeit und Gedankenleere gewesen, hätten wir uns nicht in den Dienst des Vaterlandes gestellt, nicht gestrebt, der Kriegstreue mit der Hei-mattreue zu begegnen und für die, die ihn heiliger Schlacht oder auf anderen Posten für die heilige Sache ihr Bestes einsetzen, nach Kräften zu sorgen und ihnen das harte Los nach Möglichkeit zu erleichtern durch Stärkung des Bewusstseins, dass für die ein treues Gedenken in den Herzen der heimatlichen Gemeinde fortlebt. Bald nach dem Mobilmachungsbefehl wurde ein Wachtdienst eingerichtet. Betagte, ergraute Männer und frische Jünglinge standen bereitwilligste zusammen Posten und führten Patrouillengänge aus. 28 Der hiesige Frauenverein trat mit lobenswertem Fleiße in die Arbeit der Herstellung von Unterkleidern ein und gab Anregung zu einer regen häuslichen Mitarbeit für die vaterländische Sache, für die Soldatenfürsorge, Seite 47: sodaß die Stricknadel sich emsig rührte in mancher Hand, die auf diesem Gebiete vorher weniger geschäftig war. Jedem Krieger von hier wurde vom Frauenverein ein Paket mit 1 Paar Strümpfen, Pulswärmer, 1 Leibbinde, Taschentuch und Tabak ins Feld übersandt. Außerdem hat dieser Verein viele Sendungen aller Art an Feldlaza-rette und Truppenverbände geschickt. So wurden allein über 400 Flockenkissen mit doppelten Überzügen, Bettücher, Kissenüberzüge, Handtücher u. s. w. an Feldlaza-rette und Verwundetenzüge gesandt, um den armen Verwundeten ihre Lage zu er-leichtern. Auch die anderen hiesigen Vereine, Kriegerverein, Turnverein, Feuerwehr und die beiden Gesang-Vereine widmeten sich der Liebestätigkeit und unterstützten ganz besonders den Frauenverein durch namhafte Geldbeträge in seinem Wirken. Am Sonntag vor Weihnachten veranstaltete der Frauenverein eine Weihnachtsbe-scherung der Kinder von den im Felde stehenden Kriegern im großen Saale des Homburger Hofes. Welche Arbeit sich der Verein gemacht hatte, konnte nur derjeni-ge beurteilen, der die Sachen, wie nützliche Kleidungsstücke, Backwerk u. für die Kleinen auch einige Spielsachen auf langen Tischen aufgespeichert sah. Es wurden insgesamt Seite 48: 103 Kinder beschert. Ein großer Weihnachtsbaum ließ seine Lichter durch den dichtbesetzten Saal strahlen. Zur Verschönerung der Feier trugen einige sehr schön gestellte lebende Bilder der Jugendabteilung des Turnvereins, wie „Weihnachten zu Hause“, „Weihnachten im Felde“, sowie Deklamationen der Schulkinder und ge-meinsam gesungene Weihnachtslieder bei. Herr Pfarrer Fuckel hielt die Weih-nachtsansprache. Nie wird die Jugend diese ergreifende Feier vergessen. Über die Betätigung unserer Schülerinnen und Schüler im Dienste des Vater-landes ist folgendes zu berichten. Einem Ministeriel. Erlaß zufolge wurde der lehr-planmäßige Handarbeitsunterricht unterbrochen, und die Handarbeitsstunden wur-den vom Beginn des Krieges an ausschließlich zur Anfertigung von Liebesgaben für unsere Krieger benutzt, die dazu notwendige Wolle besorgten sich die Mädchen durch Sammlung im Schulbezirk. So sammelten sie 107 Pfund und 15 Pfund Wolle im Werte von 60 M. Im November 1914 wurden 2 große Kisten mit 80 Einzelpaketen (Strümpfe, Puls- und Ohrenwärmer, Tabak, Schokolade, Äpfel etc.) als Weihnachts-gabe ins Feld gesandt. Seite 49: Die übrigen Sachen wurden dem Frauenverein zur weiteren Verwendung übergeben. Im Juni 1915 wurden 40 Einzelpakete an die im Feindesland stehenden Väter und Brüder von Schulkindern übersandt. Welche Freude wir mit den verschiedenen Sen-dungen bereitet haben, geht aus den herzlichen Dankesschreiben hervor. 29 In den beiden ersten Klassen sind Sammelbüchsen aufgestellt, deren Ertrag für un-sere tapferen Krieger verwandt wird. Bei der Sammlung von Wollsachen haben sich unsere Knaben ganz besonders beteiligt. Auch haben sie 4 Kisten an die Metallsammlung gegen Kriegsnot e. V. Berlin N. W. 7 gesandt. Diese enthielten: 45 kg Blei, 20 kg Messing, 40 kg Zinn und Zink, 6,5 kg Kupfer, 3 3/4 kg Stanniol, 6 1/2 kg Kupseln (??? was ist das ???) und 30 kg Gummi. - Ge-mäß einer Anregung der Behörden wurden die Schüler angewiesen, bei ihren Eltern u. Bekannten „Goldstücke“ gegen Papiergeld einzutauschen zum Zwecke der Über-führung des Goldes in den Kriegsschatz der Reichsbank. Leider ergab die Samm-lung nur 180 M: die Schüler der Oberrealschule hatten die Goldstücke schon vorher gesammelt. Seite 50: Über die weitere Kriegsarbeit in der hiesigen Schule Das Schuljahr 1915, das am 16. April begann, stand noch immer unter dem Zeichen des noch in unge-hinderter Heftigkeit tobenden Weltkrieges; wie das öffentliche u. häusliche Leben unseres deutschen Volkes wurde naturgemäß auch die deutsche Schule von dem gewaltigen Völkerringen in ihrer Tätigkeit aufs nachhaltigste beeinflußt. Da mit Beginn des Schuljahres 1915 die Schülerzahl nicht mehr in 3 Klassen unter-gebracht werden konnte, so mußten wieder 4 Klassen eingerichtet werden. Diese worden von 2 Lehrern verwaltet. Leider mußte die Unterrichtszeit der einzelnen Klassen sehr gekürzt werden. Und gerade in dieser Kriegszeit, so wo viele Väter und Brüder zu den Fahnen eilten, war das nicht von Nutzen für die Schüler. Wir waren uns daher bewußt, daß in der hiesigen Schule straffe Ordnung und Zucht herrschen müsse und an den Forderungen treuester Pflichterfüllung festzuhalten sei. Mit dem 17. Juli wurde die techn. Lehrerin Frl. Mandat - Barmen an der hiesigen (Schule) u. an der in Friedrichstal - Niedersessmar auftragsweise beschäftigt. An jeder der beiden Schulen unterrichtet sie 15 Std. in der Unterstufe. Am 10. Febr. 16 ließ sie die hies. Schule. Wegen Erkrankung des Herrn Kleinjung mußte vom 23. Juli bis 3. August Seite 51: eine Änderung des Stundenplanes wieder vorgenommen werden. Am 31. Aug. trat die techn. Lehrerin Frl. Barz, die 13 Monate lang auch an hiesiger Schule die technischen Fächer erteilte, aus ihrem hiesigen Wirkungskreis. Wegen eines Herzfehlers wurde sie nicht angestellt. Bei ihren Kollegen und ganz besonders auch bei ihren Schülerinnen wird sie in gutem Andenken fortleben. Am 1. Sept. 1915 übernahm Frl. Winnacker - Barmen die technischen Fächer an hiesiger Schule. 30 Am 11. Febr. 1916 übernahm der Schulamtsbewerber Fr. Dißmann - Vollmerhau-sen vertretungsweise die hies. 3. Lehrerstelle. Die Revision der hiesigen Schule fand am 15. Oktober 1915 durch Herrn Kreis-schulinspektor Dr. Scheer - Gummersbach statt. Wie im Jahre 1914, so veranstaltete der Frauenverein auch in diesem Jahre wieder-um eine Weihnachtsfeier für die Frauen und Kinder unserer Krieger. Die Gummers-bacher Zeitung berichtet darüber: Zeitungsschausschnitt: o ) Vollmerhausen, 21. Dez. Eine schöne und erhebende Weihnachtsbesche-rung veranstaltete am vergangenen Samstagabend der hiesige Frauenverein im großen Saale des „Homburger Hofes“. Der Krieger-, Männergesang- und Turnverein hatten dem Frauenverein für diese Feier Beträge aus ihren Kassen zukommen las-sen. Der Frauenverein hat es sich während des Krieges zur Aufgabe gemacht, der Soldaten im Felde, wie in den Garnisonen reichlich mit Liebesgaben zu gedenken, ferner hat er schon öfters den Lazaretten Zuwendungen gemacht. Jetzt galt es, den Kindern der eingezogenen Krieger eine kleine Freude zu bereiten. Einfach war die Aufgabe nicht, waren doch 190 Kinder zu bescheren. Wie lange Wochen vorher ha-ben die Frauen emsig gearbeitet, bei den Kindern außer Spielzeug und Näschereien, auch nützliche Gegenstände (Bekleidungsstücke) geschenkt werden sollen. Die Lö-sung der Aufgabe ist dem Frauenverein voll gelungen. Der große Saal war für die Feier eigens schön hergerichtet. In einer Ecke brannte ein großer Weihnachtsbaum. Es wechselten gemeinsame Gesänge und Vorträge von Volksschülern ab. Herr Hauptlehrer Schmidt hielt eine Ansprache über „Kriegsweihnachten, ein Fest des Gedenkens und der Liebe.“ Er führte aus: Kriegsweihnachten solle ein Fest des Ge-denkens sein, an die gefallenen Helden, des Dankes für die Braven, die ein hartes Leben in den Schützengräben fristen, auf Feldwache von Gefahren umlauert sind oder hart mit dem Feinde ringen. Weihachtsgaben sind in großer Zahl hinausgewan-dert zu unseren Kriegern, damit auch sie ihr Weihnachten feiern können. Dann aber auch alle, die daheim im Vaterlande weilen, sollen unsere Dankbarkeit erfahren. in den Lazaretten wird den Verwundeten der Christbaum geschmückt. Den zurückge-lassenen Frauen und Kindern unserer Helden hat man hier die Weihnachts-tanne angezündet. Stärker und leuchtender als sonst ist jetzt der Funke der Liebe entzün-det. Da ist der Krieg, der furchtbare, zum Segen geworden. Draußen spricht jetzt wohl die Gewalt und das Schwert, aber im Innern sind Friedensgedanken. Die wer-den sich ausbreiten und so den Weltfrieden gebären. - Der wärmste Beifall wurde dem Redner für die inhaltsreichen Worte zuteil. Die nun gestellten lebenden Bilder: „Weihnachten zu Hause“, „Weihnachten im Lazarett“ und „Weihnachten im Feld“ riefen einen tiefen Eindruck bei den Angehörigen der Kinder hervor. Für die Kinder kam nun das Hauptereignis, die Bescherung, nachdem sich Knecht Ruprecht vorher noch in originellem Gewande vorgestellt hatte. Die Bescherung rief herzliche Freude hervor. Die Kinder vergaßen darüber, daß sie auch in diesem Jahre Weihnachten wieder ohne ihren Vater feiern müssen. Der Vorsitzende des Kriegervereins, Herr Wilh. Dißmann, nahm zum Schluß das Wort und dankte allen, welche sich um die Bescherung verdient gemacht hatten. Auch unser Wunsch ist es, daß der Frauen-verein unter der bewährten und unermüdlichen Leitung der Vorsitzenden Frau Hauptlehrer Schmidt im Interesse unserer tapferen Soldaten und der Allgemeinheit so weiter arbeiten möge. 31 Seite 52: Zeitungsartikel: c) Vollmerhausen, 8. März Am vergangenen Sonntag fand im „Homburger Hof“ herselbst der diesjährige Gauturntag des A g g e r t a l e r T u r n g a u e s statt. An die Sitzung fand eine Jubelfeier für den Gauvertreter, Herrn Hauptlehrer S c h m i d t , Vollmerhausen, statt, welcher in selbstloser Treue 25 Jahre den Agger-taler Turngau geleitet hat. Recht zahlreich hatten sich die auswärtigen Turner hierzu eingefunden. Nachdem der Beifall für einen von Lehrer F i s c h e r , Gummers-bach, auf den Jubilar gedichteten Prolog verrauscht war, begrüßte Gauvertreter W i r t h den Jubilar und die Gäste, indem er auf den Anlaß und die Bedeutung der Feier Hinwies. Er überreichte dem Jubilar mit kurzen, kernigen Worten eine Ehrenur-kunde des Gaues. Eine schöne Gabe überbrachte sodann Bürgermeister Dr. F o l l e r im Namen der Stadtvertretung in Gestalt einer goldenen Uhr, die er dem Jubilar mit anerkennenden Worten für seine bisherige Wirksamkeit überreichte. In kraftvollen Worten wies Bürgermeister Dr. Foller darauf hin, wie sich die Turnver-eine während der vergangenen Jahrzehnte nicht nur immer weitere Anerkennung im Volke, sondern auch bei den Behörden erobert hätten, und daß dieses auch in unse-ren Bergen der Fall, das sei nicht zum wenigsten das Verdienst des rührigen Vertre-ters des Gaues, der es verstanden habe, aus kleinen Anfängen heraus den Aggerta-ler Turngau zu seiner jetzigen Stellung zu erheben. Den besten Beweis für die Not-wendigkeit ihrer Bestrebungen erbrächten die Turner jetzt in dem noch immer anhal-tenden gewaltigen Völkerringen, und es unterliege keinem Zweifel, daß für die Zu-kunft in dieser Weise ganz besondere Anstrengungen gemacht werden müßten, um das deutsche Volk wehrhaft und stark zu erhalten. Im Namen des Gauturnrats fügte Lehrer K i r s c h der vorher überreichten goldenen Uhr eine goldene Kette, ge-stiftet von den Mitgliedern des Gauturnrats, bei und verbreitete sich sodann in war-men Freundesworten über die vielseitige Arbeit, die der Jubilar in dieser langen Zeit im Dienste der Turnerei geleistet habe. Der Kreis VIII der Deutschen Turnerschaft hatte seinen Vertreter G r ü b e r - Barmen, zu der Feier entsandt, der in warmen Worten seinem Freund und Gesinnungsgenossen die Ehrenurkunde der Deutschen Turnerschaft überbringen konnte. Lehrer C h r i s k e , Gummersbach, begrüßte den Jubilar namens seiner Kollegen und dankte ihm auch in herzlichen Worten für die Arbeit, die er im Kreise seiner Berufsgenossen und in deren Interesse geleistet habe. Daß Hauptlehrer Schmidt es verstanden habe, einer großen Anzahl seiner Amtsbrüder einen maßgebenden Einfluß in den Turnvereinen zu verschaffen, sei ganz besonders hervorzuheben, da denselben auf diese Weise eine Verbindung zur schulentlassenen Jugend in weit größerem Maße ermöglicht werde, als es sonst der Fall sein würde. - Nicht weniger anerkennende Worte fand Kreisschulinspektor Dr. S c h e e r , der besonders darauf hinwies, in wie immer zunehmendem Maße eine kräftige Einwirkung nicht nur auf die Jugend der Schule sondern vor allen Dingen auch nach der Schulentlassung angebracht sei. Auf die diesbezüglichen bahnbre-chenden Erlasse der Regierung hinweisend, zeigte Dr. Scheer in wenigen Bildern die Gefahren, die der heutigen Jugend in weit größerem Maße drohen, als es früher der Fall gewesen sei, und wie wichtig es im Interesse unseres ganzen deutschen Volkes sei, daß dem entgegengearbeitet würde. - Auch der Turnverein Vollmerhausen ließ durch seinen Vorsitzenden dem Jubilar, den er schon auf seinem 25-jähri-gen Leh-rerjubiläum zu seinem Ehrenmitgliede ernannt hat, für seine stete Unterstützung und Teilnahme seinen herzlichsten Dank aussprechen. Er überreichte ein Album, in wel-chem die Glückwünsche der im Felde stehenden Mitglieder zur bleibenden Erinne- 32 rung aufbewahrt werden sollen. Alle Redner vereinigten sich in dem Wunsche, daß es dem verdienstvollen Turnfreund noch lange vergönnt sein möge, in der bisherigen Rüstigkeit und Tatkraft weiter zu wirken. Durch Freiübungen, Stabübungen und Py-ramiden der Jugendabteilung und der Schülerabteilung des Turnvereins Vollmerhau-sen sowie durch einige kräftige Lieder, die junge Turner des Vereins unter Leitung des Herrn Lehrer K l e i n j u n g darboten, wurden die Zwischenpausen aufs an-genehmste ausgefüllt. Ferner kam noch eine Reihe schriftlicher Glückwünsche zur Verlesung. Zum Schlusse dieser Feier brachte dann der so gefeierte Jubilar allen Anwesenden seinen herzlichsten Dank zum Ausdruck. Es dünke ihn, als wenn des Lobes heute doch zu viel geschehen sei, da er nur das getan habe, was er für not-wendig erkannt habe. Er glaube, seinen Dank am besten dadurch abtragen zu kön-nen, daß er gelobe, auch fernerhin mit allen Kräften auf dem betretenen Wege wei-ter zu arbeiten, denn gerade jetzt sei dies am allernotwendigsten, damit, wenn unse-re Krieger einmal heimkehrten, sie nicht die Turnböden verwaist fänden, sondern in dasselbe kraftvolle Leben hineinkämen, aus dem sie s. Zt der Ruf des Kaisers he-rausgerissen habe. Dazu erbitte er auch weiterhin die Mitarbeit aller deutsch gesinn-ten Männer. Nach einem gemütlichen Beisammensein schloß die Feier, die in echt turnerischem Sinne einfach und bieder, aber zu Herzen gehend, noch lange nach-wirken möge bei allen Anwesenden zum Segen der schönen Turnsache und es lie-ben deutschen Vaterlandes. Bei der 3. Kriegsanleihe im Sept. 1915 zeichneten die hiesigen Schulkinder 800 M, dagegen wurde bei der 4. Kriegsanleihe durch Werbearbeit der hiesigen Schule im März 1916 die Summe von 28 900 M gezeichnet. Schulschluß war am 31. März. Es wurden 17 Schüler entlassen, davon 2 vorzeitig. Seite 53: Das Schuljahr 1916. Zu Beginn desselben wurden 33 Schüler neu aufgenommen. Leider war der Unterricht im Sommerhalbjahr durch die Krankheit der Lehrer kein regelmäßiger und hatte durch die vielen Vertretungen auch darunter sehr gelitten. Herr Dißmann, der Ende März an Influenza und Rippenfellentzündung erkrankt war, nahm am 20. Juni die Arbeit wieder auf. Mit diesem Tage nahm Herr Kleinjung we-gen seines Lungenleides Aufenthalt im Sanatorium Sonnenfels im Südharz. Am 1. Nov. konnte Herr Kleinjung seine Stelle wieder übernehmen. Vom 4. Mai bis 29. Juli war Herr Lehrer Weil - Rospe vertretungsweise hier mit 15 Wochenstunden beschäftigt. Wie in den Vorjahren so hatte die hiesige Schule auch jetzt wieder an den verschie-denen Kriegssammlungen teilgenommen. So wurden u. a. 2 große Kisten Zwetsch-gensteine an den vaterländischen Frauenverein in Gummersbach gesandt. Auch an der Werbearbeit zur 5. Kriegsanleihe im Okt. 1916 hatten sich Lehrer und Schüler rege beteiligt. Gezeichnet wurden durch die hiesige Schule 27 800 M. So hatten also auch unsere Schüler wieder dem Vaterlande neue Mittel zugeführt, um den Daseinskrieg gegen immer neue Feinde weiterführen zu können. 33 Am 6. Dezember fiel Bukarest, die Hauptstadt Rumäniens, in deutsche Hände. Infol-gedessen wurden am 8. Dez. in den einzelnen Klassen kurze Schulfeiern abgehal-ten: der übrige Tag war schulfrei. Der Winter 1916-17 war ein strenger, wie wir ihn lange nicht Seite 54: erlebt hatten. Infolge Kohlenmangels wurden die Schulen auf Befehl des stellvertr. General-Kommandos in Coblenz zweimal auf 8 Tage geschlossen. Das Schuljahr endete am 31. März. Entlassen wurden 29 Schüler, davon 3 vorzeitig. Schuljahr 1917/18. Dasselbe begann am 1. April und stand noch immer unter dem Zeichen des schreck-lichen Weltkrieges. Aufgenommen wurden 24 Schüler. Der Bestand der einzelnen Klassen war folgender: I. Kl. 44, II. Kl ... , III. Kl 44 u. IV. Kl. ... Schüler, zusammen ... Schüler. Am 1. Juli verließ der Schulamtsbewerber Fritz Dissmann von hier die hiesige Stelle und übernahm an der Neudieringhausener ev. Schule vertretungsweise eine Lehrerstelle. Die Lehrerin Frl. Lehn aus Coblenz, die bis dahin an der vorgenann-ten Schule beschäftigt war, wurde dagegen am 1. Juli an der hiesigen Schule ange-stellt. Am 11. Juli fand ihre Vereidigung statt. Herr Kreisschulinspektor Dr. Scheer - Gummersbach besuchte am 3. August die 3. u. 4. Klasse. Mit dem 1. Oktober wurde derselbe mit der Kreisschulinspektion Saarbrücken 2 betraut. An seine Stelle trat Herr Kreisschulinspektor v. d. Thüsen, bisher Prorektor am Kgl. Seminar in Ottweiler. Am 22. Oktober war Revision der 4. Klasse durch die Herren Reg.-Schulrat Rohr - Cöln und Kreisschulsinspektor. Infolge dieser Revision erhielt Frl. Lehn am 1. Ja-nuar 1918 ihre feste Anstellung. Auch nahmen Seite 55: die Herren am Unterricht des Hauptlehrers in der 1. Klasse teil. Am ... ... ... besuchte Herr Reg.-Schulrat Rohr den Unterricht von Frl. Winnacker in der 2. Klasse. Auf Grund dieser Prüfung fand ihre feste Anstellung zum 1. April 1918 statt. Leider er-krankte Herr Kleinjung in den Weihnachtsferien wiederum an Rippenfellentzün-dung, sodaß er den Unterricht in dem Schuljahre nicht wieder aufnehmen konnte. Leider hatte der Unterricht im letzten Vierteljahr durch das Fehlen zweier Lehrer sehr zu leiden. Herr Sibbe steht seit dem 1. Mobilmachungstage noch immer unter den Fahnen. Die Sammeltätigkeit der hiesigen Schüler war auch in diesem Jahre eine rege. So wurden durch ihre Vermittelung bei der 6. Kriegsanleihe im Oktober 1917 - 36 180 M und bei der 7. Kriegsanleihe im Oktober dess. J. 24 330 M gezeichnet. Der 3. Nov. war wegen Mitarbeit der Schuljugend an der 7. Kriegsanleihe schulfrei. 34 Zum Gummersbacher Kriegswehrzeichen stifteten am 24. Okt. die 4 Klassen 200 M und die hiesigen Vereine 250 M. Am 31. Oktober 1917 war die Vierhundertjahrfeier der Reformation. Sie wurde auch in unserer evang. Kirchengemeinde Dieringhausen-Vollmerhausen festlich begangen und trug den Charakter einer echten Volksfeier. Sie wurde eingeleitet am Morgen des Jubeltages durch einen Festgottesdienst mit Abendmahlsfeier, an der auch die Gemeindevertretung geschlossen teilnahm. Gesänge eines neu- Seite 56: gebildeten Frauenchors verschönten die Feier. In sinnvoller Weise überreichte wäh-rend des liturgischen Teiles der Kirchmeister, Herr Direktor Meier, der Gemeinde eine von ihm gestiftete Lutherbibel, die dann durch die Predigt des Herrn Pastors Furkel über Habakuk 2, 20, und Galater 5, 1, eingeweiht wurde. Am Nachmittage des 31. Okt. wanderten die evang. Schulen der Gemeinde unter Führung ihrer Leh-rer zum Gotteshause, um gemeinsam mit der Predigt ihrerseits in Gebet und Liedern der großen Tat des Wittenberger Mönches zu gedenken u. ihm als den Vater u. Leh-rer der protestantischen Jugend ihre Huldigung darzubringen. Nach Beendigung des Jugendgottesdienstes wurden an die Kinder kleine Festbüchlein ausgeteilt und dann fand durch Vertreter der einzelnen Schulen die Nagelung eines Gedenkschildes zum Besten des Jugenddankes für Kriegsbeschädigte statt. Hies. Schule: 28 M. Unter dem Gesang patriotischer Lieder wurde endlich auf dem Platze vor der Kirche eine Lutherbuche gepflanzt. Der folgende Sonntag sah die Gemeindeglieder im Saa-le des Hotels Theis versammelt. Hier wurde das Lutherfestspiel von Hans Herrig aufgeführt. Die ganze Jubelfeier der Reformation hat in hiesiger Gemeinde einen bleibenden Eindruck hervorgerufen. - Seite 57: Wegen Friedensschuß mit Großrußland war der 4. März schulfrei. Laut Verfügung Königl. Regierung zu Cöln vom 26. Januar 1918 erfolgte die Schul-entlassung am 1. März. Entlassen wurden 28 Schüler, später noch 2 Schüler vorzei-tig. Schuljahr 1918/19. Das Schuljahr begann am 1. April. Neu aufgenommen wurden 17 Schüler. Die Stär-ke der einzelnen Klassen war: I. Kl. 43, II. Kl. 31, III. Kl. 52, u. IV. Kl. 44, zusammen 170 Schüler. Die auf die Tage vom 16. 5. - 30. 5. festgesetzten Pfingstferien wurden gekürzt u. dauerten vom 18. - 22. 5. Die Sommerferein dauerten vom 5. 8. - 1. 9. und die Herbstferien vom 30. 9. - 20. 10. 35 Die Laubsammlung der Schüler der I. + teilweise der II. Klasse in den Monaten Juni bis Sept. an 16. Tagen ergab 7 971 Pfund Frischlaub und 512 Pfund Laubheu. Die Ereignisse der Westfront wirkten seit August immer entmutigender auf die Bevölke-rung ein. Vom 30. 10. - 6. 11. waren Grippeferien. In den Klassen fehlten ca. 50 % der Schüler. Herr Lehrer Kleinjung nahm nach den Herbstferien den Unterricht wie-der auf. Mit dem 8. November begann die Revolution. In Cöln wurde ein Soldatenrat gebildet. Die Truppenverbände in der Etappe lösten sich auf. Die Soldaten fuhren in die Heimat. In Cöln und Seite 58: auf anderen Bahnhöfen wurden die ankommenden Soldaten entwaffnet. Es war schmachvoll wie unser unbesiegbares Heer so plötzlich dem Zerfall entgegenging. Am 11. 11. wurde in Gummersbach der Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Am Tage vorher trat unter dem Druck der Verhältnisse unser Kaiser von der Regierung zurück. Er fand mit dem Kronprinzen Unterkunft in Holland. Allenthalben rüstete man sich nun, die heimkehrenden Truppen zu empfangen. Häuser u. Straßen wurden mit Grün geschmückt und Ehrenpforten errichtet. Am 21. Nov. begann der Durchmarsch der Etappentruppen, die hier mit gemischten Gefüh-len Aufnahme fanden. Am 2. Dez. begann der Durchmarsch der Fronttruppen, die durch ihr patriotisches Verhalten überall freudig aufgenommen wurden. Die Schulsä-le der II., III. u. IV. Klasse waren wochenlang mit Truppen belegt. Von Tag zu Tag kamen mehr Truppen. Von morgens früh bis abends spät folgten fast ohne Unter-brechung Fußtruppen, Wagenzüge, Automobilkolonnen, Artillerie, Kavallerie, Train u. s. w. aufeinander. Die Straßen waren mit dickem Schlamm und Staub gedeckt, die Seitenwege tief ausgefahren. An verschiedenen Tagen marschierten auch österrei-chische Truppenverbände durch. Viele Regimenter zogen mit klingendem Spiel durch den Ort. Die von der Bürgerschaft gebildeten Kommissionen u. Ausschüsse hatten viel Arbeit Seite 59: zu bewältigen. An den Straßen wurden den Soldaten Zigaretten, Zigarren, Kaffee, Limonade u. s. w. gereicht. Am 10. Dez. war der Durchmarsch beendet. In der Nacht vom 10. auf den 11. Dez. kamen lange Züge von Lastautos hier durch, ebenso Krankenautomobile, die aus den Cölner Lazaretten alle Verwundeten fortschafften. Die Engländer besetzten das zum Brückenkopf Cöln gehörende Gebiet bis Engels-kirchen- Hardt. Die neutrale Zone reicht von dort bis nach Niederseßmar. Während des Durchmarsches der Truppen fiel der Unterricht aus. Der Winter war recht mild, fast ohne Schnee. Mit Beginn des Jahres 1919 trat Herr Sibbe seine Stelle wieder an. Am 1. März wurden 23 der Kinder aus der Schule entlassen. Die Osterferien dauerten vom 3. bis 23. April. Seite 60: 36 Schuljahr 1919/20. Seite 60 bis 61: Ehrentafel der im Weltkrieg 1914 - 19 gefallenen Helden aus dem Schulbezirk Vollmerhausen Nr. Name: Wohnort Todestag Ort 1914. 1 Emil Zapp Vollmerhausen gefallen 8. Sept Vitry 2 Robert Hahne Vollmerhausen vermißt 19. Sept. Soissons 3 Gustav Thomas Vollmerhausen gefallen 27. Okt. Roxlincourt 4 Ernst Hohleich Vollmerhausen gest. 19. Dez. Lazarett Rethel 1915. 5 Karl Brabender Vollmerhausen gefallen 25. Febr. Champagne 6 Hermann Steiniger Vollmerhausen gefallen 5. März Kavally 7 Karl Kritzler Liefenroth gefallen 7. März ) Hartmannsweiler 8 Walter Schenk Vollmerhausen vermißt 7. März ) Kopf 9 Karl Matschula Vollmerhausen gefallen 5. April ) 10 Eugen Brügger Vollmerhausen gefallen 9. Juni Uspielki 11 Otto Feld Vollmerhausen gefallen 16. Juni Lorettohöhe 12 Ernst Engels Vollmerhausen gefallen 16. Juli Podsyje 13 Karl Schumacher Vollmerhausen gefallen 12. Aug. Kowarsk 14 Eugen Klein Liefenroth gefallen 13. Nov. Ypern 1916. 15 Karl Lukat Vollmerhausen gefallen 20. April 16 Fritz Keller Vollmerhausen gefallen 8. Aug. Soissons 17 Gustav Köster Vollmerhausen gefallen 27. Sept. Lipnica 1917. 18 Richard Rogowski Vollmerhausen gefallen 20. Febr. Ripont 19 Fritz Hohleich Vollmerhausen gefallen 14. April Reims 20 Emil Schneider Vollmerhausen vermißt 7. Mai Champagne 21 Wilhelm Gelhausen Vollmerhausen gefallen 8. Mai 22 Hermann Mauelshagen Vollmerh. gestorben 27. Juli Lazar. Gummersbach 23 Wilhelm Dannenberg Höfen gestorben 4. Aug. Lazarett Rethel 24 Martin Stracke Vollmerhausen gefallen 20. Aug. Luneville 25 Karl Feld Vollmerhausen gefallen 12. Okt. 26 Karl Heidt Vollmerhausen gefallen 3. Nov. Kläkens in Flandern 27 Paul Dick Vollmerhausen gestorben 15. Dez. Lazarett Maubeuge 1918. 28 Wilhelm Leber Liefenroth gefallen 23. März Cambrai 37 29 Heinrich Schmidt Vollmerhausen gefallen 23. März Bapaume 30 Heinrich Matschula Vollmerhausen gefallen 24. März Bapaume 31 Joseph Schmidt Vollmerhausen gefallen 28. März Monzky 32 Heinrich Krömer Vollmerhausen gefallen 19. Mai Moreul-Amiens 33 Adolf Hohleich Vollmerhausen gestorben 16. Juni Lazarett Douai 34 Wilhelm Orfgen Vollmerhausen gestorben 27. Juli Lazarett Frankfurt-M 35 Wilhelm Schmidt Vollmerhausen gestorben 1. Okt. Lazarett Trier Seite 62 Schuljahr 1919/20. Am 24. April begann das neue Schuljahr. Neu aufgenommen wurden 23 Schüler. Die Stärke der einzelnen Klassen war: I. 37, II. 33, III. 53 und IV. 47 = 170 Schüler. Bis 1. Mai war Frl. Lehn an Grippe erkrankt und der Schreiber des Berichts vom 21. 5. bis 1. 6. Die beiden Klassen wurden von den anderen Lehrkräften während der Zeit mit-verwaltet. Herr Kleinjung, der seit Februar wieder an seinem Lungenleiden erkrankt war, konnte erst am 10. Sept. seine Klasse wieder übernehmen. Während vom Feb-ruar - 26. Mai seine Klasse von den anderen Lehrern übernommen wurde, trat am 27. Mai Frl. Kreuzer aus Siemerkusen bei Marienheide die Vertretung der II. Klasse die Vertretung der II. Klasse an. Sie hat dann bis zum Beginn der Sommerferien am 3. August mit großem Fleiß und Geschick hier gewirkt. Am 28. Juli revidierten die Herren Schulrat Rohr - Cöln und Schulinspektor v. d. Thüsen die 2. Klasse zwecks Befähigung zur endgültigen Anstellung von Frl. Kreuzer an einer Schulstelle. Mit der Vertretung von Frl. Lehn, die vom 6. - 11. Sept. beurlaubt war, war wiederum Frl. Kreuzer betraut. Herr Sibbe war im letzten Drittel des Monats September an einem Magenleiden erkrankt. Die Ferien des Jahres waren: Pfingstferien vom 8. - 15. Juni, Sommerferien vom 4. - 25. August, Herbstferien vom Seite 63: 6. - 20. Oktober. Letztere wurden wegen Kohlenmangels bis zum 2. November ver-längert. Die Weihnachtsferien dauerten vom 19. Dez. bis 7. Januar, mußten aber aus obigem Grunde bis Ende Januar verlängert werden.- Wie fast überall im deutschen Vaterlande war es auch hier im Aggertal unter der Ar-beiterschaft zur Unruhe und Arbeitseinstellung gekommen. Am 17. November de-monstrierten die Arbeiter in der Stadtgemeinde Gummersbach, eine Anzahl der Streikenden drang in die Fabriken und forderte die Arbeiter, welche gewillt waren, zu arbeiten, auf, sich ihrem Demonstrationszuge nach Gummersbach anzuschließen. „Und gehst Du nicht willig, so brauch ich Gewalt“, so auch hier. Ja, gewisse Hetzer und Heißsporne gingen tätlich gegen Herrn Kommerzienrat Krawinkel, der sein Hausrecht in Anspruch nahm, vor und mißhandelten ihn sehr. Infolge dieses Gewalt-aktes und des Verhaltens der sozialdemokratischen Partei an diesem „schwarzen Tage“ wurde der Belagerungszustand über den Kreis Gummersbach verhängt. Reichstruppen wurden nach Gummersbach und Dieringhausen gelegt. Letztere Ab-teilung benutzt den hiesigen Turn- u. Spielplatz häufig als Exerzierplatz. Nach Erlaß des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Herrn Hae-nisch 38 Seite 64: Zeitungsausschnitt vom 11. 1. 1920 (vermutlich aus der „Gummersbacher Zeitung“: Der Termin für die Wahlen zu den Eltern-Beiräten für die Schulen der Kreisschulbezirke Gum-mersbach I und II wird auf den 7. März, nachmittags festgesetzt. Wahlberechtigt sind auch die Eltern derjenigen Kinder, die Ostern neu in die Schule aufgenommen werden. Kreisschulinspektion v. d. Thüsen vom 5. Nov. 1919 über Bildung von Elternbeiräten an den Volksschulen wurden vor der Wahl desselben vom Berichterstatter zwei Elternversammlungen einberufen, in denen die Satzungen des Elternbeirates u. s. w. bekannt gegeben wurden. Siehe Schulblatt Nr. 2 vom d. J. Seite 21 etc. Auf je 50 Kinder einer Schule entfällt ein Bei-ratsmitglied; die Mindestzahl der Mitglieder beträgt fünf. In der 2. Elternversammlung wurde eine gemeinsame Wahlliste aufgestellt. Am Sonntag, dem 7. März, fand die Wahl statt und die 5 ersten des folgenden Wahlvorschlages bildeten den Elternbeirat der hiesigen Schule: 1. Kurt Morkepütz, Vollmerhausen 2. Gustav Weller, Vollmerhausen 3. Lehrer Kleinjung, Vollmerhausen 4. Frau Dr. Bachmann, Vollmerhausen 5. Ernst Fischer, Vollmerhausen 6. Willi Schenk, Vollmerhausen 7. Frau Karl Vetter , Vollmerhausen 8. Emil Wollenweber, Vollmerhausen 9. Hermann Rogowski, Vollmerhausen 10. Robert Worbs, Liefenroth Am Schluß des Schuljahres wurden 31 Schüler aus der Schule entlassen. Schmidt. Seite 65: Das Schuljahr 1920/21. Dasselbe nahm am 20. April seinen Anfang. Die Klassenstärke betrug: 1. Kl. 29, 2. Kl. 34, 3. Kl. 36 und 4. Kl. 51 = 150 Schüler. Der Schulbesuch war im ganzen Jahr ein ziemlich guter. Frl. Lehn war vom 1. - 12. Juni beurlaubt und Herr Sibbe er-krankte in den Pfingstferien an Rückenmuskelentzündung und -zerrung und konnte erst am 15. Juni den Unterricht wieder aufnehmen. Am 27. Juli beteiligte sich die Schule am Reichsjugendturnen in Gummersbach. Dabei erhielten Preise: (a) Mannschaftskämpfe: 39 Mädchen der 1. Kl. im Dreiballaufen den 1. Preis Mädchen der 1. Klasse im Eilbotenlaufen den 4. Preis Knaben der 2. Klasse im Eilbotenlaufen den 5. Preis Knaben der 1. Klasse im Eilbotenlaufen den 8. Preis (b) Dreikampf der Knaben: 4. Preis Herbert Worbs mit 63 Punkten 9. Preis Hans Rogowski mit 58 Punkten 10. Preis Paul Hahne mit 57 Punkten 12. Preis Artur Erlinghäuser mit 55 Punkten 13. Preis Karl Viebahn mit 54 Punkten 16. Preis Walter Schumacher mit 49 Punkten 17. Preis Otto Weber mit 48 Punkten 18. Preis Paul Heidt mit 47 Punkten 19. Preis Emil Wollenweber mit 46 Punkten 27. Preis Willi Thomas mit 40 Punkten Seite 66: 1921. Am 30. Juli fand die kreisärztliche Untersuchung der Kinder des 1. und 3. Schuljah-res statt. Der Bisherige Kreisschulrat v. d. Thüsen übernahm im Februar 1921 die Direktorstelle am Lyceum in Gummersbach. Zum 1. März wurde Herr Dr. Sturm - Köln zum Kreisschulrat des hiesigen Schulaufsichtsbezirks ernannt. Das Schuljahr nahm am 23. März sein Ende. Entlassen wurden 16 Schüler. Schuljahr 1921/22. Zu Beginn des Schuljahres, das am 13. April seinen Anfang nahm, zählten die ein-zelnen Klassen folgenden Bestand: a. Klasse: 25; 2. Klasse: 40; 3. Klasse 41; und 4. Klasse 43 Schüler = 149. Am 10. Juni 1921 fand eine Besichtigung bzw. Revision der hiesigen Schule durch Herrn Kreisschulrat Dr. Sturm statt. Wie im Vorjahre so beteiligten sich auch in diesem Jahre die beiden ersten Klassen am 19. Juni 1921 an dem Reichsjugendturnen der Stadtgemeinde Gummersbach in Friedrichstal. Eine Reihe von Knaben und Mädchen errangen Preise im Dreikampf und bei den Mannschaftskämpfen. Im Januar 1922 wurde infolge einer Grippeepidemie vom 12. - 22. die Schule auf Anordnung des Seite 67: 1922. 40 Herrn Kreismedizinalrats die Schule geschlossen. Die schulärztliche Untersuchung der zu Ostern zur Entlassung kommenden Kinder fand am 17. März statt. Am 22. März fand eine 2. Besichtigung der Schule durch den Herrn Kreisschulrat statt. Am Schluß des Schuljahres wurden 21. Schüler entlassen. Im Sommer 1921 legte die Firma Leopold Krawinkel zwei neue Turbinen bei ihrer Fabrik an. Gewaltige Umbauten wurden dabei vorgenommen. Das Flußbett der Ag-ger wurde bedeutend vertieft und erweitert und mit Ufermauern aus Bruchsteinen versehen, sodaß die ganze Agger ein freundlicheres Aussehen erhielt. Die aus dem Flußbett wegzuschaffende Erde wurde zur Planierung des auf der linken Uferseite am Fuße der Hordt liegenden Kreisturn- und Spielplatzes und zur Anlegung von Ter-rassen am Bergabhange verwandt. Im Sommer 1922 wurde der über 200 m lange Platz fertiggestellt und mit einem Maschendrahtzaun umgeben. An der Ostseite des Platzes wurde ein schönes Häuschen zum Aufbewahren von Gerätschaften mit A-bortanlage erbaut. Über die Agger wurde eine Betonfahrbrücke und daran anschlie-ßend ein neuer breiter Weg nach dem Kreisspielplatz gebaut. Am 19. September erhielt dann der Platz bei Gelegenheit des Kreisjugendturn- und spielfestes seine Weihe. Über 600 Jugendliche beteiligten sich am Morgen an den Wettkämpfen. Ein kalter Westwind beeinträchtigte das Turnen und als am Nachmittage Seite 68: 1922. die Mannschaftskämpfe eben begonnen hatten, setzte der Regen ein, der ununter-brochen anhielt und ein weiteres Verweilen auf dem Platze ausschloß. Die Sieger-verkündigung wurde in den Schulsälen vorgenommen. Das neue Schuljahr 1922 begann am 25. April. Am 1. Mai zählten die einzelnen Klassen: 1. Kl. 27, 2. Kl. 29, 3. Kl. 46, 4. Kl. 33 = 135 Schüler. Am 2. Juni erhielten 9 bedürftige Schulkinder von den Quäkern gespendetes Unter-zeug: Hemd, Hose und 2 Paar Strümpfe. Am 19. Juni machten die oberen Klassen einen Ausflug nach Gummersbach zur Vorführung des Lehrfilmwerkes: „Die Alpen II. Teil“ von Professor Dr. Lampe, Berlin. Einschub von Seite 69: Am 13. Juni 1922 wurde in einer Elternversammlung, die leider sehr schwach be-sucht war, folgender Wahlvorschlag für den Elternbeirat der hiesigen Schule aufge-stellt: 1. Karl Morkepütz 2. Gustav Weller 3. Frau Dr. Bachmann 4. Ernst Fischer 5. Willi Schenk 41 6. Frau Rob. Nöckel 7. Emil Wollenweber 8. Hermann Rogowski 9. Robert Worbs 10. Hermann Pack Da kein anderer Wahlvorschlag eingereicht war, sind die 5 ersten Personen gewählt und bilden den Elternbeirat für 1922/23 und 23/24. Seite 70: Am 6. August fand das diesjährige Reichsjugendwetturnen der Stadtgemeinde Gummersbach auf dem Sportplatze in Friedrichstal statt. Mit großem Erfolg beteilig-ten sich die Kinder der 2 ersten Klassen. Beim Dreikampf wurden 20 Knaben und 8 Mädchen Sieger. Bei den Mannschaftskämpfen errang im Eilbotenlauf über 500 m die 1. Mannschaft von hier mit 78,2 Sek. den 2. Preis, im Wanderball die 2. Mann-schaft den 5. mit 64,2 Sek. und die 1. Mannschaft mit 64,3 Sek den 6. Preis. Am 2. August unternahmen die Schüler der beiden oberen Klassen einen Ausflug der Tropfsteinhöhle in Attendorn und nach der Listertalsperre. Die Sommerferien waren vom 10. - einschl. 30. August. Infolge der schlechten Herbstwitterung blieb die Kartoffelernte sehr im Rückstande und es wurden infolge-dessen die vom 4. bis 16. Oktober stattgefundenen Seite 69: 1922. Herbstferien um 5 Tage verlängert. Am 10. November besuchten die Herren Reg.-Schulrat Dr. Kloevekorn - Köln und Kreisschulrat Dr. Sturm - Gummersbach den Unterricht der 1. Klasse. Geprüft wur-de in Deutsch: Gedichte von Goethe und in Geschichte die Zeit 1806 - 12. Mit großer Befriedigung verließen die Herren die Klasse. Am 1. Dezember verließ Herr Kreisschulrat Dr. Sturm seinen hiesigen Wirkungs-kreis, da er zum Reg.-Schulrat in Arnsberg ernannt wurde. Mit Bedauern sehen die Lehrer des Kreises den Herrn Kreisschulrat aus ihrer Mitte scheiden. Zeitungsauschnitt, vermutlich aus der „Gummersbacher Zeitung“: Für die Volksschulen der hiesigen Stadtgemeinde sind die diesjährigen Weihnachtsferien wie folgt festgesetzt worden: a) für die Schulen der engeren Stadt vom 18. Dezember 1922 (erster Ferientag) bis einschl. 8. Januar 1923 (letzter Ferientag): 42 b) für die Schulen der Außenortschaften vom 18. Dezember 1922 (erster Ferientag) bis einschl. 3. Januar 1923 (letzter Ferientag). Gummersbach, den 12. Dezember 1922. Der Bürgermeister Seite 70: 1922. Ende 1922 hat die Teuerung eine solche Höhe erreicht, daß es sich verlohnt, eine Übersicht über die Löhne und Preise im Oberbergischen für unsere Nachkom-men in der Schulchronik niederzuschreiben. 1914 Ende Dezember vor Kriegsbeginn 1920 1921 1922 Lohnverhältnisse Landwirtschaft 2 - 3 M 15 M 32 M pro Std. Lohnverhältnisse Fabrikarbeiter 3,50 - 5 M 35 - 60 M 60 - 100 M 200 M 1 Zentner Korn 7 - 10 M 200 - 300 M Wuch. 250 M 1 Zentner Weizen 200 - 300 M Wuch. 300 M 28000 - 30000 M 1 Zentner Hafer 6,50 - 7 M 180 M 360 M 1 Zentner Heu 3,50 - 4 M 60 M 120 M 7000 - 8000 M 1 Zentner Stroh 1,50 M 30 M 40 M 6000 M 1 Zentner Kartoffeln 3,60 24 - 50 M 33 - 100 M 900 M 1 Pfund Schwarzbrot auf Brotmarke 0,65 - 0,70 M 6 M 9 - 10 M 380 M 1 Pfund Weizenmehl 0,24 M ? 6,50 M 250 - 280 M 1 Pfund Hafermehl 0,30 M 1 Pfund Rindfleisch 0,90 M 13,50 14 - 156 M 450 - 480 M 1 Pfund Schweinefleisch 1 M 22 M 26 M 1 Pfund Butter 1,50 M 30 M 52 M 1400 - 1500 M 1 Pfund Margarine 0,80 1100 - 1200 M 1 Ei 0,10 - 0,15 M 3 M 4,50 M 85 M 1 Liter Milch 0,22 M 2,50 M 4,50 M 128 M 1 Pfund Erbsen 0,16 M 2,50 M 4,60 M 250 M 1 Pfund Bohnen 0,18 M 3,00 M 4,50 M 200 M 1 Pfund Kaffee 1,40 - 1,60 M 24 M 44 M 3500 M 1 Pfund Salz 0,10 - 0,12 M 0,50 M 0,70 M 40 M 1 Pfund Reis 0,25 M 8 M 8 - 10 M 250 - 300 M 1 Pfund Tabak 1,20 - 2 M 30 M 45 M - 2000 M 1 Pfund Seife 0,28 M 8 M ? 8 M 1 Pfund Zucker 0,25 M 15 M ? 5 M 215 M 1 Hering 0,10 M 1,30 M 2,50 M 65 M 1 Pfund Speck 1 - 1,20 M 24 M 35 M 1400 M 43 1 Anzug 50 - 70 M 1000 - 1500 M 1500 - 3000 M 20000 M u. mehr 1 Hemd 3,50 M 80 M 95 - 120 M 4000 M 1 Paar Schuhe 12 - 15 M 200 M 300 - 600 M 4500 M u. höher 1 Paar Damenstrümpfe 3 M 60 M 75 M 3000 M u. höher 1 Zentner Kohlen 1 - 1,20 M 24 M 1900 M u. mehr Elektrisches Licht: 1 kWh 0, 45 M 210 M 1. Sept. 1922 Markenfreies Schwarzbrot - - 195 M 1110 M Markenfreies Mangbrot - - 140 M 830 M Markenfreies Graubrot 2 Pfund - - 66 M 460 M 1 Brötchen 0,02 - 0,03 M 4 M 20 M 44 Seite 71: Zeitungsausschnitt vermutlich aus der „Gummersbacher Zeitung“ (vermutlich um Januar 1923): Wie beträchtlich die Viehpreise in diesem Jahre ge-stiegen sind, geht aus der nachstehenden Aufstellung hervor, und zwar notierten auf den Hauptviehmärkten für 100 Pfund Lebendgewicht in Mark: Januar 1922 Dezember 1922 1914 Rinder: 400 - 1200 12 000 - 49 000 40 - 50 Kälber: 600 - 1500 26 000 - 71 000 40 - 105 Schafe: 400 - 1000 13 000 - 38 000 36 - 38 Schweine: 1000 - 1800 40 000 - 68 000 42 - 48 Entsprechend den Viepreisen sind auch die Fleisch-preise gestiegen. So wurden vor den Feiertagen für 1 Pfund Schweinefleisch bis zu 1000 Mark gefordert. Die Postgebühren betrugen am Postkarten Karten Briefe Briefe Pakete bis 5 kg im Ortsverkehr im Fernverkehr Ortsverkehr Fernverkehr Nahzone Fernzone 1914 0,02 M 0,05 M 0,05 M 0,10 M 0,25 0,50 1.10.1922 1,50 M 3 M 2 M 6 M 30 M 80 M 15.11.1922 3 M 6 M 4 M 12 M 60 M 120 M 15.12.1922 5 M 15 M 10 M 25 M 125 M 250 M Die Eisenbahnfahrt von Vollmerhausen nach Gummersbach betrug im Jahre 1914 = 4. Kl. 0,10 M, 3. Kl. 0,15 M und am 1. Dezember 1922 = 20 M und III. Kl. 80 M. Die Preissteigerungen haben sich bei allen Gegenständen des täglichen Bedarfs weiter fortgesetzt. Dementsprechend hat sich auch die Teuerungszahl, der ein mo-natlicher stets gleichbleibender Normalbedarf einer 5-köpfigen Familie in Ernährung, Miete, Heizung und Beleuchtung zugrunde gelegt wird, erhöht. Sie ist innerhalb der letzten 14 Tage des Dezember von 40 100 auf 51 800 gestiegen. Seit Anfang Sep-tember 1922 hat sich die Teuerungszahl fast auf das Fünffache erhöht und seit Juli fast auf des Zehnfache. Gegenüber Friedenszeiten betragen heute die Kosten für Ernährung rund das 713-fache, die für Miete, Heizung und Beleuchtung etwa das 248-fache und für den gesamten zugrunde gelegten Bedarf rund das 528-fache. Vor einem Monat war erst das 339-fache, vor 2 Monaten das 155-fache und vor 3 Mona-ten das 106-fache festzustellen. Vollmerhausen, den 20. Dez. 1922. Schmidt. 45 Seite 72: Zeitungsausschnitt aus der „Gummersbacher Zeitung“ vom 8. 1. 1923: Der neue Kreisschulrat. Rektor Rosenkranz in Werden a. d. Ruhr wurde zum 1. Februar ds. Js. von dem Herrn Minister für Wissenschaft, Kunst und Volks-bildung zum Kreisschulrat in Gummersbach ernannt. Zeitungsausschnitt aus der „Gummersbacher Zeitung“, veröffentlicht nach dem 10. 1. 1923: Ein Erlaß des preußischen Kultusministers. Wie wir gestern schon kurz meldeten, hat der preußische Kultusminister für den Fall der Besetzung weiterer deutscher Gebietsteile eine Trauerfeier in den Schulen angeordnet. Da die Franzosen ein Interesse an der Verschleierung ihrer Bewegungen haben, gingen die Meldungen über ihre Absichten auseinander. Schon vorgestern lagen Meldungen von der erfolgten Besetzung Essens vor. Eine weite-re Nachricht widersprach dem mit dem Hinweis darauf, daß die Franzosen mit ihrem Einmarsch auf italienische Vorstellungen hin bis nach dem 16. Januar warten wollten. In Wirklichkeit hat sich der Vor-gang so abgespielt, daß die Franzosen ihre Truppen zunächst im bisher besetzten Gebiete in der Ge-gend von Duisburg sammelten, um dann nach Essen vorzustoßen. Dieser Vorstoß ist gestern erfolgt, sodaß Essen heute besetzt ist, womit dann auch der Erlaß des Kultusministers in Kraft tritt, der wie folgt lautet: Für den Fall des Einmarsches fremder Truppen in das Ruhrgebiet sind in allen preußischen Schulen am letzten Tage dieser Woche die Schüler und Schülerinnen zusammenzurufen und auf den Ernst der Lage hinzuweisen. In dieser Stunde soll die Trauer des deutschen Vaterlan-des über die ihm von neuem angetane Gewalt auch bei unserer Jugend zum Ausdruck kom-men. Diese Feier gilt dem Schmerz und der Empörung über das Unrecht, das einem entwaffne-ten und wehrlosen, ehrlich um die Erfüllung der ihm auferlegten Bedingungen ringenden Volke durch die widerrechtliche Besetzung seines heiligen Heimatbodens geschieht. Sie gilt dem treuen Glauben an die Volksgenossen im Westen, deren gehäuftes Leid unser aller Leid ist und der tiefen Trauer, die unser Volk nur umso fester in all seinen Gliedern zusammenschließen wird. Sie gilt dem durch äußersten Zwang niemals zu erschütternden Glauben an die Heiligkeit des Rechtes und an eine hellere Zukunft unseres in gemeinsamer Not umso treuer zusammen-stehenden Volkes. Bei der Ansprache an die Schüler und Schülerinnen sind dem Verständnis der Jugend entsprechend die Kundgebungen des Herrn Reichspräsidenten, sowie des Herrn Reichskanzlers und des preußischen Ministerpräsidenten in geeigneter Weise zu verwenden. Die Trauerkundgebung ist Samstag in der dritten Unterrichtsstunde zu legen. Danach ist der Unterricht zu schließen. Wegen der Kürze der Zeit ist dieser Erlaß durch die Presse veröffent-licht worden. Berlin, 10. Januar 1923. U. 3 A. 45. U. 3. U. S. Der preußische Minister für Wissenschaft, Kultur und Volksbildung. gez. B o e l i t z An die Regierungen und Provinzialschulkollegien usw. Samstag, den 13. Januar, wurde die Trauerfeier in hiesiger Schule gehalten. Als Ruhrspende lieferte die Schule 42 000 M ab, die zur Linderung der Not in dem neu-besetzten Gebiet der Ruhr dienen soll. 46 QUITTUNG über Mark 42 500,00 Von Volksschule Vollmerhausen für Ruhrspende in Worten: Mk. Zweiundvierzigtausendfünfhundert heute empfangen zu haben, bescheinigt GUMMERSBACH, den 31. 3. 1923 V. Z. Volkszeitung für Rheinland und Westfalen 1. Kl. 12 295 M 2. Kl. 14 850 M 3. Kl. 12 855 M 4. Kl. 2 500 M 42 500 M Frl. Lehn konnte in den Tagen vom 24. Februar bis 1. März wegen Krankheit den Unterricht nicht erteilen. Ihre Klasse wurde vom Kollegium mitverwaltet. Am 2. März besuchten die Herren Regierungs- u. Schulrat Dr. Kloeverkorn und Kreisschulrat Rosenkranz die hiesige Schule und wohnten dem Unterricht der 2. und 4. Kl. bei. Am 19. März revidierte Seite 73: der Herr Kreisschulrat die 3. Klasse. Der Schulschluß war am 27. März. Zur Entlassung kamen 15 Kinder und zwar 13 Knaben und 2 Mädchen. Die Osterferien waren vom 28. März bis einschl. 12. April 1923. ----- Das neue Schuljahr begann Freitag, den 13. April. Die Schülerzahl der einzelnen Klassen betrug: I. Kl. 29, II. Kl. 34, III. Kl. 38 und IV. Kl. 24 = 125 Schüler. Abgezeichnet 24. 9. 23 Rosenkranz Zum Besuche des Deutschen Turnfestes in München war ich vom 13. bis 21. Juli beurlaubt. Aus dem Aggertaler Turngau nahmen 226 Turner teil, darunter 6 Vollmer-häuser. Am 24. September revidierte der Herr Kreisschulrat Rosenkranz die 1. Klasse. Bei dem diesjährigen Reichsjugendturnen der Stadtgemeinde Gummersbach in Friedrichstal erzielte die hiesige Schule große Erfolge. Die Knaben errangen in den Mannschaftskämpfen den 1. Preis im Wanderball den 3. Preis im Eilbotenlauf 47 die Mädchen 1. Mannschaft: 1. Preis im Dreiballauf, 2. Mannschaft: 4. Preis im Dreiballauf, 1. Mannschaft: 2. Preis im Eilbotenlauf. Außer vielen Einzelpreisen im Vierkampf von Knaben und Mädchen errungen, ge-wann Hans Rogowski - Vollmerhausen den 1. Preis. Seite 74: Das Jahr des Markzerfalles von unerem wirtschaftspolitischen Mitarbeiter. Das Jahr 1923 war nicht nur ein Schicksalsjahr für unsere Politik, sondern auch ein Jahr schwerster Schicksalsschläge für unsere Wirtschaft und unsere Währung. Im Laufe des Jahres 1923 ist die deutsche Währung r e s t l o s z e r s c h l a g e n worden. Ein Blick über den Lebensweg der Mark mag das dartun. Zur Jahreswende 1923 hatten wir einen Dollarkurs von etwa 7000 Mark also eine 1700fache Entwertung der Mark. Zur Jahreswende 1924 notiert der Dollar 4200 Milliarden. 4,2 Billionen, die Entwertung ist also eine Billionenfache geworden. Wenn wir uns die Entwicklung des Verfalles noch in Einzelheiten vor Augen führen wollen, dann müssen wir uns mit einigen weiteren Ziffern beschäftigen. Schon im Jahr 1922 gab es allerdings einen höheren Dollarkurs als 7000 Mark und zwar am 8. November mit 9170 Mark für den Dollar. Ende Dezember 1922 aber notierte der Kurs 7000 Mark. Im Januar schwankte er zwischen 7000 und 40 000. In der letzteren Ziffer drückt sich die Rückwirkung des Ruhreinmarsches von Mitte Januar aus. In den Monaten Februar, März und April hatten wir Dollarkurse, die unter diesem Janu-arhöchstkurs standen. Im Monat März war eine völlige Stabilität auf etwa der 20 000 Mark-Grenze wahrzunehmen. Zurückzuführen war das auf die damalige freilich mit sehr erheblichen Opfern an Gold und Devisen durchgeführten Markstützungsaktion. Nachdem aber die Erwartungen nach einem baldigen erfolgreichen Ausgang des Ruhreinbruchs auf der Basis eines Sieges des passiven Widerstandes - man rech-nete mit einer höchstens dreimonatigen Dauer - sich nicht erfüllt haben, und nach-dem auch die Mittel für die Markstützungsaktion nicht mehr aufgebracht werden konnten, setzte der rapide Verfall ein. Im Monat Mai hatten wir schon einen Dollar-kurs von 69 600, im Monat Juni von 154 000 Mark, und im Monat Juli wurde ein Kurz von mehr als einer Million Mark für einen Dollar erreicht. Im August waren es schon 11 Millionen, im September schon über 180 Millionen, im Oktober kamen wir schon hoch in die Milliarden, der Dollar notierte in diesem Monat 72 1/2 Milliarden, und der November brachte uns dann den Kurs von 4 200 Milliarden, oder 4,2 Billionen Mark. Dieser Kurs wurde im ganzen Dezember, bis jetzt festgehalten, sodaß eine frühere Mark heute 1 Billion gilt. Die Stabilität der letzten Woche wurde erzielt durch die Schaffung einer neuen Währung in Gestalt der Rentenmark. Diese Rentenmark ist nur ein binnenwirtschaftliches Zahlungsmittel. Sie kann daher nur eine Uebergangs-lösung darstellen, denn das Ziel der ganzen Währungssanierung muß die Goldnote sein. Wir sind in unserer Wirtschaftspolitik auch schon tatsächlich auf dem Weg zu 48 einer Goldnote, die sich auf der Basis einer wirklichen Goldbank aufzubauen hat, und für die Rolle wird die Reichsbank in ihre frühere Funktion wieder eintreten müs-sen. Auch hierfür sind die Wege schon dadurch geebnet, daß die Reichsbank nach neueren Bestimmungen nur noch wertbeständige Kredite gibt. Die Papiermark- Kreditpolitik der Reichsbank im letzten Jahr hat ,wie man offen aussprechen muß, den entsetzlichen Zusammenbruch unserer Währung nur noch begünstigt. In einer Zeit, in welcher die private Wirtschaft tägliche Zinsen von 10 und mehr Prozent, also im Jahr 3000 Prozent Zinsen bezahlen mußte, hat die Reichsbank für Ihre Papier-markkredite knapp 50 Prozent für das ganze Jahr genommen. Außerdem empfing sie die in gutem Gelde geliehenen Kapitalien nach so und so viel Wochen und Mo-naten in lächerlich zusammengeschrumpften Beträgen zurück, während die ur-sprünglich gegebenen Summen sofort für neuwerbende Anlagen für Fabrikbauten, Betriebsvergrößerungen oder gar für Devisenspekulation benutzt worden waren. Diese Reichsbankpolitik ist schuld daran, daß heute das deutsche Volk betteln ge-hen muß im Ausland, und oft genug Gaben aus den Händen entgegenzunehmen gezwungen ist, die seinerzeit den entscheidenden Stoß gegen dieses selbe Volk ge-führt haben. Um die zerfallene Währung aufzurichten, muß das deutsche Volk unerhörte Opfer bringen, die seine Substanz nicht unberührt lassen können Wir sehen jetzt vor einer Sachwerteerfassung im schlimmsten Sinne des Wortes, ja wir werden zu steuer- und finanzpolitischen Maßnahmen greifen müssen, die geradezu einer Konfiskation, ei-ner Enteignung gleichkommen. Das Reich muß, wenn der Leidensweg noch so bitter ist, alle Kraft daran setzen, seinen Haushalt ins Gleichgewicht zu bringen. Für eine Uebergangsfrist, die sich nach Monaten bemißt, wird das für viele hunterttausende Existenzen furchtbare, heute in ihrem ganzen Ausmaß noch garnicht abzuessende Lasten und Bedrückungen zur Folge haben. Aber wie in unserer politischen Entwick-lung seit dem Zusammenbruch über fast allen Entscheidungen das Wort zu spät steht, so leider auch über unsern wirtschaftlichen und steuerlichen Maßnahmen. Zu spät ist eine wirkliche Sanierung unserer Staatsfinanzen in die Wege geleitet wor-den. Wenn man sich erinnert, daß am Tage des Abschlusses des Waffenstillstan-des, als doch schon die ungemein drückenden Bedingungen bekannt waren, und man voraussehen mußte, was noch zu erwarten stand, der Dollar knapp 6 Mark no-tierte, wenn man sich weiter daran erinnert, daß am Tage des Friedensschlusses von Versailles, da man also genau im Bilde war über die fürchterlichen unmöglichen und untragbaren Bestimmungen und ihre politischen und wirtschaftlichen Folgen, der Dollar knapp 60 Mark notierte, dann wird man zurückschauend doch wohl sagen müssen, daß wirklich viel zu spät mit einer wirklichen gründlichen Sanierung unserer Finanz- und Steuerpolitik begonnen worden ist. Nun müssen mit einem Male Ver-säumnisse von Jahren eingeholt werden und das muß unter allen Umständen und in möglichst kurzer Frist erreicht werden, sonst sind wir einfach vollkommen zugrunde gerichtet. Dann bleibt nichts mehr übrig, als fremde Gebieter, die ohnehin schon mili-tärisch weite Teile unseres deutschen Landes beherrschen, auch noch als Diktato-ren unserer Wirtschaft, unserer Staats- und Privatfinanzen auftreten zu sehen. Wir befinden uns jetzt am Beginn einer neuen Wirtschaftsentwicklung. Die große Umgestaltung unseres wirtschaftlichen Organismus ist im Zuge. Die Umstellung auf die Rentenmark, auf Mark und Pfennige, die jetzt wieder sich durchsetzende Ach-tung vor dem Pfennig wird günstige Folgen für diejenigen Unternehmen haben, die sich im Innern solide und gesund durch die lockenden Zeiten der Inflation hindurch-gerettet haben. Effektenmarkt und Warenhandel werden jetzt ihre großen Prüfungen 49 zu bestehen haben. Die deutsche Staats- und Privatwirtschaft stehen an der Schwel-le des Jahres 1924 vor Aufgaben, deren Lösung entscheidend sein wird auch für die politische Existenz der Nation. Wie aus vorstehendem Artikel zu ersehen, hat unsere Mark im vergangenen Jahre einen solchen Sturz gemacht, wie man sich nicht hat träumen lassen. Ja, es kam soweit, daß im Dezember 1923 eine frühere Mark (Goldmark) eine Billion Papier-mark galt. Dieser Stand ist durch die Schaffung einer neuen Währung in Gestalt der Rentenmark erzielt worden. Den Gehalts- und Seite 75: 1923 - 24 Lohnempfängern ging es im vergangenen Jahre schlecht: oft bekamen sie ihr Gehalt bezw. ihren Lohn in ganz entwertetem Geld ausbezahlt. Alle Erhöhungen halfen nichts; der Dollar stieg zu rapide. Um sich ein Bild von der Teuerung machen zu können, lasse ich eine Preisliste vom 4. Dez. 1923 aus der Stadtgemeinde Gum-mersbach folgen: Zeitungsausschnitt: Gummersbach und Umgebung: Es kosten Dienstag, den 4. (Dez. 1923), in Gummersbach: Milch: Nach Mitteilung des Rheinischen Bauernvereins sind die Milchpreise pro Liter für die Zeit von Sonntag, den 2. Dezember, bis Mittwoch, den 5. Dezember, unverändert geblieben. Grundpreis: 340 Milliarden, Kleinver-kaufs- preis = (Grundpreis +. 30 % Molkereizuschlag + 20 % Händlerzuschlag) 530 Milliarden. - Ab „Stall“ oder „ab Hof“ = (Grundpreis + 20 % Frischmilchzuschlag) = 408 Milliarden. Fleisch: Nach Mitteilung des Obmannes der Metzgerinnung sind die Metzger des Kreises Gummersbach angewie-sen, sich an folgende Preise zu halten: Das Pfund Kalbfleisch 2, Rindfleisch 2,4 bis 2,6, Schweinefleisch 3 Billionen. Wurst: das Pfund 1,6 Billionen und mehr. Brot im Freiverkauf: Ein Schwarzbrot 1,3 Billionen, ein Mangbrot 1 Billion, ein Graubrot weiß 800 Milliarden, ein Stuten 1 Billion, ein Brötchen 40 Milliarden, Zwieback 1,2 Billionen, Zuckerzwieback 1,4 Billionen. Eine Bahnfahrt nach Hagen, Köln oder Elberfeld über Lennep, 3. Klasse 2 Mk. (2 Billionen), 4. Klasse 1,30 Mk. (1,3 Billii- nen) nach Elberfeld über Hagen 3. Klasse 2,90 Mk. (2,9 Billionen), 4. Klasse 1,90 Mk. (1,9 Billionen); nach Lüdenscheid 3. Klasse 1,30 Mk. (1,3 Billionen); nach Dieringhausen 3. Klasse 0,20 Mk. (200 Milliarden), 4. Klasse 0,15 Mk. (150 Milliarden). - Die Preise in Klammern sind die mutmaßlichen Papiermarkpreise für Diens- tag, den 4. Dezember. Sie sind unverbindlich. Für Dienstag, den 4. Dezember nehmen wir einen Multiplika-tor von 1 Billion an. Für Sonntag und Montag betrug der Multiplikator 1 Billion. Eine Straßenbahnfahrt ab Bahnhof Gummersbach nach Bahnhof Niederseßmar (15 Goldpfennige) 150 Milliarden, nach Bahnhof Derschlag (30 Goldpfennige) 300 Milliarden, nach Dümmlinghausen (Endstation) (40 Goldpfenni-ge) 400 Milliarden. Telefongespräch im Ortsbezirk: (15 Pfg. Grundgebühr mal Steuermark) 150 Milliarden. 50 Ein Fernbrief (10 Pfg.) 100 Milliarden. Ein Ortsbrief (5 Pfg.) 50 Milliarden. Eine V. Z. (10 Pfg.) 100 Milliarden. Eine Kilowattstunde Lichtstrom (0,40 Goldmark) = 400 Milliarden. Am Schluß des Schuljahres 1923 / 24 (31k. 3. 1924) wurden 11 Knaben und 9 Mäd-chen = 20 Schüler entlassen. Mit Beginn des neuen Schuljahres fanden 7 Neulinge Aufnahme in die Schule. Wäh-rend meiner 35-jähr. Tätigkeit hier in Vollmerhausen ist die Zahl der Neuaufgenom-menen noch nie so gering gewesen. (So wurden z. B. 1904 - 26 Schüler und 1916 - 33 Schüler aufgenommen). Am 1. Mai betrug die Schülerzahl: 1. Kl. 23, 2. Kl. 35, 3. Kl. 25 und 4. Kl. 22 = 105. Seite 76: 1924. Die Wahl zum Elternbeirat sollte am 22. Juni stattfinden. Zur Wahl ging nur ein Wahlvorschlag ein mit folgenden Namen: 1. Karl Morkepütz, Vollmerhausen 2. Hermann Pack, Vollmerhausen 3. Wilhelm Nusch, Vollmerhausen 4. Emil Hardt, Vollmerhausehn 5. Frau Heinr. Lanse, Vollmerhausen 6. August Ufer, Vollmerhausen 7. Fritz Dannenberg, Liefenroth 8. August Viebahn, Vollmerhausen 9. Frau Karl Lehnhof, Vollmerhausen 10. Heinrich Wolf, Vollmerhausen Obige Personen sind somit gewählt. Vollmerhausen, den 1. Juli 1924. Fr. Schmidt. Am 1. August 1924 wurde Herr Hauptlehrer Schmidt auf Grund des Beamtenalte-rungsgesetzes in den Ruhestand versetzt und dem Unterzeichneten die Wahrneh-mung der Geschäfte eines Hauptlehrers übertragen. Am 30. Juli veranstaltete die Schulgemeinde ihrem aus dem Dienste scheidenden Hauptlehrer eine schlichte aber ehrende Abschiedfeier. Nachmittags versammelten sich die Lehrer und Lehrerinnen des Systems mit den Schülern der I. Klasse im Beisein des Herrn Schulrats Ro-senkranz in der Schule zu einer schlichten Abschiedsfeier. Diese zeigte so recht, wie sehr die Schüler an ihrem scheidenden Seite 77: Lehrer hingen. Es wurde ihnen sichtlich schwer, ihm den letzten Abschiesgruß in Form von Liedern und Gedichten zuzurufen. Im Anschluß an die Schulfeier versam- 51 melten sich die Teilnehmer mit sämtlichen Schülern der Schulgemeinde im Schmi |