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Kompetenzen diskursiv Terminologische, exemplarische und strukturelle Klärungen in der LehrerInnenbildung LEHRERINNENBILDUNG GESTALTEN André Bresges, Bernadette Dilger, Thomas Hennemann, Johannes König, Heike Lindner, Andreas Rohde, Daniela Schmeinck (Hrsg.) 4 BAND Z f L Zentrum für LehrerInnenbildung Kompetenzen diskursiv LEHRERINNENBILDUNG GESTALTEN Hrsg. vom Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität zu Köln Band 4 Wie die Schule so ist auch das Feld der (Aus-)Bildung von Lehrerinnen und Lehrern in Bewegung und in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess begriff en. Die Einsicht in die Heterogenität der Lernvoraussetzungen und Bildungsbedingungen auf Seiten der Schülerinnen und Schüler ist gestiegen und erfordert eine Organisation der (Aus-)Bil-dung, die fachliche, fachdidaktische und bildungswissenschaft liche Wissensbestandtei-le stärker aufeinander bezieht und zu einem professionellen Habitus zusammenbinden lässt. Damit verbunden ist die Notwendigkeit, die Praxisphasen als roten Faden über die Ausbildungsphasen hinweg zu gestalten und die Kooperation der unterschiedlichen Akteure der grundständigen Bildung, des Vorbereitungsdiensts und der Fortbildung zu stärken. Die seit langem bekannte Forderung nach einer gelingenden Th eorie-Praxis- Verzahnung ist in den letzten Jahren in eine neue Dynamik geraten und verlangt nach einem Ausbau wie auch neuen Akzentuierungen in der bildungswissenschaft lichen und fachdidaktischen Forschung, um Unterrichts- und Schulentwicklung zu begleiten und zu unterstützen. Die Reihe LEHRERINNENBILDUNG GESTALTEN setzt an diesem Entwicklungspro-zess an und präsentiert Beiträge, die die Herausforderung einer neuen und innovativen (Aus-)Bildung von Lehrerinnen und Lehrern aktiv aufgreifen und Impulse für deren weitere Entwicklung setzen. André Bresges, Bernadette Dilger, Th omas Hennemann, Johannes König, Heike Lindner, Andreas Rohde, Daniela Schmeinck (Hrsg.) Kompetenzen diskursiv Terminologische, exemplarische und strukturelle Klärungen in der LehrerInnenbildung Waxmann 2014 Münster New York LEHRERINNENBILDUNG GESTALTEN, Band 4 ISSN 2194-8429 Print-ISBN 978-3-8309-2970-3 E-Book-ISBN 978-3-8309-7970-8 © Waxmann Verlag GmbH, 2014 www.waxmann.com info@waxmann.com Umschlaggestaltung: Anne Breitenbach, Tübingen Satz: Stoddart Satz- und Layoutservice, Münster Druck: Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier, säurefrei gemäß ISO 9706 Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne schrift liche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Bibliografi sche Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Inhalt Vorwort ................................................................................................................................... 7 André Bresges, Bernadette Dilger, Th omas Hennemann, Johannes König, Heike Lindner, Andreas Rohde & Daniela Schmeinck 1 Einleitung ......................................................................................................................... 9 Teil I: Bildungswissenschaften Johannes König 2 Kompetenzen in der Lehrerbildung aus fächerübergreifender Perspektive der Bildungswissenschaft en ..................................................................... 17 Teil II: Sonderpädagogik und Sachunterricht Daniela Schmeinck & Th omas Hennemann 3 „Was sollen wir denn noch alles können?!“ Kompetenzen in der Lehrerbildung aus Sicht der Sonderpädagogik und des Sachunterrichts ................................................................................................ 49 Walter Kosack 4 Anmerkungen zum Problem der Wissenschaft sorientierung im Sachunterricht. Eine Replik auf Kapitel 3 ............................................................. 81 Hans-Peter Bergmann 5 Der neue Rahmen verändert das Bild Grundschulpädagogisch und sachunterrichtsdidaktisch relevante Lehrer(innen)kompetenzen im Kontext der Ganztagsschulentwicklung. Eine Replik auf Kapitel 3 .............................................. 87 Kerstin Ziemen 6 Replik aus Sicht des Förderschwerpunktes Geistige Entwicklung zum Beitrag „Was sollen wir denn noch alles können?!“ Kompetenzen in der Lehrerbildung aus Sicht der Sonderpädagogik und des Sachunterrichts ............... 96 Teil III: Sprachen und künstlerische Fächer Andreas Rohde 7 Sprachwissen, Sprachkönnen und deren Alltagstauglichkeit Zur Kompetenzorientierung in der Fremdsprachendidaktik ................................ 105 Anne Niessen & Jens Knigge 8 Kompetenzorientierung in der Musikpädagogik Eine Replik auf Kapitel 7 ............................................................................................. 121 Kirsten Schindler 9 Ein umstrittenes Konzept – Zur Kompetenzorientierung in der Deutschdidaktik. Eine Replik auf Kapitel 7 ....................................................... 127 6 Inhalt Teil IV: Mathematik und Naturwissenschaften Wilfried Plöger & Daniel Scholl 10 Analysekompetenz angehender und praktizierender Lehrpersonen .................... 137 André Bresges & Stefan Hoff mann 11 Kompetenzorientierte Lehrerbildung in großen Veranstaltungen – geht das? Replik zum Beitrag von Wilfried Plöger und Daniel Scholl .................................. 157 Teil V: Geisteswissenschaften Heike Lindner 12 „Kompetenzen diskursiv“: eine lösbare Herausforderung für die Fachdidaktik der Evangelischen Th eologie? ............................................................. 169 Th omas Nisters 13 Über einen Fall curricularer Ausfl aggung – oder: Ist der Kernlehrplan Philosophie NRW wirklich kompetenzorientiert? ......................... 184 Monika Tautz 14 Kompetenzorientierung in religiösen Lehr- und Lernprozessen – Konzepte und anstehende Aufgaben aus Sicht der katholischen Religionsdidaktik .................................................................................. 191 Teil VI: Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften Bernadette Dilger 15 Kompetenzen zwischen Handlungsanforderung und individueller Disposition – Kompetenzorientierung in der Didaktik der berufl ichen Bildung ..................................................................................................... 199 Birgit Weber 16 Integration der ökonomischen und politischen Fachperspektive in der Kompetenzorientierung der Didaktik der Sozialwissenschaft en .......................... 216 Dorothea Wiktorin 17 Integration von naturwissenschaft licher und gesellschaft licher Fachperspektive in der Kompetenzorientierung der Geographiedidaktik ......... 223 Teil VII: Schlussbetrachtung André Bresges 18 Ausblick – Schlussgedanken ....................................................................................... 233 Autorinnen und Autoren .................................................................................................... 236 Sachregister .......................................................................................................................... 244 Personenregister .................................................................................................................. 247 Vorwort LehrerInnenbildung kann als herausragendes Profi lelement der Universität zu Köln verstanden werden: Fast ein Drittel aller Studierenden streben einen Lehramtsab-schluss an. Der Kölner Universität ist es dabei wichtig, LehrerInnenbildung als fa-kultätsübergreifende und interdisziplinäre Aufgabe in Forschung und Lehre zu be-greifen und zu etablieren. Dies kommt mit Blick auf das neue Praxissemester, das im Zuge der Neuordnung der Lehrerbildung in NRW (LAGB, 2009) eingeführt wurde, besonders zum Tragen: In den seit Oktober 2010 laufenden Abstimmungsprozessen zur Gestaltung des Praxissemesters wird besonders deutlich, welche wichtige Rol-le die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Fachdidaktiken, Bildungswissenschaf-ten und Sonderpädagogik für eine fundierte (Neu-)Gestaltung der Lehramtsstudien-gänge einnimmt. In diesem Zusammenhang bietet sich das Th ema ‚Kompetenzen‘ einerseits wegen seines in sich interdisziplinären Charakters an und andererseits, weil mit dem Dis-kurs um Kompetenzorientierung ein großes theoretisches und praktisches Innovati-onspotential verbunden ist. Die Erwartungen, die mit einer kompetenzorientierten LehrerInnenbildung verknüpft werden, sind hoch: In der wissenschaft lichen Debat-te besteht weitestgehend Einigkeit darüber, dass eine konsequente Kompetenzorien-tierung zu einer grundsätzlich veränderten Sicht auf die LehrerInnenbildung führen wird. Der Kreis von sieben Herausgeberinnen und Herausgebern des vorliegenden Bandes, der sich aus allen vier LehrerInnen bildenden Fakultäten der Universität zu Köln zu-sammensetzt, leistet mit der Tagung „LehrerInnenbildung interdisziplinär und kom-petenzorientiert – Innovative Konzepte aus den Fachdidaktiken, der Sonderpädagogik und den Bildungswissenschaft en“, die im März 2014 in Köln stattfi ndet, einen wich-tigen Beitrag zu diesem Verständigungsprozess. Die Hochschulleitung und das Zen-trum für LehrerInnenbildung der Universität zu Köln begrüßen und unterstützen ganz ausdrücklich diese Initiative, die nicht nur einen wichtigen Impuls zu einschlä-gigen Diskursen leistet, sondern auch interdisziplinäre Kooperationen im Bereich der LehrerInnenbildung und ihrer Erforschung an der Universität zu Köln stärken möchte. Der hier vorliegende Tagungsband erscheint – anders als oft üblich – nicht im An-schluss an eine Tagung, sondern zur Unterstützung der Diskussion bereits im Vor-feld. Die vorliegenden Beiträge bilden inhaltlich den ersten Teil der Tagung ab, in dem der jeweils aktuelle Forschungsstand der Fachbereiche in verschiedenen fach-übergreifenden Sektionen aufgezeigt wird. Die Ergebnisse der Diskussionen und der 8 Vorwort Workshops, die sich verschiedenen Aspekten der Kompetenzdebatte widmen, wer-den in einem zweiten Band im Anschluss an die Tagung veröff entlicht. Wir danken allen Beteiligten sehr herzlich für ihr Engagement und ihre Beiträge. Besonderer Dank gilt Korinna Putscher und Dorothee Firmenich für die genaue Durchsicht der Manuskripte. Dem Verein „KölnAlumni – Freunde und Förderer der Universität zu Köln e.V.“ sei an dieser Stelle für die fi nanzielle Unterstützung des Ta-gungsbandes gedankt. Stefan Herzig (Prorektor für Studium und Lehre, Universität zu Köln) Myrle Dziak-Mahler (Geschäft sführerin, ZfL der Universität zu Köln) Gesine Boesken (Fakultätskoordinatorin, ZfL der Universität zu Köln) Claus Dahlmanns (Fakultätskoordinator, ZfL der Universität zu Köln) André Bresges, Bernadette Dilger, Thomas Hennemann, Johannes König, Heike Lindner, Andreas Rohde & Daniela Schmeinck 1 Einleitung Eine weitere Auseinandersetzung mit der Kompetenzorientierung im Handlungsfeld der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung, wie sie der vorliegende Band als erstes ‚Pro-dukt‘ einer Initiative der vier lehramtsausbildenden Fakultäten und dem Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität zu Köln darstellt, bietet Chancen und Gren-zen zugleich.1 Es besteht zunächst die Grenze des ‚Mehr-des-Gleichen‘ und ein weiterer Beitrag zur aktuellen Über- und Unterbestimmtheit des Begriff s Kompetenz. Die Überbe-stimmtheit entsteht, da sich in den letzten Jahren die Diskussion um Kompetenz-orientierung in allen Teilbildungssystemen potenziert hat und vielfältige Aspekte, Verständnisse, Ausrichtungen, Fragestellungen in diff erenzierender Art und Wei-se behandelt werden. Es scheint, dass ein ‚Konsens‘ über Kompetenz als Form der Zielbeschreibung über alle Teilbildungssysteme und die beteiligten Akteure hinweg getragen wird. Dieser Konsens zeigt sich jedoch schnell brüchig, wenn die einzel-nen Ansätze und Verständnisse miteinander verglichen und die Unterschiede deut-lich werden. Unterbestimmtheit ist zu attestieren, da die Diskussionen, obwohl diese in einzelnen Aspekten zur Kompetenzorientierung zwar festlegende und in sich kon-sistente Modelle entwickelt haben (z.B. die verschiedenen fachdidaktischen Kompe-tenzmodelle einzelner Disziplinen), noch deutlicher die zu bearbeitenden und bis-lang noch off enen Fragen in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken (z.B. zur Frage der Umsetzung von Kompetenzmodellen in Lehrplanstrukturen oder Unterrichtspla-nungsmodelle bis hin zu Erfassungs- und Bewertungsfragen von Kompetenzen). Die Diskussion um Kompetenzorientierung zeigt sich in den letzten Jahren nach einer eher grundsätzlichen Auseinandersetzung um die Legitimität und mögliche Konzepte durch vorgenommene Institutionalisierungen (z.B. durch die Entwicklung von Kompetenzmodellen oder auf Kompetenzmodellen basierenden Standards und deren Umsetzungen in curriculare Strukturen) geprägt. Die aktuelle Diskurspha-se lässt sich als ausdiff erenzierender und damit Einzelstränge betonender (sei es in Form von einzelnen fachlichen Perspektiven oder in Form der Auseinandersetzung um einzelne Kompetenzelemente) Abschnitt kennzeichnen. Aus unserer Sicht rückt damit jedoch wiederum der Bedarf an diskursiver Auseinandersetzung zwischen den einzelnen Strängen in den Mittelpunkt. Studierende und Vertreterinnen und Vertreter in der Lehramtsbezogenen Ausbil-dung sind von der Diskussion um Kompetenzorientierung in mindestens zweifacher Hinsicht betroff en. 1 Die Vielfalt der dabei genutzten Herangehensweisen schlägt sich auch in den unterschiedli-chen genderbezogenen Formulierungen nieder. Auch wenn nicht im Einzelfall und insbeson-dere bei Komposita beide Geschlechter explizit aufgenommen wurden, wird das andere Ge-schlecht implizit ebenso angesprochen. 10 André Bresges et al. a) Einerseits verändern sich durch und über die Kompetenzorientierung die Kon-zepte/ Diskussionslinien sowie Argumentationsweisen innerhalb der jeweili-gen Fachdidaktiken, der Sonderpädagogiken sowie der Bildungswissenschaft en. Durch die Kompetenzorientierung werden die jeweiligen Bildungsziele in verän-derter Form bestimmt und modelliert und es fi nden sich alternative Formen zur Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen (siehe z.B. die Formulierungen in der Entwicklung der nationalen Bildungsstandards, vgl. Klieme et al., 2003; oder ein-zelne Formulierungen der Bildungsstandards, z.B. KMK, 2004). Damit verändert sich über die Kompetenzorientierung im Kern der Gegenstandsbereich der fach-didaktischen, sonderpädagogischen und bildungswissenschaft lichen Auseinander-setzung. Diese Veränderungen stellen sich bislang als Diskussionen innerhalb des jeweils einzelnen disziplinär geprägten Zugangs isoliert, jedoch in der Binnen-sicht bereits kontrovers und jenseits von geklärten Positionen dar. Die vorhan-dene Aufmerksamkeit und Ressourcen wurden in den letzten Jahren in Bezug auf Kompetenzorientierung stark disziplinär gebündelt. Im Vordergrund der Be-mühungen stehen die Modellierungen von Kompetenzen in der jeweiligen fach-lichen Disziplin oder die Modellierung einzelner querliegender Teilkompetenzen. Die Fragen nach der Anschlussfähigkeit zwischen den einzelnen Kompetenzzu-gängen, den Gemeinsamkeiten aber auch Diff erenzen zwischen Kompetenzver-ständnissen unterschiedlicher Disziplinen wird bisher nicht ausreichend explizit geführt. Genau diese verbindenden und abgrenzenden Fragestellungen treff en je-doch auf die Studierenden in den lehramtsbezogenen Studiengängen, da sie mit den verschiedenen Überlegungen in ihren Kombinationen aus Unterrichtsfä-chern, Lernbereichen, berufl ichen Fachrichtungen, Sonderpädagogiken sowie den Bildungswissenschaft en faktisch konfrontiert werden. b) Andererseits wird die Ausbildung von zukünft igen Lehrerinnen und Lehrern aller Schulformen unter das Paradigma der Kompetenzorientierung gestellt. Mit der Einführung der Standards für die Bildungswissenschaft en (vgl. KMK, 2004) sowie den fachwissenschaft lichen und fachdidaktischen Standards (vgl. KMK, 2008) un-terliegt das Ausbildungssystem für Lehrkräft e als Teilbildungssystem den gleichen kontroversen Diskussionslinien in der Frage der Legitimation, der Modellierung und der Förder- und Bewertungsansätze. Hier bleibt z.B. zu fragen, welche Er-kenntnisse der Grundlagenforschung aus den beteiligten Disziplinen bislang vor-liegen und welche Desiderata die zukünft ige Forschung bestimmen wird. Mit der aufgenommenen Initiative wollen die Herausgeberinnen und Herausgeber den interdisziplinären Austausch und die Diskussion zwischen den Fachdidaktiken, den Sonderpädagogiken und den Bildungswissenschaft en weiter öff nen und inten-sivieren. Eine stärkere interdisziplinäre Auseinandersetzung bedarf zunächst einer stärkeren Transparenz zu den relativ disziplinär geschlossenen Verständnissen, da-mit eine Basis für die wechselseitigen Austauschbemühungen gelegt werden kann. Mit dem vorliegenden Band und der im Frühjahr 2014 stattfi ndenden Tagung soll ein Forum für die Auseinandersetzung über die jeweilige disziplinäre Grenze hin-weg etabliert werden. Wir sehen den Bedarf und die Erfordernis, einen Austausch Einleitung 11 über die sich entwickelnden einzelnen Positionen zu verstärken, um in wechselseiti-ger Transparenz eine Grundlage für die Entwicklung von disziplinär übergreifenden Fragestellungen zum einen, zum anderen um ein verbessertes Verständnis von erfor-derlichen Besonderheiten einzelner Disziplinen und vorhandenen Gemeinsamkeiten zwischen den Disziplinen zu entwickeln. Wir verstehen die von uns initiierte Tagung und die Publikationen, die hierzu entstehen, dabei als Meilensteine eines Prozesses, der erst am Anfang steht. Aus dem Prozessverlauf werden sich zunächst aus unserer Sicht auch eher mehr Fragen und Aufgaben entwickeln, als dass wir bereits an einem Punkt angelangt wären, Positio-nen vorschnell zu schließen und bilanzierende Lösungen anzubieten. Mit dem ersten Band nehmen wir die einzelnen disziplinären Zugänge zur Kom-petenzorientierung auf und stellen in disziplin-affi nen Clustern die jeweilige Sicht-und Diskussionsweise der Gruppe dar. Diese weiterhin stärker disziplinär orientierte Perspektive wurde mit der Intention erarbeitet, dass über vergleichbare Darstellungs-elemente die einzelne Sichtweise mit Blick auf die anderen Perspektiven auch von Vertreterinnen und Vertretern anderer Fachdidaktiken, Sonderpädagogiken und der Bildungswissenschaft en zugänglich gemacht werden können. Dazu werden ge-schichtliche Entwicklungslinien und Einordnungen der Diskussion um Kompetenz-orientierung, das Verständnis von Kompetenz, entwickelte Kompetenzmodelle, die Umsetzung in Steuerungsinstrumente wie z.B. curriculare Strukturen oder Kompe-tenzerfassungsverfahren, der Stand der Diskussionslinien, praktische Umsetzungen sowie weitergehende Forschungsfragen in den Beiträgen aufgenommen. Beginnend wird in die Kompetenzorientierung in der Lehrer- und Lehrerinnenbildung aus Sicht der Bildungswissenschaft en eingeführt. In den Clustern Sonderpädagogik und Sach-unterricht, Sprachen und künstlerische Fächer, Mathematik und Naturwissenschaf-ten, Geisteswissenschaft en, Gesellschaft s- und Wirtschaft swissenschaft en wurden mit Hilfe von Impulsbeiträgen einzelne Perspektiven innerhalb der Cluster als Ausgangs-punkte aufgenommen. Diese werden mit Repliken aus weiteren affi nen Bereichen konfrontiert und daraus erweitert sich der Blick zunächst. In einer Schlussbetrach-tung werden sich ergebende Fragestellungen und erste Aufgabenstellungen quer zu den Beiträgen abgeleitet. Johannes König setzt sich in seinem Beitrag ‚Kompetenzen in der Lehrerbildung aus fächerübergreifender Perspektive der Bildungswissenschaft en‘ mit den von Lehr-kräft en für ihre Handlungsfelder erforderlichen Kompetenzen auseinander und zeigt anhand verschiedener internationaler und nationaler Studien auf, wie versucht wird, die erforderlichen Kompetenzen sowohl zu modellieren als auch empirisch erfassen zu können. Damit stellt er die kontroverse Auseinandersetzung mit der Kompetenz-orientierung auf der Ebene der Lehrerbildung in den Mittelpunkt seines Beitrages. Sein Beitrag reicht jedoch über die grundlegenden Diskussionspunkte zur Kompe-tenzorientierung weit in die Diskussion der Kompetenzorientierung zu Bildungszie-len von Schülerinnen und Schülern hinein. Im ersten Cluster Sonderpädagogik und Sachunterricht stellen Daniela Schmeinck und Th omas Hennemann aus den beiden Perspektiven die Diskussion zu Kompetenz-orientierung mit einer Betonung der Kompetenzen von Lehrkräft en unter dem Titel 12 André Bresges et al. ‚Was sollen wir denn noch alles können?!‘ dar. In dem Impulsbeitrag zeigt sich da-bei die für die beiden Disziplinen Sonderpädagogik und Sachunterricht besonde-re Herausforderung der fächerübergreifenden bzw. multidisziplinären Verankerung der Kompetenzorientierung und dazu vorhandene Umsetzungsansätze. Die Replik aus dem Bereich des Förderschwerpunktes Geistige Entwicklung von Kerstin Ziemen stellt dazu die didaktischen Prinzipien für die Gestaltung von kompetenzorientier-tem Unterricht heraus. Der Beitrag aus der Didaktik des Sachunterrichts von Walter Kosack bearbeitet das Spannungsverhältnis von Wissenschaft sorientierung und Le-bensweltbezug, der über die Kompetenzorientierung eine erneute Auseinanderset-zung erfährt. Aus der grundschul- und sachunterrichtsdidaktischen Perspektive von Hans-Peter Bergmann wird dabei deutlich, dass Kompetenzorientierung eine verän-derte Verschränkung von formalen und informellen Bildungsphasen adressiert. Fremdsprachen und künstlerische Fächer stellen das zweite Cluster dar. In dem Beitrag zur Fremdsprachendidaktik stellt Andreas Rohde die Auseinandersetzung um Kompetenzorientierung als Referenz für Bildungsziele der Schülerinnen und Schü-ler in den Mittelpunkt. In seiner Darstellung weist er darauf hin, dass bedingt durch den Anspruch von empirischer Erfassbarkeit eine Tendenz zur analytischen Tren-nung einzelner Kompetenzkomponenten sichtbar wird, dem jedoch der Komplexi-tätsanspruch der Kompetenzorientierung entgegensteht. Die Umsetzung in kom-plexen Aufgaben zur Entwicklung und zur Überprüfung von Kompetenz stellen die besonderen zukünft igen Herausforderungen für die Fachdidaktik der Fremdsprachen dar. Die Perspektive der Musikdidaktik wird durch die Replik von Anne Niessen und Jens Knigge eingebracht. Sie stellen ein Projekt zur Modellierung von Teilkompeten-zen in der Musik dar und greifen die Schwierigkeit des Zusammenwirkens von Teil-komponenten zum Gesamtkomplex der Kompetenz auf. Dieser Aspekt zeigt sich in der von Kirsten Schindler verfassten Darstellung aus Sicht der Deutschdidaktik, in-dem sie in besonderer Weise das Verhältnis von Kompetenz zu Wissen diskutiert. Der Teil IV ist dem Cluster Mathematik und Naturwissenschaft en gewidmet. In dem impulsgebenden Aufsatz von Wilfried Plöger und Daniel Scholl zu ‚Analysekom-petenz angehender und praktizierender Lehrpersonen‘ bearbeiten sie eine Teilkompe-tenz von Lehrerinnen und Lehrern und zeigen über die Ergebnisse eines Forschungs-projektes die Diff erenzen entlang verschiedener berufsbiographischer Stationen in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung (Studium, Vorbereitungsdienst, Lehrkräft e, Se-minarlehrerinnen und -lehrer). Sie fokussieren in ihrem Beitrag auf die Analyse-kompetenz von Lehrenden in Bezug auf die didaktische Gestaltung von Unterricht. Sie können aufzeigen, dass sich diese im Verlauf der berufsbiographischen Entwick-lungsmöglichkeiten in der Wahrnehmungskomplexität erweitert und dass Fach- und fachdidaktische Kompetenzen zur allgemeinen Analysekompetenz ein genuines Ele-ment darstellen. Mit der Entgegnung von Stefan Hoff mann und André Bresges unter dem Titel ‚Kompetenzorientierte Lehrerbildung in großen Veranstaltungen – geht das?‘ greifen die beiden Autoren die Herausforderungen, die sich durch die Kompetenz-orientierung in den Naturwissenschaft en für die Lehrerbildung in besonderer Weise in der Analysekompetenz ergeben, auf und zeigen anhand des Projekts ‚Learning by Teaching‘, wie der Verschränkung von fachlicher, fachdidaktischer und allgemeindi- Einleitung 13 daktischer Kompetenzentwicklung bei Studienanfängern des Physiklehramtes begeg-net werden kann. Evangelische, katholische Th eologie und ihre Religionsdidaktiken sowie Philoso-phie stellen die Sichtweisen im Cluster Geisteswissenschaft en dar. Der einleitende Beitrag von Heike Lindner ‚Kompetenzen diskursiv – eine lösbare Herausforderung für die Fachdidaktik der Evangelischen Th eologie?‘ widmet sich dabei in besonderer Weise der Auseinandersetzung von Kompetenz und Bildungsansprüchen und der Schwie-rigkeit einer Verengung des Kompetenzbegriff es auf die kognitive Rationalität und die damit verbundene Vernachlässigung der Dimensionen Emotion und Habitus so-wie deren Wechselwirkungen. In ihrer Darstellung der Diskussion um Kompetenz-orientierung in der evangelischen Religionsdidaktik zeigt die Autorin die Breite der bereits erfolgten Aufnahme von Kompetenzorientierung in verschiedenen didakti-schen Ansätzen und Ordnungsgrundlagen auf. Mit der Replik aus der Philosophie zeigt Th omas Nisters anhand einer Analyse des Kernlehrplans Philosophie auf, dass sich hinter den Oberfl ächenstrukturen und den expliziten Verweisen auf die Kompe-tenzorientierung in den Tiefenstrukturen alternative, weiterhin an Inhaltskomplexen orientierte steuernde Vorgaben verbergen, die das Spannungsfeld Inhalte und intel-lektuelle Vorgänge als Kompetenzerwerbspotentiale einerseits versus Inhalte und in-tellektuelle Vorgänge als Modellierung von Kompetenzen und damit wiederum im Sinne einer auf kognitive Rationalität beschränkenden Form andererseits aufzeigen. Der Beitrag von Monika Tautz aus der katholischen Religionsdidaktik greift die Aus-einandersetzung von Bildung und Kompetenz ebenfalls auf und zeigt entlang der Entwicklungsphasen des kompetenzorientierten Arbeitens die verschiedenen Institu-tionalisierungsgrade dieser Auseinandersetzung auf. Sie sieht in der Gestaltung von entwicklungsfördernden Aufgabenstellungen einen Ansatzpunkt zur Integration von Inhalt und Kompetenz sowie von Kompetenzorientierung und Bildungsanspruch, den es sowohl für die Unterrichtsebene mit Schülerinnen und Schülern als auch in der Lehrer- und Lehrerinnenausbildung umzusetzen gilt. Mit dem Cluster Gesellschaft s- und Wirtschaft swissenschaft en werden die Sicht-weisen der berufl ichen Bildung, der Sozialwissenschaft en sowie der Geographie aufgenommen. Im Impulsbeitrag von Bernadette Dilger zu ‚Kompetenzen zwischen Handlungsanforderung und individueller Disposition‘ werden die heterogenen Ver-ständnisse von Kompetenz in der berufl ichen Bildung aufgezeigt und insbesonde-re die Zugänge zur Kompetenzmodellierung über die situative Anforderung oder die individuelle Handlungsvoraussetzung thematisiert. Die Umsetzung in curricula-re Ordnungsmittel und didaktische Modelle in der berufl ichen Bildung zeigen dabei verschiedene Formen der Verschränkung zwischen diesen beiden Polen auf. Die He-rausforderungen werden in besonderer Weise in der Entwicklung von Aufgaben und der empirischen Messbarkeit gesehen. Birgit Weber greift in ihrem Beitrag die Frage-stellung der Integration verschiedener fachlicher Perspektiven auf und bearbeitet die verschiedenen Zugänge zur Kompetenzorientierung in der ökonomischen und poli-tischen Bildung für die Sozialwissenschaft en. In dem Beitrag aus der Geographiedi-daktik von Dorothea Wiktorin zeigt sich ebenfalls die Integrationsfrage zwischen den Natur- und Gesellschaft swissenschaft en in der Modellierung von Kompetenzen. 14 André Bresges et al. Mit dem vorliegenden Band wollen die Autorinnen – selbstverständlich wird, auch wenn dies nicht in jedem Fall explizit benannt wird, das jeweils andere Ge-schlecht, in diesem Falle die Autoren, mitgedacht – die Diskussion um die Kom-petenzorientierung über die disziplinären Grenzen hinweg intensivieren. Die jeweils einzelnen Perspektiven zu verschränken birgt aus unserer Sicht, neben den Fragen nach den Gemeinsamkeiten und Spezifi ka, insbesondere auch die Fragen nach An-schlussfähigkeiten und Abgrenzungsbedarf und führt zu weiteren Überlegungen in der Koordination und Kooperation zwischen den Fachdidaktiken, den Sonderpä-dagogiken und den Bildungswissenschaft en in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Wir freuen uns auf die Fortführung und Intensivierung der angestoßenen Diskussi-onen und hoff en auf diskursive Kompetenzentwicklung bei den Vertreterinnen und Vertretern der LehrerInnenbildung, den Studierenden in den lehramtsbezogenen Studiengängen und darüber hinaus bei den zukünft igen Schülerinnen und Schülern. Literatur Klieme, E., Avenarius, H., Blum, W., Döbrich, P., Gruber, H., Prenzel, M., Reiss, K., Ri-quarts, K., Rost, J., Tenorth, H.E. & Vollmer, H. J. (Hrsg.) (2003). Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. Eine Expertise. Bildungsforschung Band 1. Bonn/Ber-lin: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Referat Bildungsfor-schung. KMK (2004). Bildungsstandards für die erste Fremdsprache (Englisch/Französisch) für den mittleren Bildungsabschluss (Jahrgangsstufe 10). Verfügbar unter: http://www.kmk. org/fi leadmin/veroeff entlichungen_beschluesse/2003/2003_12_04-BS-erste-Fremd sprache.pdf [22.11.2013]. KMK (2004). Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaft en. Beschluss der Kul-tusministerkonferenz vom 16. Dezember 2004. Verfügbar unter: http://www.kmk. org/fi leadmin/veroeff entlichungen_beschluesse/2004/2004_12_16-Standards-Lehrer bildung.pdf [22.11.2013]. KMK (2008). Ländergemeinsame inhaltliche Anforderungen für die Fachwissenschaft en und Fachdidaktiken in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Beschluss der Kultusmi-nisterkonferenz vom 16. Oktober 2008. Verfügbar unter: http://www.kmk.org/fi lead min/veroeff entlichungen_beschluesse/2008/2008_10_16_Fachprofi le-Lehrerbildung. pdf [22.11.2013]. Teil I: Bildungswissenschaften Abstract Der Beitrag fokussiert auf fächerübergreifende, pädagogische Kompetenzen als Gegen-stand der bildungswissenschaft lichen Lehrerbildung. Dabei wird ein kurzer geschicht-licher Abriss zur Kompetenzdebatte innerhalb der Bildungswissenschaft en mit Bezug auf gegenwärtige Entwicklungslinien der Lehrerbildung gegeben und die Defi nition des Kompetenzbegriff s, wie er aktuell in den Bildungswissenschaft en verwendet wird, über-blicksartig erläutert. Ferner werden Kompetenzmodelle der Bildungswissenschaft en zu-sammenfassend angesprochen. Schwerpunktartig werden Ausprägungen und Strukturen am Beispiel pädagogischer Lehrerkompetenzen beschrieben, wobei auch auf methodi-sche Unterscheidungen bei der Messung eingegangen wird. Es folgen Einblicke in den Stand der gegenwärtigen Diskussion der Kompetenzorientierung in den Bildungswis-senschaft en, einschließlich der Darstellung kontroverser Positionen. Auf praktische Um-setzungsbeispiele wird exemplarisch eingegangen und Forschungsdesiderata werden an-gesprochen. Johannes König 2 Kompetenzen in der Lehrerbildung aus fächerübergreifender Perspektive der Bildungswissenschaften Einleitung In den vergangenen Jahren sind Kompetenzen verstärkt in den Mittelpunkt von bil-dungswissenschaft licher Forschung und pädagogischer Praxis gerückt. Vor allem die Messung von Schülerkompetenzen ist innerhalb der vergangenen zehn bis fünfzehn Jahre zu einem äußerst prominenten Untersuchungsgegenstand der empirischen Bil-dungsforschung avanciert. Schulleistungsstudien, Vergleichsarbeiten oder zentrale Abschlussprüfungen stellen auf der Schülerebene Daten bereit, die umfassend über Ergebnisse institutionalisierter Lehr-Lern-Prozesse in Schule und Unterricht infor-mieren. Im Gegensatz dazu ist die – vor allem empirische – Untersuchung der Kom-petenzen von Lehrern in Hinblick auf ihre Bedeutung für Schule und Unterricht noch ein junges Forschungsfeld, das jedoch in stark zunehmender Weise bearbei-tet wird. Fragt man nach der Bedeutung von „Kompetenzen in der Lehrerbildung aus fä-cherübergreifender Perspektive der Bildungswissenschaft en“, dann lassen sich zumin-dest zwei Betrachtungsweisen erkennen: • Kompetenzen als Lerngegenstand bzw. curricularer Inhalt (z.B. Th ematisierung von „Kompetenzorientierung im Schulunterricht“ oder „Kompetenzmessung im Rahmen von Vergleichsarbeiten“ aus fächerübergreifender Sicht im Rahmen von universitären Lehrveranstaltungen) und • Kompetenzen von Lehrern, die im Rahmen der bildungswissenschaft lichen Leh-rerausbildung gelehrt und erworben werden sollen. Im vorliegenden Kapitel werden beide Betrachtungsweisen gedanklich berücksich-tigt. Fokussiert wird jedoch auf die fächerübergreifenden, pädagogischen Kompeten-zen von angehenden wie berufstätigen Lehrern. Dabei wird ein kurzer geschichtli-cher Abriss zur Kompetenzdebatte innerhalb der Bildungswissenschaft en mit Bezug auf gegenwärtige Entwicklungslinien der Lehrerbildung gegeben und die Defi niti-on des Kompetenzbegriff s, wie er aktuell in den Bildungswissenschaft en verwendet wird, überblicksartig erläutert. Ferner werden Kompetenzmodelle der Bildungswis-senschaft en zusammenfassend angesprochen. Schwerpunktartig werden Ausprägun-gen und Strukturen am Beispiel pädagogischer Lehrerkompetenzen beschrieben, wo-bei auch auf methodische Unterscheidungen bei der Messung eingegangen wird. Es folgen Einblicke in den Stand der gegenwärtigen Diskussion der Kompetenzorien-tierung in den Bildungswissenschaft en, einschließlich der Darstellung kontroverser Positionen. Auf praktische Umsetzungsbeispiele wird exemplarisch eingegangen und Forschungsdesiderata werden angesprochen. 18 Johannes König 2.1 Kurzer geschichtlicher Abriss: Die Kompetenzdebatte innerhalb der Bildungswissenschaften Die Kompetenzdebatte innerhalb der Bildungswissenschaft en beschränkt sich nicht allein auf die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler. In den vergangenen Jahren ist eine Zunahme an Publikations- und Forschungsaktivitäten zum Th emenkomplex „Lehrerkompetenzen“ zu verzeichnen, einhergehend mit der verstärkten Bereitstel-lung von Fördermitteln (vgl. König, 2010). Lehrkräft e – angehende wie berufstäti-ge – stellen heute im deutschsprachigen Raum eine der wichtigsten Zielgruppen bil-dungswissenschaft licher Forschung dar ( König & Blömeke, 2012a). In der Tat erfährt die Lehrkraft aus wissenschaft licher Sicht eine herausgehobe-ne Bedeutung für die Gestaltung von Schule und Unterricht. Einen modellhaft en Zu-gang ermöglichen elaborierte Modelle der empirischen Schul- und Unterrichtsfor-schung (vgl. z.B. Slavin, 1994; Ditton, 2000; Helmke, 2010). Beispielhaft dafür ist das Angebots-Nutzungs-Modell von Helmke (2010), welches die Bedeutung der Lehrper-son für die Qualität des Unterrichts systematisiert. Zwar ist – unter der Vielzahl der Faktoren, die die Leistungen der Schülerinnen und Schüler im Allgemeinen beein-fl ussen können (z.B. ihr sozio-ökonomischer Status oder ihre Intelligenz) – der Ein-fl uss der Lehrperson als eher klein zu bezeichnen; werden jedoch in so genannten value-added-Untersuchungen für eine gegebene Schülergruppe allein solche Bedin-gungsfaktoren in den Blick genommen, die im Wirkungsbereich von Schule und ih-rer Organisation liegen und die veränderbar sind, so kommt Lehrkräft en ein zen-traler Stellenwert zu (vgl. Bromme, 1997; Darling-Hammond, 2000; Ditton, 2000; Lipowsky, 2006, im Überblick). Meta-Analysen zeigen sogar, dass Leistungsunter-schiede von Schülerinnen und Schülern durch das Wissen, das Handeln sowie die Einstellungen ihrer Lehrkräft e immerhin zu 30 Prozent erklärt werden können ( Hat-tie, 2003). Auch auf leistungsnahe Persönlichkeitsmerkmale der Schülerinnen und Schüler haben Lehrkräft e – zumindest im Erleben von Heranwachsenden – einen bedeutsamen Einfl uss ( König, Wagner & Valtin, 2011). Diese theoretisch fundierte und empirisch begründete Argumentation der Schul-und Unterrichtsforschung für den Stellenwert von Lehrkräft en wird insbesondere dann brisant, wenn die in einem Bildungssystem erwünschten Erträge (outcomes) insgesamt unzufriedenstellend oder nur mäßig ausfallen – wie die großen interna-tionalen Vergleichsstudien PISA, TIMSS, IGLU für den Bereich der Schulleistung in den vergangenen Jahren mehrfach belegten. Denn solch ein Zeugnis für das Hal-ten von Schule und Unterricht verlangt nach Erklärungen und möglichen Maßnah-men, welche ergriff en werden können, um Verbesserungen zu erreichen. Obwohl mit berufstätigen Lehrern als die „pädagogischen Akteure“ ( Fend, 2008) in Schule und Unterricht ein wichtiger Begründungszusammenhang angesprochen wird, ist es je-doch nicht nur das Lehrpersonal an sich, das in den Mittelpunkt der Aufmerksam-keit rückt. Eng verknüpft mit der Qualität von Lehrkräft en in Schule und Unterricht ist ihre Qualifi zierung zu sehen – also ihre Aus-, Fort- und Weiterbildung. Im Prin-zip geht es dabei um die Annahme einer Wirkungskette, die in den entsprechenden Kompetenzen in der Lehrerbildung 19 Bereichen des Bildungssystems implizit enthalten und der Institutionalisierung der Lehrerbildung seit ihrem Bestehen schon immer zugrunde gelegt worden ist: Eine hochwertige (Aus-)Bildung von Lehrkräft en – so die Vermutung – wirkt sich positiv auf ihre Qualifi kation und Professionalisierung aus, ihr professionelles Handeln er-möglicht „guten“ Unterricht, von dem die Schüler profi tieren – und zwar nicht nur in Bezug auf ihre Fachleistungen, sondern auch hinsichtlich ihrer Persönlichkeits-entwicklung. Diese Wirkungskette wird häufi g zusammenfassend mit den Stichwör-tern Lehrerausbildung – Lehrerhandeln – Schülerleistung angesprochen (z.B. Darling- Hammond, 2000; Blömeke, 2005; Lipowsky, 2006; Terhart, 2012). Empirische Belege, die die Funktionsweise dieser Wirkungskette in ihrer Komplexität gesamthaft aufzei-gen könnten, liegen allerdings nicht vor. Und selbst für die einzelnen Glieder dieser Kette, innerhalb derer sich viele substanzielle Fragestellungen ergeben, ist die empi-rische Forschungslage defi zitär oder zumindest ergänzungsbedürft ig (vgl. Baumert & Kunter, 2006, 2011a). In Deutschland fi nden institutionalisierte Angebote und Lehr-Lern-Prozesse zur Qualifi zierung von Lehrkräft en vor allem in der ersten und zweiten Phase der Leh-rerbildung statt, d.h. hauptsächlich im Rahmen der Lehrerausbildung. Lehrerfort-und -weiterbildung als die dritte Phase der Lehrerbildung sind der Lehrerausbildung dagegen nachgeordnet ( König & Blömeke, 2013): Fortbildungsmaßnahmen sind in der Regel nicht mit berufl ichen Berechtigungen verbunden und werden daher nicht mit Prüfungen abgeschlossen oder durch Zeugnisse attestiert (Daschner, 2004). So ist es nachvollziehbar, wenn auch kritisierbar, dass auf die Frage nach Erhöhung der Lehrerqualität und der stärkeren Professionalisierung von Lehrkräft en mit re-lativ großer Selbstverständlichkeit Antworten im Bereich der Lehrerausbildung ge-sucht werden. Die Aufmerksamkeit, welche vor dem Hintergrund des Abschneidens in internationalen Schulleistungsvergleichen für Lehrende in Schule und Unterricht entsteht, richtet sich somit nicht nur auf berufstätige Lehrpersonen, sondern auch – oder sogar verstärkt – auf die Qualität ihrer Ausbildung. Die Lehrerausbildung sieht sich derzeit jedoch nicht nur mit diesem erhöhten Anspruch konfrontiert. Auch im Vordergrund steht die Entwicklung von einer in-put- zu einer output-Orientierung bzw. der Ergänzung einer input- um eine output- Orientierung, die in den vergangenen Jahren global Bildungssysteme, national wie international, erfasst und auch vor der Lehrerausbildung nicht Halt macht. Im Zuge der Bologna-Reform gewinnt das Prinzip der Rechenschaft slegung (accountability) einen zunehmend wichtigeren Stellenwert (HRK, 2007; König & Blömeke, 2013). Kennzeichen sind unter anderem die neuen Studienabschlüsse (BA/MA), die Akkre-ditierung von Studiengängen sowie die Formulierung von Standards für die Lehrer-bildung ( KMK, 2004a; 2008). Gleichzeitig erhalten Universitäten größere Autonomie (z.B. in fi nanziellen, per-sonellen, curricularen Entscheidungen; vgl. König & Blömeke, 2013) – mit der Kon-sequenz, dass „die curriculare Vielfalt (…) in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland wohl noch nie größer war als zurzeit“ ( König & Blömeke, 2010a, S. 52). Während vielfach unklar bleibt, wie weit die Handlungsspielräume gefasst werden sollen, besteht ein gewisser Konsens darin, dass die Erweiterung von Handlungs- 20 Johannes König spielräumen auf institutioneller Ebene mit entsprechenden Evaluationsprogrammen begleitet werden sollten – wie es auch bei Prozessen der Akkreditierung und Re-chenschaft slegung beabsichtigt wird bzw. festgelegt ist (vgl. König & Blömeke, 2013). Die Formulierung von Standards für die Lehrerbildung durch die Kultusminister-konferenz ( KMK, 2004a, 2008) kann als ein erster Schritt betrachtet werden. In der ersten Phase der Lehrerausbildung lassen sich weitere Schritte dieses Richtungswan-dels beobachten, etwa wenn Universitäten die Gestaltung von Studiengängen an den Standards orientieren (vgl. weiterführend König, 2010) oder wenn etwa die mithilfe der Standards defi nierten Curricula der Lehrerausbildung mit Kompetenzmessungen begleitet werden, um zum Beispiel neue Strukturen und Organisationsformen der Lehrerausbildung wissenschaft lich zu evaluieren. 2.2 Klärung des Begriff s „Kompetenz“ aus Sicht der Bildungswissenschaften Es lassen sich verschiedene Traditionen unterscheiden, auf die die Verwendung des Kompetenzbegriff s zurückgeführt werden kann (für einen Überblick vgl. Klieme & Hartig, 2007). In den vergangenen Jahren hat der Psychologe Franz Emanuel Wei-nert (2001) die Defi nition des Kompetenzbegriff s stark geprägt. Er versteht darunter „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaft en und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nut-zen zu können“ (ebd., S. 27f.). Im Kontext aktueller empirischer Forschung zur Modellierung und Messung von Kompetenzen wurde die Defi nition von Weinert aufgegriff en und spezifi ziert. Dort werden Kompetenzen als „kontextspezifi sche kognitive Leistungsdispositionen, die sich funktional auf Situationen und Anforderungen in bestimmten Domänen beziehen“ ( Klieme & Leutner, 2006, S. 879), defi niert. Diese Defi nition enthält wesentliche As-pekte funktional-pragmatischer Kompetenzkonzepte der Psychologie und knüpft an erziehungswissenschaft liche Diskussionen zu Kompetenzen der vergangenen Jahr-zehnte an. Wesentliche Aspekte sind dabei (vgl. Weinert, 2001; Hartig & Klieme, 2006): • Kontextspezifi tät und Erlernbarkeit: Kompetenzen werden als Leistungsdisposi-tionen defi niert, die kontextspezifi sch und erlernbar sind. Aufgrund ihrer Kon-textabhängigkeit wird der Aufb au von Kompetenzen als Ergebnis von Lernprozes-sen erachtet, in welchen sich das Individuum mit seiner Umwelt auseinandersetzt. Kompetenzen zeichnen sich also dadurch aus, dass sie bereichsspezifi sch und nicht generisch sind. • Anforderungsbezug: Durch die Forderung zu stärkerer Lebensnähe und Kontextab-hängigkeit menschlichen Handelns kommt zur Defi nition hinzu, dass Kompeten-zen durch Erfahrung in bedeutsamen Anforderungssituationen erworben werden. Kompetenzen in der Lehrerbildung 21 Wie Kompetenzen zu strukturieren sind, hängt deshalb von Situationen und An-forderungen ab, die typisch für den spezifi schen Bereich sind und die es zu be-wältigen gilt. Das bedeutet, dass die Defi nition eines Kompetenzbereichs oder die Defi nition von Teilbereichen einer Kompetenz an den Inhalten, den zentralen Aufgaben sowie den Lösungen, die für die erfolgreiche Bewältigung von Anforde-rungen dieser zentralen Aufgaben nötig sind, ausgerichtet ist. • Eingrenzung auf Leistungsdispositionen: Damit grenzt sich die Defi nition von ei-nem breiteren Verständnis des Kompetenzbegriff s ab, der nicht nur kognitive Fä-higkeiten, sondern auch Komponenten der Selbstregulation, sozial-kommunikati-ver Fähigkeiten und motivationale Orientierungen umfasst. Daneben fi ndet sich in der deutschsprachigen erziehungswissenschaft lichen For-schung auch die Verwendung eines breiter angelegten Kompetenzbegriff s, der auf die Arbeiten von Roth (1971) zurückgeht und der „am Ideal einer umfassenden Handlungsfähigkeit und Mündigkeit orientiert ist und in Sach-, Selbst- und Sozi-alkompetenzen untergliedert wird“ (Jude & Klieme, 2008, S. 9). Hier knüpfen For-schungsarbeiten an, die über eine eher eng gefasste fachlich-kognitiv ausgerichtete Kompetenzmessung hinausgehen und beispielsweise auf überfachliche Kompetenzen oder nicht-kognitive Kompetenzbereiche wie soziale oder interkulturell-kommuni-kative Kompetenzen fokussieren (vgl. die Arbeiten in Jude, Hartig & Klieme, 2008). Vor allem auf der Ebene von Schülerinnen und Schülern ist der fachlich-kogni-tiv ausgerichtete Bereich der Kompetenzmessung in der aktuellen empirischen Bil-dungsforschung prominent (vgl. König, Wagner & Valtin, 2011) und dürft e derzeit die größten Implikationen für die pädagogische Praxis mit sich bringen. Auf Ebene der Lehrer werden dagegen aktuell von der empirischen Bildungsforschung generi-sche Modelle professioneller Kompetenz genutzt, die sowohl kognitive als auch moti-vational- aff ektive Bereiche berücksichtigen (vgl. Abschnitt 2.3). 2.3 Kompetenzmodelle der Bildungswissenschaften Die Eingrenzung des Kompetenzbegriff s auf Leistungsdispositionen fi ndet sich zum Beispiel wieder in der Tatsache, dass bislang die Bildungsstandards der KMK als Leistungsstandards auf Seite der Ergebnisse schulischer Lehr-Lern-Prozesse defi niert werden ( Klieme, Avenarius, Blum, Döbrich, Gruber, Prenzel, Reiss, Riquarts, Rost, Tenorth & Vollmer, 2003). Hervorzuheben ist, dass sich Kompetenzen aus Sicht der Bildungswissenschaft en auf der Ebene der Schülerinnen und Schüler stets über den fachlichen Bezug in Form des jeweiligen Schulfaches konkretisieren. Modelle zur Be-schreibung der Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern sind daher vorwie-gend fachbezogen und Gegenstand insbesondere der fachdidaktischen Forschung. Anders verhält es sich, wenn Versuche unternommen werden, nicht-kognitive Merk-male zur Beschreibung der Persönlichkeitsentwicklung von Schülerinnen und Schü-lern zu modellieren. So wurden zum Beispiel im Rahmen der Berliner Längsschnitt- 22 Johannes König studie Adaptation in der Adoleszenz (AIDA; König et al., 2011) die Ich-Stärke und das Leistungsvertrauen als zwei zentrale Bereiche der Persönlichkeit, als zwei „un-verzichtbare Dimensionen der Personalkompetenz von Heranwachsenden“ (ebd., S. 361) konzeptualisiert und mithilfe eines Erhebungsinstruments empirisch analy-siert (Abb. 2.1). Ich-Stärke Leistungsvertrauen Selbstwert Selbstkonzept des Aussehens Anerkennung durch die Mitschüler Geringe schulbezogene Hilfl osigkeit Geringe Besorgtheit Wenig Beschwerden Fehlende Problemmeidung Wert Leistung Schule Erfolgszuversicht Selbstkonzept Leistungsfähigkeit Abbildung 2.1: Bereiche und Konstrukte leistungsnaher Persönlichkeitsmerkmale der AIDA-Studie ( König et al., 2011, S. 38) Auf der Ebene der Lehrer hingegen stellen bildungswissenschaft liche oder pädagogi-sche Kompetenzen einen eigenen Kompetenzbereich dar. Mit Blick auf die Entwick-lung der vergangenen Jahre erscheint hierbei die Erwähnung von drei unterschiedli-chen Ansätzen wichtig (vgl. Baumert & Kunter, 2006): Der Beginn des Jahrtausends war im deutschsprachigen Raum zunächst geprägt durch die Wirksamkeitsstudie zur Lehrerausbildung in der Schweiz von Fritz Oser ( Oser & Oelkers, 2001). Eine weitere entscheidende Arbeit bildete der Abschlussbericht einer von der KMK eingesetzten Expertenkommission ( Terhart, 2000) mit den sich anschließenden Standards für die bildungswissenschaft liche Lehrerausbildung ( KMK, 2004a). Vor allem für die empiri-sche Forschung zu Lehrerkompetenzen haben sich heute generische Modelle profes-sioneller Kompetenz ( Baumert & Kunter, 2006; Blömeke, Kaiser & Lehmann, 2008; Blömeke, Kaiser & König, 2009) durchgesetzt, auf die mittlerweile vielfach Bezug ge-nommen wird. In diese Modelle können sowohl kognitive als auch nicht-kognitive Kompetenzfa-cetten eingeordnet werden (vgl. Abbildung 2.2): Auf der einen Seite fi nden sich un-terschiedliche Bereiche des professionellen Wissens von angehenden bzw. berufstäti-gen Lehrkräft en; ihnen gegenüber stehen aff ektiv-motivationale Charakteristika. Das Professionswissen wird in Fachwissen, fachdidaktisches Wissen und pädagogisches Wissen gegliedert. Aff ektiv-motivationale Bereiche werden zumindest grob unterteilt in Überzeugungen bzw. Einstellungen (beliefs; z.B. König, 2012a) und motivationa-le, selbstregulative Persönlichkeitsmerkmale (etwa Berufswahlmotive, vgl. z.B. König, Rothland, Darge, Lünnemann & Tachtsoglou, 2013). Kompetenzen in der Lehrerbildung 23 Abbildung 2.2: Modell professioneller Kompetenz von angehenden und berufstätigen Lehrkräften (vgl. Baumert & Kunter, 2006; Blömeke, Kaiser & Lehmann, 2008; Blömeke et al., 2009) Die in den Modellen professioneller Kompetenz enthaltenen Facetten werden im Sinne des Kompetenzbegriff s als Voraussetzungen der Lehrkräft e verstanden, um zentrale berufl iche Anforderungen erfolgreich bewältigen zu können. Im Rahmen der Studie Mathematics Teaching for the 21st century (MT21; Blömeke, Kaiser & Leh-mann, 2008) wurden beispielsweise zwei berufl iche Aufgabenfelder fokussiert – das Unterrichten sowie das Beurteilen und Beraten – und mit ihnen korrespondierende Situationen formuliert. Die Kompetenzmessung bei den in MT21 einbezogenen an-gehenden Lehrkräft en berücksichtigt entsprechend kognitive Fähig- und Fertigkeiten der angehenden Lehrkräft e, um einzelne dieser Situationen erfolgreich bewältigen zu können (Abbildung 2.3). Berufl iche Aufgaben Situationen A: Unterrichten 1. Auswahl/Einordnung von Unterrichtsthemen 2. Unterrichtsplanung 3. Vorbeugung von und Umgang mit Störungen B: Beurteilen und Beraten 1. Diagnose von Schülerleistungen 2. Umgehen mit Fehlern, Rückmeldung geben 3. Leistungsbeurteilung 4. Beratung von Schüler/innen und Eltern Abbildung 2.3: Zentrale berufl iche Aufgaben und Situationen von Lehrkräften (MT21) 2.4 Ausprägungen und Strukturen – am Beispiel pädagogischer Kompetenzen und ihrer Messung Im deutschsprachigen Raum hat die Diskussion zur Wirksamkeit der Lehrerausbil-dung wie auch die zunehmende Orientierung an Kompetenzen und Standards zahl-reiche Forschungs- und Evaluationsbemühungen in den vergangenen Jahren her- Professionelle Kompetenz von angehenden und berufstätigen Lehrkräften Affektive und motivationale Merkmale Fach-wissen Fachdidak-tisches Wissen Pädagogisches Wissen Überzeu-gungen Selbst-regulation Professionswissen Motivation 24 Johannes König vorgerufen, die sich dem Ziel verpfl ichtet fühlen, Kompetenzen von angehenden Lehrkräft en zu defi nieren, standardisiert zu erfassen und zu quantifi zieren (z.B. Kö-nig, 2010). Im Kern wird dabei angestrebt, qualitativ hochwertige Indikatoren zu entwickeln, die bei ihrem Einsatz in empirischen Untersuchungen eine objektive, re-liable und valide Messung von Ergebnissen der Lehrerausbildung ermöglichen. So wurden in den vergangenen Jahren in zunehmendem Maße Studien durchge-führt, die sich die standardisierte Testung von professionellem Wissen angehender Lehrkräft e zum Ziel setzten. Zu nennen sind hier unter anderem: • Teacher Education and Development Study – Learning to Teach Mathematics (TEDS-M), die bislang größte internationale Vergleichsstudie zur Ausbildung von Mathematiklehrkräft en ( Blömeke, Kaiser & Lehmann, 2010a, 2010b), • Teacher Education and Development Study: Learning to Teach (TEDS-LT), eine in Deutschland durchgeführte Studie zur Messung von Kompetenzen angehender Deutsch-, Mathematik- und Englischlehrkräft e ( Blömeke, Bremerich-Vos, Hau-deck, Kaiser, Lehmann, Nold, Schwippert & Willenberg, 2011, 2013), • Längsschnittliche Erhebung pädagogischer Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden (LEK), eine in Deutschland durchgeführte Längsschnittstudie zum Erwerb von pädagogischem und bildungswissenschaft lichem Wissen in der universitären Leh-rerausbildung ( König & Seifert, 2012) und • Professionswissen von Lehrkräft en, kognitiv aktivierender Mathematikunterricht und die Entwicklung von mathematischer Kompetenz (COACTIV), eine Studie zu be-rufstätigen Lehrkräft en mit ihrer Ergänzungskomponente COACTIV-R zur Un-tersuchung angehender Lehrkräft e in der zweiten Ausbildungsphase ( Kunter et al., 2011). Unter den derzeit laufenden Studien sind unter anderem zu nennen: • Teacher Education and Development Study: Follow Up (TEDS-FU), eine Folgestu-die zu TEDS-M mit Testung von ehemaligen TEDS-M-Probanden, die nun im Lehrerberuf stehen ( Blömeke, Kaiser & König, 2009), • Längsschnittliche Erhebung pädagogischer Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden und Referendaren (LEK-R), die Ausweitung der LEK-Studie auf das Referendari-at ( König, 2012b), • Entwicklung von berufsspezifi scher Motivation und pädagogischem Wissen in der Lehrerausbildung (EMW), eine internationale Längsschnittstudie zur Wirksam-keit der Lehrerbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz ( König et al., 2013) sowie • Bildungswissenschaft liches Wissen und der Erwerb professioneller Kompetenz in der Lehramtsausbildung (Bilwiss) (Kunina-Habenicht, Schulze-Stocker, Kunter, Bau-mert, Leutner, Förster, Lohse-Bossenz & Terhart, 2013). In der Kompetenzforschung werden methodische Unterscheidungen getroff en, die sich auf den jeweils verwendeten Zugang der Messung beziehen (vgl. Miller, 1990; Wass, Van der Vluten, Shatzer & Jones, 2001; Albino, Young, Neumann, Kramer, An-drieu, Henson, Horn & Hendricson, 2008): Tests, die Faktenwissen bzw. deklarati- Kompetenzen in der Lehrerbildung 25 ves Wissen erfassen (to know); Tests, die anwendungsbezogenes Wissen prüfen (to know how); Tests, die auf eine angemessene Umsetzung von Wissen in stellvertre-tenden spezifi schen Situationen zielen (to show how); Tests, in denen Wissen in rea-len Situationen unter Beweis gestellt werden muss (to do). Bekannt ist die Pyramide (Abbildung 2.4) von Miller (1990, S. 563), in der die jeweilige Nähe von kognitiven Voraussetzungen zur Bewältigung spezifi scher Anforderungen und der tatsächlichen Realisierung in Handlungssituationen hierarchisch dargestellt wird. Abbildung 2.4: Methodische Unterscheidungen in der Kompetenzforschung (nach Miller, 1990, S. 563) Blickt man nun auf die genannten Studien zur Kompetenzmessung bei angehenden bzw. berufstätigen Lehrkräft en und setzt diese in Beziehung zu den methodischen Unterscheidungen (vgl. Blömeke, Kaiser & König, 2013), so wird deutlich, dass der methodische Zugang der Papier-Bleistift -Testung die Kompetenzmessung dominiert. Ihr gelingt es, die beiden ersten Bereiche der Kompetenzpyramide abzudecken (to know und to know how). Neben dem methodischen Zugang des Papier-Bleistift -Ver-fahrens sind ferner videogestützte Verfahren zu nennen, die entweder in Form von Vignetten und sich daran anschließenden Testfragen spezifi sche Kompetenzen von angehenden Lehrkräft en erfassen und damit auf den dritten Bereich der Kompetenz-pyramide Bezug nehmen (to show how) oder aber die Unterrichtsperformanz von angehenden Lehrkräft en selbst dokumentieren und über die Analyse dieser Videos Kompetenzen abbilden, d.h. auf den vierten Bereich Bezug nehmen (to do). Nachfolgend sollen nun Ansätze exemplarisch vorgestellt werden, die sich der Messung von pädagogischen Kompetenzen widmen und in diese Klassifi kation der Kompetenzpyramide eingeordnet werden können. Bei dem ersten Ansatz (Punkt 2.4.1) handelt es sich um die Messung fächerübergreifenden, pädagogischen und auf die Kernaufgabe des Unterrichtens bezogenen Wissens. Dieser, das Papier-Bleistift - Verfahren nutzende Kompetenzmessungsansatz intendiert, die beiden Bereiche to know und to know how zu erfassen. Der zweite Ansatz (Punkt 2.4.2), welcher von Vi-deo- Vignetten Gebrauch macht, zielt auf die Messung von handlungsnahem Wissen in stellvertretenden spezifi schen Situationen, versucht also, den Bereich des to show how zu erfassen. Im dritten Abschnitt (2.4.3) wird schließlich eine aktuelle Studie to do to show how to know how to know 26 Johannes König vorgestellt, die versucht, sämtliche Bereiche, die in der Kompetenzforschung metho-disch laut Abbildung 2.4 unterschieden werden, zu erfassen und zueinander in Be-ziehung zu setzen. 2.4.1 Pädagogisches Unterrichtswissen: Messung und empirische Befunde In diesem Abschnitt wird zunächst ein Messinstrument zur Erfassung von pädago-gischem Unterrichtswissen vorgestellt (Punkt 2.4.1.1), daraufh in werden Ergebnisse zum Erwerb dieses Wissens im Rahmen der Lehrerausbildung (Punkt 2.4.1.2) sowie zur Bedeutung dieses Wissens bei Lehrkräft en für ihren Unterricht (Punkt 2.4.1.3) referiert. 2.4.1.1 Konzeption und Messung von pädagogischem Unterrichtswissen In TEDS-M wurden im Jahr 2008 in 17 Ländern weltweit das fachliche und das fachdidaktische Wissen sowie – ergänzend in den drei Teilnehmerländern Deutsch-land, USA und Taiwan ( König, Blömeke, Paine, Schmidt & Hsieh, 2011) – das päd-agogische Wissen angehender Mathematiklehrkräft e für die Primarstufe und die Se-kundarstufe I am Ende ihrer Ausbildung getestet. TEDS-M stellt bislang die größte international angelegte und mit repräsentativen Länderstichproben arbeitende Studie zur Lehrerausbildung dar. Ähnlich wie die großen Schulleistungsstudien (z.B. PISA) liefert TEDS-M präzise Informationen zu Ergebnissen der Lehrerausbildung eines Landes, versehen mit Referenzwerten aus dem internationalen Vergleich. Das im Rahmen von TEDS-M entwickelte Testinstrument zielt auf die Erfas-sung von Erträgen der fachübergreifenden, erziehungswissenschaft lichen, pädagogi-schen Lehrerausbildung ( König & Blömeke, 2009). Konzipiert ist es für den Einsatz am Ende der Lehrerausbildung, d.h. für den Einsatz zu jenem Zeitpunkt, zu dem angehende Lehrkräft e ihre Ausbildung abschließen. In weiteren Studien konnte je-doch bereits geprüft und festgestellt werden, dass sich das Testinstrument für die Er-fassung von pädagogischem Unterrichtswissen auch bei angehenden Lehrkräft en der universitären Lehrerausbildung eignet ( König, Peek & Blömeke, 2008; Kaiser, Buch-holtz, Schwarz, Blömeke, Lehmann, Suhl, König & Rinkens, 2010; König & Rothland, 2012; König & Seifert, 2012). König und Blömeke (2009) defi nieren und strukturie-ren das Konstrukt „Pädagogisches Wissen“ von angehenden Lehrkräft en dabei unter Bezug auf die Standards für die Lehrerausbildung der KMK (2004a, S. 3), die Lehr-kräft e als „Fachleute für das Lehren und Lernen“ verstehen, deren „Kernaufgabe […] die gezielte und nach wissenschaft lichen Erkenntnissen gestaltete Planung, Organisa-tion und Refl exion von Lehr- und Lernprozessen sowie ihre individuelle Bewertung und systemische Evaluation“ ist. Ferner wurden ausgehend von der Diskussion um Basisdimensionen der Unterrichtsqualität fünf berufl iche Anforderungen herausge-stellt, mit denen sich Lehrpersonen aus fachübergreifender, pädagogischer Perspekti-ve beim Unterrichten konfrontiert sehen: Strukturierung von Unterricht, Motivierung, Kompetenzen in der Lehrerbildung 27 Umgang mit Heterogenität, Klassenführung und Leistungsbeurteilung. Diese fünf Di-mensionen werden mithilfe einer Verschränkung von Erkenntnissen und Perspekti-ven der Allgemeinen Didaktik und der Lehr-Lern-Forschung jeweils über mehrere komplexe Testaufgaben operationalisiert, die entsprechende unterrichtliche Heraus-forderungen zum Gegenstand haben (vgl. Abbildung 2.5; zu Details vgl. König & Blömeke, 2009, 2010b; Blömeke & König, 2010b; König, 2012c). Fünf berufl iche Anforderungen von Lehrpersonen beim Unterrichten Themen für die Operationalisierung Umgang mit Heterogenität Diff erenzierungsmaßnahmen Methodenvielfalt Strukturierung von Unterricht Komponenten- und prozessbezogene Planung Analyse von Unterricht Curriculare Strukturierung von Unterricht Klassenführung Störungspräventive Unterrichtsführung Eff ektive Nutzung der Unterrichtszeit Motivierung Leistungsmotivation Motivierungsstrategien im Unterricht Leistungsbeurteilung Funktionen und Formen Zentrale Kriterien Urteilsfehler Abbildung 2.5: Inhalte des Tests zum pädagogischen Wissen ( König & Blömeke, 2009) Neben diesen fünf berufsbezogenen Inhaltsbereichen weist das Testinstrument eine kognitionsbezogene Struktur auf: Zur Unterscheidung verschiedener Qualitäten kog-nitiver Anforderungen, die bei der Bearbeitung der Testaufgaben an die angehenden Lehrkräft e gestellt werden, wurde die von Anderson und Krathwohl (2001) revidier-te und erweiterte Bloomsche Taxonomie kognitiver Prozesse aufgegriff en und auf die Testaufgaben bezogen. Im Fokus stehen dabei drei Dimensionen kognitiver Prozesse: (1) Erinnern, (2) Verstehen/Analysieren und (3) Kreieren (vgl. dazu detailliert Kö-nig, 2009). (1) Erinnern. Zur Bearbeitung von Testaufgaben, die diesem kognitiven Prozess zu-geordnet werden, wird Wissen benötigt, das in Erinnerung gerufen werden muss (z.B. Lehrbuchwissen und bzw. oder Erfahrungswissen). Zur Bearbeitung werden ko-gnitive Prozesse benötigt wie das Nennen bzw. Erkennen. Testaufgaben dieses Typs fordern bei der Befragung angehende Lehrer auf, • ein Beispiel für eine Defi nition zu geben, • eine Aufzählung von Elementen eines Phänomens, Begriff s oder Konzepts vorzu-nehmen oder • einen Begriff oder ein Konzept zu erkennen oder zu identifi zieren. (2) Verstehen/analysieren. Zur Bearbeitung dieser Testaufgaben wird Wissen benö-tigt, das in Erinnerung gerufen werden (z.B. Lehrbuchwissen und bzw. oder Erfah- 28 Johannes König rungswissen), aber darüber hinaus auch mit einer Problemstellung in Verbindung gebracht werden muss. Zur Bearbeitung werden kognitive Prozesse benötigt wie das Erklären bzw. Vergleichen. Bei der Bearbeitung der Testaufgaben dieser Dimension wird den angehenden Lehrpersonen abverlangt, • einen Sachverhalt, ein Konzept, einen Aspekt zu charakterisieren oder zu erklä-ren, • einen Begriff oder ein Konzept auszuwählen und damit eine Erklärung zu liefern oder • einen Sachverhalt, eine Situation, eine Falldarstellung, einen oder mehrere Begrif-fe zu vergleichen, zu kategorisieren, zu ordnen oder zu interpretieren. (3) Kreieren. Zur Bearbeitung der Aufgaben, die dieser Dimension zugeordnet wer-den, wird wiederum Wissen benötigt, das in Erinnerung gerufen werden muss (z.B. Lehrbuchwissen und bzw. oder Erfahrungswissen) und darüber hinaus auch mit ei-ner Problemstellung und einer typischen Situation in Verbindung gebracht werden muss. Im Gegensatz zur vorherigen Dimension des Verstehens und Analysierens wird den Befragten für die Bearbeitung jedoch abverlangt, • Handlungsoptionen zu entwickeln und zu formulieren, die ihnen für die Bewälti-gung einer typischen Situation zur Verfügung stehen, • praktisches Wissen und Können, das als propositionale mentale Repräsentation beschrieben werden kann, darzulegen. erinnern verstehen/analysieren kreieren Umgang mit Heterogenität Strukturierung von Unterricht Klassenführung Motivierung Leistungsbeurteilung Abbildung 2.6: Inhaltsdimensionen und kognitive Prozesse als Testdesgin-Matrix Inhaltsdimensionen und Dimensionen kognitiver Prozesse bilden also eine Matrix, deren Zellen eine Heuristik für die im Rahmen von TEDS-M vorgenommene Ent-wicklung von Testitems darstellen, um die Abdeckung konzeptionell bedeutsamer Aspekte zu gewährleisten (Abbildung 2.6). Ferner stellt sich die Herausforderung, diese Teilbereiche pädagogischen Unterrichtswissens einer Messung zugänglich zu machen, sodass eine diff erenzierte Untersuchung der Lehrerausbildung mithilfe des Testinstruments möglich ist. Der Test enthält über 40 Aufgaben mit unterschiedlicher Komplexität. Zur Il-lustration seien zwei Beispielaufgaben dargestellt. Mit der ersten Testaufgabe (s. Abbildung 2.7) soll pädagogisches Wissen zum Inhaltsbereich Strukturierung von Kompetenzen in der Lehrerbildung 29 Unterricht erfasst werden. Im Teil a) geht es um das Erinnern von typischen Pha-senbezeichnungen, während im Teil b) ein kognitiver Prozess gefordert ist, der dem Verstehen/Analysieren zugeordnet wird (vgl. auch die Originalantwort unterhalb der Testaufgabe), da bei diesem Teil der Aufgabe einzelne Aspekte eines Phasenmodells über die funktionale Begründung genauer erklärt und charakterisiert werden müs-sen. Bei der Beantwortung der zweiten Beispielaufgabe (s. Abbildung 2.8), welche der Inhaltsdimension Motivierung zuzuordnen ist, werden angehende Lehrkräft e bei der Befragung aufgefordert, zu einer Kurzschilderung einer typischen Unterrichtssi-tuation unterschiedliche Handlungsoptionen zu generieren. Vor allem mit Aufgaben dieses Typs wird angestrebt, nicht nur deklaratives, sondern anteilig auch prozedura-les Wissen zu testen, da die Erfragung unterschiedlicher Handlungsoptionen die po-tenzielle Situationsfl exibilität einer angehenden Lehrperson berücksichtigt (vgl. dazu detailliert König, 2010). Phasenmodelle von Unterricht stellen ein Grundgerüst dar, nach dem Unterricht strukturiert werden kann. a) Nennen Sie die zentralen Phasen eines üblichen Unterrichtsverlaufs. b) Nennen Sie die Funktion der jeweiligen Phase. a) Name der Phase: b) Funktion der Phase: a) Name der Phase: b) Funktion der Phase: Einstieg Motivation Th emenpräsentation Problemstellung SuS verdeutlichen sich das Problem, sodass jeder es versteht Erarbeitungsphase SuS gehen dem Problem „auf die Spur“. Hier kann ganz diff erenziert gearbeitet werden. Sicherungsphase Die Lösung wird präsentiert. Jeder kann die Lösung übernehmen – mögliche Diskussion nötig Anwendung/Transfer Die Lösung wird bei weiteren Aufgaben benötigt, Rele-vanz der Lösung transparent Abbildung 2.7: Testaufgabe zur Erfassung von Wissen zur Strukturierung von Unterricht (erforderliche kognitive Bearbeitungsprozesse: (a) „erinnern“, (b) „verstehen/analysieren“) sowie Originalantwort (entspricht Erwartungshorizont) 30 Johannes König Angenommen Sie haben einen Schüler, der sich scheinbar überhaupt nicht für die Auf-gaben im Unterricht interessiert. Dieser Schüler passt im Unterricht selten auf, macht nie seine Hausaufgaben und gibt Tests fast unausgefüllt ab. Nennen Sie drei Strategien, die Sie anwenden würden, um Veränderungen zu erreichen. Strategien: 1) 2) 3) Strategien: 1) individuelle Aufgabenstellungen erteilen 2) Belohnungssysteme einführen 3) Absprachen mit Kolleginnen und Kollegen treff en Abbildung 2.8: Testaufgabe zur Erfassung von Wissen zur Motivierung (erforderlicher kognitiver Bearbeitungsprozess: „kreieren“) sowie Originalantwort (entspricht Erwartungshorizont) Da die kognitiven Prozesse des „Erinnerns“ und des „Verstehens/Analysierens“ stär-ker konzeptuell-analytisches Wissen verlangen, können diese beiden Dimensionen dem in Abbildung 2.4 bezeichneten untersten Bereich des „to know“ zugeordnet werden. Die Anforderung bei Testaufgaben wie jene in Abbildung 2.8, die von den angehenden Lehrkräft en verlangen, auf die Schilderung einer typischen Problemsitu-ation mögliche Handlungsoptionen zu generieren, kann bereits dem zweituntersten Bereich des „to know how“ zugeordnet werden. 2.4.1.2 Der Erwerb von pädagogischem Unterrichtswissen in der Lehrerausbildung TEDS-M stellt, wie die großen Schulleistungsstudien meist auch, nur eine Moment-aufnahme dar, da TEDS-M auf Querschnittstichproben angehender Lehrkräft e am Ende ihrer Ausbildung beruht. Um abschätzen zu können, ob das in TEDS-M getes-tete Wissen der angehenden Lehrkräft e tatsächlich in der Ausbildung erworben wur-de, ist es nötig, auch weitere Testungen von angehenden Lehrkräft en, z.B. zu Beginn ihrer Ausbildung, in Betracht zu ziehen. Diese Zielsetzung verfolgt die Studie LEK. Im Jahr 2008, in dem die Testung in TEDS-M stattfand, wurden im Rahmen der LEK-Studie Studierende, die zum Win-tersemester ein Lehramtsstudium an den Universitäten Erfurt, Köln, Paderborn und Passau aufnahmen, zu ihrem pädagogischen Wissen getestet. Diese Gruppe von Lehramtsstudierenden wurde am Ende ihres vierten Semesters erneut aufgesucht und wiederholt getestet. Da zu beiden Messzeitpunkten der LEK-Studie das TEDS-M- Testinstrument zur Erfassung pädagogischen Wissens unverändert zum Einsatz Kompetenzen in der Lehrerbildung 31 kam, liegen somit Vergleichswerte zur TEDS-M-Testung im Bereich pädagogischen Wissens vor, die einen ersten Einblick in den Erwerb dieses Wissens im Rahmen der Lehrerausbildung geben können. König (2012d, 2013) liefert über einen Vergleich der Testdaten aus TEDS-M und LEK am Beispiel von angehenden Grundschullehrkräft en empirische Befunde, die die Interpretation nahelegen, dass angehende Lehrkräft e über den Verlauf ihrer Aus-bildung tatsächlich zunehmend Wissen erwerben (Abb. 2.9). Die Gruppe angehen-der Primarstufenlehrkräft e aus TEDS-M (Referendare kurz vor dem 2. Staatsexa-men) weist auf der internationalen Skalenmetrik einen Mittelwert im Gesamtscore pädagogischen Wissens von 613 (SD = 84) auf ( König & Blömeke, 2010c, S. 288). Inhaltlich bedeutet dies zum Beispiel, dass angehende Lehrkräft e mit einem solchen Testwert in der Lage waren, ein bis zwei Strategien bei der Beantwortung der Auf-gabe in Abbildung 2.8 zu nennen. Der Mittelwert der Erstsemesterstudierenden aus der LEK-Studie liegt bei 372 (SD = 130), der Mittelwert der Viertsemesterstudieren-den aus der LEK-Studie bei 525 (SD = 98). Die Mittelwertunterschiede sind statis-tisch signifi kant und von großer praktischer Bedeutsamkeit (TEDS-M vs. LEK 1. Se-mester: d = 2.3; TEDS-M vs. LEK 4. Semester: d = 1.0; LEK 1. Semester vs. LEK 4. Semester: d = 1.3). Die Ergebnisse legen die Interpretation nahe, dass sich die angehenden Lehr-kräft e im Sinne der Expertiseforschung im Verlauf ihrer Ausbildung vom Stadium des Novizen hin zum Stadium des fortgeschrittenen Anfängers bewegen (vgl. König, 2010). Ferner geben sie Grund zur Annahme, dass die pädagogischen Anteile der Lehrerausbildung in Bezug auf den Erwerb von pädagogischem Wissen lernwirksam sind und der verwendete Test in Bezug auf die hiesige Lehrerausbildung curricu-lar valide ist. Weiterführende Analysen (vgl. u.a. König, 2012e; König & Blömeke, 2012b; König & Seifert, 2012) geben diff erenzierte Hinweise, wie Eingangsmerkmale der Studierenden, Merkmale der Lerngelegenheiten und ihre Nutzung den Wissens-erwerb bedingen sowie zu diff erenziellen Entwicklungen im Rahmen der Lehrerbil-dung führen können. Solche Informationen können vor dem Hintergrund der aktu-ellen Reformdiskurse wichtige Impulse zur Verbesserung der Lehrerbildung und der Professionalisierung angehender Lehrkräft e geben – zum Beispiel hinsichtlich der Bedeutung von praktischen Lerngelegenheiten für den Erwerb von pädagogischem Wissen – und damit einen wichtigen Beitrag zur Th eorie-Praxis-Diskussion in der Lehrerbildung leisten. Die Analysen von König und Blömeke (2012b) etwa zeigen, dass nicht der zeitliche Umfang von praktischen Unterrichtstätigkeiten in der zwei-ten Ausbildungsphase allein mit höheren Testleistungen einhergeht (im Sinne „je mehr Praxis, desto größer der Kompetenzerwerb“), sondern die Unterstützung durch Mentoren und die Gelegenheit zur Refl exion des eigenen Unterrichts entscheidend sind. Die Analysen von König (2013) zeigen weiterführend, dass der Leistungsvor-sprung der Referendare gegenüber den Lehramtsstudierenden im 4. Semester in Ab-bildung 2.9 vor allem im Bereich ihres handlungspraktischen Wissens (to know how) liegt, was auf die zunehmende Verknüpfung ihres Wissen mit Unterrichtserfahrun-gen im Verlauf der Lehrerausbildung zurückzuführen sein dürft e. 32 Johannes König Abbildung 2.9: Mittelwerte und 95%-ige Konfi denzintervalle im pädagogischen Wissen bei angehenden Grundschullehrkräften: Ergebnisse aus TEDS-M und LEK ( König 2012d, 2013) 2.4.1.3 Die Bedeutung von pädagogischem Unterrichtswissen für erfolgreichen Unterricht Mit der empirischen Unterrichtsforschung wird angenommen, dass kognitive Vor-aussetzungen von Lehrpersonen einen Beitrag für deren qualitätsvollen Unterricht leisten (u.a. Helmke, 2010; Kunter, Baumert, Blum, Klusmann, Krauss & Neubrand, 2011). Demnach sollte der Unterricht von Lehrkräft en, die ein hohes Maß an päd-agogischer Expertise (z.B. operationalisiert über umfangreiches pädagogisches Un-terrichtswissen) besitzen, auch durch besonders hohe Ausprägungen auf relevanten Qualitätsskalen zur Messung von Unterrichtsqualität gekennzeichnet sein, welche ih-rerseits wiederum für „guten“ Unterricht stehen und das Lernen der Schülerinnen und Schüler begünstigen. Entsprechende Hypothesen sind jedoch bislang kaum em-pirisch geprüft worden. Die meisten, vor allem in den USA durchgeführten Untersuchungen haben Maße professioneller Kompetenz nicht direkt erfasst, sondern als distale Faktoren – etwa in Form von Studienabschlüssen – zur Erklärung von Erfolgsvariablen wie Prozess-merkmalen (u.a. Unterrichtsqualität) oder Ergebnismerkmalen (Schülerleistungen) analysiert (vgl. u.a. Lipowsky, 2006). Erst einzelne, wenige Studien haben professi-onelle Kompetenz direkt erfasst und in Verbindung zu solchen Erfolgsvariablen ge-setzt. International sind vor allem die Studien der Forschungsgruppe um Ball (Ball & Bass, 2003), national die COACTIV-Studie ( Kunter et al., 2011) zu nennen. Letz-tere untersucht die fachbezogene Kompetenz von Mathematiklehrkräft en (fachliches und fachdidaktisches Wissen) im Zusammenhang mit Unterrichtsqualitätsmerkma-len ( Baumert, Kunter, Blum, Brunner, Voss, Jordan, Klusmann, Krauss, Neubrand & Tsai, 2010; Baumert & Kunter, 2011b), wobei jedoch pädagogisches Wissen in COACTIV nicht erhoben wurde. Die bisherige empirische Untersuchung des Zu-sammenhangs zwischen fächerübergreifenden kognitiven Merkmalen professioneller Lehrerkompetenz wie pädagogisches Wissen und entsprechenden Unterrichtsquali-tätsmerkmalen steht daher noch sehr am Anfang. 300 400 500 600 700 LEK Primarstufenlehrkräfte im ersten Semester LEK Primarstufenlehrkräfte im vierten Semester TEDS-M Deutschland Primarstufenlehrkräfte (1.-4. Klasse) Universitäre Lehrerausbildung (1. Phase) Referendariat (2. Phase) Kompetenzen in der Lehrerbildung 33 In diesem Zusammenhang sind erste Ergebnisse einer erst kürzlich in Österreich durchgeführten Studie mit einer Stichprobe von 55 Neu-Lehrkräft en aufschlussreich (Pfl anzl, Th omas & Matischek-Jauk, 2012). Die untersuchten Lehrkräft e wurden mit dem hier beschriebenen Wissenstest aus TEDS-M getestet, während die von ihnen unterrichteten Schülerinnen und Schüler einen Fragebogen ausfüllen mussten, in dem sie ihre jeweilige Lehrperson hinsichtlich verschiedener Kompetenzen einschät-zen sollten (auf einer vierstufi gen Skala von „stimmt nicht“ bis „stimmt“). Anschlie-ßend wurde der Zusammenhang zwischen dem getesteten Lehrerwissen mit den durchschnittlichen Schülereinschätzungen der jeweiligen Klasse analysiert. Das Un-terrichtswissen der Lehrkräft e korreliert substanziell mit den auf Klassenebene ge-mittelten Urteilen der jeweils unterrichteten Lerngruppe. Die Schülerurteile bezie-hen sich auf die erlebten Unterrichtskompetenzen ihrer Lehrkräft e, u.a. korreliert der Wissenstest bei r = .34 (p < .01) mit der durch die Schüler eingeschätzten Lehrer- Methodenkompetenz und bei r = .36 (p < .01) mit der eingeschätzten Lehrer-Be-ziehungskompetenz. Diejenigen Lehrkräft e also, die auf die Testfragen die richtigen Antworten geben konnten, waren auch jene, die im Unterricht aus Sicht der von ih-nen unterrichteten Schülerinnen und Schüler eine gute Methoden- und Beziehungs-kompetenz bescheinigt bekamen. Mit diesen Ergebnissen lässt sich somit zunächst vermuten, dass das im Rahmen der Lehrerausbildung erworbene pädagogische Un-terrichtswissen für die Bewältigung berufspraktischer Anforderungen eine Bedeu-tung besitzt, gleichwohl weiterführende Forschung an dieser Stelle nötig ist. 2.4.2 Videobasierte Messung pädagogischer Kompetenzen: Unterrichtssituationen wahrnehmen und interpretieren Als notwendige Ergänzung eines rein auf dem Papier-Bleistift -Verfahren beruhenden methodischen Zugangs wurde begonnen, auch pädagogische Kompetenzen erwei-tert mithilfe von so genannten Video-Vignetten zu messen (u.a. Oser, Stoff el, Curcio, Pfi ster-Giauque, Düggeli, Heinzer, Salzmann, Joho, Baumgartner & Wittwer, 2007; Seidel, Blomberg & Stürmer, 2010; König & Lebens, 2012; König, Blömeke, Klein, Suhl, Busse & Kaiser, 2014; vgl. auch Plöger & Scholl, in diesem Band). Video-Vig-netten eignen sich als Medium zur Kontextualisierung der Kompetenzmessung von Lehrkräft en. Sie ermöglichen ein realistisches Abbild typischer unterrichtlicher Pro-zesse und Ereignisse (Brophy, 2007; Korthagen, 2011). Als Beispiel soll an dieser Stelle von dem Projekt Classroom Management Exper-tise (CME) von Lehrkräft en (Klassenführungsexpertise) berichtet werden, das aktu-ell durchgeführt wird und dessen Fokus speziell auf der pädagogischen Handlungs-anforderung der Klassenführung liegt ( König & Lebens, 2012). Ziel ist es, über eine Video-Vignetten-Testung Klassenführungsexpertise zu messen: Die Probanden be-trachten hierfür ein (meist kurzes) Unterrichtsvideo und antworten anschließend auf Testfragen, die sich auf dieses Video beziehen. Dabei wird die auf die Anforderung der Klassenführung bezogene, wissensgesteuerte Verarbeitung von Unterricht an-hand von kognitiven Anforderungen der Wahrnehmung und der Interpretation kon- 34 Johannes König kretisiert. Bislang liegt eine Untersuchung am Beispiel einer Video-Vignette und pro-totypischer Testaufgaben vor ( König & Lebens, 2012). Diese Untersuchung stützt sich auf eine Stichprobe von Lehramtsstudierenden, Referendaren und berufstätigen Lehrpersonen, die Experten-Novizen-Vergleiche ermöglicht. Die Experten (d.h. be-rufstätige Lehrkräft e mit durchschnittlich 17 Jahren Berufserfahrung) konnten etwa die Hälft e der mit der Video-Vignette gestellten Testaufgaben besser lösen als Refe-rendare, und letztere schnitten wiederum besser ab als Lehramtsstudierende. Dieses Muster ließ sich über eine Skala zur Messung der Dimension Genauigkeit der Wahr-nehmung, bestehend aus sieben Testaufgaben, zusammenfassend und hinreichend re-liabel abbilden (vgl. Abbildung 2.10): Die drei Gruppen unterscheiden sich auf dieser Skala statistisch signifi kant mit mittlerer praktischer Bedeutsamkeit. Lehramtsstudie-rende waren in der Regel in der Lage, die Items zur Erfassung einer einfachen Wahr-nehmung korrekt zu beantworten, berufstätige Lehrkräft e hingegen beantworteten in der Regel auch Items, welche eine genauere Wahrnehmung messen. Referendare konnten bereits teilweise diese schwierigeren Items korrekt lösen. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit der Expertiseforschung, welche belegt, dass Experten aufgrund ihrer „kategorialen Wahrnehmung“ ( Bromme, 1992, S. 42) relevante Details wesent-lich besser und genauer erinnern sowie wiedergeben können als Novizen. Experten zeichnen sich zudem durch eine holistische Informationsentnahme aus, welche zu der Detailwahrnehmung hinzutritt. Das ermöglicht ihnen einen ganzheitlicheren Zu-gang zum unterrichtlichen Geschehen wie auch eine komplexere Wahrnehmung der Situation (vgl. Carter, Sabers, Cushing, Pinnegar & Berliner, 1987; Plöger & Scholl, 2011). Für Novizen sind dagegen zunächst einmal viele Einzelinformationen wich-tig (z.B. Sabers, Cushing & Berliner, 1991), da sie sich in der Komplexität der unter-richtlichen Situation verlieren. Oder aber sie erinnern Details, die funktional für die Klassenführung nicht oder nur teilweise relevant sind. Abbildung 2.10: Boxplots der Personenfähigkeitswerte zur Dimension Genauigkeit der Wahrnehmung, gegliedert nach Expertise-Gruppe ( König & Lebens, 2012, S. 21) Kompetenzen in der Lehrerbildung 35 2.4.3 Professionelle Kompetenz und Unterrichtsqualität Mit Forschungsansätzen wie jener aus CME ist also die Chance verbunden, hand-lungsbezogene Kognitionen von Lehrkräft en in stärkerem Maße in den Blick zu neh-men als es bislang mit Papier-Bleistift -Verfahren möglich war, sodass ein erweiterter Zugang zur Abbildung und Modellierung von Kompetenzen – gerade von berufs-tätigen Lehrkräft en – eröff net wird. Ein weiteres zentrales Forschungsanliegen be-steht darin, zu untersuchen, welche Bedeutung die so gemessenen situativen Kogni-tionen als Element professioneller Kompetenz von Lehrkräft en für die Qualität des von ihnen gehaltenen Unterrichts besitzen und wie sie sich auf den Kompetenzer-werb der Schülerinnen und Schüler auswirken (vgl. König, 2012b; Blömeke, Kaiser & König, 2013). Während das hier exemplarisch angesprochene Verfahren der Video- Vignetten-Testung den in Abbildung 2.4 deklarierten Bereich des to show how ab-deckt, wäre der Bereich des to do dann in solchen Studien z.B. die videographierte Performanz im Unterricht der Lehrperson. In der aktuell laufenden Studie LEK-R wird das Ziel verfolgt, diese vier metho-dischen Zugänge der Kompetenzforschung bei der Untersuchung der pädagogischen Kompetenz von Referendaren abzudecken und zueinander in Beziehung zu setzen. Analysiert wird der Zusammenhang von der vorhandenen bzw. der sich entwickeln-den professionellen Kompetenz und Merkmalen der Qualität ihres Unterrichts – mit dem inhaltlichen Fokus auf das pädagogische Wissen sowie die Klassenführung als eine zentrale, eher fächerübergreifende Anforderung, die an Lehrkräft e gestellt wird. Ihre Kompetenz wird über die hier beschriebenen Instrumente (Wissenstest, Video- Vignetten-Test) erfasst. Ferner wird ihr Unterricht videographiert und anhand von Rating-Skalen analysiert, und es werden Schülerinnen und Schüler zur Qualität des Unterrichts befragt (Abb. 2.11). Abbildung 2.11: Kompetenzmessung in der Studie LEK-R ( König, 2012b) Indikatoren professioneller Kompetenz der angehenden Lehrkräfte Merkmale der Qualität des Unterrichts der angehenden Lehrkräfte Testung - Wissenstest - Video-Vignetten-Test Videographie des Unterrichts (Video-Rating-Skalen) Befragung (Schüler) 36 Johannes König 2.5 Stand der aktuellen Diskussion um Kompetenzorientierung in den Bildungswissenschaften Der bereits angesprochene Perspektivwechsel, Lehrerkompetenzen für die Zwecke von z.B. Untersuchungen zur Wirksamkeit der Lehrerbildung messbar zu machen (vgl. Punkt 2.1), wird ausgesprochen kontrovers diskutiert (vgl. Blömeke & König, 2010a; König & Blömeke, 2010a): Umstritten ist etwa die Frage, ob derartige Stan-dardsetzungen und ihre Folgen, wie z.B. eine empirische Prüfung erreichter bzw. nicht erreichter Standards mittels Kompetenzmessungen, überhaupt sinnvoll sind. So stellt sich aus bildungstheoretischer Perspektive vor allem die Frage, wie die in der Ausbildung zu erfassenden Kompetenzen angemessen modelliert und beschrie-ben werden können, ohne ihren komplexen multidimensionalen Charakter zu ver-einfachen und damit möglicherweise den refl exiven Komponenten des Lehrerhan-delns nicht mehr gerecht zu werden (Herzog, 2005; Reh, 2005). Demgegenüber steht das Argument, dass erst Standards eine Analyse der Lehrerausbildung als System er-lauben ( Terhart, 2002; Blömeke, 2005). Und aus der Perspektive der professionellen Praxis stellen Standards ein wichtiges Signal dar, kann mit ihnen doch demonstriert werden, was einen „Professionellen“ gegenüber einem „Nicht-Professionellen“ aus-zeichnet ( Oser, 2001). Vertreter dieser Auff assung sehen in der Arbeit mit Lehrerbil-dungsstandards ein erhebliches Potenzial zur Professionalisierung des Lehrerberufs. Argumentiert wird etwa, dass mit der Standardsetzung und der Erhöhung von An-sprüchen, die sich mit den Standards verbinden, auch eine Qualitätssteigerung des Lehrerhandelns einhergeht (Newby, 2007). Aus empirischer Sicht besteht ferner die Herausforderung, das Erreichen der aus den Kompetenzmodellen abgeleiteten Standards mit geeigneten Instrumenten und Verfahren zu überprüfen ( Klieme et al., 2003; Klieme & Hartig, 2007). Wenn die Lehrerqualität und Professionalisierung von Lehrern verbessert und Reformen der Lehrerausbildung im Zuge internationaler Entwicklungen angestrebt werden, braucht man in gesteigertem Maße Informationen darüber, inwieweit getroff ene Entschei-dungen (z.B. zur Veränderung der Struktur und Organisation von Ausbildungs- oder Fortbildungskomponenten) sinnvoll sind oder modifi ziert werden können bzw. sol-len. Gerade in der deutschen Lehrerausbildung, die im internationalen Systemver-gleich eine niedrige Eingangsselektion hat und aufgrund einer diff erenzierten Steu-erung auf Bundes- und Länderebene mit zunehmender Autonomie der einzelnen Hochschulen eine Vielfalt an Ausbildungsprogrammen aufweist ( Blömeke & König, 2010a; König & Blömeke, 2010b), dürft e der Funktion von Standards und der syste-matischen Maßnahmen ihrer Überprüfung ein herausgehobener Stellenwert zukom-men. Schließlich liegen in der Forschung unterschiedliche Positionen vor. Die wichtigs-te Kontroverse in diesem Zusammenhang dürft e jene zwischen Vertretern der Kom-petenzforschung und Vertretern der professionstheoretischen Forschung sein: Studi-en wie TEDS-M und LEK gehören zur kompetenztheoretischen Forschungsrichtung. Das zentrale Ziel ist die theoretische Ausarbeitung und empirische Untersuchung Kompetenzen in der Lehrerbildung 37 von bedeutsamen, insbesondere kognitiven Merkmalen, die Lehrpersonen in die Lage versetzen, ihre berufl ichen Anforderungen erfolgreich zu bewältigen und die daher im Rahmen der Lehrerbildung besonders förderungswürdig sind. In der Lite-ratur fi ndet sich mitunter eine scharfe Gegenüberstellung dieser Forschungsrichtung zu professionstheoretischen Ansätzen (siehe z.B. Baumert & Kunter, 2006; Helsper, 2007). Eine derartige Betonung unterschiedlicher Auff assungen zur Konzeptualisie-rung von Lehrerwissen und -können bzw. zum pädagogischen Handeln im Lehrer-beruf birgt jedoch die Gefahr, kompetenztheoretische Ansätze unangemessen zu ver-kürzen und Gemeinsamkeiten von Professions- und Kompetenztheorie zu übersehen (vgl. bereits Blömeke, 2002). Die Professionstheorie macht die „Fallstrukturgesetzlichkeit“ (Oevermann 1996, S. 76), die „inneren Sachgesetzlichkeiten der zu bewältigenden Handlungsproblema-tik“ (Oevermann, 1997, S. 9) zu einem zentralen Gegenstand ihrer Betrachtung. Un-ter Professionen werden Berufe mit spezifi schen Merkmalen, insbesondere „hohe Anforderungen an spezialisiertes technisches Wissen und an die gesellschaft liche Verantwortlichkeit ihrer Träger“, verstanden (Daheim, 1977, S. 1), wobei dieses Wis-sen „auf den einzelnen Fall hin und nicht routinemäßig und schematisiert angewen-det wird“ (Daheim, 1977, S. 12). So liegt nach Oevermann (1996) das spezifi sche Problem professioneller Dienstleistungen in der Vermittlung dieses Wissens und in den Spezifi ka des Einzelfalls: Einerseits müssen Lehrer beim pädagogischen Handeln auf Wissen (Expertise) zurückgreifen können, andererseits müssen sie dieses Wis-sen auf den konkreten Fall, auf eine spezifi sche Situation beziehen. Da pädagogisches Handeln von Lehrkräft en nicht standardisierbar ist, ist der rezeptartige Transfer von Regelwissen als Problemlösung nur in bestimmten Fällen ausreichend. Der eigentli-che Kern professionellen Handelns von Lehrpersonen liegt vielmehr in der prakti-schen Bewältigung sowie in der refl exiven Bearbeitung jener Unsicherheit, die der spezifi schen Struktur ihrer Profession eigen ist. Kompetenzen werden in der aktuellen empirischen, quantitativ ausgerichteten Bildungsforschung üblicherweise in Anlehnung an Weinert (2001) defi niert (s. Ab-schnitt 2.2). Grundsätzlich zielt daher sowohl der Kompetenzansatz als auch die strukturtheoretische Professionstheorie auf eine Vermittlung von systematisch-diszi-plinärem Wissen und situativen Anforderungen unter Berücksichtigung von persön-lichen Überzeugungen und Werten. Die beiden Forschungsansätze nutzen allerdings einen unterschiedlichen metho-dologischen Zugang (vgl. Oevermann, 2004). Während die Professionstheorie vor al-lem Besonderheiten des Einzelfalls herausarbeitet und diesen vor dem Hintergrund eines „allgemeinen Bezugssystems“ ( Terhart, 1993, S. 137) interpretiert, fragt die kompetenzorientierte Forschung nach Strukturen, die eine Bewältigung der berufl i-chen Anforderungen durch die Lehrperson im Allgemeinen wahrscheinlich macht. Zu untersuchende Relationen, etwa zwischen gemessenen Kompetenzmerkmalen von Lehrkräft en und der gemessenen Qualität ihres Unterrichts (vgl. Abschnitt 2.4.3), werden nicht auf deterministische, sondern auf probabilistische Einfl üsse hinterfragt (vgl. Bortz & Döring, 2006). Die für die pädagogische Professionalität charakteris-tische Unsicherheit, Antinomien, wie Helsper (2000) sie in Hinblick auf grundsätz- 38 Johannes König liche Spannungen des Lehrerhandelns herausarbeitet, stehen von ihrem Grundge-danken her nicht im Widerspruch zu Untersuchungsdesigns kompetenzorientierter Arbeiten, die statistische Hypothesen prüfen. Lehrerwissen wird sowohl von der Kompetenz- als auch von der Professionsthe-orie als wichtige Voraussetzung für das berufl ich erfolgreiche Handeln von Lehr-kräft en betrachtet. So verweist Oevermann (2002, S. 59f.) etwa auf die für eine Pro-fessionalisierung des Lehrerberufs notwendige „Stärkung der wissenschaft lichen, erkenntniskritischen Begründungspraxis des professionellen Lehrerhandelns“, wäh-rend Baumert und Kunter (2006, S. 481) Wissen und Können als „zentrale Kom-ponenten der professionellen Handlungskompetenz von Lehrkräft en“ defi nieren. Wichtig erscheint hierbei die Einschränkung, dass Lehrerwissen, wie es mit der im vorherigen Abschnitt 2.4.1 dargestellten Testung von pädagogischem Wissen gemes-sen wird, als notwendige, wenngleich nicht hinreichende Bedingung professionellen Lehrerhandelns aufgefasst wird (vgl. König, 2010). Hinsichtlich der Bestimmung berufl icher Anforderungen an Lehrkräft e wird die Bedeutsamkeit überwiegend sachlich ausgerichteter Unterrichtsaufgaben und stärker normativ ausgerichteter Erziehungsaufgaben betont (Helsper, 2007). Betrachtet man hierzu wiederum die im vorherigen Abschnitt dargestellte Testung, so muss ebenfalls einschränkend angemerkt werden, dass stärker normativ ausgerichtete Erziehungs-aufgaben vernachlässigt werden (vgl. bereits König & Blömeke, 2009). Im Gegensatz zu pädagogischem Wissen zur Kernaufgabe des Unterrichtens dürft e sich normativ ausgerichtetes Lehrerhandeln weitgehend einer empirischen Messung entziehen, da eine solche Kompetenzmessung über die Beschreibung hinaus auch auf Hierarchisie-rung angelegt ist (vgl. Bond & Fox, 2007). Die hermeneutisch-rekonstruktive Ana-lyse von Einzelfällen sieht sich nicht gezwungen, Personenfähigkeiten nach „mehr“ oder „weniger“ bzw. „besser in der Lage“ oder „schlechter in der Lage“ zu ordnen. Die auf Generalisierung, Quantifi zierung und Skalierung angelegte Testung von Kompetenzen ist dagegen darauf angewiesen, „falsch“ und „richtig“ in den Antwor-ten der untersuchten angehenden Lehrkräft e zu defi nieren und zu hierarchisieren. Erst unter derartigen Voraussetzungen lassen sich zum Beispiel die in Abbildung 2.9 dargestellten Unterschiede im Wissen über den Verlauf der Lehrerausbildung messen und verallgemeinern. Die Vernachlässigung der berufl ichen Anforderung des Erzie-hens in der empirischen Untersuchung von pädagogischem Wissen in TEDS-M und LEK soll daher keineswegs geringere Wertigkeit gegenüber dem Unterrichten impli-zieren – sondern sie macht auf Forschungsdesiderata aufmerksam, die zukünft ig be-arbeitet werden sollten. Kompetenzen in der Lehrerbildung 39 2.6 Praktische Umsetzungsbeispiele in den konkreten pädagogischen Handlungsfeldern Die Konzeption, Modellierung und Messung von Lehrerkompetenzen ist, wie bereits erwähnt wurde, ein noch junges Forschungsfeld. Über die Grundlagenforschung hi-naus sind jedoch erste Ansätze erkennbar, wie einschlägige Forschung für die Praxis genutzt werden kann. Denkt man an die Lehrerausbildung, so hat die Nutzung von Video-Vignetten, ihre Integration in die universitäre Lehre etwa, erkennbar zugenommen. Unterrichts-videos bieten den entscheidenden Vorteil, das unmittelbare und komplexe Gesche-hen im Klassenzimmer in den Kontext universitärer Lehrveranstaltungen zu bringen, ohne jedoch unmittelbaren Handlungsdruck zu erzeugen, der bei handelnden Lehr-personen in der Praxis durch den spezifi schen Wahrnehmungshorizont, die Inten-tionalität ihres Handelns und eine spezifi sche Zeitlichkeit charakterisiert ist ( Roth, 2005; Sherin, 2007). Das in der Praxis zu Beobachtende kann nun unter verschie-denen Aspekten und Interpretationsansätzen refl ektiert und einer theoretischen Be-trachtung und Analyse unterzogen werden. Lehramtsstudierende erhalten damit eine wichtige – und in ihrer Ausbildung häufi g fehlende – Möglichkeit zur Relationie-rung von Th eorie und Praxis (vgl. Korthagen et al., 2001; zusammenfassend Kortha-gen, 2011). Lernplattformen mit Unterrichtsvideos bzw. Video-Vignetten, die speziell für die Lehrerausbildung entwickelt werden oder bereits etabliert wurden, fi nden sich an verschiedenen Universitäten (s. beispielsweise das Projekt „Unterrichtsvideo“ der Universität Zürich, das „online Fallarchiv“ der Universität Kassel, das Projekt „Klas-senführung und Unterrichtserfolg“ der Pädagogischen Hochschule Heidelberg oder das Projekt „Videobasierte Unterrichtsrefl exion“ der Universität Oldenburg). Bishe-rige Erfahrungen mit solchen oder vergleichbaren Initiativen sind insgesamt positiv und Studierende berichten von wichtigen Lernerfahrungen, die ihnen damit ermög-licht werden (vgl. z.B. Seidel et al., 2010). Auch an der Universität zu Köln wird aktuell eine solche Plattform bzw. Daten-bank mit Unterrichtsvideos bzw. Videovignetten aufgebaut. Mit dem fakultätsüber-greifenden Projekt VILLA – Videos in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung/Lernen mit Unterrichtsvideos in der LehrerInnenausbildung (weitere Informationen: www. hf.uni-koeln.de/35830) werden fächerübergreifende und fachbezogene Ausbildungs-anteile stärker aufeinander abgestimmt und miteinander verzahnt. Die interdiszipli-när zusammengesetzte Projektgruppe erstellt, erprobt und evaluiert u.a. zusammen mit Lehrenden der 1. und 2. Ausbildungsphase in projektorientierten Seminaren Handreichungen und Begleitmaterial für Video-Clips. Parallel dazu wird im Projekt eine Heuristik zur Beschreibung und Analyse von Unterricht erarbeitet, mit Exper-tenlehrpersonen aus der Schulpraxis kooperiert und eine Online-Datenbank mit Vi-deo- Clips und didaktischem Begleitmaterial aufgebaut. Diese zunächst eher exem-plarische Online-Datenbank erlaubt die Nutzung der Videos samt Begleitmaterial in projektorientierten Lehrveranstaltungen an der Universität zu Köln. 40 Johannes König Geplant ist darüber hinaus, die Unterrichtsvideos und Begleitmaterialien in ei-nem über die Online-Plattform der Universität (ILIAS) anzusteuernden Selbstlern-szenario für alle Lehramtsstudierende der Universität aufzubereiten und zur Verfü-gung zu stellen. Die Ergebnisse des Projektes sollen über den Projektzeitraum hinaus verstetigt und erweitert werden. Langfristig ist geplant, den Lehramtsstudierenden eine praxisnahe und fächerübergreifende Möglichkeit zur Vorbereitung auf die Pra-xisphasen im Rahmen der Lehramtsausbildung zu bieten. 2.7 Forschungsdesiderate Die standardisierte Erfassung von kognitiven und motivational-aff ektiven Elemen-ten professioneller Kompetenz bei angehenden wie berufstätigen Lehrkräft en stellt in mehrfacher Hinsicht ein wichtiges Anliegen dar, um Kompetenz und Profession von Lehrern zu erforschen. Kompetenzmessungen wie die im Abschnitt 2.4 beispielhaft erläuterten zielen auf eine empirische Vergewisserung von Professionalisierung ange-hender und berufstätiger Lehrkräft e. Wichtig erscheint, dass die so gewonnenen Er-kenntnisse nicht isoliert und auch nicht aus einem technokratischen Verständnis he-raus betrachtet werden, etwa in dem Sinne, dass es lediglich um die Bereitstellung von Daten oder Werkzeugen ginge, die im Dienste einer rein technischen Umset-zung bildungspolitischer Forderungen stünden. Die methodischen Wege etwa, die der empirischen Überprüfung von staatlich festgelegten Standards für die Lehrerbil-dung dienen, stehen vielmehr in untrennbarem Zusammenhang mit der Forderung, mithilfe eines empirischen Zugangs auch die Th eoriebildung zur Lehrerbildung und zum Lehrerberuf voranzubringen, deren hiesiger Diskurs vorwiegend normativ ge-prägt und selten empirisch fundiert ist ( Baumert & Kunter, 2006). In den vergan-genen Jahren ist wie bereits erwähnt eine deutliche Zunahme an Publikations- und Forschungsaktivitäten zum Th emenkomplex „Lehrerkompetenzen“, einhergehend mit der verstärkten Bereitstellung von Fördermitteln erkennbar. Es bleibt zu wün-schen, dass diese Entwicklung nicht eine Modeerscheinung ist, sondern eine nach-haltige Grundlage für die Gewinnung von relevanten Erkenntnissen zur Kompetenz und Profession von Lehrern zu bescheren vermag. Literatur Albino, J. E., Young, S. K., Neumann, L. M., Kramer, G. A., Andrieu, S. 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Teil II: Sonderpädagogik und Sachunterricht Abstract Die Beiträge in Teil II widmen sich der zentralen Fragestellung, wie eine kompetenzori-entierte Lehrerbildung in zwei sehr aufgegliederten Disziplinen, im Sachunterricht und in der Sonderpädagogik, aussieht? Anschließend versuchen die Beiträge exemplarisch praktische Umsetzungsbeispiele in den konkreten pädagogischen Handlungsfeldern aus Sicht des Sachunterrichts und der Sonderpädagogik zu diskutieren. Im Gegensatz zu den weiteren Fachdidaktiken, die in diesem Band näher beschrieben werden, wie etwa Englisch oder Religion, teilen die Sonderpädagogik und der Sachunterricht gleicherma-ßen das gemeinsame Schicksal, Disziplinen zu sein, unter denen sich weitere z.T. sehr divergierende Fachdisziplinen subsumieren. So fi rmieren unter dem Dach der Sonder-pädagogik mindestens sieben unterschiedliche Förderschwerpunkte, die aufgrund der Klientel, die sie vertreten, einen äußerst unterschiedlichen Zugang zu den übergreifen-den Lehrerfunktionen bzw. -kompetenzen wie Diagnostik, individuelle Förderung und Unterrichten in den letzten Jahrzehnten gewählt haben. Im vorausgehenden Impulsbei-trag von Daniela Schmeinck und Th omas Hennemann liegt im Bereich der Sonderpä-dagogik dabei der Fokus vor allem auf dem Förderschwerpunkt Emotionale und Sozia-le Entwicklung. In diesem Kontext werden aus beiden Fachbereichen Gelingensfaktoren für einen kompetenzorientierten Unterricht dargestellt. Der Impulsbeitrag schließt mit der Aufstellung aktueller Forschungsdesiderate in diesem Kontext. Eine kritisch-konst-ruktive Weiterführung der angestoßenen Aspekte erfolgt anschließend im Rahmen der drei Repliken. Der Beitrag von Prof. Dr. Walter Kosack geht der Frage nach, ob und wie Sachunterricht gleichzeitig der Wissenschaft sorientierung sowie der Kindorientie-rung gerecht werden kann und zeigt, dass durch eine entsprechende Arbeitsteilung zwi-schen den beteiligten Personen aus der scheinbar unlösbaren Aufgabe eine zwar immer noch ambitionierte aber im Prinzip leistbare Aufgabe werden kann. Hans-Peter Berg-mann richtet den Fokus in seinem Beitrag auf die aktuellen Entwicklungen im Zusam-menhang mit der Einrichtung von Ganztagsgrundschulen sowie den damit verbunde-nen Veränderungen und Konsequenzen für den Kompetenzerwerb von Lehrern in der ersten und zweiten Phase der Lehramtsausbildung. In dem Beitrag von Kerstin Ziemen wird insbesondere eine kompetenzorientierte und dabei entwicklungsbezogene Didaktik diskutiert, die die jeweiligen zutiefst individuellen Lern- und Leistungsausgangslagen von Kindern und Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung berücksichtigt. Auch befeuert durch die UN-Menschenrechtskonventionen zur Inklusion werden ein kompe-tenzorientierter (Förder- )Unterricht dieses Personenkreises und die damit verbundenen Implikationen für die Lehrerbildung näher kritisch-konstruktiv beleuchtet. Daniela Schmeinck & Thomas Hennemann 3 „Was sollen wir denn noch alles können?!“ Kompetenzen in der Lehrerbildung aus Sicht der Sonderpädagogik und des Sachunterrichts Einführung Der nachfolgende Beitrag widmet sich zunächst der zentralen Fragestellung, wie eine kompetenzorientierte Lehrerbildung in zwei sehr aufgegliederten Disziplinen, im Sachunterricht und in der Sonderpädagogik, aussieht? Im Bereich der Sonderpä-dagogik liegt dabei der Fokus vor allem auf dem Förderschwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung. In diesem Kontext werden aus beiden Fachbereichen Gelin-gensfaktoren für einen kompetenzorientierten Unterricht dargestellt. Anschließend versucht der Beitrag exemplarisch praktische Umsetzungsbeispiele in den konkreten pädagogischen Handlungsfeldern aus Sicht des Sachunterrichts und der Sonderpäda-gogik zu diskutieren. Der Beitrag schließt mit der Aufstellung aktueller Forschungs-desiderate in diesem Kontext. Eine kritisch-konstruktive Weiterführung der angesto-ßenen Aspekte erfolgt im Rahmen der sich anschließenden vier Repliken. Im Gegensatz zu den weiteren Fachdidaktiken, die in diesem Band näher be-schrieben werden, wie etwa Englisch oder Religion, teilen die Sonderpädagogik und der Sachunterricht gleichermaßen das gemeinsame Schicksal, Disziplinen zu sein, unter denen sich weitere z.T. sehr divergierende Fachdisziplinen subsumieren. So fi r-mieren unter dem Dach der Sonderpädagogik mindestens sieben unterschiedliche Förderschwerpunkte, die aufgrund der Klientel, die sie vertreten, einen äußerst un-terschiedlichen Zugang zu den übergreifenden Lehrerfunktionen bzw. -kompetenzen wie Diagnostik, individuelle Förderung und Unterrichten in den letzten Jahrzehnten gewählt haben. Sachunterricht, der die Aufgabe verfolgt, Schülerinnen und Schüler im Grund-schulalter „darin zu unterstützen, ihre natürliche, kulturelle, soziale und technische Umwelt sachbezogen zu verstehen, sie sich auf der Grundlage bildungswirksam zu erschließen und sich darin zu orientieren, mitzuwirken und zu handeln“ (Gesell-schaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU), 2013), steht vor der anspruchsvol-len und komplexen Aufgabe, einerseits an die vor- und außerschulischen Wissensbe-stände, Kompetenzen, Interessen und Lernbedürfnisse der Lernenden anzuknüpfen, andererseits aber auch, eine Anschlussfähigkeit an die in den natur- und gesell-schaft swissenschaft lichen Bezugsdisziplinen des Sachunterrichts vorherrschenden Wissensbestände sowie die jeweiligen fachspezifi schen Denk-, Arbeits- und Hand-lungsweisen der Bezugsdisziplinen sicherzustellen. Doch was bedeutet dies für die Lehrerausbildung? Biologie, Chemie, Geogra-fi e, Geschichte, Ökonomie, Physik, Politik, Soziologie und Technik – müssen sich angehende Sachunterrichtslehrkräft e in all diesen Wissenschaft sdisziplinen aus- 50 Daniela Schmeinck & Thomas Hennemann kennen? Und damit nicht genug. Der aktuelle in Baden-Württemberg unterrichte-te Fächerverbund Mensch – Natur – Kultur bezieht neben den Natur- und Gesell-schaft s wissenschaft en auch noch die Fächer Bildende Kunst, Textiles Werken und Musik mit ein. „Wer von angehenden Lehrerinnen und Lehrern des Sachunterrichts ein Sachwissen erwartet, das sich über sechs wissenschaft liche Fachgebiete er-streckt, erhebt übertriebene Ansprüche. Aber genauso falsch wäre es, in Konsequenz dieser Einsicht auf den Bereich der wissenschaft lichen Fächer ganz zu verzichten und die Welt der Sachverhalte aus der Bildung von Sach-unterrichtslehrkräft en herauszunehmen.“ (Schreier, 2011, S. 39) Doch wie sieht nun eine kompetenzorientierte Lehrerbildung im Sachunterricht aus? Welche Kompetenzen benötigen angehende Sachunterrichtslehrkräft e für einen nachhaltig bildungswirksamen Sachunterricht? Auch die Diskussion um eine kompetenzorientierte Lehrerausbildung in der Son-derpädagogik wird einerseits historisch bedingt und aufgrund der stark ausdiff eren-zierten Förderschwerpunkte und andererseits gerade vor dem Hintergrund sich ver-ändernder Bildungssysteme im Hinblick auf die Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf sehr aktuell geführt (vgl. Lind-meier, 2013; Melzer & Hillenbrand, 2013). Wie sieht ein sich daran anschließendes Kompetenzprofi l zukünft iger Sonderpädagogen aus? Wird der Sonderpädagoge der Zukunft in inklusiven Settings überhaupt noch unterrichten müssen und wird da-her eine didaktisch-methodische Ausbildung eher obsolet? Werden nicht eher andere Kompetenzbereiche vom ihm erwartet, wie in hohem Maße Beratungskompetenzen, diagnostische Kompetenzen sowie Förderkompetenzen, die gezielte entwicklungs-fördernde, wirksame Trainings und Programme zumindest bei Lern- und Entwick-lungsstörungen umfassen? Welche Konsequenzen hat dies für eine zukünft ige kom-petenzorientierte Lehramtsausbildung von Sonderpädagogen? Der maßgebliche Bezugspunkt zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragen ist und bleibt das Kind bzw. der Jugendliche mit seinen individuellen Lernausgangsla-gen, dem damit verbundenen jeweiligen ggf. sonderpädagogischen Förderbedarf so-wie der fundamentalen Entscheidung über den bestmöglichen Lern- bzw. Förderort. 3.1 Kurzer geschichtlicher Abriss: Die Kompetenzdebatte innerhalb der Sonderpädagogik und innerhalb des Sachunterrichts Aufgrund der sehr stark divergierenden individuellen Lernausgangslagen der Schüle-rinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf und den daraus resultie-renden Konsequenzen in Form einerseits
Objektbeschreibung
Autor | Bresges, André [Herausgeber] u.a. |
Titel | Kompetenzen diskursiv |
Untertitel | terminologische, exemplarische und strukturelle Klärungen in der LehrerInnenbildung |
Übergeordneter Titel | LehrerInnenbildung gestalten ; 4 |
Bandangabe | Band 4 |
Ort/Verlag | Münster, New York : Waxmann |
Erscheinungsjahr | 2014 |
Katkey | 8060505 |
HBZ-ID | HT020103721 |
Katkey (Überordnung) | 8030372 |
HBZ-ID (Überordnung) | HT018731161 |
Typ | Image |
Dateiformat | image/jpg |
Rechteinformation | Rechte vorbehalten - Freier Zugang |
Beschreibung
Titel | |
Typ | Image |
Dateiformat | image/jpg |
Rechteinformation | Rechte vorbehalten - Freier Zugang |
Volltext | Kompetenzen diskursiv Terminologische, exemplarische und strukturelle Klärungen in der LehrerInnenbildung LEHRERINNENBILDUNG GESTALTEN André Bresges, Bernadette Dilger, Thomas Hennemann, Johannes König, Heike Lindner, Andreas Rohde, Daniela Schmeinck (Hrsg.) 4 BAND Z f L Zentrum für LehrerInnenbildung Kompetenzen diskursiv LEHRERINNENBILDUNG GESTALTEN Hrsg. vom Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität zu Köln Band 4 Wie die Schule so ist auch das Feld der (Aus-)Bildung von Lehrerinnen und Lehrern in Bewegung und in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess begriff en. Die Einsicht in die Heterogenität der Lernvoraussetzungen und Bildungsbedingungen auf Seiten der Schülerinnen und Schüler ist gestiegen und erfordert eine Organisation der (Aus-)Bil-dung, die fachliche, fachdidaktische und bildungswissenschaft liche Wissensbestandtei-le stärker aufeinander bezieht und zu einem professionellen Habitus zusammenbinden lässt. Damit verbunden ist die Notwendigkeit, die Praxisphasen als roten Faden über die Ausbildungsphasen hinweg zu gestalten und die Kooperation der unterschiedlichen Akteure der grundständigen Bildung, des Vorbereitungsdiensts und der Fortbildung zu stärken. Die seit langem bekannte Forderung nach einer gelingenden Th eorie-Praxis- Verzahnung ist in den letzten Jahren in eine neue Dynamik geraten und verlangt nach einem Ausbau wie auch neuen Akzentuierungen in der bildungswissenschaft lichen und fachdidaktischen Forschung, um Unterrichts- und Schulentwicklung zu begleiten und zu unterstützen. Die Reihe LEHRERINNENBILDUNG GESTALTEN setzt an diesem Entwicklungspro-zess an und präsentiert Beiträge, die die Herausforderung einer neuen und innovativen (Aus-)Bildung von Lehrerinnen und Lehrern aktiv aufgreifen und Impulse für deren weitere Entwicklung setzen. André Bresges, Bernadette Dilger, Th omas Hennemann, Johannes König, Heike Lindner, Andreas Rohde, Daniela Schmeinck (Hrsg.) Kompetenzen diskursiv Terminologische, exemplarische und strukturelle Klärungen in der LehrerInnenbildung Waxmann 2014 Münster New York LEHRERINNENBILDUNG GESTALTEN, Band 4 ISSN 2194-8429 Print-ISBN 978-3-8309-2970-3 E-Book-ISBN 978-3-8309-7970-8 © Waxmann Verlag GmbH, 2014 www.waxmann.com info@waxmann.com Umschlaggestaltung: Anne Breitenbach, Tübingen Satz: Stoddart Satz- und Layoutservice, Münster Druck: Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier, säurefrei gemäß ISO 9706 Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne schrift liche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Bibliografi sche Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Inhalt Vorwort ................................................................................................................................... 7 André Bresges, Bernadette Dilger, Th omas Hennemann, Johannes König, Heike Lindner, Andreas Rohde & Daniela Schmeinck 1 Einleitung ......................................................................................................................... 9 Teil I: Bildungswissenschaften Johannes König 2 Kompetenzen in der Lehrerbildung aus fächerübergreifender Perspektive der Bildungswissenschaft en ..................................................................... 17 Teil II: Sonderpädagogik und Sachunterricht Daniela Schmeinck & Th omas Hennemann 3 „Was sollen wir denn noch alles können?!“ Kompetenzen in der Lehrerbildung aus Sicht der Sonderpädagogik und des Sachunterrichts ................................................................................................ 49 Walter Kosack 4 Anmerkungen zum Problem der Wissenschaft sorientierung im Sachunterricht. Eine Replik auf Kapitel 3 ............................................................. 81 Hans-Peter Bergmann 5 Der neue Rahmen verändert das Bild Grundschulpädagogisch und sachunterrichtsdidaktisch relevante Lehrer(innen)kompetenzen im Kontext der Ganztagsschulentwicklung. Eine Replik auf Kapitel 3 .............................................. 87 Kerstin Ziemen 6 Replik aus Sicht des Förderschwerpunktes Geistige Entwicklung zum Beitrag „Was sollen wir denn noch alles können?!“ Kompetenzen in der Lehrerbildung aus Sicht der Sonderpädagogik und des Sachunterrichts ............... 96 Teil III: Sprachen und künstlerische Fächer Andreas Rohde 7 Sprachwissen, Sprachkönnen und deren Alltagstauglichkeit Zur Kompetenzorientierung in der Fremdsprachendidaktik ................................ 105 Anne Niessen & Jens Knigge 8 Kompetenzorientierung in der Musikpädagogik Eine Replik auf Kapitel 7 ............................................................................................. 121 Kirsten Schindler 9 Ein umstrittenes Konzept – Zur Kompetenzorientierung in der Deutschdidaktik. Eine Replik auf Kapitel 7 ....................................................... 127 6 Inhalt Teil IV: Mathematik und Naturwissenschaften Wilfried Plöger & Daniel Scholl 10 Analysekompetenz angehender und praktizierender Lehrpersonen .................... 137 André Bresges & Stefan Hoff mann 11 Kompetenzorientierte Lehrerbildung in großen Veranstaltungen – geht das? Replik zum Beitrag von Wilfried Plöger und Daniel Scholl .................................. 157 Teil V: Geisteswissenschaften Heike Lindner 12 „Kompetenzen diskursiv“: eine lösbare Herausforderung für die Fachdidaktik der Evangelischen Th eologie? ............................................................. 169 Th omas Nisters 13 Über einen Fall curricularer Ausfl aggung – oder: Ist der Kernlehrplan Philosophie NRW wirklich kompetenzorientiert? ......................... 184 Monika Tautz 14 Kompetenzorientierung in religiösen Lehr- und Lernprozessen – Konzepte und anstehende Aufgaben aus Sicht der katholischen Religionsdidaktik .................................................................................. 191 Teil VI: Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften Bernadette Dilger 15 Kompetenzen zwischen Handlungsanforderung und individueller Disposition – Kompetenzorientierung in der Didaktik der berufl ichen Bildung ..................................................................................................... 199 Birgit Weber 16 Integration der ökonomischen und politischen Fachperspektive in der Kompetenzorientierung der Didaktik der Sozialwissenschaft en .......................... 216 Dorothea Wiktorin 17 Integration von naturwissenschaft licher und gesellschaft licher Fachperspektive in der Kompetenzorientierung der Geographiedidaktik ......... 223 Teil VII: Schlussbetrachtung André Bresges 18 Ausblick – Schlussgedanken ....................................................................................... 233 Autorinnen und Autoren .................................................................................................... 236 Sachregister .......................................................................................................................... 244 Personenregister .................................................................................................................. 247 Vorwort LehrerInnenbildung kann als herausragendes Profi lelement der Universität zu Köln verstanden werden: Fast ein Drittel aller Studierenden streben einen Lehramtsab-schluss an. Der Kölner Universität ist es dabei wichtig, LehrerInnenbildung als fa-kultätsübergreifende und interdisziplinäre Aufgabe in Forschung und Lehre zu be-greifen und zu etablieren. Dies kommt mit Blick auf das neue Praxissemester, das im Zuge der Neuordnung der Lehrerbildung in NRW (LAGB, 2009) eingeführt wurde, besonders zum Tragen: In den seit Oktober 2010 laufenden Abstimmungsprozessen zur Gestaltung des Praxissemesters wird besonders deutlich, welche wichtige Rol-le die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Fachdidaktiken, Bildungswissenschaf-ten und Sonderpädagogik für eine fundierte (Neu-)Gestaltung der Lehramtsstudien-gänge einnimmt. In diesem Zusammenhang bietet sich das Th ema ‚Kompetenzen‘ einerseits wegen seines in sich interdisziplinären Charakters an und andererseits, weil mit dem Dis-kurs um Kompetenzorientierung ein großes theoretisches und praktisches Innovati-onspotential verbunden ist. Die Erwartungen, die mit einer kompetenzorientierten LehrerInnenbildung verknüpft werden, sind hoch: In der wissenschaft lichen Debat-te besteht weitestgehend Einigkeit darüber, dass eine konsequente Kompetenzorien-tierung zu einer grundsätzlich veränderten Sicht auf die LehrerInnenbildung führen wird. Der Kreis von sieben Herausgeberinnen und Herausgebern des vorliegenden Bandes, der sich aus allen vier LehrerInnen bildenden Fakultäten der Universität zu Köln zu-sammensetzt, leistet mit der Tagung „LehrerInnenbildung interdisziplinär und kom-petenzorientiert – Innovative Konzepte aus den Fachdidaktiken, der Sonderpädagogik und den Bildungswissenschaft en“, die im März 2014 in Köln stattfi ndet, einen wich-tigen Beitrag zu diesem Verständigungsprozess. Die Hochschulleitung und das Zen-trum für LehrerInnenbildung der Universität zu Köln begrüßen und unterstützen ganz ausdrücklich diese Initiative, die nicht nur einen wichtigen Impuls zu einschlä-gigen Diskursen leistet, sondern auch interdisziplinäre Kooperationen im Bereich der LehrerInnenbildung und ihrer Erforschung an der Universität zu Köln stärken möchte. Der hier vorliegende Tagungsband erscheint – anders als oft üblich – nicht im An-schluss an eine Tagung, sondern zur Unterstützung der Diskussion bereits im Vor-feld. Die vorliegenden Beiträge bilden inhaltlich den ersten Teil der Tagung ab, in dem der jeweils aktuelle Forschungsstand der Fachbereiche in verschiedenen fach-übergreifenden Sektionen aufgezeigt wird. Die Ergebnisse der Diskussionen und der 8 Vorwort Workshops, die sich verschiedenen Aspekten der Kompetenzdebatte widmen, wer-den in einem zweiten Band im Anschluss an die Tagung veröff entlicht. Wir danken allen Beteiligten sehr herzlich für ihr Engagement und ihre Beiträge. Besonderer Dank gilt Korinna Putscher und Dorothee Firmenich für die genaue Durchsicht der Manuskripte. Dem Verein „KölnAlumni – Freunde und Förderer der Universität zu Köln e.V.“ sei an dieser Stelle für die fi nanzielle Unterstützung des Ta-gungsbandes gedankt. Stefan Herzig (Prorektor für Studium und Lehre, Universität zu Köln) Myrle Dziak-Mahler (Geschäft sführerin, ZfL der Universität zu Köln) Gesine Boesken (Fakultätskoordinatorin, ZfL der Universität zu Köln) Claus Dahlmanns (Fakultätskoordinator, ZfL der Universität zu Köln) André Bresges, Bernadette Dilger, Thomas Hennemann, Johannes König, Heike Lindner, Andreas Rohde & Daniela Schmeinck 1 Einleitung Eine weitere Auseinandersetzung mit der Kompetenzorientierung im Handlungsfeld der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung, wie sie der vorliegende Band als erstes ‚Pro-dukt‘ einer Initiative der vier lehramtsausbildenden Fakultäten und dem Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität zu Köln darstellt, bietet Chancen und Gren-zen zugleich.1 Es besteht zunächst die Grenze des ‚Mehr-des-Gleichen‘ und ein weiterer Beitrag zur aktuellen Über- und Unterbestimmtheit des Begriff s Kompetenz. Die Überbe-stimmtheit entsteht, da sich in den letzten Jahren die Diskussion um Kompetenz-orientierung in allen Teilbildungssystemen potenziert hat und vielfältige Aspekte, Verständnisse, Ausrichtungen, Fragestellungen in diff erenzierender Art und Wei-se behandelt werden. Es scheint, dass ein ‚Konsens‘ über Kompetenz als Form der Zielbeschreibung über alle Teilbildungssysteme und die beteiligten Akteure hinweg getragen wird. Dieser Konsens zeigt sich jedoch schnell brüchig, wenn die einzel-nen Ansätze und Verständnisse miteinander verglichen und die Unterschiede deut-lich werden. Unterbestimmtheit ist zu attestieren, da die Diskussionen, obwohl diese in einzelnen Aspekten zur Kompetenzorientierung zwar festlegende und in sich kon-sistente Modelle entwickelt haben (z.B. die verschiedenen fachdidaktischen Kompe-tenzmodelle einzelner Disziplinen), noch deutlicher die zu bearbeitenden und bis-lang noch off enen Fragen in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken (z.B. zur Frage der Umsetzung von Kompetenzmodellen in Lehrplanstrukturen oder Unterrichtspla-nungsmodelle bis hin zu Erfassungs- und Bewertungsfragen von Kompetenzen). Die Diskussion um Kompetenzorientierung zeigt sich in den letzten Jahren nach einer eher grundsätzlichen Auseinandersetzung um die Legitimität und mögliche Konzepte durch vorgenommene Institutionalisierungen (z.B. durch die Entwicklung von Kompetenzmodellen oder auf Kompetenzmodellen basierenden Standards und deren Umsetzungen in curriculare Strukturen) geprägt. Die aktuelle Diskurspha-se lässt sich als ausdiff erenzierender und damit Einzelstränge betonender (sei es in Form von einzelnen fachlichen Perspektiven oder in Form der Auseinandersetzung um einzelne Kompetenzelemente) Abschnitt kennzeichnen. Aus unserer Sicht rückt damit jedoch wiederum der Bedarf an diskursiver Auseinandersetzung zwischen den einzelnen Strängen in den Mittelpunkt. Studierende und Vertreterinnen und Vertreter in der Lehramtsbezogenen Ausbil-dung sind von der Diskussion um Kompetenzorientierung in mindestens zweifacher Hinsicht betroff en. 1 Die Vielfalt der dabei genutzten Herangehensweisen schlägt sich auch in den unterschiedli-chen genderbezogenen Formulierungen nieder. Auch wenn nicht im Einzelfall und insbeson-dere bei Komposita beide Geschlechter explizit aufgenommen wurden, wird das andere Ge-schlecht implizit ebenso angesprochen. 10 André Bresges et al. a) Einerseits verändern sich durch und über die Kompetenzorientierung die Kon-zepte/ Diskussionslinien sowie Argumentationsweisen innerhalb der jeweili-gen Fachdidaktiken, der Sonderpädagogiken sowie der Bildungswissenschaft en. Durch die Kompetenzorientierung werden die jeweiligen Bildungsziele in verän-derter Form bestimmt und modelliert und es fi nden sich alternative Formen zur Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen (siehe z.B. die Formulierungen in der Entwicklung der nationalen Bildungsstandards, vgl. Klieme et al., 2003; oder ein-zelne Formulierungen der Bildungsstandards, z.B. KMK, 2004). Damit verändert sich über die Kompetenzorientierung im Kern der Gegenstandsbereich der fach-didaktischen, sonderpädagogischen und bildungswissenschaft lichen Auseinander-setzung. Diese Veränderungen stellen sich bislang als Diskussionen innerhalb des jeweils einzelnen disziplinär geprägten Zugangs isoliert, jedoch in der Binnen-sicht bereits kontrovers und jenseits von geklärten Positionen dar. Die vorhan-dene Aufmerksamkeit und Ressourcen wurden in den letzten Jahren in Bezug auf Kompetenzorientierung stark disziplinär gebündelt. Im Vordergrund der Be-mühungen stehen die Modellierungen von Kompetenzen in der jeweiligen fach-lichen Disziplin oder die Modellierung einzelner querliegender Teilkompetenzen. Die Fragen nach der Anschlussfähigkeit zwischen den einzelnen Kompetenzzu-gängen, den Gemeinsamkeiten aber auch Diff erenzen zwischen Kompetenzver-ständnissen unterschiedlicher Disziplinen wird bisher nicht ausreichend explizit geführt. Genau diese verbindenden und abgrenzenden Fragestellungen treff en je-doch auf die Studierenden in den lehramtsbezogenen Studiengängen, da sie mit den verschiedenen Überlegungen in ihren Kombinationen aus Unterrichtsfä-chern, Lernbereichen, berufl ichen Fachrichtungen, Sonderpädagogiken sowie den Bildungswissenschaft en faktisch konfrontiert werden. b) Andererseits wird die Ausbildung von zukünft igen Lehrerinnen und Lehrern aller Schulformen unter das Paradigma der Kompetenzorientierung gestellt. Mit der Einführung der Standards für die Bildungswissenschaft en (vgl. KMK, 2004) sowie den fachwissenschaft lichen und fachdidaktischen Standards (vgl. KMK, 2008) un-terliegt das Ausbildungssystem für Lehrkräft e als Teilbildungssystem den gleichen kontroversen Diskussionslinien in der Frage der Legitimation, der Modellierung und der Förder- und Bewertungsansätze. Hier bleibt z.B. zu fragen, welche Er-kenntnisse der Grundlagenforschung aus den beteiligten Disziplinen bislang vor-liegen und welche Desiderata die zukünft ige Forschung bestimmen wird. Mit der aufgenommenen Initiative wollen die Herausgeberinnen und Herausgeber den interdisziplinären Austausch und die Diskussion zwischen den Fachdidaktiken, den Sonderpädagogiken und den Bildungswissenschaft en weiter öff nen und inten-sivieren. Eine stärkere interdisziplinäre Auseinandersetzung bedarf zunächst einer stärkeren Transparenz zu den relativ disziplinär geschlossenen Verständnissen, da-mit eine Basis für die wechselseitigen Austauschbemühungen gelegt werden kann. Mit dem vorliegenden Band und der im Frühjahr 2014 stattfi ndenden Tagung soll ein Forum für die Auseinandersetzung über die jeweilige disziplinäre Grenze hin-weg etabliert werden. Wir sehen den Bedarf und die Erfordernis, einen Austausch Einleitung 11 über die sich entwickelnden einzelnen Positionen zu verstärken, um in wechselseiti-ger Transparenz eine Grundlage für die Entwicklung von disziplinär übergreifenden Fragestellungen zum einen, zum anderen um ein verbessertes Verständnis von erfor-derlichen Besonderheiten einzelner Disziplinen und vorhandenen Gemeinsamkeiten zwischen den Disziplinen zu entwickeln. Wir verstehen die von uns initiierte Tagung und die Publikationen, die hierzu entstehen, dabei als Meilensteine eines Prozesses, der erst am Anfang steht. Aus dem Prozessverlauf werden sich zunächst aus unserer Sicht auch eher mehr Fragen und Aufgaben entwickeln, als dass wir bereits an einem Punkt angelangt wären, Positio-nen vorschnell zu schließen und bilanzierende Lösungen anzubieten. Mit dem ersten Band nehmen wir die einzelnen disziplinären Zugänge zur Kom-petenzorientierung auf und stellen in disziplin-affi nen Clustern die jeweilige Sicht-und Diskussionsweise der Gruppe dar. Diese weiterhin stärker disziplinär orientierte Perspektive wurde mit der Intention erarbeitet, dass über vergleichbare Darstellungs-elemente die einzelne Sichtweise mit Blick auf die anderen Perspektiven auch von Vertreterinnen und Vertretern anderer Fachdidaktiken, Sonderpädagogiken und der Bildungswissenschaft en zugänglich gemacht werden können. Dazu werden ge-schichtliche Entwicklungslinien und Einordnungen der Diskussion um Kompetenz-orientierung, das Verständnis von Kompetenz, entwickelte Kompetenzmodelle, die Umsetzung in Steuerungsinstrumente wie z.B. curriculare Strukturen oder Kompe-tenzerfassungsverfahren, der Stand der Diskussionslinien, praktische Umsetzungen sowie weitergehende Forschungsfragen in den Beiträgen aufgenommen. Beginnend wird in die Kompetenzorientierung in der Lehrer- und Lehrerinnenbildung aus Sicht der Bildungswissenschaft en eingeführt. In den Clustern Sonderpädagogik und Sach-unterricht, Sprachen und künstlerische Fächer, Mathematik und Naturwissenschaf-ten, Geisteswissenschaft en, Gesellschaft s- und Wirtschaft swissenschaft en wurden mit Hilfe von Impulsbeiträgen einzelne Perspektiven innerhalb der Cluster als Ausgangs-punkte aufgenommen. Diese werden mit Repliken aus weiteren affi nen Bereichen konfrontiert und daraus erweitert sich der Blick zunächst. In einer Schlussbetrach-tung werden sich ergebende Fragestellungen und erste Aufgabenstellungen quer zu den Beiträgen abgeleitet. Johannes König setzt sich in seinem Beitrag ‚Kompetenzen in der Lehrerbildung aus fächerübergreifender Perspektive der Bildungswissenschaft en‘ mit den von Lehr-kräft en für ihre Handlungsfelder erforderlichen Kompetenzen auseinander und zeigt anhand verschiedener internationaler und nationaler Studien auf, wie versucht wird, die erforderlichen Kompetenzen sowohl zu modellieren als auch empirisch erfassen zu können. Damit stellt er die kontroverse Auseinandersetzung mit der Kompetenz-orientierung auf der Ebene der Lehrerbildung in den Mittelpunkt seines Beitrages. Sein Beitrag reicht jedoch über die grundlegenden Diskussionspunkte zur Kompe-tenzorientierung weit in die Diskussion der Kompetenzorientierung zu Bildungszie-len von Schülerinnen und Schülern hinein. Im ersten Cluster Sonderpädagogik und Sachunterricht stellen Daniela Schmeinck und Th omas Hennemann aus den beiden Perspektiven die Diskussion zu Kompetenz-orientierung mit einer Betonung der Kompetenzen von Lehrkräft en unter dem Titel 12 André Bresges et al. ‚Was sollen wir denn noch alles können?!‘ dar. In dem Impulsbeitrag zeigt sich da-bei die für die beiden Disziplinen Sonderpädagogik und Sachunterricht besonde-re Herausforderung der fächerübergreifenden bzw. multidisziplinären Verankerung der Kompetenzorientierung und dazu vorhandene Umsetzungsansätze. Die Replik aus dem Bereich des Förderschwerpunktes Geistige Entwicklung von Kerstin Ziemen stellt dazu die didaktischen Prinzipien für die Gestaltung von kompetenzorientier-tem Unterricht heraus. Der Beitrag aus der Didaktik des Sachunterrichts von Walter Kosack bearbeitet das Spannungsverhältnis von Wissenschaft sorientierung und Le-bensweltbezug, der über die Kompetenzorientierung eine erneute Auseinanderset-zung erfährt. Aus der grundschul- und sachunterrichtsdidaktischen Perspektive von Hans-Peter Bergmann wird dabei deutlich, dass Kompetenzorientierung eine verän-derte Verschränkung von formalen und informellen Bildungsphasen adressiert. Fremdsprachen und künstlerische Fächer stellen das zweite Cluster dar. In dem Beitrag zur Fremdsprachendidaktik stellt Andreas Rohde die Auseinandersetzung um Kompetenzorientierung als Referenz für Bildungsziele der Schülerinnen und Schü-ler in den Mittelpunkt. In seiner Darstellung weist er darauf hin, dass bedingt durch den Anspruch von empirischer Erfassbarkeit eine Tendenz zur analytischen Tren-nung einzelner Kompetenzkomponenten sichtbar wird, dem jedoch der Komplexi-tätsanspruch der Kompetenzorientierung entgegensteht. Die Umsetzung in kom-plexen Aufgaben zur Entwicklung und zur Überprüfung von Kompetenz stellen die besonderen zukünft igen Herausforderungen für die Fachdidaktik der Fremdsprachen dar. Die Perspektive der Musikdidaktik wird durch die Replik von Anne Niessen und Jens Knigge eingebracht. Sie stellen ein Projekt zur Modellierung von Teilkompeten-zen in der Musik dar und greifen die Schwierigkeit des Zusammenwirkens von Teil-komponenten zum Gesamtkomplex der Kompetenz auf. Dieser Aspekt zeigt sich in der von Kirsten Schindler verfassten Darstellung aus Sicht der Deutschdidaktik, in-dem sie in besonderer Weise das Verhältnis von Kompetenz zu Wissen diskutiert. Der Teil IV ist dem Cluster Mathematik und Naturwissenschaft en gewidmet. In dem impulsgebenden Aufsatz von Wilfried Plöger und Daniel Scholl zu ‚Analysekom-petenz angehender und praktizierender Lehrpersonen‘ bearbeiten sie eine Teilkompe-tenz von Lehrerinnen und Lehrern und zeigen über die Ergebnisse eines Forschungs-projektes die Diff erenzen entlang verschiedener berufsbiographischer Stationen in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung (Studium, Vorbereitungsdienst, Lehrkräft e, Se-minarlehrerinnen und -lehrer). Sie fokussieren in ihrem Beitrag auf die Analyse-kompetenz von Lehrenden in Bezug auf die didaktische Gestaltung von Unterricht. Sie können aufzeigen, dass sich diese im Verlauf der berufsbiographischen Entwick-lungsmöglichkeiten in der Wahrnehmungskomplexität erweitert und dass Fach- und fachdidaktische Kompetenzen zur allgemeinen Analysekompetenz ein genuines Ele-ment darstellen. Mit der Entgegnung von Stefan Hoff mann und André Bresges unter dem Titel ‚Kompetenzorientierte Lehrerbildung in großen Veranstaltungen – geht das?‘ greifen die beiden Autoren die Herausforderungen, die sich durch die Kompetenz-orientierung in den Naturwissenschaft en für die Lehrerbildung in besonderer Weise in der Analysekompetenz ergeben, auf und zeigen anhand des Projekts ‚Learning by Teaching‘, wie der Verschränkung von fachlicher, fachdidaktischer und allgemeindi- Einleitung 13 daktischer Kompetenzentwicklung bei Studienanfängern des Physiklehramtes begeg-net werden kann. Evangelische, katholische Th eologie und ihre Religionsdidaktiken sowie Philoso-phie stellen die Sichtweisen im Cluster Geisteswissenschaft en dar. Der einleitende Beitrag von Heike Lindner ‚Kompetenzen diskursiv – eine lösbare Herausforderung für die Fachdidaktik der Evangelischen Th eologie?‘ widmet sich dabei in besonderer Weise der Auseinandersetzung von Kompetenz und Bildungsansprüchen und der Schwie-rigkeit einer Verengung des Kompetenzbegriff es auf die kognitive Rationalität und die damit verbundene Vernachlässigung der Dimensionen Emotion und Habitus so-wie deren Wechselwirkungen. In ihrer Darstellung der Diskussion um Kompetenz-orientierung in der evangelischen Religionsdidaktik zeigt die Autorin die Breite der bereits erfolgten Aufnahme von Kompetenzorientierung in verschiedenen didakti-schen Ansätzen und Ordnungsgrundlagen auf. Mit der Replik aus der Philosophie zeigt Th omas Nisters anhand einer Analyse des Kernlehrplans Philosophie auf, dass sich hinter den Oberfl ächenstrukturen und den expliziten Verweisen auf die Kompe-tenzorientierung in den Tiefenstrukturen alternative, weiterhin an Inhaltskomplexen orientierte steuernde Vorgaben verbergen, die das Spannungsfeld Inhalte und intel-lektuelle Vorgänge als Kompetenzerwerbspotentiale einerseits versus Inhalte und in-tellektuelle Vorgänge als Modellierung von Kompetenzen und damit wiederum im Sinne einer auf kognitive Rationalität beschränkenden Form andererseits aufzeigen. Der Beitrag von Monika Tautz aus der katholischen Religionsdidaktik greift die Aus-einandersetzung von Bildung und Kompetenz ebenfalls auf und zeigt entlang der Entwicklungsphasen des kompetenzorientierten Arbeitens die verschiedenen Institu-tionalisierungsgrade dieser Auseinandersetzung auf. Sie sieht in der Gestaltung von entwicklungsfördernden Aufgabenstellungen einen Ansatzpunkt zur Integration von Inhalt und Kompetenz sowie von Kompetenzorientierung und Bildungsanspruch, den es sowohl für die Unterrichtsebene mit Schülerinnen und Schülern als auch in der Lehrer- und Lehrerinnenausbildung umzusetzen gilt. Mit dem Cluster Gesellschaft s- und Wirtschaft swissenschaft en werden die Sicht-weisen der berufl ichen Bildung, der Sozialwissenschaft en sowie der Geographie aufgenommen. Im Impulsbeitrag von Bernadette Dilger zu ‚Kompetenzen zwischen Handlungsanforderung und individueller Disposition‘ werden die heterogenen Ver-ständnisse von Kompetenz in der berufl ichen Bildung aufgezeigt und insbesonde-re die Zugänge zur Kompetenzmodellierung über die situative Anforderung oder die individuelle Handlungsvoraussetzung thematisiert. Die Umsetzung in curricula-re Ordnungsmittel und didaktische Modelle in der berufl ichen Bildung zeigen dabei verschiedene Formen der Verschränkung zwischen diesen beiden Polen auf. Die He-rausforderungen werden in besonderer Weise in der Entwicklung von Aufgaben und der empirischen Messbarkeit gesehen. Birgit Weber greift in ihrem Beitrag die Frage-stellung der Integration verschiedener fachlicher Perspektiven auf und bearbeitet die verschiedenen Zugänge zur Kompetenzorientierung in der ökonomischen und poli-tischen Bildung für die Sozialwissenschaft en. In dem Beitrag aus der Geographiedi-daktik von Dorothea Wiktorin zeigt sich ebenfalls die Integrationsfrage zwischen den Natur- und Gesellschaft swissenschaft en in der Modellierung von Kompetenzen. 14 André Bresges et al. Mit dem vorliegenden Band wollen die Autorinnen – selbstverständlich wird, auch wenn dies nicht in jedem Fall explizit benannt wird, das jeweils andere Ge-schlecht, in diesem Falle die Autoren, mitgedacht – die Diskussion um die Kom-petenzorientierung über die disziplinären Grenzen hinweg intensivieren. Die jeweils einzelnen Perspektiven zu verschränken birgt aus unserer Sicht, neben den Fragen nach den Gemeinsamkeiten und Spezifi ka, insbesondere auch die Fragen nach An-schlussfähigkeiten und Abgrenzungsbedarf und führt zu weiteren Überlegungen in der Koordination und Kooperation zwischen den Fachdidaktiken, den Sonderpä-dagogiken und den Bildungswissenschaft en in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Wir freuen uns auf die Fortführung und Intensivierung der angestoßenen Diskussi-onen und hoff en auf diskursive Kompetenzentwicklung bei den Vertreterinnen und Vertretern der LehrerInnenbildung, den Studierenden in den lehramtsbezogenen Studiengängen und darüber hinaus bei den zukünft igen Schülerinnen und Schülern. Literatur Klieme, E., Avenarius, H., Blum, W., Döbrich, P., Gruber, H., Prenzel, M., Reiss, K., Ri-quarts, K., Rost, J., Tenorth, H.E. & Vollmer, H. J. (Hrsg.) (2003). Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. Eine Expertise. Bildungsforschung Band 1. Bonn/Ber-lin: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Referat Bildungsfor-schung. KMK (2004). Bildungsstandards für die erste Fremdsprache (Englisch/Französisch) für den mittleren Bildungsabschluss (Jahrgangsstufe 10). Verfügbar unter: http://www.kmk. org/fi leadmin/veroeff entlichungen_beschluesse/2003/2003_12_04-BS-erste-Fremd sprache.pdf [22.11.2013]. KMK (2004). Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaft en. Beschluss der Kul-tusministerkonferenz vom 16. Dezember 2004. Verfügbar unter: http://www.kmk. org/fi leadmin/veroeff entlichungen_beschluesse/2004/2004_12_16-Standards-Lehrer bildung.pdf [22.11.2013]. KMK (2008). Ländergemeinsame inhaltliche Anforderungen für die Fachwissenschaft en und Fachdidaktiken in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Beschluss der Kultusmi-nisterkonferenz vom 16. Oktober 2008. Verfügbar unter: http://www.kmk.org/fi lead min/veroeff entlichungen_beschluesse/2008/2008_10_16_Fachprofi le-Lehrerbildung. pdf [22.11.2013]. Teil I: Bildungswissenschaften Abstract Der Beitrag fokussiert auf fächerübergreifende, pädagogische Kompetenzen als Gegen-stand der bildungswissenschaft lichen Lehrerbildung. Dabei wird ein kurzer geschicht-licher Abriss zur Kompetenzdebatte innerhalb der Bildungswissenschaft en mit Bezug auf gegenwärtige Entwicklungslinien der Lehrerbildung gegeben und die Defi nition des Kompetenzbegriff s, wie er aktuell in den Bildungswissenschaft en verwendet wird, über-blicksartig erläutert. Ferner werden Kompetenzmodelle der Bildungswissenschaft en zu-sammenfassend angesprochen. Schwerpunktartig werden Ausprägungen und Strukturen am Beispiel pädagogischer Lehrerkompetenzen beschrieben, wobei auch auf methodi-sche Unterscheidungen bei der Messung eingegangen wird. Es folgen Einblicke in den Stand der gegenwärtigen Diskussion der Kompetenzorientierung in den Bildungswis-senschaft en, einschließlich der Darstellung kontroverser Positionen. Auf praktische Um-setzungsbeispiele wird exemplarisch eingegangen und Forschungsdesiderata werden an-gesprochen. Johannes König 2 Kompetenzen in der Lehrerbildung aus fächerübergreifender Perspektive der Bildungswissenschaften Einleitung In den vergangenen Jahren sind Kompetenzen verstärkt in den Mittelpunkt von bil-dungswissenschaft licher Forschung und pädagogischer Praxis gerückt. Vor allem die Messung von Schülerkompetenzen ist innerhalb der vergangenen zehn bis fünfzehn Jahre zu einem äußerst prominenten Untersuchungsgegenstand der empirischen Bil-dungsforschung avanciert. Schulleistungsstudien, Vergleichsarbeiten oder zentrale Abschlussprüfungen stellen auf der Schülerebene Daten bereit, die umfassend über Ergebnisse institutionalisierter Lehr-Lern-Prozesse in Schule und Unterricht infor-mieren. Im Gegensatz dazu ist die – vor allem empirische – Untersuchung der Kom-petenzen von Lehrern in Hinblick auf ihre Bedeutung für Schule und Unterricht noch ein junges Forschungsfeld, das jedoch in stark zunehmender Weise bearbei-tet wird. Fragt man nach der Bedeutung von „Kompetenzen in der Lehrerbildung aus fä-cherübergreifender Perspektive der Bildungswissenschaft en“, dann lassen sich zumin-dest zwei Betrachtungsweisen erkennen: • Kompetenzen als Lerngegenstand bzw. curricularer Inhalt (z.B. Th ematisierung von „Kompetenzorientierung im Schulunterricht“ oder „Kompetenzmessung im Rahmen von Vergleichsarbeiten“ aus fächerübergreifender Sicht im Rahmen von universitären Lehrveranstaltungen) und • Kompetenzen von Lehrern, die im Rahmen der bildungswissenschaft lichen Leh-rerausbildung gelehrt und erworben werden sollen. Im vorliegenden Kapitel werden beide Betrachtungsweisen gedanklich berücksich-tigt. Fokussiert wird jedoch auf die fächerübergreifenden, pädagogischen Kompeten-zen von angehenden wie berufstätigen Lehrern. Dabei wird ein kurzer geschichtli-cher Abriss zur Kompetenzdebatte innerhalb der Bildungswissenschaft en mit Bezug auf gegenwärtige Entwicklungslinien der Lehrerbildung gegeben und die Defi niti-on des Kompetenzbegriff s, wie er aktuell in den Bildungswissenschaft en verwendet wird, überblicksartig erläutert. Ferner werden Kompetenzmodelle der Bildungswis-senschaft en zusammenfassend angesprochen. Schwerpunktartig werden Ausprägun-gen und Strukturen am Beispiel pädagogischer Lehrerkompetenzen beschrieben, wo-bei auch auf methodische Unterscheidungen bei der Messung eingegangen wird. Es folgen Einblicke in den Stand der gegenwärtigen Diskussion der Kompetenzorien-tierung in den Bildungswissenschaft en, einschließlich der Darstellung kontroverser Positionen. Auf praktische Umsetzungsbeispiele wird exemplarisch eingegangen und Forschungsdesiderata werden angesprochen. 18 Johannes König 2.1 Kurzer geschichtlicher Abriss: Die Kompetenzdebatte innerhalb der Bildungswissenschaften Die Kompetenzdebatte innerhalb der Bildungswissenschaft en beschränkt sich nicht allein auf die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler. In den vergangenen Jahren ist eine Zunahme an Publikations- und Forschungsaktivitäten zum Th emenkomplex „Lehrerkompetenzen“ zu verzeichnen, einhergehend mit der verstärkten Bereitstel-lung von Fördermitteln (vgl. König, 2010). Lehrkräft e – angehende wie berufstäti-ge – stellen heute im deutschsprachigen Raum eine der wichtigsten Zielgruppen bil-dungswissenschaft licher Forschung dar ( König & Blömeke, 2012a). In der Tat erfährt die Lehrkraft aus wissenschaft licher Sicht eine herausgehobe-ne Bedeutung für die Gestaltung von Schule und Unterricht. Einen modellhaft en Zu-gang ermöglichen elaborierte Modelle der empirischen Schul- und Unterrichtsfor-schung (vgl. z.B. Slavin, 1994; Ditton, 2000; Helmke, 2010). Beispielhaft dafür ist das Angebots-Nutzungs-Modell von Helmke (2010), welches die Bedeutung der Lehrper-son für die Qualität des Unterrichts systematisiert. Zwar ist – unter der Vielzahl der Faktoren, die die Leistungen der Schülerinnen und Schüler im Allgemeinen beein-fl ussen können (z.B. ihr sozio-ökonomischer Status oder ihre Intelligenz) – der Ein-fl uss der Lehrperson als eher klein zu bezeichnen; werden jedoch in so genannten value-added-Untersuchungen für eine gegebene Schülergruppe allein solche Bedin-gungsfaktoren in den Blick genommen, die im Wirkungsbereich von Schule und ih-rer Organisation liegen und die veränderbar sind, so kommt Lehrkräft en ein zen-traler Stellenwert zu (vgl. Bromme, 1997; Darling-Hammond, 2000; Ditton, 2000; Lipowsky, 2006, im Überblick). Meta-Analysen zeigen sogar, dass Leistungsunter-schiede von Schülerinnen und Schülern durch das Wissen, das Handeln sowie die Einstellungen ihrer Lehrkräft e immerhin zu 30 Prozent erklärt werden können ( Hat-tie, 2003). Auch auf leistungsnahe Persönlichkeitsmerkmale der Schülerinnen und Schüler haben Lehrkräft e – zumindest im Erleben von Heranwachsenden – einen bedeutsamen Einfl uss ( König, Wagner & Valtin, 2011). Diese theoretisch fundierte und empirisch begründete Argumentation der Schul-und Unterrichtsforschung für den Stellenwert von Lehrkräft en wird insbesondere dann brisant, wenn die in einem Bildungssystem erwünschten Erträge (outcomes) insgesamt unzufriedenstellend oder nur mäßig ausfallen – wie die großen interna-tionalen Vergleichsstudien PISA, TIMSS, IGLU für den Bereich der Schulleistung in den vergangenen Jahren mehrfach belegten. Denn solch ein Zeugnis für das Hal-ten von Schule und Unterricht verlangt nach Erklärungen und möglichen Maßnah-men, welche ergriff en werden können, um Verbesserungen zu erreichen. Obwohl mit berufstätigen Lehrern als die „pädagogischen Akteure“ ( Fend, 2008) in Schule und Unterricht ein wichtiger Begründungszusammenhang angesprochen wird, ist es je-doch nicht nur das Lehrpersonal an sich, das in den Mittelpunkt der Aufmerksam-keit rückt. Eng verknüpft mit der Qualität von Lehrkräft en in Schule und Unterricht ist ihre Qualifi zierung zu sehen – also ihre Aus-, Fort- und Weiterbildung. Im Prin-zip geht es dabei um die Annahme einer Wirkungskette, die in den entsprechenden Kompetenzen in der Lehrerbildung 19 Bereichen des Bildungssystems implizit enthalten und der Institutionalisierung der Lehrerbildung seit ihrem Bestehen schon immer zugrunde gelegt worden ist: Eine hochwertige (Aus-)Bildung von Lehrkräft en – so die Vermutung – wirkt sich positiv auf ihre Qualifi kation und Professionalisierung aus, ihr professionelles Handeln er-möglicht „guten“ Unterricht, von dem die Schüler profi tieren – und zwar nicht nur in Bezug auf ihre Fachleistungen, sondern auch hinsichtlich ihrer Persönlichkeits-entwicklung. Diese Wirkungskette wird häufi g zusammenfassend mit den Stichwör-tern Lehrerausbildung – Lehrerhandeln – Schülerleistung angesprochen (z.B. Darling- Hammond, 2000; Blömeke, 2005; Lipowsky, 2006; Terhart, 2012). Empirische Belege, die die Funktionsweise dieser Wirkungskette in ihrer Komplexität gesamthaft aufzei-gen könnten, liegen allerdings nicht vor. Und selbst für die einzelnen Glieder dieser Kette, innerhalb derer sich viele substanzielle Fragestellungen ergeben, ist die empi-rische Forschungslage defi zitär oder zumindest ergänzungsbedürft ig (vgl. Baumert & Kunter, 2006, 2011a). In Deutschland fi nden institutionalisierte Angebote und Lehr-Lern-Prozesse zur Qualifi zierung von Lehrkräft en vor allem in der ersten und zweiten Phase der Leh-rerbildung statt, d.h. hauptsächlich im Rahmen der Lehrerausbildung. Lehrerfort-und -weiterbildung als die dritte Phase der Lehrerbildung sind der Lehrerausbildung dagegen nachgeordnet ( König & Blömeke, 2013): Fortbildungsmaßnahmen sind in der Regel nicht mit berufl ichen Berechtigungen verbunden und werden daher nicht mit Prüfungen abgeschlossen oder durch Zeugnisse attestiert (Daschner, 2004). So ist es nachvollziehbar, wenn auch kritisierbar, dass auf die Frage nach Erhöhung der Lehrerqualität und der stärkeren Professionalisierung von Lehrkräft en mit re-lativ großer Selbstverständlichkeit Antworten im Bereich der Lehrerausbildung ge-sucht werden. Die Aufmerksamkeit, welche vor dem Hintergrund des Abschneidens in internationalen Schulleistungsvergleichen für Lehrende in Schule und Unterricht entsteht, richtet sich somit nicht nur auf berufstätige Lehrpersonen, sondern auch – oder sogar verstärkt – auf die Qualität ihrer Ausbildung. Die Lehrerausbildung sieht sich derzeit jedoch nicht nur mit diesem erhöhten Anspruch konfrontiert. Auch im Vordergrund steht die Entwicklung von einer in-put- zu einer output-Orientierung bzw. der Ergänzung einer input- um eine output- Orientierung, die in den vergangenen Jahren global Bildungssysteme, national wie international, erfasst und auch vor der Lehrerausbildung nicht Halt macht. Im Zuge der Bologna-Reform gewinnt das Prinzip der Rechenschaft slegung (accountability) einen zunehmend wichtigeren Stellenwert (HRK, 2007; König & Blömeke, 2013). Kennzeichen sind unter anderem die neuen Studienabschlüsse (BA/MA), die Akkre-ditierung von Studiengängen sowie die Formulierung von Standards für die Lehrer-bildung ( KMK, 2004a; 2008). Gleichzeitig erhalten Universitäten größere Autonomie (z.B. in fi nanziellen, per-sonellen, curricularen Entscheidungen; vgl. König & Blömeke, 2013) – mit der Kon-sequenz, dass „die curriculare Vielfalt (…) in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland wohl noch nie größer war als zurzeit“ ( König & Blömeke, 2010a, S. 52). Während vielfach unklar bleibt, wie weit die Handlungsspielräume gefasst werden sollen, besteht ein gewisser Konsens darin, dass die Erweiterung von Handlungs- 20 Johannes König spielräumen auf institutioneller Ebene mit entsprechenden Evaluationsprogrammen begleitet werden sollten – wie es auch bei Prozessen der Akkreditierung und Re-chenschaft slegung beabsichtigt wird bzw. festgelegt ist (vgl. König & Blömeke, 2013). Die Formulierung von Standards für die Lehrerbildung durch die Kultusminister-konferenz ( KMK, 2004a, 2008) kann als ein erster Schritt betrachtet werden. In der ersten Phase der Lehrerausbildung lassen sich weitere Schritte dieses Richtungswan-dels beobachten, etwa wenn Universitäten die Gestaltung von Studiengängen an den Standards orientieren (vgl. weiterführend König, 2010) oder wenn etwa die mithilfe der Standards defi nierten Curricula der Lehrerausbildung mit Kompetenzmessungen begleitet werden, um zum Beispiel neue Strukturen und Organisationsformen der Lehrerausbildung wissenschaft lich zu evaluieren. 2.2 Klärung des Begriff s „Kompetenz“ aus Sicht der Bildungswissenschaften Es lassen sich verschiedene Traditionen unterscheiden, auf die die Verwendung des Kompetenzbegriff s zurückgeführt werden kann (für einen Überblick vgl. Klieme & Hartig, 2007). In den vergangenen Jahren hat der Psychologe Franz Emanuel Wei-nert (2001) die Defi nition des Kompetenzbegriff s stark geprägt. Er versteht darunter „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaft en und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nut-zen zu können“ (ebd., S. 27f.). Im Kontext aktueller empirischer Forschung zur Modellierung und Messung von Kompetenzen wurde die Defi nition von Weinert aufgegriff en und spezifi ziert. Dort werden Kompetenzen als „kontextspezifi sche kognitive Leistungsdispositionen, die sich funktional auf Situationen und Anforderungen in bestimmten Domänen beziehen“ ( Klieme & Leutner, 2006, S. 879), defi niert. Diese Defi nition enthält wesentliche As-pekte funktional-pragmatischer Kompetenzkonzepte der Psychologie und knüpft an erziehungswissenschaft liche Diskussionen zu Kompetenzen der vergangenen Jahr-zehnte an. Wesentliche Aspekte sind dabei (vgl. Weinert, 2001; Hartig & Klieme, 2006): • Kontextspezifi tät und Erlernbarkeit: Kompetenzen werden als Leistungsdisposi-tionen defi niert, die kontextspezifi sch und erlernbar sind. Aufgrund ihrer Kon-textabhängigkeit wird der Aufb au von Kompetenzen als Ergebnis von Lernprozes-sen erachtet, in welchen sich das Individuum mit seiner Umwelt auseinandersetzt. Kompetenzen zeichnen sich also dadurch aus, dass sie bereichsspezifi sch und nicht generisch sind. • Anforderungsbezug: Durch die Forderung zu stärkerer Lebensnähe und Kontextab-hängigkeit menschlichen Handelns kommt zur Defi nition hinzu, dass Kompeten-zen durch Erfahrung in bedeutsamen Anforderungssituationen erworben werden. Kompetenzen in der Lehrerbildung 21 Wie Kompetenzen zu strukturieren sind, hängt deshalb von Situationen und An-forderungen ab, die typisch für den spezifi schen Bereich sind und die es zu be-wältigen gilt. Das bedeutet, dass die Defi nition eines Kompetenzbereichs oder die Defi nition von Teilbereichen einer Kompetenz an den Inhalten, den zentralen Aufgaben sowie den Lösungen, die für die erfolgreiche Bewältigung von Anforde-rungen dieser zentralen Aufgaben nötig sind, ausgerichtet ist. • Eingrenzung auf Leistungsdispositionen: Damit grenzt sich die Defi nition von ei-nem breiteren Verständnis des Kompetenzbegriff s ab, der nicht nur kognitive Fä-higkeiten, sondern auch Komponenten der Selbstregulation, sozial-kommunikati-ver Fähigkeiten und motivationale Orientierungen umfasst. Daneben fi ndet sich in der deutschsprachigen erziehungswissenschaft lichen For-schung auch die Verwendung eines breiter angelegten Kompetenzbegriff s, der auf die Arbeiten von Roth (1971) zurückgeht und der „am Ideal einer umfassenden Handlungsfähigkeit und Mündigkeit orientiert ist und in Sach-, Selbst- und Sozi-alkompetenzen untergliedert wird“ (Jude & Klieme, 2008, S. 9). Hier knüpfen For-schungsarbeiten an, die über eine eher eng gefasste fachlich-kognitiv ausgerichtete Kompetenzmessung hinausgehen und beispielsweise auf überfachliche Kompetenzen oder nicht-kognitive Kompetenzbereiche wie soziale oder interkulturell-kommuni-kative Kompetenzen fokussieren (vgl. die Arbeiten in Jude, Hartig & Klieme, 2008). Vor allem auf der Ebene von Schülerinnen und Schülern ist der fachlich-kogni-tiv ausgerichtete Bereich der Kompetenzmessung in der aktuellen empirischen Bil-dungsforschung prominent (vgl. König, Wagner & Valtin, 2011) und dürft e derzeit die größten Implikationen für die pädagogische Praxis mit sich bringen. Auf Ebene der Lehrer werden dagegen aktuell von der empirischen Bildungsforschung generi-sche Modelle professioneller Kompetenz genutzt, die sowohl kognitive als auch moti-vational- aff ektive Bereiche berücksichtigen (vgl. Abschnitt 2.3). 2.3 Kompetenzmodelle der Bildungswissenschaften Die Eingrenzung des Kompetenzbegriff s auf Leistungsdispositionen fi ndet sich zum Beispiel wieder in der Tatsache, dass bislang die Bildungsstandards der KMK als Leistungsstandards auf Seite der Ergebnisse schulischer Lehr-Lern-Prozesse defi niert werden ( Klieme, Avenarius, Blum, Döbrich, Gruber, Prenzel, Reiss, Riquarts, Rost, Tenorth & Vollmer, 2003). Hervorzuheben ist, dass sich Kompetenzen aus Sicht der Bildungswissenschaft en auf der Ebene der Schülerinnen und Schüler stets über den fachlichen Bezug in Form des jeweiligen Schulfaches konkretisieren. Modelle zur Be-schreibung der Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern sind daher vorwie-gend fachbezogen und Gegenstand insbesondere der fachdidaktischen Forschung. Anders verhält es sich, wenn Versuche unternommen werden, nicht-kognitive Merk-male zur Beschreibung der Persönlichkeitsentwicklung von Schülerinnen und Schü-lern zu modellieren. So wurden zum Beispiel im Rahmen der Berliner Längsschnitt- 22 Johannes König studie Adaptation in der Adoleszenz (AIDA; König et al., 2011) die Ich-Stärke und das Leistungsvertrauen als zwei zentrale Bereiche der Persönlichkeit, als zwei „un-verzichtbare Dimensionen der Personalkompetenz von Heranwachsenden“ (ebd., S. 361) konzeptualisiert und mithilfe eines Erhebungsinstruments empirisch analy-siert (Abb. 2.1). Ich-Stärke Leistungsvertrauen Selbstwert Selbstkonzept des Aussehens Anerkennung durch die Mitschüler Geringe schulbezogene Hilfl osigkeit Geringe Besorgtheit Wenig Beschwerden Fehlende Problemmeidung Wert Leistung Schule Erfolgszuversicht Selbstkonzept Leistungsfähigkeit Abbildung 2.1: Bereiche und Konstrukte leistungsnaher Persönlichkeitsmerkmale der AIDA-Studie ( König et al., 2011, S. 38) Auf der Ebene der Lehrer hingegen stellen bildungswissenschaft liche oder pädagogi-sche Kompetenzen einen eigenen Kompetenzbereich dar. Mit Blick auf die Entwick-lung der vergangenen Jahre erscheint hierbei die Erwähnung von drei unterschiedli-chen Ansätzen wichtig (vgl. Baumert & Kunter, 2006): Der Beginn des Jahrtausends war im deutschsprachigen Raum zunächst geprägt durch die Wirksamkeitsstudie zur Lehrerausbildung in der Schweiz von Fritz Oser ( Oser & Oelkers, 2001). Eine weitere entscheidende Arbeit bildete der Abschlussbericht einer von der KMK eingesetzten Expertenkommission ( Terhart, 2000) mit den sich anschließenden Standards für die bildungswissenschaft liche Lehrerausbildung ( KMK, 2004a). Vor allem für die empiri-sche Forschung zu Lehrerkompetenzen haben sich heute generische Modelle profes-sioneller Kompetenz ( Baumert & Kunter, 2006; Blömeke, Kaiser & Lehmann, 2008; Blömeke, Kaiser & König, 2009) durchgesetzt, auf die mittlerweile vielfach Bezug ge-nommen wird. In diese Modelle können sowohl kognitive als auch nicht-kognitive Kompetenzfa-cetten eingeordnet werden (vgl. Abbildung 2.2): Auf der einen Seite fi nden sich un-terschiedliche Bereiche des professionellen Wissens von angehenden bzw. berufstäti-gen Lehrkräft en; ihnen gegenüber stehen aff ektiv-motivationale Charakteristika. Das Professionswissen wird in Fachwissen, fachdidaktisches Wissen und pädagogisches Wissen gegliedert. Aff ektiv-motivationale Bereiche werden zumindest grob unterteilt in Überzeugungen bzw. Einstellungen (beliefs; z.B. König, 2012a) und motivationa-le, selbstregulative Persönlichkeitsmerkmale (etwa Berufswahlmotive, vgl. z.B. König, Rothland, Darge, Lünnemann & Tachtsoglou, 2013). Kompetenzen in der Lehrerbildung 23 Abbildung 2.2: Modell professioneller Kompetenz von angehenden und berufstätigen Lehrkräften (vgl. Baumert & Kunter, 2006; Blömeke, Kaiser & Lehmann, 2008; Blömeke et al., 2009) Die in den Modellen professioneller Kompetenz enthaltenen Facetten werden im Sinne des Kompetenzbegriff s als Voraussetzungen der Lehrkräft e verstanden, um zentrale berufl iche Anforderungen erfolgreich bewältigen zu können. Im Rahmen der Studie Mathematics Teaching for the 21st century (MT21; Blömeke, Kaiser & Leh-mann, 2008) wurden beispielsweise zwei berufl iche Aufgabenfelder fokussiert – das Unterrichten sowie das Beurteilen und Beraten – und mit ihnen korrespondierende Situationen formuliert. Die Kompetenzmessung bei den in MT21 einbezogenen an-gehenden Lehrkräft en berücksichtigt entsprechend kognitive Fähig- und Fertigkeiten der angehenden Lehrkräft e, um einzelne dieser Situationen erfolgreich bewältigen zu können (Abbildung 2.3). Berufl iche Aufgaben Situationen A: Unterrichten 1. Auswahl/Einordnung von Unterrichtsthemen 2. Unterrichtsplanung 3. Vorbeugung von und Umgang mit Störungen B: Beurteilen und Beraten 1. Diagnose von Schülerleistungen 2. Umgehen mit Fehlern, Rückmeldung geben 3. Leistungsbeurteilung 4. Beratung von Schüler/innen und Eltern Abbildung 2.3: Zentrale berufl iche Aufgaben und Situationen von Lehrkräften (MT21) 2.4 Ausprägungen und Strukturen – am Beispiel pädagogischer Kompetenzen und ihrer Messung Im deutschsprachigen Raum hat die Diskussion zur Wirksamkeit der Lehrerausbil-dung wie auch die zunehmende Orientierung an Kompetenzen und Standards zahl-reiche Forschungs- und Evaluationsbemühungen in den vergangenen Jahren her- Professionelle Kompetenz von angehenden und berufstätigen Lehrkräften Affektive und motivationale Merkmale Fach-wissen Fachdidak-tisches Wissen Pädagogisches Wissen Überzeu-gungen Selbst-regulation Professionswissen Motivation 24 Johannes König vorgerufen, die sich dem Ziel verpfl ichtet fühlen, Kompetenzen von angehenden Lehrkräft en zu defi nieren, standardisiert zu erfassen und zu quantifi zieren (z.B. Kö-nig, 2010). Im Kern wird dabei angestrebt, qualitativ hochwertige Indikatoren zu entwickeln, die bei ihrem Einsatz in empirischen Untersuchungen eine objektive, re-liable und valide Messung von Ergebnissen der Lehrerausbildung ermöglichen. So wurden in den vergangenen Jahren in zunehmendem Maße Studien durchge-führt, die sich die standardisierte Testung von professionellem Wissen angehender Lehrkräft e zum Ziel setzten. Zu nennen sind hier unter anderem: • Teacher Education and Development Study – Learning to Teach Mathematics (TEDS-M), die bislang größte internationale Vergleichsstudie zur Ausbildung von Mathematiklehrkräft en ( Blömeke, Kaiser & Lehmann, 2010a, 2010b), • Teacher Education and Development Study: Learning to Teach (TEDS-LT), eine in Deutschland durchgeführte Studie zur Messung von Kompetenzen angehender Deutsch-, Mathematik- und Englischlehrkräft e ( Blömeke, Bremerich-Vos, Hau-deck, Kaiser, Lehmann, Nold, Schwippert & Willenberg, 2011, 2013), • Längsschnittliche Erhebung pädagogischer Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden (LEK), eine in Deutschland durchgeführte Längsschnittstudie zum Erwerb von pädagogischem und bildungswissenschaft lichem Wissen in der universitären Leh-rerausbildung ( König & Seifert, 2012) und • Professionswissen von Lehrkräft en, kognitiv aktivierender Mathematikunterricht und die Entwicklung von mathematischer Kompetenz (COACTIV), eine Studie zu be-rufstätigen Lehrkräft en mit ihrer Ergänzungskomponente COACTIV-R zur Un-tersuchung angehender Lehrkräft e in der zweiten Ausbildungsphase ( Kunter et al., 2011). Unter den derzeit laufenden Studien sind unter anderem zu nennen: • Teacher Education and Development Study: Follow Up (TEDS-FU), eine Folgestu-die zu TEDS-M mit Testung von ehemaligen TEDS-M-Probanden, die nun im Lehrerberuf stehen ( Blömeke, Kaiser & König, 2009), • Längsschnittliche Erhebung pädagogischer Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden und Referendaren (LEK-R), die Ausweitung der LEK-Studie auf das Referendari-at ( König, 2012b), • Entwicklung von berufsspezifi scher Motivation und pädagogischem Wissen in der Lehrerausbildung (EMW), eine internationale Längsschnittstudie zur Wirksam-keit der Lehrerbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz ( König et al., 2013) sowie • Bildungswissenschaft liches Wissen und der Erwerb professioneller Kompetenz in der Lehramtsausbildung (Bilwiss) (Kunina-Habenicht, Schulze-Stocker, Kunter, Bau-mert, Leutner, Förster, Lohse-Bossenz & Terhart, 2013). In der Kompetenzforschung werden methodische Unterscheidungen getroff en, die sich auf den jeweils verwendeten Zugang der Messung beziehen (vgl. Miller, 1990; Wass, Van der Vluten, Shatzer & Jones, 2001; Albino, Young, Neumann, Kramer, An-drieu, Henson, Horn & Hendricson, 2008): Tests, die Faktenwissen bzw. deklarati- Kompetenzen in der Lehrerbildung 25 ves Wissen erfassen (to know); Tests, die anwendungsbezogenes Wissen prüfen (to know how); Tests, die auf eine angemessene Umsetzung von Wissen in stellvertre-tenden spezifi schen Situationen zielen (to show how); Tests, in denen Wissen in rea-len Situationen unter Beweis gestellt werden muss (to do). Bekannt ist die Pyramide (Abbildung 2.4) von Miller (1990, S. 563), in der die jeweilige Nähe von kognitiven Voraussetzungen zur Bewältigung spezifi scher Anforderungen und der tatsächlichen Realisierung in Handlungssituationen hierarchisch dargestellt wird. Abbildung 2.4: Methodische Unterscheidungen in der Kompetenzforschung (nach Miller, 1990, S. 563) Blickt man nun auf die genannten Studien zur Kompetenzmessung bei angehenden bzw. berufstätigen Lehrkräft en und setzt diese in Beziehung zu den methodischen Unterscheidungen (vgl. Blömeke, Kaiser & König, 2013), so wird deutlich, dass der methodische Zugang der Papier-Bleistift -Testung die Kompetenzmessung dominiert. Ihr gelingt es, die beiden ersten Bereiche der Kompetenzpyramide abzudecken (to know und to know how). Neben dem methodischen Zugang des Papier-Bleistift -Ver-fahrens sind ferner videogestützte Verfahren zu nennen, die entweder in Form von Vignetten und sich daran anschließenden Testfragen spezifi sche Kompetenzen von angehenden Lehrkräft en erfassen und damit auf den dritten Bereich der Kompetenz-pyramide Bezug nehmen (to show how) oder aber die Unterrichtsperformanz von angehenden Lehrkräft en selbst dokumentieren und über die Analyse dieser Videos Kompetenzen abbilden, d.h. auf den vierten Bereich Bezug nehmen (to do). Nachfolgend sollen nun Ansätze exemplarisch vorgestellt werden, die sich der Messung von pädagogischen Kompetenzen widmen und in diese Klassifi kation der Kompetenzpyramide eingeordnet werden können. Bei dem ersten Ansatz (Punkt 2.4.1) handelt es sich um die Messung fächerübergreifenden, pädagogischen und auf die Kernaufgabe des Unterrichtens bezogenen Wissens. Dieser, das Papier-Bleistift - Verfahren nutzende Kompetenzmessungsansatz intendiert, die beiden Bereiche to know und to know how zu erfassen. Der zweite Ansatz (Punkt 2.4.2), welcher von Vi-deo- Vignetten Gebrauch macht, zielt auf die Messung von handlungsnahem Wissen in stellvertretenden spezifi schen Situationen, versucht also, den Bereich des to show how zu erfassen. Im dritten Abschnitt (2.4.3) wird schließlich eine aktuelle Studie to do to show how to know how to know 26 Johannes König vorgestellt, die versucht, sämtliche Bereiche, die in der Kompetenzforschung metho-disch laut Abbildung 2.4 unterschieden werden, zu erfassen und zueinander in Be-ziehung zu setzen. 2.4.1 Pädagogisches Unterrichtswissen: Messung und empirische Befunde In diesem Abschnitt wird zunächst ein Messinstrument zur Erfassung von pädago-gischem Unterrichtswissen vorgestellt (Punkt 2.4.1.1), daraufh in werden Ergebnisse zum Erwerb dieses Wissens im Rahmen der Lehrerausbildung (Punkt 2.4.1.2) sowie zur Bedeutung dieses Wissens bei Lehrkräft en für ihren Unterricht (Punkt 2.4.1.3) referiert. 2.4.1.1 Konzeption und Messung von pädagogischem Unterrichtswissen In TEDS-M wurden im Jahr 2008 in 17 Ländern weltweit das fachliche und das fachdidaktische Wissen sowie – ergänzend in den drei Teilnehmerländern Deutsch-land, USA und Taiwan ( König, Blömeke, Paine, Schmidt & Hsieh, 2011) – das päd-agogische Wissen angehender Mathematiklehrkräft e für die Primarstufe und die Se-kundarstufe I am Ende ihrer Ausbildung getestet. TEDS-M stellt bislang die größte international angelegte und mit repräsentativen Länderstichproben arbeitende Studie zur Lehrerausbildung dar. Ähnlich wie die großen Schulleistungsstudien (z.B. PISA) liefert TEDS-M präzise Informationen zu Ergebnissen der Lehrerausbildung eines Landes, versehen mit Referenzwerten aus dem internationalen Vergleich. Das im Rahmen von TEDS-M entwickelte Testinstrument zielt auf die Erfas-sung von Erträgen der fachübergreifenden, erziehungswissenschaft lichen, pädagogi-schen Lehrerausbildung ( König & Blömeke, 2009). Konzipiert ist es für den Einsatz am Ende der Lehrerausbildung, d.h. für den Einsatz zu jenem Zeitpunkt, zu dem angehende Lehrkräft e ihre Ausbildung abschließen. In weiteren Studien konnte je-doch bereits geprüft und festgestellt werden, dass sich das Testinstrument für die Er-fassung von pädagogischem Unterrichtswissen auch bei angehenden Lehrkräft en der universitären Lehrerausbildung eignet ( König, Peek & Blömeke, 2008; Kaiser, Buch-holtz, Schwarz, Blömeke, Lehmann, Suhl, König & Rinkens, 2010; König & Rothland, 2012; König & Seifert, 2012). König und Blömeke (2009) defi nieren und strukturie-ren das Konstrukt „Pädagogisches Wissen“ von angehenden Lehrkräft en dabei unter Bezug auf die Standards für die Lehrerausbildung der KMK (2004a, S. 3), die Lehr-kräft e als „Fachleute für das Lehren und Lernen“ verstehen, deren „Kernaufgabe […] die gezielte und nach wissenschaft lichen Erkenntnissen gestaltete Planung, Organisa-tion und Refl exion von Lehr- und Lernprozessen sowie ihre individuelle Bewertung und systemische Evaluation“ ist. Ferner wurden ausgehend von der Diskussion um Basisdimensionen der Unterrichtsqualität fünf berufl iche Anforderungen herausge-stellt, mit denen sich Lehrpersonen aus fachübergreifender, pädagogischer Perspekti-ve beim Unterrichten konfrontiert sehen: Strukturierung von Unterricht, Motivierung, Kompetenzen in der Lehrerbildung 27 Umgang mit Heterogenität, Klassenführung und Leistungsbeurteilung. Diese fünf Di-mensionen werden mithilfe einer Verschränkung von Erkenntnissen und Perspekti-ven der Allgemeinen Didaktik und der Lehr-Lern-Forschung jeweils über mehrere komplexe Testaufgaben operationalisiert, die entsprechende unterrichtliche Heraus-forderungen zum Gegenstand haben (vgl. Abbildung 2.5; zu Details vgl. König & Blömeke, 2009, 2010b; Blömeke & König, 2010b; König, 2012c). Fünf berufl iche Anforderungen von Lehrpersonen beim Unterrichten Themen für die Operationalisierung Umgang mit Heterogenität Diff erenzierungsmaßnahmen Methodenvielfalt Strukturierung von Unterricht Komponenten- und prozessbezogene Planung Analyse von Unterricht Curriculare Strukturierung von Unterricht Klassenführung Störungspräventive Unterrichtsführung Eff ektive Nutzung der Unterrichtszeit Motivierung Leistungsmotivation Motivierungsstrategien im Unterricht Leistungsbeurteilung Funktionen und Formen Zentrale Kriterien Urteilsfehler Abbildung 2.5: Inhalte des Tests zum pädagogischen Wissen ( König & Blömeke, 2009) Neben diesen fünf berufsbezogenen Inhaltsbereichen weist das Testinstrument eine kognitionsbezogene Struktur auf: Zur Unterscheidung verschiedener Qualitäten kog-nitiver Anforderungen, die bei der Bearbeitung der Testaufgaben an die angehenden Lehrkräft e gestellt werden, wurde die von Anderson und Krathwohl (2001) revidier-te und erweiterte Bloomsche Taxonomie kognitiver Prozesse aufgegriff en und auf die Testaufgaben bezogen. Im Fokus stehen dabei drei Dimensionen kognitiver Prozesse: (1) Erinnern, (2) Verstehen/Analysieren und (3) Kreieren (vgl. dazu detailliert Kö-nig, 2009). (1) Erinnern. Zur Bearbeitung von Testaufgaben, die diesem kognitiven Prozess zu-geordnet werden, wird Wissen benötigt, das in Erinnerung gerufen werden muss (z.B. Lehrbuchwissen und bzw. oder Erfahrungswissen). Zur Bearbeitung werden ko-gnitive Prozesse benötigt wie das Nennen bzw. Erkennen. Testaufgaben dieses Typs fordern bei der Befragung angehende Lehrer auf, • ein Beispiel für eine Defi nition zu geben, • eine Aufzählung von Elementen eines Phänomens, Begriff s oder Konzepts vorzu-nehmen oder • einen Begriff oder ein Konzept zu erkennen oder zu identifi zieren. (2) Verstehen/analysieren. Zur Bearbeitung dieser Testaufgaben wird Wissen benö-tigt, das in Erinnerung gerufen werden (z.B. Lehrbuchwissen und bzw. oder Erfah- 28 Johannes König rungswissen), aber darüber hinaus auch mit einer Problemstellung in Verbindung gebracht werden muss. Zur Bearbeitung werden kognitive Prozesse benötigt wie das Erklären bzw. Vergleichen. Bei der Bearbeitung der Testaufgaben dieser Dimension wird den angehenden Lehrpersonen abverlangt, • einen Sachverhalt, ein Konzept, einen Aspekt zu charakterisieren oder zu erklä-ren, • einen Begriff oder ein Konzept auszuwählen und damit eine Erklärung zu liefern oder • einen Sachverhalt, eine Situation, eine Falldarstellung, einen oder mehrere Begrif-fe zu vergleichen, zu kategorisieren, zu ordnen oder zu interpretieren. (3) Kreieren. Zur Bearbeitung der Aufgaben, die dieser Dimension zugeordnet wer-den, wird wiederum Wissen benötigt, das in Erinnerung gerufen werden muss (z.B. Lehrbuchwissen und bzw. oder Erfahrungswissen) und darüber hinaus auch mit ei-ner Problemstellung und einer typischen Situation in Verbindung gebracht werden muss. Im Gegensatz zur vorherigen Dimension des Verstehens und Analysierens wird den Befragten für die Bearbeitung jedoch abverlangt, • Handlungsoptionen zu entwickeln und zu formulieren, die ihnen für die Bewälti-gung einer typischen Situation zur Verfügung stehen, • praktisches Wissen und Können, das als propositionale mentale Repräsentation beschrieben werden kann, darzulegen. erinnern verstehen/analysieren kreieren Umgang mit Heterogenität Strukturierung von Unterricht Klassenführung Motivierung Leistungsbeurteilung Abbildung 2.6: Inhaltsdimensionen und kognitive Prozesse als Testdesgin-Matrix Inhaltsdimensionen und Dimensionen kognitiver Prozesse bilden also eine Matrix, deren Zellen eine Heuristik für die im Rahmen von TEDS-M vorgenommene Ent-wicklung von Testitems darstellen, um die Abdeckung konzeptionell bedeutsamer Aspekte zu gewährleisten (Abbildung 2.6). Ferner stellt sich die Herausforderung, diese Teilbereiche pädagogischen Unterrichtswissens einer Messung zugänglich zu machen, sodass eine diff erenzierte Untersuchung der Lehrerausbildung mithilfe des Testinstruments möglich ist. Der Test enthält über 40 Aufgaben mit unterschiedlicher Komplexität. Zur Il-lustration seien zwei Beispielaufgaben dargestellt. Mit der ersten Testaufgabe (s. Abbildung 2.7) soll pädagogisches Wissen zum Inhaltsbereich Strukturierung von Kompetenzen in der Lehrerbildung 29 Unterricht erfasst werden. Im Teil a) geht es um das Erinnern von typischen Pha-senbezeichnungen, während im Teil b) ein kognitiver Prozess gefordert ist, der dem Verstehen/Analysieren zugeordnet wird (vgl. auch die Originalantwort unterhalb der Testaufgabe), da bei diesem Teil der Aufgabe einzelne Aspekte eines Phasenmodells über die funktionale Begründung genauer erklärt und charakterisiert werden müs-sen. Bei der Beantwortung der zweiten Beispielaufgabe (s. Abbildung 2.8), welche der Inhaltsdimension Motivierung zuzuordnen ist, werden angehende Lehrkräft e bei der Befragung aufgefordert, zu einer Kurzschilderung einer typischen Unterrichtssi-tuation unterschiedliche Handlungsoptionen zu generieren. Vor allem mit Aufgaben dieses Typs wird angestrebt, nicht nur deklaratives, sondern anteilig auch prozedura-les Wissen zu testen, da die Erfragung unterschiedlicher Handlungsoptionen die po-tenzielle Situationsfl exibilität einer angehenden Lehrperson berücksichtigt (vgl. dazu detailliert König, 2010). Phasenmodelle von Unterricht stellen ein Grundgerüst dar, nach dem Unterricht strukturiert werden kann. a) Nennen Sie die zentralen Phasen eines üblichen Unterrichtsverlaufs. b) Nennen Sie die Funktion der jeweiligen Phase. a) Name der Phase: b) Funktion der Phase: a) Name der Phase: b) Funktion der Phase: Einstieg Motivation Th emenpräsentation Problemstellung SuS verdeutlichen sich das Problem, sodass jeder es versteht Erarbeitungsphase SuS gehen dem Problem „auf die Spur“. Hier kann ganz diff erenziert gearbeitet werden. Sicherungsphase Die Lösung wird präsentiert. Jeder kann die Lösung übernehmen – mögliche Diskussion nötig Anwendung/Transfer Die Lösung wird bei weiteren Aufgaben benötigt, Rele-vanz der Lösung transparent Abbildung 2.7: Testaufgabe zur Erfassung von Wissen zur Strukturierung von Unterricht (erforderliche kognitive Bearbeitungsprozesse: (a) „erinnern“, (b) „verstehen/analysieren“) sowie Originalantwort (entspricht Erwartungshorizont) 30 Johannes König Angenommen Sie haben einen Schüler, der sich scheinbar überhaupt nicht für die Auf-gaben im Unterricht interessiert. Dieser Schüler passt im Unterricht selten auf, macht nie seine Hausaufgaben und gibt Tests fast unausgefüllt ab. Nennen Sie drei Strategien, die Sie anwenden würden, um Veränderungen zu erreichen. Strategien: 1) 2) 3) Strategien: 1) individuelle Aufgabenstellungen erteilen 2) Belohnungssysteme einführen 3) Absprachen mit Kolleginnen und Kollegen treff en Abbildung 2.8: Testaufgabe zur Erfassung von Wissen zur Motivierung (erforderlicher kognitiver Bearbeitungsprozess: „kreieren“) sowie Originalantwort (entspricht Erwartungshorizont) Da die kognitiven Prozesse des „Erinnerns“ und des „Verstehens/Analysierens“ stär-ker konzeptuell-analytisches Wissen verlangen, können diese beiden Dimensionen dem in Abbildung 2.4 bezeichneten untersten Bereich des „to know“ zugeordnet werden. Die Anforderung bei Testaufgaben wie jene in Abbildung 2.8, die von den angehenden Lehrkräft en verlangen, auf die Schilderung einer typischen Problemsitu-ation mögliche Handlungsoptionen zu generieren, kann bereits dem zweituntersten Bereich des „to know how“ zugeordnet werden. 2.4.1.2 Der Erwerb von pädagogischem Unterrichtswissen in der Lehrerausbildung TEDS-M stellt, wie die großen Schulleistungsstudien meist auch, nur eine Moment-aufnahme dar, da TEDS-M auf Querschnittstichproben angehender Lehrkräft e am Ende ihrer Ausbildung beruht. Um abschätzen zu können, ob das in TEDS-M getes-tete Wissen der angehenden Lehrkräft e tatsächlich in der Ausbildung erworben wur-de, ist es nötig, auch weitere Testungen von angehenden Lehrkräft en, z.B. zu Beginn ihrer Ausbildung, in Betracht zu ziehen. Diese Zielsetzung verfolgt die Studie LEK. Im Jahr 2008, in dem die Testung in TEDS-M stattfand, wurden im Rahmen der LEK-Studie Studierende, die zum Win-tersemester ein Lehramtsstudium an den Universitäten Erfurt, Köln, Paderborn und Passau aufnahmen, zu ihrem pädagogischen Wissen getestet. Diese Gruppe von Lehramtsstudierenden wurde am Ende ihres vierten Semesters erneut aufgesucht und wiederholt getestet. Da zu beiden Messzeitpunkten der LEK-Studie das TEDS-M- Testinstrument zur Erfassung pädagogischen Wissens unverändert zum Einsatz Kompetenzen in der Lehrerbildung 31 kam, liegen somit Vergleichswerte zur TEDS-M-Testung im Bereich pädagogischen Wissens vor, die einen ersten Einblick in den Erwerb dieses Wissens im Rahmen der Lehrerausbildung geben können. König (2012d, 2013) liefert über einen Vergleich der Testdaten aus TEDS-M und LEK am Beispiel von angehenden Grundschullehrkräft en empirische Befunde, die die Interpretation nahelegen, dass angehende Lehrkräft e über den Verlauf ihrer Aus-bildung tatsächlich zunehmend Wissen erwerben (Abb. 2.9). Die Gruppe angehen-der Primarstufenlehrkräft e aus TEDS-M (Referendare kurz vor dem 2. Staatsexa-men) weist auf der internationalen Skalenmetrik einen Mittelwert im Gesamtscore pädagogischen Wissens von 613 (SD = 84) auf ( König & Blömeke, 2010c, S. 288). Inhaltlich bedeutet dies zum Beispiel, dass angehende Lehrkräft e mit einem solchen Testwert in der Lage waren, ein bis zwei Strategien bei der Beantwortung der Auf-gabe in Abbildung 2.8 zu nennen. Der Mittelwert der Erstsemesterstudierenden aus der LEK-Studie liegt bei 372 (SD = 130), der Mittelwert der Viertsemesterstudieren-den aus der LEK-Studie bei 525 (SD = 98). Die Mittelwertunterschiede sind statis-tisch signifi kant und von großer praktischer Bedeutsamkeit (TEDS-M vs. LEK 1. Se-mester: d = 2.3; TEDS-M vs. LEK 4. Semester: d = 1.0; LEK 1. Semester vs. LEK 4. Semester: d = 1.3). Die Ergebnisse legen die Interpretation nahe, dass sich die angehenden Lehr-kräft e im Sinne der Expertiseforschung im Verlauf ihrer Ausbildung vom Stadium des Novizen hin zum Stadium des fortgeschrittenen Anfängers bewegen (vgl. König, 2010). Ferner geben sie Grund zur Annahme, dass die pädagogischen Anteile der Lehrerausbildung in Bezug auf den Erwerb von pädagogischem Wissen lernwirksam sind und der verwendete Test in Bezug auf die hiesige Lehrerausbildung curricu-lar valide ist. Weiterführende Analysen (vgl. u.a. König, 2012e; König & Blömeke, 2012b; König & Seifert, 2012) geben diff erenzierte Hinweise, wie Eingangsmerkmale der Studierenden, Merkmale der Lerngelegenheiten und ihre Nutzung den Wissens-erwerb bedingen sowie zu diff erenziellen Entwicklungen im Rahmen der Lehrerbil-dung führen können. Solche Informationen können vor dem Hintergrund der aktu-ellen Reformdiskurse wichtige Impulse zur Verbesserung der Lehrerbildung und der Professionalisierung angehender Lehrkräft e geben – zum Beispiel hinsichtlich der Bedeutung von praktischen Lerngelegenheiten für den Erwerb von pädagogischem Wissen – und damit einen wichtigen Beitrag zur Th eorie-Praxis-Diskussion in der Lehrerbildung leisten. Die Analysen von König und Blömeke (2012b) etwa zeigen, dass nicht der zeitliche Umfang von praktischen Unterrichtstätigkeiten in der zwei-ten Ausbildungsphase allein mit höheren Testleistungen einhergeht (im Sinne „je mehr Praxis, desto größer der Kompetenzerwerb“), sondern die Unterstützung durch Mentoren und die Gelegenheit zur Refl exion des eigenen Unterrichts entscheidend sind. Die Analysen von König (2013) zeigen weiterführend, dass der Leistungsvor-sprung der Referendare gegenüber den Lehramtsstudierenden im 4. Semester in Ab-bildung 2.9 vor allem im Bereich ihres handlungspraktischen Wissens (to know how) liegt, was auf die zunehmende Verknüpfung ihres Wissen mit Unterrichtserfahrun-gen im Verlauf der Lehrerausbildung zurückzuführen sein dürft e. 32 Johannes König Abbildung 2.9: Mittelwerte und 95%-ige Konfi denzintervalle im pädagogischen Wissen bei angehenden Grundschullehrkräften: Ergebnisse aus TEDS-M und LEK ( König 2012d, 2013) 2.4.1.3 Die Bedeutung von pädagogischem Unterrichtswissen für erfolgreichen Unterricht Mit der empirischen Unterrichtsforschung wird angenommen, dass kognitive Vor-aussetzungen von Lehrpersonen einen Beitrag für deren qualitätsvollen Unterricht leisten (u.a. Helmke, 2010; Kunter, Baumert, Blum, Klusmann, Krauss & Neubrand, 2011). Demnach sollte der Unterricht von Lehrkräft en, die ein hohes Maß an päd-agogischer Expertise (z.B. operationalisiert über umfangreiches pädagogisches Un-terrichtswissen) besitzen, auch durch besonders hohe Ausprägungen auf relevanten Qualitätsskalen zur Messung von Unterrichtsqualität gekennzeichnet sein, welche ih-rerseits wiederum für „guten“ Unterricht stehen und das Lernen der Schülerinnen und Schüler begünstigen. Entsprechende Hypothesen sind jedoch bislang kaum em-pirisch geprüft worden. Die meisten, vor allem in den USA durchgeführten Untersuchungen haben Maße professioneller Kompetenz nicht direkt erfasst, sondern als distale Faktoren – etwa in Form von Studienabschlüssen – zur Erklärung von Erfolgsvariablen wie Prozess-merkmalen (u.a. Unterrichtsqualität) oder Ergebnismerkmalen (Schülerleistungen) analysiert (vgl. u.a. Lipowsky, 2006). Erst einzelne, wenige Studien haben professi-onelle Kompetenz direkt erfasst und in Verbindung zu solchen Erfolgsvariablen ge-setzt. International sind vor allem die Studien der Forschungsgruppe um Ball (Ball & Bass, 2003), national die COACTIV-Studie ( Kunter et al., 2011) zu nennen. Letz-tere untersucht die fachbezogene Kompetenz von Mathematiklehrkräft en (fachliches und fachdidaktisches Wissen) im Zusammenhang mit Unterrichtsqualitätsmerkma-len ( Baumert, Kunter, Blum, Brunner, Voss, Jordan, Klusmann, Krauss, Neubrand & Tsai, 2010; Baumert & Kunter, 2011b), wobei jedoch pädagogisches Wissen in COACTIV nicht erhoben wurde. Die bisherige empirische Untersuchung des Zu-sammenhangs zwischen fächerübergreifenden kognitiven Merkmalen professioneller Lehrerkompetenz wie pädagogisches Wissen und entsprechenden Unterrichtsquali-tätsmerkmalen steht daher noch sehr am Anfang. 300 400 500 600 700 LEK Primarstufenlehrkräfte im ersten Semester LEK Primarstufenlehrkräfte im vierten Semester TEDS-M Deutschland Primarstufenlehrkräfte (1.-4. Klasse) Universitäre Lehrerausbildung (1. Phase) Referendariat (2. Phase) Kompetenzen in der Lehrerbildung 33 In diesem Zusammenhang sind erste Ergebnisse einer erst kürzlich in Österreich durchgeführten Studie mit einer Stichprobe von 55 Neu-Lehrkräft en aufschlussreich (Pfl anzl, Th omas & Matischek-Jauk, 2012). Die untersuchten Lehrkräft e wurden mit dem hier beschriebenen Wissenstest aus TEDS-M getestet, während die von ihnen unterrichteten Schülerinnen und Schüler einen Fragebogen ausfüllen mussten, in dem sie ihre jeweilige Lehrperson hinsichtlich verschiedener Kompetenzen einschät-zen sollten (auf einer vierstufi gen Skala von „stimmt nicht“ bis „stimmt“). Anschlie-ßend wurde der Zusammenhang zwischen dem getesteten Lehrerwissen mit den durchschnittlichen Schülereinschätzungen der jeweiligen Klasse analysiert. Das Un-terrichtswissen der Lehrkräft e korreliert substanziell mit den auf Klassenebene ge-mittelten Urteilen der jeweils unterrichteten Lerngruppe. Die Schülerurteile bezie-hen sich auf die erlebten Unterrichtskompetenzen ihrer Lehrkräft e, u.a. korreliert der Wissenstest bei r = .34 (p < .01) mit der durch die Schüler eingeschätzten Lehrer- Methodenkompetenz und bei r = .36 (p < .01) mit der eingeschätzten Lehrer-Be-ziehungskompetenz. Diejenigen Lehrkräft e also, die auf die Testfragen die richtigen Antworten geben konnten, waren auch jene, die im Unterricht aus Sicht der von ih-nen unterrichteten Schülerinnen und Schüler eine gute Methoden- und Beziehungs-kompetenz bescheinigt bekamen. Mit diesen Ergebnissen lässt sich somit zunächst vermuten, dass das im Rahmen der Lehrerausbildung erworbene pädagogische Un-terrichtswissen für die Bewältigung berufspraktischer Anforderungen eine Bedeu-tung besitzt, gleichwohl weiterführende Forschung an dieser Stelle nötig ist. 2.4.2 Videobasierte Messung pädagogischer Kompetenzen: Unterrichtssituationen wahrnehmen und interpretieren Als notwendige Ergänzung eines rein auf dem Papier-Bleistift -Verfahren beruhenden methodischen Zugangs wurde begonnen, auch pädagogische Kompetenzen erwei-tert mithilfe von so genannten Video-Vignetten zu messen (u.a. Oser, Stoff el, Curcio, Pfi ster-Giauque, Düggeli, Heinzer, Salzmann, Joho, Baumgartner & Wittwer, 2007; Seidel, Blomberg & Stürmer, 2010; König & Lebens, 2012; König, Blömeke, Klein, Suhl, Busse & Kaiser, 2014; vgl. auch Plöger & Scholl, in diesem Band). Video-Vig-netten eignen sich als Medium zur Kontextualisierung der Kompetenzmessung von Lehrkräft en. Sie ermöglichen ein realistisches Abbild typischer unterrichtlicher Pro-zesse und Ereignisse (Brophy, 2007; Korthagen, 2011). Als Beispiel soll an dieser Stelle von dem Projekt Classroom Management Exper-tise (CME) von Lehrkräft en (Klassenführungsexpertise) berichtet werden, das aktu-ell durchgeführt wird und dessen Fokus speziell auf der pädagogischen Handlungs-anforderung der Klassenführung liegt ( König & Lebens, 2012). Ziel ist es, über eine Video-Vignetten-Testung Klassenführungsexpertise zu messen: Die Probanden be-trachten hierfür ein (meist kurzes) Unterrichtsvideo und antworten anschließend auf Testfragen, die sich auf dieses Video beziehen. Dabei wird die auf die Anforderung der Klassenführung bezogene, wissensgesteuerte Verarbeitung von Unterricht an-hand von kognitiven Anforderungen der Wahrnehmung und der Interpretation kon- 34 Johannes König kretisiert. Bislang liegt eine Untersuchung am Beispiel einer Video-Vignette und pro-totypischer Testaufgaben vor ( König & Lebens, 2012). Diese Untersuchung stützt sich auf eine Stichprobe von Lehramtsstudierenden, Referendaren und berufstätigen Lehrpersonen, die Experten-Novizen-Vergleiche ermöglicht. Die Experten (d.h. be-rufstätige Lehrkräft e mit durchschnittlich 17 Jahren Berufserfahrung) konnten etwa die Hälft e der mit der Video-Vignette gestellten Testaufgaben besser lösen als Refe-rendare, und letztere schnitten wiederum besser ab als Lehramtsstudierende. Dieses Muster ließ sich über eine Skala zur Messung der Dimension Genauigkeit der Wahr-nehmung, bestehend aus sieben Testaufgaben, zusammenfassend und hinreichend re-liabel abbilden (vgl. Abbildung 2.10): Die drei Gruppen unterscheiden sich auf dieser Skala statistisch signifi kant mit mittlerer praktischer Bedeutsamkeit. Lehramtsstudie-rende waren in der Regel in der Lage, die Items zur Erfassung einer einfachen Wahr-nehmung korrekt zu beantworten, berufstätige Lehrkräft e hingegen beantworteten in der Regel auch Items, welche eine genauere Wahrnehmung messen. Referendare konnten bereits teilweise diese schwierigeren Items korrekt lösen. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit der Expertiseforschung, welche belegt, dass Experten aufgrund ihrer „kategorialen Wahrnehmung“ ( Bromme, 1992, S. 42) relevante Details wesent-lich besser und genauer erinnern sowie wiedergeben können als Novizen. Experten zeichnen sich zudem durch eine holistische Informationsentnahme aus, welche zu der Detailwahrnehmung hinzutritt. Das ermöglicht ihnen einen ganzheitlicheren Zu-gang zum unterrichtlichen Geschehen wie auch eine komplexere Wahrnehmung der Situation (vgl. Carter, Sabers, Cushing, Pinnegar & Berliner, 1987; Plöger & Scholl, 2011). Für Novizen sind dagegen zunächst einmal viele Einzelinformationen wich-tig (z.B. Sabers, Cushing & Berliner, 1991), da sie sich in der Komplexität der unter-richtlichen Situation verlieren. Oder aber sie erinnern Details, die funktional für die Klassenführung nicht oder nur teilweise relevant sind. Abbildung 2.10: Boxplots der Personenfähigkeitswerte zur Dimension Genauigkeit der Wahrnehmung, gegliedert nach Expertise-Gruppe ( König & Lebens, 2012, S. 21) Kompetenzen in der Lehrerbildung 35 2.4.3 Professionelle Kompetenz und Unterrichtsqualität Mit Forschungsansätzen wie jener aus CME ist also die Chance verbunden, hand-lungsbezogene Kognitionen von Lehrkräft en in stärkerem Maße in den Blick zu neh-men als es bislang mit Papier-Bleistift -Verfahren möglich war, sodass ein erweiterter Zugang zur Abbildung und Modellierung von Kompetenzen – gerade von berufs-tätigen Lehrkräft en – eröff net wird. Ein weiteres zentrales Forschungsanliegen be-steht darin, zu untersuchen, welche Bedeutung die so gemessenen situativen Kogni-tionen als Element professioneller Kompetenz von Lehrkräft en für die Qualität des von ihnen gehaltenen Unterrichts besitzen und wie sie sich auf den Kompetenzer-werb der Schülerinnen und Schüler auswirken (vgl. König, 2012b; Blömeke, Kaiser & König, 2013). Während das hier exemplarisch angesprochene Verfahren der Video- Vignetten-Testung den in Abbildung 2.4 deklarierten Bereich des to show how ab-deckt, wäre der Bereich des to do dann in solchen Studien z.B. die videographierte Performanz im Unterricht der Lehrperson. In der aktuell laufenden Studie LEK-R wird das Ziel verfolgt, diese vier metho-dischen Zugänge der Kompetenzforschung bei der Untersuchung der pädagogischen Kompetenz von Referendaren abzudecken und zueinander in Beziehung zu setzen. Analysiert wird der Zusammenhang von der vorhandenen bzw. der sich entwickeln-den professionellen Kompetenz und Merkmalen der Qualität ihres Unterrichts – mit dem inhaltlichen Fokus auf das pädagogische Wissen sowie die Klassenführung als eine zentrale, eher fächerübergreifende Anforderung, die an Lehrkräft e gestellt wird. Ihre Kompetenz wird über die hier beschriebenen Instrumente (Wissenstest, Video- Vignetten-Test) erfasst. Ferner wird ihr Unterricht videographiert und anhand von Rating-Skalen analysiert, und es werden Schülerinnen und Schüler zur Qualität des Unterrichts befragt (Abb. 2.11). Abbildung 2.11: Kompetenzmessung in der Studie LEK-R ( König, 2012b) Indikatoren professioneller Kompetenz der angehenden Lehrkräfte Merkmale der Qualität des Unterrichts der angehenden Lehrkräfte Testung - Wissenstest - Video-Vignetten-Test Videographie des Unterrichts (Video-Rating-Skalen) Befragung (Schüler) 36 Johannes König 2.5 Stand der aktuellen Diskussion um Kompetenzorientierung in den Bildungswissenschaften Der bereits angesprochene Perspektivwechsel, Lehrerkompetenzen für die Zwecke von z.B. Untersuchungen zur Wirksamkeit der Lehrerbildung messbar zu machen (vgl. Punkt 2.1), wird ausgesprochen kontrovers diskutiert (vgl. Blömeke & König, 2010a; König & Blömeke, 2010a): Umstritten ist etwa die Frage, ob derartige Stan-dardsetzungen und ihre Folgen, wie z.B. eine empirische Prüfung erreichter bzw. nicht erreichter Standards mittels Kompetenzmessungen, überhaupt sinnvoll sind. So stellt sich aus bildungstheoretischer Perspektive vor allem die Frage, wie die in der Ausbildung zu erfassenden Kompetenzen angemessen modelliert und beschrie-ben werden können, ohne ihren komplexen multidimensionalen Charakter zu ver-einfachen und damit möglicherweise den refl exiven Komponenten des Lehrerhan-delns nicht mehr gerecht zu werden (Herzog, 2005; Reh, 2005). Demgegenüber steht das Argument, dass erst Standards eine Analyse der Lehrerausbildung als System er-lauben ( Terhart, 2002; Blömeke, 2005). Und aus der Perspektive der professionellen Praxis stellen Standards ein wichtiges Signal dar, kann mit ihnen doch demonstriert werden, was einen „Professionellen“ gegenüber einem „Nicht-Professionellen“ aus-zeichnet ( Oser, 2001). Vertreter dieser Auff assung sehen in der Arbeit mit Lehrerbil-dungsstandards ein erhebliches Potenzial zur Professionalisierung des Lehrerberufs. Argumentiert wird etwa, dass mit der Standardsetzung und der Erhöhung von An-sprüchen, die sich mit den Standards verbinden, auch eine Qualitätssteigerung des Lehrerhandelns einhergeht (Newby, 2007). Aus empirischer Sicht besteht ferner die Herausforderung, das Erreichen der aus den Kompetenzmodellen abgeleiteten Standards mit geeigneten Instrumenten und Verfahren zu überprüfen ( Klieme et al., 2003; Klieme & Hartig, 2007). Wenn die Lehrerqualität und Professionalisierung von Lehrern verbessert und Reformen der Lehrerausbildung im Zuge internationaler Entwicklungen angestrebt werden, braucht man in gesteigertem Maße Informationen darüber, inwieweit getroff ene Entschei-dungen (z.B. zur Veränderung der Struktur und Organisation von Ausbildungs- oder Fortbildungskomponenten) sinnvoll sind oder modifi ziert werden können bzw. sol-len. Gerade in der deutschen Lehrerausbildung, die im internationalen Systemver-gleich eine niedrige Eingangsselektion hat und aufgrund einer diff erenzierten Steu-erung auf Bundes- und Länderebene mit zunehmender Autonomie der einzelnen Hochschulen eine Vielfalt an Ausbildungsprogrammen aufweist ( Blömeke & König, 2010a; König & Blömeke, 2010b), dürft e der Funktion von Standards und der syste-matischen Maßnahmen ihrer Überprüfung ein herausgehobener Stellenwert zukom-men. Schließlich liegen in der Forschung unterschiedliche Positionen vor. Die wichtigs-te Kontroverse in diesem Zusammenhang dürft e jene zwischen Vertretern der Kom-petenzforschung und Vertretern der professionstheoretischen Forschung sein: Studi-en wie TEDS-M und LEK gehören zur kompetenztheoretischen Forschungsrichtung. Das zentrale Ziel ist die theoretische Ausarbeitung und empirische Untersuchung Kompetenzen in der Lehrerbildung 37 von bedeutsamen, insbesondere kognitiven Merkmalen, die Lehrpersonen in die Lage versetzen, ihre berufl ichen Anforderungen erfolgreich zu bewältigen und die daher im Rahmen der Lehrerbildung besonders förderungswürdig sind. In der Lite-ratur fi ndet sich mitunter eine scharfe Gegenüberstellung dieser Forschungsrichtung zu professionstheoretischen Ansätzen (siehe z.B. Baumert & Kunter, 2006; Helsper, 2007). Eine derartige Betonung unterschiedlicher Auff assungen zur Konzeptualisie-rung von Lehrerwissen und -können bzw. zum pädagogischen Handeln im Lehrer-beruf birgt jedoch die Gefahr, kompetenztheoretische Ansätze unangemessen zu ver-kürzen und Gemeinsamkeiten von Professions- und Kompetenztheorie zu übersehen (vgl. bereits Blömeke, 2002). Die Professionstheorie macht die „Fallstrukturgesetzlichkeit“ (Oevermann 1996, S. 76), die „inneren Sachgesetzlichkeiten der zu bewältigenden Handlungsproblema-tik“ (Oevermann, 1997, S. 9) zu einem zentralen Gegenstand ihrer Betrachtung. Un-ter Professionen werden Berufe mit spezifi schen Merkmalen, insbesondere „hohe Anforderungen an spezialisiertes technisches Wissen und an die gesellschaft liche Verantwortlichkeit ihrer Träger“, verstanden (Daheim, 1977, S. 1), wobei dieses Wis-sen „auf den einzelnen Fall hin und nicht routinemäßig und schematisiert angewen-det wird“ (Daheim, 1977, S. 12). So liegt nach Oevermann (1996) das spezifi sche Problem professioneller Dienstleistungen in der Vermittlung dieses Wissens und in den Spezifi ka des Einzelfalls: Einerseits müssen Lehrer beim pädagogischen Handeln auf Wissen (Expertise) zurückgreifen können, andererseits müssen sie dieses Wis-sen auf den konkreten Fall, auf eine spezifi sche Situation beziehen. Da pädagogisches Handeln von Lehrkräft en nicht standardisierbar ist, ist der rezeptartige Transfer von Regelwissen als Problemlösung nur in bestimmten Fällen ausreichend. Der eigentli-che Kern professionellen Handelns von Lehrpersonen liegt vielmehr in der prakti-schen Bewältigung sowie in der refl exiven Bearbeitung jener Unsicherheit, die der spezifi schen Struktur ihrer Profession eigen ist. Kompetenzen werden in der aktuellen empirischen, quantitativ ausgerichteten Bildungsforschung üblicherweise in Anlehnung an Weinert (2001) defi niert (s. Ab-schnitt 2.2). Grundsätzlich zielt daher sowohl der Kompetenzansatz als auch die strukturtheoretische Professionstheorie auf eine Vermittlung von systematisch-diszi-plinärem Wissen und situativen Anforderungen unter Berücksichtigung von persön-lichen Überzeugungen und Werten. Die beiden Forschungsansätze nutzen allerdings einen unterschiedlichen metho-dologischen Zugang (vgl. Oevermann, 2004). Während die Professionstheorie vor al-lem Besonderheiten des Einzelfalls herausarbeitet und diesen vor dem Hintergrund eines „allgemeinen Bezugssystems“ ( Terhart, 1993, S. 137) interpretiert, fragt die kompetenzorientierte Forschung nach Strukturen, die eine Bewältigung der berufl i-chen Anforderungen durch die Lehrperson im Allgemeinen wahrscheinlich macht. Zu untersuchende Relationen, etwa zwischen gemessenen Kompetenzmerkmalen von Lehrkräft en und der gemessenen Qualität ihres Unterrichts (vgl. Abschnitt 2.4.3), werden nicht auf deterministische, sondern auf probabilistische Einfl üsse hinterfragt (vgl. Bortz & Döring, 2006). Die für die pädagogische Professionalität charakteris-tische Unsicherheit, Antinomien, wie Helsper (2000) sie in Hinblick auf grundsätz- 38 Johannes König liche Spannungen des Lehrerhandelns herausarbeitet, stehen von ihrem Grundge-danken her nicht im Widerspruch zu Untersuchungsdesigns kompetenzorientierter Arbeiten, die statistische Hypothesen prüfen. Lehrerwissen wird sowohl von der Kompetenz- als auch von der Professionsthe-orie als wichtige Voraussetzung für das berufl ich erfolgreiche Handeln von Lehr-kräft en betrachtet. So verweist Oevermann (2002, S. 59f.) etwa auf die für eine Pro-fessionalisierung des Lehrerberufs notwendige „Stärkung der wissenschaft lichen, erkenntniskritischen Begründungspraxis des professionellen Lehrerhandelns“, wäh-rend Baumert und Kunter (2006, S. 481) Wissen und Können als „zentrale Kom-ponenten der professionellen Handlungskompetenz von Lehrkräft en“ defi nieren. Wichtig erscheint hierbei die Einschränkung, dass Lehrerwissen, wie es mit der im vorherigen Abschnitt 2.4.1 dargestellten Testung von pädagogischem Wissen gemes-sen wird, als notwendige, wenngleich nicht hinreichende Bedingung professionellen Lehrerhandelns aufgefasst wird (vgl. König, 2010). Hinsichtlich der Bestimmung berufl icher Anforderungen an Lehrkräft e wird die Bedeutsamkeit überwiegend sachlich ausgerichteter Unterrichtsaufgaben und stärker normativ ausgerichteter Erziehungsaufgaben betont (Helsper, 2007). Betrachtet man hierzu wiederum die im vorherigen Abschnitt dargestellte Testung, so muss ebenfalls einschränkend angemerkt werden, dass stärker normativ ausgerichtete Erziehungs-aufgaben vernachlässigt werden (vgl. bereits König & Blömeke, 2009). Im Gegensatz zu pädagogischem Wissen zur Kernaufgabe des Unterrichtens dürft e sich normativ ausgerichtetes Lehrerhandeln weitgehend einer empirischen Messung entziehen, da eine solche Kompetenzmessung über die Beschreibung hinaus auch auf Hierarchisie-rung angelegt ist (vgl. Bond & Fox, 2007). Die hermeneutisch-rekonstruktive Ana-lyse von Einzelfällen sieht sich nicht gezwungen, Personenfähigkeiten nach „mehr“ oder „weniger“ bzw. „besser in der Lage“ oder „schlechter in der Lage“ zu ordnen. Die auf Generalisierung, Quantifi zierung und Skalierung angelegte Testung von Kompetenzen ist dagegen darauf angewiesen, „falsch“ und „richtig“ in den Antwor-ten der untersuchten angehenden Lehrkräft e zu defi nieren und zu hierarchisieren. Erst unter derartigen Voraussetzungen lassen sich zum Beispiel die in Abbildung 2.9 dargestellten Unterschiede im Wissen über den Verlauf der Lehrerausbildung messen und verallgemeinern. Die Vernachlässigung der berufl ichen Anforderung des Erzie-hens in der empirischen Untersuchung von pädagogischem Wissen in TEDS-M und LEK soll daher keineswegs geringere Wertigkeit gegenüber dem Unterrichten impli-zieren – sondern sie macht auf Forschungsdesiderata aufmerksam, die zukünft ig be-arbeitet werden sollten. Kompetenzen in der Lehrerbildung 39 2.6 Praktische Umsetzungsbeispiele in den konkreten pädagogischen Handlungsfeldern Die Konzeption, Modellierung und Messung von Lehrerkompetenzen ist, wie bereits erwähnt wurde, ein noch junges Forschungsfeld. Über die Grundlagenforschung hi-naus sind jedoch erste Ansätze erkennbar, wie einschlägige Forschung für die Praxis genutzt werden kann. Denkt man an die Lehrerausbildung, so hat die Nutzung von Video-Vignetten, ihre Integration in die universitäre Lehre etwa, erkennbar zugenommen. Unterrichts-videos bieten den entscheidenden Vorteil, das unmittelbare und komplexe Gesche-hen im Klassenzimmer in den Kontext universitärer Lehrveranstaltungen zu bringen, ohne jedoch unmittelbaren Handlungsdruck zu erzeugen, der bei handelnden Lehr-personen in der Praxis durch den spezifi schen Wahrnehmungshorizont, die Inten-tionalität ihres Handelns und eine spezifi sche Zeitlichkeit charakterisiert ist ( Roth, 2005; Sherin, 2007). Das in der Praxis zu Beobachtende kann nun unter verschie-denen Aspekten und Interpretationsansätzen refl ektiert und einer theoretischen Be-trachtung und Analyse unterzogen werden. Lehramtsstudierende erhalten damit eine wichtige – und in ihrer Ausbildung häufi g fehlende – Möglichkeit zur Relationie-rung von Th eorie und Praxis (vgl. Korthagen et al., 2001; zusammenfassend Kortha-gen, 2011). Lernplattformen mit Unterrichtsvideos bzw. Video-Vignetten, die speziell für die Lehrerausbildung entwickelt werden oder bereits etabliert wurden, fi nden sich an verschiedenen Universitäten (s. beispielsweise das Projekt „Unterrichtsvideo“ der Universität Zürich, das „online Fallarchiv“ der Universität Kassel, das Projekt „Klas-senführung und Unterrichtserfolg“ der Pädagogischen Hochschule Heidelberg oder das Projekt „Videobasierte Unterrichtsrefl exion“ der Universität Oldenburg). Bishe-rige Erfahrungen mit solchen oder vergleichbaren Initiativen sind insgesamt positiv und Studierende berichten von wichtigen Lernerfahrungen, die ihnen damit ermög-licht werden (vgl. z.B. Seidel et al., 2010). Auch an der Universität zu Köln wird aktuell eine solche Plattform bzw. Daten-bank mit Unterrichtsvideos bzw. Videovignetten aufgebaut. Mit dem fakultätsüber-greifenden Projekt VILLA – Videos in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung/Lernen mit Unterrichtsvideos in der LehrerInnenausbildung (weitere Informationen: www. hf.uni-koeln.de/35830) werden fächerübergreifende und fachbezogene Ausbildungs-anteile stärker aufeinander abgestimmt und miteinander verzahnt. Die interdiszipli-när zusammengesetzte Projektgruppe erstellt, erprobt und evaluiert u.a. zusammen mit Lehrenden der 1. und 2. Ausbildungsphase in projektorientierten Seminaren Handreichungen und Begleitmaterial für Video-Clips. Parallel dazu wird im Projekt eine Heuristik zur Beschreibung und Analyse von Unterricht erarbeitet, mit Exper-tenlehrpersonen aus der Schulpraxis kooperiert und eine Online-Datenbank mit Vi-deo- Clips und didaktischem Begleitmaterial aufgebaut. Diese zunächst eher exem-plarische Online-Datenbank erlaubt die Nutzung der Videos samt Begleitmaterial in projektorientierten Lehrveranstaltungen an der Universität zu Köln. 40 Johannes König Geplant ist darüber hinaus, die Unterrichtsvideos und Begleitmaterialien in ei-nem über die Online-Plattform der Universität (ILIAS) anzusteuernden Selbstlern-szenario für alle Lehramtsstudierende der Universität aufzubereiten und zur Verfü-gung zu stellen. Die Ergebnisse des Projektes sollen über den Projektzeitraum hinaus verstetigt und erweitert werden. Langfristig ist geplant, den Lehramtsstudierenden eine praxisnahe und fächerübergreifende Möglichkeit zur Vorbereitung auf die Pra-xisphasen im Rahmen der Lehramtsausbildung zu bieten. 2.7 Forschungsdesiderate Die standardisierte Erfassung von kognitiven und motivational-aff ektiven Elemen-ten professioneller Kompetenz bei angehenden wie berufstätigen Lehrkräft en stellt in mehrfacher Hinsicht ein wichtiges Anliegen dar, um Kompetenz und Profession von Lehrern zu erforschen. Kompetenzmessungen wie die im Abschnitt 2.4 beispielhaft erläuterten zielen auf eine empirische Vergewisserung von Professionalisierung ange-hender und berufstätiger Lehrkräft e. Wichtig erscheint, dass die so gewonnenen Er-kenntnisse nicht isoliert und auch nicht aus einem technokratischen Verständnis he-raus betrachtet werden, etwa in dem Sinne, dass es lediglich um die Bereitstellung von Daten oder Werkzeugen ginge, die im Dienste einer rein technischen Umset-zung bildungspolitischer Forderungen stünden. Die methodischen Wege etwa, die der empirischen Überprüfung von staatlich festgelegten Standards für die Lehrerbil-dung dienen, stehen vielmehr in untrennbarem Zusammenhang mit der Forderung, mithilfe eines empirischen Zugangs auch die Th eoriebildung zur Lehrerbildung und zum Lehrerberuf voranzubringen, deren hiesiger Diskurs vorwiegend normativ ge-prägt und selten empirisch fundiert ist ( Baumert & Kunter, 2006). In den vergan-genen Jahren ist wie bereits erwähnt eine deutliche Zunahme an Publikations- und Forschungsaktivitäten zum Th emenkomplex „Lehrerkompetenzen“, einhergehend mit der verstärkten Bereitstellung von Fördermitteln erkennbar. Es bleibt zu wün-schen, dass diese Entwicklung nicht eine Modeerscheinung ist, sondern eine nach-haltige Grundlage für die Gewinnung von relevanten Erkenntnissen zur Kompetenz und Profession von Lehrern zu bescheren vermag. Literatur Albino, J. E., Young, S. K., Neumann, L. M., Kramer, G. A., Andrieu, S. 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Teil II: Sonderpädagogik und Sachunterricht Abstract Die Beiträge in Teil II widmen sich der zentralen Fragestellung, wie eine kompetenzori-entierte Lehrerbildung in zwei sehr aufgegliederten Disziplinen, im Sachunterricht und in der Sonderpädagogik, aussieht? Anschließend versuchen die Beiträge exemplarisch praktische Umsetzungsbeispiele in den konkreten pädagogischen Handlungsfeldern aus Sicht des Sachunterrichts und der Sonderpädagogik zu diskutieren. Im Gegensatz zu den weiteren Fachdidaktiken, die in diesem Band näher beschrieben werden, wie etwa Englisch oder Religion, teilen die Sonderpädagogik und der Sachunterricht gleicherma-ßen das gemeinsame Schicksal, Disziplinen zu sein, unter denen sich weitere z.T. sehr divergierende Fachdisziplinen subsumieren. So fi rmieren unter dem Dach der Sonder-pädagogik mindestens sieben unterschiedliche Förderschwerpunkte, die aufgrund der Klientel, die sie vertreten, einen äußerst unterschiedlichen Zugang zu den übergreifen-den Lehrerfunktionen bzw. -kompetenzen wie Diagnostik, individuelle Förderung und Unterrichten in den letzten Jahrzehnten gewählt haben. Im vorausgehenden Impulsbei-trag von Daniela Schmeinck und Th omas Hennemann liegt im Bereich der Sonderpä-dagogik dabei der Fokus vor allem auf dem Förderschwerpunkt Emotionale und Sozia-le Entwicklung. In diesem Kontext werden aus beiden Fachbereichen Gelingensfaktoren für einen kompetenzorientierten Unterricht dargestellt. Der Impulsbeitrag schließt mit der Aufstellung aktueller Forschungsdesiderate in diesem Kontext. Eine kritisch-konst-ruktive Weiterführung der angestoßenen Aspekte erfolgt anschließend im Rahmen der drei Repliken. Der Beitrag von Prof. Dr. Walter Kosack geht der Frage nach, ob und wie Sachunterricht gleichzeitig der Wissenschaft sorientierung sowie der Kindorientie-rung gerecht werden kann und zeigt, dass durch eine entsprechende Arbeitsteilung zwi-schen den beteiligten Personen aus der scheinbar unlösbaren Aufgabe eine zwar immer noch ambitionierte aber im Prinzip leistbare Aufgabe werden kann. Hans-Peter Berg-mann richtet den Fokus in seinem Beitrag auf die aktuellen Entwicklungen im Zusam-menhang mit der Einrichtung von Ganztagsgrundschulen sowie den damit verbunde-nen Veränderungen und Konsequenzen für den Kompetenzerwerb von Lehrern in der ersten und zweiten Phase der Lehramtsausbildung. In dem Beitrag von Kerstin Ziemen wird insbesondere eine kompetenzorientierte und dabei entwicklungsbezogene Didaktik diskutiert, die die jeweiligen zutiefst individuellen Lern- und Leistungsausgangslagen von Kindern und Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung berücksichtigt. Auch befeuert durch die UN-Menschenrechtskonventionen zur Inklusion werden ein kompe-tenzorientierter (Förder- )Unterricht dieses Personenkreises und die damit verbundenen Implikationen für die Lehrerbildung näher kritisch-konstruktiv beleuchtet. Daniela Schmeinck & Thomas Hennemann 3 „Was sollen wir denn noch alles können?!“ Kompetenzen in der Lehrerbildung aus Sicht der Sonderpädagogik und des Sachunterrichts Einführung Der nachfolgende Beitrag widmet sich zunächst der zentralen Fragestellung, wie eine kompetenzorientierte Lehrerbildung in zwei sehr aufgegliederten Disziplinen, im Sachunterricht und in der Sonderpädagogik, aussieht? Im Bereich der Sonderpä-dagogik liegt dabei der Fokus vor allem auf dem Förderschwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung. In diesem Kontext werden aus beiden Fachbereichen Gelin-gensfaktoren für einen kompetenzorientierten Unterricht dargestellt. Anschließend versucht der Beitrag exemplarisch praktische Umsetzungsbeispiele in den konkreten pädagogischen Handlungsfeldern aus Sicht des Sachunterrichts und der Sonderpäda-gogik zu diskutieren. Der Beitrag schließt mit der Aufstellung aktueller Forschungs-desiderate in diesem Kontext. Eine kritisch-konstruktive Weiterführung der angesto-ßenen Aspekte erfolgt im Rahmen der sich anschließenden vier Repliken. Im Gegensatz zu den weiteren Fachdidaktiken, die in diesem Band näher be-schrieben werden, wie etwa Englisch oder Religion, teilen die Sonderpädagogik und der Sachunterricht gleichermaßen das gemeinsame Schicksal, Disziplinen zu sein, unter denen sich weitere z.T. sehr divergierende Fachdisziplinen subsumieren. So fi r-mieren unter dem Dach der Sonderpädagogik mindestens sieben unterschiedliche Förderschwerpunkte, die aufgrund der Klientel, die sie vertreten, einen äußerst un-terschiedlichen Zugang zu den übergreifenden Lehrerfunktionen bzw. -kompetenzen wie Diagnostik, individuelle Förderung und Unterrichten in den letzten Jahrzehnten gewählt haben. Sachunterricht, der die Aufgabe verfolgt, Schülerinnen und Schüler im Grund-schulalter „darin zu unterstützen, ihre natürliche, kulturelle, soziale und technische Umwelt sachbezogen zu verstehen, sie sich auf der Grundlage bildungswirksam zu erschließen und sich darin zu orientieren, mitzuwirken und zu handeln“ (Gesell-schaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU), 2013), steht vor der anspruchsvol-len und komplexen Aufgabe, einerseits an die vor- und außerschulischen Wissensbe-stände, Kompetenzen, Interessen und Lernbedürfnisse der Lernenden anzuknüpfen, andererseits aber auch, eine Anschlussfähigkeit an die in den natur- und gesell-schaft swissenschaft lichen Bezugsdisziplinen des Sachunterrichts vorherrschenden Wissensbestände sowie die jeweiligen fachspezifi schen Denk-, Arbeits- und Hand-lungsweisen der Bezugsdisziplinen sicherzustellen. Doch was bedeutet dies für die Lehrerausbildung? Biologie, Chemie, Geogra-fi e, Geschichte, Ökonomie, Physik, Politik, Soziologie und Technik – müssen sich angehende Sachunterrichtslehrkräft e in all diesen Wissenschaft sdisziplinen aus- 50 Daniela Schmeinck & Thomas Hennemann kennen? Und damit nicht genug. Der aktuelle in Baden-Württemberg unterrichte-te Fächerverbund Mensch – Natur – Kultur bezieht neben den Natur- und Gesell-schaft s wissenschaft en auch noch die Fächer Bildende Kunst, Textiles Werken und Musik mit ein. „Wer von angehenden Lehrerinnen und Lehrern des Sachunterrichts ein Sachwissen erwartet, das sich über sechs wissenschaft liche Fachgebiete er-streckt, erhebt übertriebene Ansprüche. Aber genauso falsch wäre es, in Konsequenz dieser Einsicht auf den Bereich der wissenschaft lichen Fächer ganz zu verzichten und die Welt der Sachverhalte aus der Bildung von Sach-unterrichtslehrkräft en herauszunehmen.“ (Schreier, 2011, S. 39) Doch wie sieht nun eine kompetenzorientierte Lehrerbildung im Sachunterricht aus? Welche Kompetenzen benötigen angehende Sachunterrichtslehrkräft e für einen nachhaltig bildungswirksamen Sachunterricht? Auch die Diskussion um eine kompetenzorientierte Lehrerausbildung in der Son-derpädagogik wird einerseits historisch bedingt und aufgrund der stark ausdiff eren-zierten Förderschwerpunkte und andererseits gerade vor dem Hintergrund sich ver-ändernder Bildungssysteme im Hinblick auf die Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf sehr aktuell geführt (vgl. Lind-meier, 2013; Melzer & Hillenbrand, 2013). Wie sieht ein sich daran anschließendes Kompetenzprofi l zukünft iger Sonderpädagogen aus? Wird der Sonderpädagoge der Zukunft in inklusiven Settings überhaupt noch unterrichten müssen und wird da-her eine didaktisch-methodische Ausbildung eher obsolet? Werden nicht eher andere Kompetenzbereiche vom ihm erwartet, wie in hohem Maße Beratungskompetenzen, diagnostische Kompetenzen sowie Förderkompetenzen, die gezielte entwicklungs-fördernde, wirksame Trainings und Programme zumindest bei Lern- und Entwick-lungsstörungen umfassen? Welche Konsequenzen hat dies für eine zukünft ige kom-petenzorientierte Lehramtsausbildung von Sonderpädagogen? Der maßgebliche Bezugspunkt zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragen ist und bleibt das Kind bzw. der Jugendliche mit seinen individuellen Lernausgangsla-gen, dem damit verbundenen jeweiligen ggf. sonderpädagogischen Förderbedarf so-wie der fundamentalen Entscheidung über den bestmöglichen Lern- bzw. Förderort. 3.1 Kurzer geschichtlicher Abriss: Die Kompetenzdebatte innerhalb der Sonderpädagogik und innerhalb des Sachunterrichts Aufgrund der sehr stark divergierenden individuellen Lernausgangslagen der Schüle-rinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf und den daraus resultie-renden Konsequenzen in Form einerseits |