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7551639
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Katkey:7551639
Volltext:ALPHABETISCHES R E G I S T E R D E R ADRESSATEN VON BAEYER, Emma, 12. Febr. 1831 bis 12. Dez. 1902, zweite Tochter des Geodäten Joh. Jac. v. Baeyer (vgl. über ihn Nr. 199 und Anm. s. v.), 1854 verheiratet mit Otto Ribbeck (1827-1898), dem Schüler Friedrich Ritschis in Bonn und Begleiter Paul Heyses in Italien, 1856 Professor der klassischen Philologie in Bern, 1861 Kollegen B's. in Basel, 1862 in Kiel, 1872 in Heidelberg, 1876 Nachfolger seines Lehrers in Leipzig (vgl. Allg. dtsch. Biogr. LIII, 329-340; Biogr. Jahrb. III, 1900, 271-283). Seinem Andenken widmete die Gattin das Buch: O. R., Ein Bild seines Lebens aus seinen Briefen 1846-1898, Stuttgart 1901. Sie starb in Leipzig. - Lit.: Hans Trog in der Neuen Rundschau, Nov. 1910, 1318/1519; frdlg. Mittig. von Pfr. Dr. E. Beyreuther in Stürza. Nr. 219, 230. BERRi-Burckhardt, Margaretha Salome, 29. Nov. 1811 bis 29. Jan. 1873. Die älteste Schwester B's., welche 1832 den Basler Architekten Melchior Berri heiratete, der hier als der bedeutendste Vertreter des Klassizismus Weinbrennerischer Schule das alte Basler Stadtcasino und das Museum an der Augustinergasse schuf (gest. 1834). - Lit. : Gedruckte Leichenrede mit Personalien; Markwart, 390 (Stammbaum); L. Vöchting-Oeri, Die Schwe­stern Schorndorff, Zürich 1941, 73; Kaegi I, 300-303, 480-482; Schweiz. Künstlerlex. I, 114L; Arnold Pfister, Melchior Berri, im Basler Jahrb. 1931 und 1936; vgl. Bd. I, Anm. zu Nr. 3 s. v. Gredeli, und Nr. 34. Nr. 302. BRENNER, Albert, 11. Sept. 1833 bis 30. März 1861. Er studierte von 1835 bis 1837 Philologie an der Universität Basel und versuchte sich daneben, namentlich auch als Zofinger, in der Poesie. Eine Satire auf das Basler Missionsfest, Wahrheit und Heuchelei, ein Traum von Ironius Satiricus, Basel 1837, dürfte von ihm verfaßt sein; Proben seiner Gedichte finden sich im Basler Jahrb. 1884, 133-144. Bleibende Wirkung hatte eine von Br. sorgfältig vorbereitete Sammlung Baslerische Kinder- und Volks­reime aus der mündlichen Überlieferung gesammelt, Basel 1857, welche 1902 eine zweite vermehrte Auflage erlebte. Nachdem er schon 1837 zur Fortsetzung seiner Studien nach Zürich übergesiedelt war, trat er dort eine Lehrerstelle an der Kantonsschule an. Im Verlauf einer schweren Krankheit stürzte er zum Fenster hinaus und starb wenige Wochen darauf an den Folgen dieses Falls. Sein Sohn ist Nietzsches gleichnamiger Schü­ler und Gesellschafter in Sorrent. - Lit. : Notizen in den Basler Nachrich­ten 1861, Nr. 63 vom 15. März und im Tagbl. der Stadt Basel 1861, Nr. 77 vom 2. April; Basler Jahrb. 1884 und 1901, a. O.; Meyer-Kraussche Kol-lektaneen auf der Univ. Bibl. Basel. Nr. 293, 294, 296, 299, 301, 303, 304. 428 BRENNER-Kron,Emma, i8.März i823bis 29.Juli 1875. Gattin (seit i845)des Advokaten und radikalen Politikers Dr. Carl Brenner (1814-1883; vgl. über diesen Anm. zu Nr, m s. v. Redakteur). Sie zählt weniger wegen ihrer schriftdeutschen Erzählungen und Gedichte als vielmehr um ihrer Dialektpoesie willen zu den literarischen Größen Basels im 19. Jahrhun­dert. Ihre von starker Freundschaft getragene Fürsorge für Heinrich Leut-hold in den Jahren seiner Basler Studentenzeit ist für beider Leben von Bedeutung geblieben. - Lit.: Leichenrede von Dr. Carl Brenner; Schweiz. Volksfreund Basel, Nr. 179 vom 31. Juli 1875; Karl Emil Hoff­mann, Heinrich Leuthold und die Basler Dichterin Emma Brenner-Kron in: Basler Dichterstätten, 2. erw. Aufl., Basel 1947, 53ff.; ders. in der Ein­leitung zum Briefwechsel B's. mit Emma Brenner-Kron, Basel 1925 ; Ernst Jenny, Basler Dichtung und Basler Art im 19. Jahrhundert (105. Neujahrs­blatt Basel), 1927, 44-47, mit Besprechung ihrer Werke. Nr. 251, 253, 256, 257, 260, 261, 262, 269, 270, 275, 285. BURCKHARDT, (Johann) Fritz, 26. April 1836 bis 24. April 1876. Der ein­zige Stiefbruder B's.; er studierte ohne Erfolg seit 1856 Philologie in Basel und Zürich und lebte später als Photograph in Mosbach (Baden), wo er auch starb. - Lit.: Markwart, 391 (Stammbaum); Kaegi I, 297. Nr. 210. BURCKHARDT, Maria Louise; vgl. Bd. I, 364f. Nr. 226. BURCKHARDT, Margaretha s. Berri-Burckhardt, Margaretha Salome. BURCKHARDT, Susanna Magdalena, 9. Nov. 1824 bis 21. Juni 1851. Als jüngste Tochter des Antistes B. aus dessen erster Ehe führte sie ihrem Vater nach dem Tode von dessen zweiter Gattin (gest. 1846) den Haushalt, dies auch nach ihrer Verheiratung mit dem Kaufmann Eduard Bernoulli, welchem sie aber innert eines Jahres nach schwerer Krankheit entrissen wurde. Bernoulli verheiratete sich i860 zum zweiten Mal mit Sophie Riggenbach. - Lit.: Markwart 391 (Stammbaum); L. Vöchting-Oeri, Die Schwestern Schorndorff, 172; Bd. I, Anm. zu Nr. 4 s. v. Setti; Leichen­rede von Eduard Bernoulli (gest. 1899). Nr. 199. DECKER, Rudolf Ludwig, 8. Jan. 1804 bis 12. Jan. 1877. Er entsproß einer Buchdruckerfamilie, welche im 17. Jahrhundert nach Basel kam und hier diesen Beruf mehrere Generationen hindurch ausübte. Der Groß­429 vater des Adressaten, Georg Jakob I (1732-1799) stieg nach seiner Über­siedelung nach Berlin daselbst bis zum Geheimen Oberhof buchdrucker empor, der Sohn gleichen Namens verkaufte 1802 das Basler Geschäft und vereinigte durch Testamentserlaß alle Zweige des Unternehmens. Dieses wurde von 1830 an unter der alleinigen Leitung von R. L. D. weitergeführt und zum größten privaten graphischen Unternehmen Ber­lins ausgebaut. Nach seinem Tod ging die Druckerei durch Kauf in den Besitz des Reiches über und wurde 1879 mit der bisherigen preußischen Staatsdruckerei zur Reichsdruckerei vereinigt. - Lit. : Allg. dtsch. Biogr. V, 4ff.; Basler Buchdr. Katalog auf der Univ. Bibl.; Wappenbuch der Stadt Basel, s.v.; Lex. d. ges. Buchwesens I, 1935, 3 9 6 f. ; Aug. Potthast, Die Abstammung der Familie D.( Festschrift Berlin 1863; ders., Geschichte der Buchdruckerkunst zu Berlin im Umriß, hgg. von Ernst Crous, Berlin 1926, Anhang II S. XXXVf.; Die Reichsdruckerei in Berlin, eine kurze Darstellung, Berlin 1928. Nr. 233. EICHHORN, Johann Albrecht Friedrich, 2. März 1779 bis 16. Jan. 1836. Geboren zu Wertheim a. M., widmete sich E. dem Rechtsstudium zu Göttingen und versah hierauf verschiedene Posten bis zu seiner Staats­prüfung im Jahre 1806. Er trat in preußische Dienste, wurde 1810 Kam­mergerichtsrat in Berlin, machte den Feldzug von 1813 in Blüchers Stab mit, arbeitete 1815 für Altenstein in Paris, kam in das auswärtige Mini­sterium und in den preußischen Staatsrat, wobei er im Ministerium das Referat für die deutschen Angelegenheiten erhielt. Als Gegner des Parti­kularismus erwarb er sich große Verdienste um den deutschen Zollverein, dem er politisch vorarbeitete. 1840 trat er unter Friedrich Wilhelm IV. die Nachfolge Altensteins im preußischen Kultusministerium an. Als Mann von unierter Gesinnung hatte er das Bestreben, durch Vorschläge in der Richtung einer presbyterianisch-synodalen Organisation der lutherischen Kirche deren Selbständigkeit von den staatlichen Behörden zu fördern. Da seine Stellungnahme in Lehrfragen teils unsicher, teils diejenige des Königs war, geriet er in den Ruf eines Reaktionärs und mußte bei der Märzrevolution als eines ihrer ersten Opfer vom politischen Schau­platz abtreten. - Lit.: Allg. dtsch. Biogr. V, 737ff.; Herzog-Haucks Prot. Realenz., 3. Aufl., V, 23iff.; O. Mejer, Minister Eichhorn, Preuß. Jahrb. 40, 1877, 162ff., 312fr., 369ff.; Heinrich v. Treitschke, Dtsch. Gesch. im Neunzehnten Jahrhundert, Neudr. Leipzig 1928, pass. (s. Register). Nr. 188, 189, 201, 208, 209. FRESENIUS, KARL; vgl. Bd. I, 363. Nr. 179, 181. 430 FREY-Freivogel, Johann Heinrich, 28. Juli 1807 bis 25. März 1878. 1830 Zum S.M.C. ernannt und Zunächst weitern theologischen Studien in Berlin obliegend, widmete er sich seit seiner Rückkehr nach Basel dem Lehrer­beruf und bekleidete hier von 1841 bis 1873 das Rektorat der neugegrün­deten Realschule. Als begeisterter Sänger und Förderer des Volksgesangs gehörte er zu den Gründern der Basler Liedertafel. - Lit.: Allg. Schweizer Zeitung 1878, Nr. 74 vom 28. März, und Schweizer Grenzpost 1878, Nr. 75 vom 29. März. Nr. 295. GEIBEL, Emanuel, 17. Okt. 1815 bis 6. April 1884. Als Sohn des refor­mierten Predigers zu Lübeck geboren, wuchs er in dieser ihm völlig zur Heimat gewordenen Hansestadt auf, besuchte daselbst das Gymnasium und begann 1835 das Studium der Theologie in Bonn. Seine Neigung zur Philologie führte ihn nach Berlin, wo er mit dem Kreise Kuglers, nament­lich mit Bettina v. Arnim, bekannt wurde. Als Hofmeister des russischen Gesandten in Athen kam er 1838 nach Griechenland; die Reisen daselbst in Begleitung von Ernst Curtius waren von stärkster Anregung für später, wie auch Platen damals für G. das dichterische Vorbild wurde. 1840, nach der Rückkehr nach Deutschland, erschien sein erster Gedichtband, 1841 der nächstfolgende unter dem Titel Zeitstimmen. Nachdem dem jungen Dichter schon mit der Einladung des Freiherrn Karl v. d. Malsburg ein glücklicher Zufall begegnet war, überraschte ihn der preußische König mit einem lebenslänglichen Stipendium. Von seinem Standquartier Lübeck aus unternahm G. weitere Dichterfahrten, so 1843 zu Freiligrath. 1847 er­schienen die Juniuslieder, G's. auch nachher nie mehr übertroffene Lyrik. Die Revolution betrachtete G. mit offensichtlicher Zurückhaltung. Ein neuer Kreis der Wirksamkeit erschloß sich ihm 1852 durch die Berufung nach München, wo er im Dichterkreis des Königs Max II. bald die führende Rolle einnahm; die schönste Frucht dieser Jahre bildet wohl das gemein­sam mit Heyse herausgegebene Spanische Liederbuch. Aber die von G. seit 1866 zur Schau getragene Begeisterung für Deutschlands Einheit er­regte beim bayrischen König Mißfallen, so daß jener schließlich sein Ent­lassungsgesuch einreichte und, von Preußen freudig aufgenommen, wieder nach Lübeck übersiedelte. Hier widmete er sich in stiller Arbeit der ab­schließenden Ausgabe seiner Werke, die 1883 in acht Bänden erschien. - Lit.: Außer der in den Anm. zu den Briefen genannten Werken die Allg. dtsch. Biogr. XLIX, 265 ff., wo das ältere Schrifttum angegeben ist; Auf­zählung der Werke und Neueres bei Wilh. Kosch, Dtsch. Literaturlex. I, 619f.; als zusammenfassende Würdigung: Harry Maync, E. G., in: Deutsche Dichter, Frauenfeld 1928, 117-152. Nr. 204, 221, 307. 431 HENZEN, Johann Heinrich Wilhelm, 24. Jan. 1816 bis 27. Jan. 1887. Ge­boren in Bremen, absolvierte er ein vielseitiges philologisches Studium in Bonn, Berlin und Leipzig, wo er 1840 mit einer Arbeit über Polybios promovierte. Eine längere Reise führte ihn nach Frankreich und England, nach Italien und von da, in Begleitung seines Lehrers Welcker, nach Grie­chenland. Bei seiner Wiederankunft in Rom im November 1842 gewann ihn Emil Braun für das Archäologische Institut und damit für sein wich­tigstes zukünftiges Arbeitsgebiet, die lateinische Epigraphik. Nachdem H. sich mit der Lösung einer Preisaufgabe auf diesem Gebiet ausgewiesen hatte, wurde er 1844 zweiter Sekretär und Bibliothekar des Instituts. Während ihm die persönliche Schulung durch den Grafen Borghesi in S. Marino im Spätjahr 1844 großen Gewinn brachte, trat er auch bald zu den beiden in diesem Fach führenden Männern der jüngern Generation, Theodor Mommsen und J. B. de Rossi, in ein Verhältnis naher und dauernder Freundschaft. Von den zwei Hauptaufgaben, die er gestellt erhielt, wurde ihm die erste 1849 zuteil: die Ergänzung und Verbesserung des Inschriftenwerkes von Orellis; sie wurde 1853 im Manuskript fertig. Die zweite, das Sammeln alter Inschriften der öffentlichen Monumente Roms für das seit 1845 von der Berliner Akademie geplante Corpus in-scriptionum, erhielt durch Mommsens Veröffentlichung der neapolitani­schen Inschriften 1832 lebhaften Auftrieb; Henzen erhielt seit 1853 hiefür ein regelmäßiges Jahrgeld und wurde korrespondierendes Mitglied der Akademie. Mit dem 1856 erfolgten Tod Brauns wurde Henzen das Amt des ersten Sekretärs am Institut übertragen. Als seit Jahren unentbehrlicher Ersatzmann für Braun war er trefflich hierauf vorbereitet, während Hein­rich Brunn als zukünftiger zweiter Sekretär ihn passend ergänzte. 1862 erschien der von H. bearbeitete erste Band des Corpus mit den Fasti con­sulates, 1876 folgte der erste Teil des sechsten mit den stadtrömischen In­schriften. Von den zahlreichen übrigen Publikationen sei hier nur noch die 1868 erschienene Studie über die neugefundenen Tafeln im Hain der Arval-brüder erwähnt. H. erlebte noch die Weiterentwicklung des Instituts zur preußischen Staatsanstalt, schließlich 1874 zum Reichsinstitut. Sein be­sonderes Anliegen bildete dabei das harmonische Verhältnis der deutschen Archäologen zu den Italienern. In höchsten Ehren konnte er seinen 70. Geburtstag feiern. Frei von politischen Regungen, war er zeitlebens, was Mommsen von ihm gerühmt hatte: qui neminem laesit omnes singu-losque adiuvit. — Lit. : Adolf Michaelis, Geschichte des deutschen Archäo­logischen Instituts 1829-1879, Berlin 1879; A. Man im Biogr. Jahrb. f. Altertumskunde XI (1880), Berlin 1890, 135—160, mit Bibliogr. der wiss. Arbeiten; Allg. dtsch. Biogr. L, 207ff. Nr. 264, 265, 292, 308, 309, 311. HEUSLER-Ryhiner, Andreas; vgl. über ihn Bd. II, 320f. Nr. 202, 205, 2ii, 212, 213, 214, 263, 266, 273, 279. 432 HEYSE, Paul, 15. März 1830 bis 2. April 1914. Der Sohn des Sprachforschers Carl Wilhelm Ludwig H., Professors in Berlin, und einer jüdischen Mutter, wuchs H. in der preußischen Hauptstadt auf, fand schon sehr früh den Zugang in die literarischen Salons, wo Emanuel Geibel sein Talent bald entdeckte. H. studierte an der Universität, nahm an den Ereignissen des Jahres 1848 mit Sympathie teil, ging dann 1849 nach Bonn, blieb aber nicht bei der Philologie und Kunstgeschichte, sondern widmete sich schließlich bis zum Abschluß seines Studiums in Berlin 1852 der Romanistik. Schon waren seine ersten Novellen erschienen; 1852 kam das Spanische Lieder­buch , von H. und Geibel gemeinsam betreut, heraus. Der Verlobung mit Margarete, der Tochter Franz Kuglers, folgte zunächst ein Wander­jahr in Italien bis zum September 1853; der Hauptbegleiter war Otto Ribbeck, aber auch sonst trug diese Zeit H. reiche und zahlreiche Freund­schaften ein. 1854 erfolgte unvermutet die Berufung in den Kreis des Königs Max II. von Bayern, in dessen Hauptstadt H. bald eine höchst ange­sehene Stellung einnahm, wie nun auch seine literarische Produktion zu strömen begann (1855-1862 die ersten vier Bände Novellen, i860 das Italienische Liederbuch, B. gewidmet). Eine Veränderung trat erst 1868 unter dem neuen König ein; nach dem Wegzug Geibels löste auch H. seine Beziehungen zum Hofe, blieb aber in München, sein eigenes Schaffen trotz schweren Ereignissen in seiner Familie in alter Fruchtbarkeit stets fort­setzend (1889 die Übersetzungen italienischer Dichter). Nachdem schon 1871 die erste Gesamtausgabe seiner Werke erschienen war, erlebte er trotz seiner Gegnerschaft gegen den aufkommenden Naturalismus hohe Auszeichnungen und erhielt noch 1911 den Nobelpreis für Literatur. - Lit. : Erich Petzet im Dtsch. Biogr. Jahrb., Überleitungsband 1,1914-1916, 26-41 ; Bibliographie bei Josef Körner, Bibliogr. Handb. d. dtsch. Schrift­tums, 3. Aufl., Bern 1949, 434, und im Dtsch. Literaturlex. von Wilh. Kosch II, 974ff. Nr. 228, 234, 255, 268, 288, 315. HOTTINGER, Johann Jacob; vgl. Bd. II, 321 f. Nr. 225, 229, 258. KAPPELER, Johann Karl, 18. März 1816 bis 20. Okt. 1888. Dem Thurgau entstammend, bildete er sich in Zürich und Deutschland zum Juristen aus, um zunächst als Advokat in Frauenfeld zu wirken. Dem Eintritt in die politischen und richterlichen Behörden seines Kantons folgte bei der Grün­dung des neuen Bundesstaates die Wahl in den Ständerat, den K. viermal präsidierte. Als Befürworter einer gesamtschweizerischen Hochschule und Urheber des ersten Gesetzesentwurfs für das Eidg. Polytechnikum wurde er 1857 als Nachfolger Kerns (s. unten) zum Präsidenten des Schweizeri- 28 Burckhardt, Briefe III 433 sehen Schulrats auserkoren, einem Amt, das er mit großer Hingabe bis zu seinem schnellen Tode ausübte, wobei er ein Hauptziel, die Ausdehnung der Anstalt, völlig erreichte. - Lit.: Allg. dtsch. Biogr. LI, 38ff.; Wilh. Oechsli, Gesch. d. Gründung d. Eidg. Polytechnicums, Frauenfeld 1905, pass.; Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz IV, 454. Nr. 317. KELLER, Ferdinand, 24. Dez. 1800 bis 21. Juli 1881. Ursprünglich Theo­loge, lebte er, nach vierjährigem Aufenthalt in Paris und England, seit 1831 wieder in Zürich. Zuerst als Privatlehrer und Naturwissenschafter tätig, wurde er dann 1832 der Gründer und erste Präsident der Gesellschaft für vaterländische Altertümer , Anreger und Redaktor ihrer Publikationen, als höchst vielseitiger Archäologe der Initiant und Mehrer ihrer Sammlun­gen, 1847 Dr. h. c. der Universität Zürich, berühmt seit der durch ihn erstmals wissenschaftlich betriebenen Bearbeitung der erst damals so be­zeichneten Pfahlbauten (Funde in Obermeilen 1854). Der plötzliche Tod seines Freundes H. Meyer-Ochsner (s. unten) veranlaßte ihn 1871, den Vorsitz der Zürcher Gesellschaft Gerold Meyer v. Knonau dem Jün­gern zu übergeben. - Lit.: Allg. dtsch. Biogr. XV, 563ff.; Johann Rudolf Rahn, Erinnerungen an die Antiquarische Gesellschaft in Zürich (Festgabe f. Gerold Meyer v. Knonau, Zürich 1913), 483fr.; Aus dem Briefwechsel Ferdinand Kellers, hgg. von Anton Largiadèr (Festgabe Hans Lehmann), Zürich 1931; Anton Largiadèr, Hundert Jahre Antiquarische Gesellschaft in Zürich 1832-1932, Zürich 1932, 13-66, 2i8ff.; Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz IV, 472; Kaegi II, 343 fr.; R. Laur-Belart, Ferd. Keller zum Ge­dächtnis, in: Ur-Schweiz XVIII, Nr. 2/3, Aug. 1934. Nr. 298, 306, 316. KERN, Johann Conrad, 11. Juni 1808 bis 14. April 1888. Der aus dem Thurgau Stammende begann sein Studium als Theologe 1826 in Basel, ging dann unter dem Einfluß Wilhelm Snells zur Jurisprudenz über, die er auch zwei Semester lang in Berlin bei Savigny betrieb, um dann nach weiterem einjährigem Studium in Heidelberg bei Mittermaier im Sept. 1830 glänzend zu promovieren. Nach einem längeren Aufenthalt in Paris eta­blierte er sich als Advokat in seinem Heimatdorf Berlingen, das er im Jahr seiner Verheiratung mit der Kantonshauptstadt Frauenfeld vertauschte. Aber schon hatte seine politische Karriere begonnen, die ihn mit 23 Jahren im Thurgauer Großen Rat und bald in allen Kommissionen Platz nehmen ließ; schon 1833 fungierte er erstmals als Tagsatzungsgesandter. Seit 1837 ausschließlich im Dienste des Staates, stand er auf der Seite der Revisions­partei Thomas Bornhausers, verriet aber in allen Vorschlägen das weise Maß des Realpolitikers und die Schulung des Juristen. In der neugeschaf­434 fenen Justizkommission des Kantons präsidierte er dieses über ein Jahr­zehnt lang allmächtige und bis 1849 unbestrittene Triumvirat. Dank seinen persönlichen Beziehungen zum Prinzen Louis Napoleon spielte er in dem nach diesem benannten 1838 vorgefallenen Handel eine der Hauptrollen; ebenso trat er bei der Behandlung der Klosterfrage und in dem sich lang­sam zuspitzenden Sonderbundskonflikt hervor, während seine Aufgabe als Mitredaktor der neuen Bundesverfassung eher in der geschmeidigen Vermittlung bestand. Nach einem zweimonatigen Aufenthalt als stellver­tretender Schweizer Gesandter in Wien wuchs er immer mehr in die neuen Aufgaben des Bundes hinein und löste sich auch, nicht ganz ohne Beein­flussung durch die demokratische Bewegung im Thurgau, von diesem seinem Heimatkanton, den er 1848-1831 als Nationalrat vertrat. 1833 in die Leitung der später so genannten Nordostbahn gewählt, siedelte er nach Zürich über. In ihm, der schon als Zofinger für eine schweizerische Natio­naluniversität geschwärmt hatte, fand sich der geeignete erste Präsident des Eidgenössischen Schulrats, wenn er auch wegen dieser Stellung sein Nationalratsmandat mit demjenigen eines Ständerats seines Kantons ver-tauschen'mußte. Den eigentlichen Höhepunkt seiner Laufbahn erreichte er in der außenpolitischen Vertretung seines Landes, da er im Neuenburger Konflikt mit Preußen als außerordentlicher Gesandter der Eidgenossen­schaft in Paris seine alte Vertrauensposition bei Napoleon III. verwerten und wesentlich zur Entspannung der Lage beitragen konnte. In der Folge ernannte ihn der Bundesrat 1837 zum ordentlichen Gesandten in Paris, welchen Posten er bis 1882 versah, wobei er neben schönen Erfolgen auch manche Enttäuschung erlebte. - Lit.: Allg. dtsch. Biogr. LI, 114-120; Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz IV, 477; Politische Erinnerungen 1833 bis 1883 von J. C. K., Frauenfeld 1887; Heinrich Kesselring, Dr. J. C. K., Eine Lebensskizze, Frauenfeld 1888; Arnold Heinrich Schlatter, J. C. Kern, Sein Wirken in der Schweiz (1832-1836), Thurg. Beitr. z. vaterl. Gesch., H. 73, 1938; Ernst Herdi, Geschichte des Thurgaus, Frauenfeld 1943, pass. Nr. 274, 276, 280, 282, 283, 287, 290, 291. KESTNER, Charlotte, 17. Sept. 1788 bis 21. Mai 1877. Dieser ersten Tochter, dem achten und viertjüngsten Kind des hannoverischen Archivrats Johann Christian K. und der Charlotte Buff (Goethes Lotte), stand noch Goethes Mutter, die Frau Rat, Pate. Nach einer in Hannover und Wetzlar ver­brachten Jugendzeit zog Charlotte K. 1808 ins Elsaß, um dort zuerst in Straßburg, seit 1816 in Thann die beiden Kinder ihres verwitweten Bruders, des Fabrikanten Carl K. als Erzieherin zu betreuen. Von diesen hei­ratete die Tochter Caroline den Basler Bankier J. J. Bischoff, so daß Ch. K. nach dem Tode ihres Bruders die Übersiedelung in das ihr bereits vertraute Basel nicht schwer fiel, wo sie noch durch beinahe drei Jahr­435 zehnte als stadtbekannte Erscheinung (Das Täntli Kestner) und Zeugin einer vergangenen Epoche eine nicht unbedeutende gesellschaftliche Attraktion ausübte. Ihre Wohnung, zuerst im Kirschgarten, dann vor dem Äschentor, schließlich am Münsterplatz, stand nicht nur den zahl­reichen Gliedern ihrer Familie, von denen sie manche vorzeitig dahin­sterben sah, offen, sondern auch einem 'weitern Kreis von ihr freundschaft­lich Verbundenen und nicht zuletzt manchem Bedürftigen. Als feine alte Dame ist sie 1867 von Anselm Feuerbach porträtiert worden. - Lit.: Basler Nachrichten 1877, Nr. 119 und 128; Allg. Schweiz. Zeitung 1877, Nr. 24; Christi. Volksbote aus Basel 1877, Nr. 22; Daniel Burckhardt- Werthemann, Vom alten Basel und seinen Gästen, Basel 1948, 39fr.; Brief­wechsel zwischen August K. und seiner Schwester Charlotte, Straßburg 1904; J. v. Miaskowski, Erinnerungen an Ch. K., Sonntagsbl. d. Basler Nachrichten 1906, Nr. 2off.; Theodor Nordmann, Aus dem Basel des 19. Jahrhunderts, Sonntagsbl. d. Basler Nachrichten Nr. 20 vom 18. Mai 1941; Hans Reinhardt, Der Kirschgarten, Basel 1953, 11; Hans Bühler, Ch. K. und ihr Grabmal auf dem Kannenfeld-Gottesacker, Basler Jahrb. 1955, 130fr. Nr. 244, 246. KINKEL, Gottfried; vgl. Bd. I, 366f. Nr. 182, 186, 187, 191, 197, 198, 203, 206. KINKEL, Johanna; vgl. Bd. II, 322f. Nr. 187. KOECHLY, Hermann, 5. Aug. 1815 bis 3. Dez. 1876. Schon früh als einer der begabtesten Schüler Gottfried Hermanns erkannt, dem er 1873 die Gedenkrede hielt, und nach der Beendigung seines Studiums in Leipzig Lehrer in Saalfeld und Dresden, griff er höchst energisch in die Reform des formalistischen sächsischen Gymnasialunterrichts ein, mußte aber aus politischen Gründen in den Maitagen 1849 fliehen und hielt sich zunächst in Brüssel auf, wo er seine Ausgabe des Quintus Smyrnaeus fertigstellte. Da erreichte ihn ein Ruf Alfred Eschers in Zürich auf den seit dem Tode J. C. v. Orellis verwaisten philologischen Lehrstuhl an der dortigen Uni­versität, wo K. in der Folge eine fruchtbare und vielseitige Tätigkeit ent­faltete, nicht zuletzt auch in der Antiquarischen Gesellschaft, und das Bürgerrecht geschenkt erhielt. Enttäuschungen wegen der Gefährdung des Griechischunterrichts in Zürich veranlaßten ihn, 1864 eine Berufung nach Heidelberg anzunehmen, ohne daß es ihm gelungen wäre, sich hier auf die Dauer mit vollem Erfolg durchzusetzen. Als Begleiter des Erb­436 prinzen von Meiningen auf einer Fahrt nach Griechenland erkrankte er und starb auf der Heimreise in Triest. Als Graecist hatte er die Kritik der Ilias im Lachmannischen Sinn fortgesetzt; besonders von ihm gepflegt wurden die Vertreter der antiken Kriegsliteratur. Glänzender Redner vor dem akademischen Publikum, bewährte er sich auch in parlamentarischen Debatten. - Lit.: Allg. dtsch. Biogr. XVI, 410-414; Sitzungsber. d. bayr. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Cl. 1877, 56ff.; Arnold Hug, H. K., Vortrag in Aarau vom 6. Okt. 1877, Basel 1878; Ernst Bockel, H. K., Heidelberg 1904; Ernst Gagliardi, Die Universität Zürich 1833-1933 und ihre Vor­läufer, Festschrift, Zürich 1938, 4841!. Nr. 312. KUGLER, Franz; vgl. Anm. zu Nr. 33 (Bd. I, 296), 40 (Bd. I, 306, 308), 58 (Bd. I, 338), 97 (Bd. II, 239) und zu den Briefen dieses Bandes, passim; Kaegi III, 2. Kapitel. Nr. 313. LEUZINGER, Louise, 23. Sept. 1832 bis 9. Dez. 1893. Tochter des Zeich­nungslehrers Johannes L. (1789-1835) von Mollis (Glarus) und der Maria Magdalena Roost von Beringen (Schaffhausen). Ihrer am 1. Sept. 1850 geschlossenen Ehe mit dem damaligen Koloristen und spätem Industriellen und Politiker Johann Jakob Schäppi entsprossen 7 Kinder, von denen die Tochter Sophie das Malertalent ihres Großvaters geerbt und in Mün­chen und Paris erfolgreich weiterentwickelt hat. - Lit. : Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz VI, 117, unter II; freundl. Mitteilung von Dr. E. Dejung in Winterthur und Landesarchivar Dr. Jakob Winteler in Glarus; Schweiz. Künstlerlex. III, 21 f.; Jahrb. d. literar. Vereinig. Winterthur VI (1922), 206 ff. Nr. 227. MERIAN, Peter, 20. Dez. 1795 bis 8. Febr. 1883. Sproß eines der hervor­ragendsten Ratsgeschlechter Basels und Sohn eines wohlhabenden Kauf­manns, Neffe einer der Großmütter B's., von Jugend auf mit starker Nei­gung die Naturwissenschaften pflegend, bildete er sich zunächst am philo-technischen Institut seines Mitbürgers Christoph Bernoulli aus, verbrachte dann die Jahre 1811 bis 1813 in Genf, studierte hierauf die Naturwissen­schaften bis zu seiner Promotion in Basel, von 1815 an in Göttingen, ver­brachte von 1818 an einige Zeit in Paris und Westeuropa und wurde schon 1820 zum ordentlichen Professor der Chemie und Physik an der heimi­schen Universität ernannt. Ein Stimmleiden nötigte ihn 1827 zum Rück­tritt zugunsten seines Freundes C. F. Schönbein; doch versah er ab 1835 437 freiwillig weiterhin das Fach der Geologie und Paläontologie, wo er als hervorragender Fachmann galt, dessen Untersuchungen insbesondere über die Struktur des Jura- und Schwarzwaldgebirges (seit 1821) für viele Jahrzehnte grundlegend wurden, wie er auch beim Bestimmen von Petre-fakten als erste Autorität galt. Gänzlich unpolitisch im Sinne eines Partei­schemas, gehörte er von 1824 an dem Großen Rat fast während eines halben Jahrhunderts an, dem Kleinen Rat von 1836 an während dreier Jahrzehnte, saß von 1840 bis i860 außerdem im Staatskollegium, wobei er mehrmals bis 1848 die Gesandtschaft an die Eidgenössische Tagsatzung versah, und war von 1847 bis 1865 Präsident der Curatel der Universität, der er dreimal, darunter im Jubiläumsjahr i860, außerdem als Rektor vorstand. Aber nicht um die andern seine Macht fühlen zu lassen, versah er diese Ämter, von denen hier nur die wichtigsten aufgezählt sind, sondern im Sinne eines in tagtäglicher Pflichterfüllung aufgehenden opferfreudigen Dienstes am Gemeinwesen der Vaterstadt. Zu den unzähligen Sitzungen, in denen er die Geschicke der von ihm mit neuer Lebenskraft erfüllten Universität leitete, gesellte sich das unermüdliche Ergänzen und Inventari­sieren der naturwissenschaftlichen Sammlungen mit der entsprechenden Bibliothek, welche durch seine regelmäßigen und reichen Spenden ständig vermehrt wurden, obschon ihr freiwilliger Konservator nicht zu den wirk­lich Reichen seines Geschlechts zählte. Der Hinschied dieses von den schweizerischen Naturforschern als ideale Personifikation ihrer Wissen­schaft verehrten, im Ausland durch die Mitgliedschaft bei über 20 gelehrten Gesellschaften und Korporationen ausgezeichneten, in patriarchalischem Alter ohne eigentliches Krankenlager dahingehenden Mannes bedeutete für die Zeitgenossen den Abschluß einer Epoche baslerischen Universitäts­lebens. - Lit. : Zur Erinnerung an Herrn Prof. und Alt-Ratsherrn P. M., mit der exemplarischen Grabrede Ludwig Rütimeyers ; Basler Nachrichten vom 10./11./13. Febr. 1883; Allg. Schweiz. Zeitung vom 10./13. Febr. 1883 ; Albrecht Müller in d. Verh. d. Schweiz. Naturforsch. Ges., 66. Jah­resversammlung Zürich, Jahresbericht 1882/83, 108-133; Ludwig Rüti-meyer, Ratsherr P.M., Progr. z. Rekt.feier d. Univ. Basel 1883, mit Bibliogr.; Hermann Christ, im Basler Jahrb. 1892, 1-23; Allg. dtsch. Biogr. XXI, 430; Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz V, 82, Nr. 15; Ed. His, Basler Staatsmänner des 19. Jahrh., Basel 1930, 109-121; ders., Basler Gelehrte des 19. Jahrh., Basel 1941, 77-84. Nr. 271, 318. MEYER-Ochsner, Heinrich, 12. Febr. 1802 bis 22. Mai 1871. Sohn eines zürcherischen Landpfatrers, der vorzeitig resignierte und in die Stadt zog, Wurde er ebenfalls zuerst zum Theologen ausgebildet, setzte dann aber zuerst in Genf und seit 1823 in Leipzig sein Studium als Philologe fort und lebte dank der Wohlhabenheit seiner Familie seit 1827 als Privat­438 gelehrter in Zürich. Nachdem er auf die Venia legendi an der Universität* freiwillig verzichtet hatte, fand er infolge der Gründung der Antiquari­schen Gesellschaft (1832), zu deren ersten Mitgliedern er gehörte, bald ein neues Tätigkeitsfeld auf numismatischem Gebiet, dem er sich in der Folge als Verwalter der betreffenden Sammlungen dieser Gesellschaft sowie seit 1838 als Konservator der Münzabteilung der Stadtbibliothek haupt­sächlich widmen sollte. Zahlreiche Abhandlungen zeugen von seiner freiwilligen und aufopfernden Arbeit, die ihm eine Unsumme von Korrespondenz mit zahlreichen Gelehrten eintrug. Daneben war er als Hausherr des Hauses im Berg dank seiner freundlichen Art ein in den Zürcher Gelehrtenkreisen besonders geschätzter Fachgenosse; mit dem Basler Rechtshistoriker J. J. Bachofen verband ihn jahrzehntelang eine gute Freundschaft. - Lit.: Allg, dtsch. Biogr. XXI, 579f.; Schweiz. Geschl. Buch III, 264; VII, 831fr.; Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz V, 104, Nr. V, 3; Hermann Meyer, Das Haus im Berg, seine Bewohner und Gäste in den Jahren 1830-1830, Zürich 1879; Dietrich W. H. Schwarz, Heinrich M.-O., Ein Zürcher Privatgelehrter des 19. Jahrh. (118. Neujahrs­blatt z. Besten d. Waisenhauses Zürich für 1933), mit Bibliogr. der Werke. Nr. 249, 230. MUGNA, Pietro, 30. Juni 1814 bis 16. Okt. 1882. Aus angesehener, alt­eingesessener Familie in Trissino im Agnotal nördlich von Vicenza, be­suchte M. das Seminar dieser Stadt und studierte Theologie an der Uni­versität Padua. Wie er schon früh eifrig literarischen Umgang pflegte, hatte er auch nach der Priesterweihe (1838) keinen Zug zum Seelsorger, sondern zog die Tätigkeit als Lehrer in Belluno vor. Er kam in Fühlung mit deutscher Sprache und Dichtung und benützte einen Aufenthalt in Wien (von 1840 an) nicht nur zur Erlangung des theologischen Doktor­titels, sondern auch zu weitern Studien in italienischer und deutscher Litera­tur. So wurde er 1841 mit dem Italienischunterricht an der Kaiserlichen Orientalischen Akademie betraut; in die Jahre dieser Tätigkeit fällt seine Übersetzung von Carl Mittermaiers Italienbuch, welche 1843 in Leipzig unter dem Titel Delle condizioni d'Italia gedruckt wurde; zahlreiche journalistische Arbeiten machten ihn bekannt, so daß z. B. Metternichs Tochter seine Schülerin wurde. An der 1848er Revolution nahm M. trotz großen Sympathien für den italienischen Nationalismus nur in vorsich­tiger Distanz teil. Als er jedoch für einen verhafteten Studenten eintrat, wurde er am 27. Oktober 1848 selber verhaftet und nur nach peinlichem Prozeß wieder freigelassen. Um den nach erfolgter Restitution in sein Amt sich fortsetzenden Belästigungen zu entgehen, verzichtete er auf die Pro­fessur, erlebte aber die Demütigung, daß er von den Österreichern in Vicenza konsigniert wurde und nur sehr allmählich etwas größere Be­wegungsfreiheit erhielt. Eine noch indirekte Beziehung zu B. ergab sich 439 aus der Tatsache, daß 1852 von M. eine Übersetzung des Kuglerschen Handbuchs der Kunstgeschichte, d. h. des B'schen Textes, erschien. Seit 1855 durfte sich M. wieder frei bewegen : er wählte zu seinem Aufenthaltsort das im Gebirge gelegene Agordo, um sich dort vor allem naturkundlichen Studien hinzugeben. 1866 siedelte er nach Padua über, weiterhin produktiv mit Übersetzungen, kleineren Arbeiten und Gelegenheitsdichtungen. Er starb in Schio, nördlich Vicenza, wohin er sich zuletzt zurückgezogen hatte. In seinem Testament bedachte er Vicenza mit seinen Büchern und den von ihm hinterlassenen Manuskripten, während Padua seine Medaillen­sammlung erhielt. - Lit.: Bernardo Morsolin, Pietro Mugna (Archivio Veneto, anno XIII, 1883, t. XXV, 223-245); Dom Bortolan-Seb. Rumor, La Biblioteca Bertoliana di Vicenza, Vicenza 1892, 77; Libri d'Arte nella Biblioteca di Vicenza, Vicenza 1911, pass. Nr. 267, 277. NEUKIRCH, Johann Georg; vgl. Anm. zu Nr. 120 (Bd. II, 269). Nr. 212a, 216. OERi-Burckhardt, Johann Jacob; vgl. Bd. I, 367L Nr. 226. OERi-Burckhardt, Maria Louise s. Burckhardt, Maria Louise. PASSAVANT, Johann David, 18. Sept. 1787 bis 12. Aug. 1861. Der aus einer von der Franche-Comté über Basel nach Frankfurt a. M. ausgewan­derten Hugenottenfamilie stammende Kaufmannssohn mußte trotz starker Neigung zur Kunst den Beruf seines Vaters ergreifen. Zwei Aufenthalte in Paris von 1809-1812 und von 1815 an brachten ihn in nähere Beziehung zum Klassizismus und insbesondere zu Louis David, bei welchem er bis zu dessen politischer Verbannung Unterricht nahm. Während der Jahre seiner italienischen Reisen (1817-1824) verkehrte er mit dem Baron C. F. von Rumohr und den Nazarenern, ohne selber als Künstler nennenswerte Beachtung zu finden. Doch machte eine 1820 erscheinende Schrift Aus­sichten über die bildenden Künste und Darstellung des Ganges derselben in Toskana etc. ihn als Kunstschriftsteller und als Anwalt des Nazarener-tums bekannt. Der unbefriedigenden Tätigkeit als Maler, welche ihn 1828 nach München führte, machte der Zufall im Jahre 1830 ein Ende, indem P. den Auftrag erhielt, zur Ergänzung der Rafaelstudien G.-Chr. Brauns die westeuropäischen Kunstsammlungen zu bereisen. Sein 1833 erschiene­ner Bericht Kunstreise durch England und Belgien mit dem Hinweis auf unzählige verschollene oder unbekannte Gemälde wurde ein Erfolg. 440 Er konnte seine Rafaelstudien 1834/36 in Italien fortsetzen und 1839 ein zweibändiges, methodisch höchst bedeutsames Werk, Rafael in Urbino, erscheinen lassen, dem 1858 ein Nachtrag folgte. 1840 geschah seine Er­nennung zum Inspektor des Städelschen Instituts in Frankfurt a. M., als dessen inoffizieller Vertreter er schon lange gegolten hatte. Er wirkte dort bis zu seinem Tod als Lehrer, Konservator und Sammler. Daneben ver­mochte er Grundlegendes auf dem Gebiet der Kupferstichforschung mit seinem mehrbändigen Werk 1 Peintregraveurs zu leisten. - Lit.: Allg. dtsch. Biogr. XXV, 198-203; Thieme-Becker XXVI, 280; Adolph Cor-nill, J. D. P., Ein Lebensbild (Neujahrsbl. d. Ver. f. Gesch. u. Altertums­kunde zu Frankfurt a. M. 1864 und 1865); Wilhelm Waetzoldt, Deutsche Kunsthistoriker II, 1924, 14-29. Nr. 239, 242, 245. SARASIN, Felix, 7. Okt. 1797 bis 21. Febr. 1862. Der begabte Sproß des alten Basler Refugiantengeschlechtes und Sohn eines wohlhabenden Baumwollekaufmanns, welcher sich in verschiedenen Ämtern dem Staat gewidmet hatte, empfing eine vielseitige Ausbildung, die er auf ausgedehn­ten Reisen in Frankreich, England, Belgien, Holland, Deutschland und Österreich zwischen 1817 und 1820 vervollständigte. Trotz starken Nei­gungen zu Wissenschaft und Kunst trat er in die väterliche Firma Sarasin & Heusler ein und entwickelte in ihr durch Gründung einer Baumwoll­spinnerei in einem Vorort Basels eine bemerkenswerte Initiative, die sich so bewährte, daß 1833 nach der Gründung des deutschen Zollvereins eine zweite Niederlassung im badischen Wiesental folgte. Schon in den zwan­ziger Jahren hatte F. S. einem kleinen Kreis jüngerer Politiker von alt­liberaler Gesinnung (der als Tugendbund bespöttelten Dienstaggesell­schaft) angehört; die Basler Trennungskatastrophe von 1833 rief diese Generation zur aktiven Arbeit auf den Plan. Schon nach wenigen Jahren bekleidete er zahlreiche öffentliche und private Ehrenämter, kam 1840 in den Kleinen Rat und sah sich 1847 anläßlich der Basler Regierungskrise (vgl. Anm. zu Nr. 202) in der Lage, die Nachfolge seines Freundes und Verwandten Carl Burckhardt im Bürgermeisteramt antreten zu müssen. Als Vertreter Basels an der eidgenössischen Tagsatzung suchte er beim Sonderbundskonflikt bis zuletzt zu vermitteln, zog sich jedoch in der Folge aus der schweizerischen Politik völlig zurück, um sich in seinem Amt ganz der Vaterstadt zur Verfügung zu stellen. Selber um die ständige Erweite­rung seiner Bildung bemüht, als Freund der Kunst auf deren Förderung bedacht, bewältigte er dank seiner Fähigkeit zur Arbeitseinteilung ein umfangreiches Programm, erfreute sich aber auch dank seiner Weitherzig­keit und Konzilianz einer allgemeinen Beliebtheit, welche besonders bei seinem nach kurzem Siechtum erfolgten Hinschied in der gewaltigen Teil­nahme der Bevölkerung zum Ausdruck kam. - Lit. : Leichenrede bei der 29 Burckhardt, Briefe III 441 Bestattung; Basler Nachrichten 1862, Nr. 21; Christi. Volksbote aus Basel 1862, Nr. 5; Allg. dtsch. Biogr. XXX, 3iif.; Paul Burckhardt, Gesch. d. Stadt Basel, 155; Emil Schaub, Geschichte der Familie Sarasin in Basel II, Basel 1914, Kap. 7 (S. 28-127), mit Benützung des reichen hsl. Nachlasses. Nr. 238, 240, 241, 243, 247, 248, 300. SCHAERER, Emanuel; vgl. Anm. s. v. Rose zu Nr. 33 (Bd. I, 293f.) und zu Nr. 165 s. v. Redactionswechsel (Bd. II, 304!.). Nr. 305. SCHAUENBORG, Eduard; vgl. Bd. I, 368f. Nr. 185, 190, 195, 207, 232. SCHAUENBURG, Hermann; vgl. Anm. zu Nr. 30 (Bd. I, 322). Nr. 193, 194, 217, 224, 231. SCHMIDLIN, Wilhelm, 24. Juni 1810 bis 11. Jan. 1872. Sproß einer ein­fachen, aus dem basellandschaftlichen Giebenach stammenden Familie, zeigte der für Mathematik und Nationalökonomie begabte Schüler des Technologen Christoph Bernoulli schon früh die tüchtigen Eigenschaften eines typischen Selfmademan. Nach Studien in Basel und einem längern Aufenthalt in Lausanne, Genf und Lyon unterrichtete er von 1834 an am Gymnasium seiner Vaterstadt, wurde dann aber als einer der Initianten einer lateinlosen Mittelschule zum ersten Rektor der 1832 neugeschaffenen Gewerbeschule (Realgymnasium) gewählt. Auf der politischen Ebene hatte er schon 1830 als Präses des Zofingervereins einen Zusammenstoß mit dem damaligen Rektor der Universität Prof. Troxler, bekannte sich in den Trennungswirren zu der Sache der Stadt, erhielt dafür deren Bürger­recht und wurde 1846 Mitglied des Großen Rats. Den Doktortitel honoris causa, welchen ihm die Basler Universität 1831 verlieh, verdankte er zum Teil einer vom Hamburger Verein für Handelsfreiheit erstprämiierten Broschüre, zum Teil auch seiner Tätigkeit als Sekretär der beiden vom schweizerischen Bundesrat bestellten finanziellen Experten für den Eisen­bahnbau, Geigy und Ziegler. Nach dem Scheitern des Projekts einer Staatseisenbahn stellte sich Schmidlin auf die Seite seines Freundes J. J. Speiser, um die von Basel aus gegründete Centralbahngesellschaft zu fördern. Schon 1852 kam er in deren Verwaltungsrat, 1853 in ihr Direk­torium und widmete sich diesem Amt seit 1857 ausschließlich, unter Ver­zicht auf seinen Lehrerberuf. Auch die Gotthard bahn zählt Schmidlin zu ihren ersten Befürwortern. Durch mannigfache Anregungen auf dem 442 Feld der Gemeinnützigkeit verschaffte sich der politisch eher konservative Mann einen volkstümlichen Namen. - Lit.: Gedruckte Leichenrede; Schweiz. Grenzpost Nr. 10 vom 12. Jan. 1872; Basler Nachrichten Nr. 11 vom 13. Jan. 1872; Christi. Volksbote aus Basel Nr. 3 vom 17. Jan. 1872; Fritz Burckhardt im Basler Jahrb. 1893, 1-17; Rudolf Leupold, Mittei­lungen über die Gründung der Schweiz. Centralbahn-Gesellschaft, Basel 1901 ; Johann Rudolf Rahn, Erinnerungen, Zürcher Taschenbuch 1919, 62. Nr. 252, 254. SCHNEIDER, Julius, 19. Okt. 1819 bis 25. Juni 1883. Studierte in Basel, Berlin und Göttingen Jurisprudenz und versah von 1844 an in Basel während beinahe vier Jahrzehnten mit größter Gewissenhaftigkeit die Stelle eines Appellationsgerichtsschreibers. Als Jugendfreund B's. stand er diesem nahe, mit ihm auch in der Pflege des Poetischen verbunden; so­wohl hat er diesem eine romantisch-besinnliche Erzählung Die Stiftung des Klosters Schönthal, eine Sage gewidmet, als auch hat sich ein ge­drucktes phantastisches Capriccio, Der Sylvester auf der Mücke, zur Er­innerung an den Altjahr-Abend 1844 im Nachlaß B's. gefunden (jetzt Univ. Bibl. E.M. 144, Nr. 2). Der später in stiller Zurückgezogenheit lebende Mann blieb dem Studium der Literatur treu, betätigte sich aber daneben vor allem in der Malerei als bescheidener, aber begabter Dilettant, wozu ihn seine Reisen in Italien angeregt hatten. - Lit.: Allg. Schweiz. Zeitung 1883, Nr. 149 vom 26. Juni; Meyer-Kraußsche Kollektaneen auf der Univ. Bibl.; freundl. Mitteilung von Frl. C. Singeisen, Basel. Nr. 200. SCHNELL, Johannes, 31. Aug. 1812 bis 16. Okt. 1889, Sohn des letzten Schultheißen (Präsidenten des Stadtgerichts) von Großbasel und Präsiden­ten des obersten Gerichtshofes der Helvetik Johann Rudolf Sch., wid­mete sich dem Rechtsstudium in Basel, Heidelberg, Bonn und Berlin, wo ihn Savigny zu seinen Schülern zählte. Nach seiner Promotion in Heidel­berg begann er 1837 in Basel zu dozieren und wurde schon 1839 Ordinarius des vaterländischen Rechts, d. h. des schweizerischen Zivilrechts und der Rechtsgeschichte und damit der Begründer der Basler historischen Rechts­schule. Zugleich bewältigte er in der Praxis als Zivil- und Strafrichter, seit 1841 als einziger Präsident des Zivilgerichts ein ungeheures Arbeits­pensum und vermochte durch seine hohe Begabung, den sittlichen Ernst seiner Auffassung und seine menschlich taktvolle Art dem Basler Gerichts­wesen unbestrittene Autorität zu verleihen. Wie er aus Anlaß der Basler Beteiligung am Sonderbundsfeldzug von seinem Amt als Großrat zurück­trat, veranlaß te ihn 1873 die Umwandlung des Basler Ratsherrenregiments 443 in ein Departementalsystem zum Verzicht auf sein Richteramt. Auf dem Feld der wissenschaftlichen Publizistik errang er sich unvergeßliche Ver­dienste als Gründer und Mitherausgeber der Zeitschrift für schweizerisches Recht und als Bearbeiter der Rechtsquellen von Basel und anderer Texte zur kantonalen Rechtsgeschichte. Ursprünglich der Theologie nahestehend, gehörte er zeitlebens zu dem auch in Basel kleinen, aber einflußreichen Kreis von Vertretern eines im politischen Bereich wachsamen Christen­tums, wie seine Freundschaft mit dem Ratsherrn Adolf Christ und seine in einigen wenigen einschlägigen Kommissionen ausgeübte Wirksamkeit zeigt. Er starb in Bern, wohin er 1878 übergesiedelt war. Vgl. Anm. zu Nr. 235 s. v. Geschenk. - Lit.: Allg. dtsch. Biogr. XXXII, 158ff.; Andreas Heusler in der Ztschr. f. Schweiz. Recht XXI (N.F. IX) 1890, iff.; ders., Aus der Basler Rechtspflege durch fünf Jahrhunderte (Festschr. z. Feier des 45ojähr. Bestehens der Universität Basel 1910), 27ff.; Hermann Christ, Der Basler Gerichtspräsident J. Schnell, Basler Jahrb. 1930,171 ff.; August Langmesser, Vom Lohgerber zum Diakonissenvater, Basel 1908, i7off.; Eduard His, Basler Gelehrte des 19. Jahrhunderts, Basel 1941, 145 ff. : Max Gutzwiller, Hundert Jahre Ztschr. f. Schweiz. Recht (Ztschr. f. Schweiz. Recht, Centenarium, NF 71, 1, 1952), iff.; zahlreiche Nachrufe in der Tagespresse. Nr. 233. SCHREIBER, Heinrich; vgl. Bd. I, 369. Nr. 239. STADLER, Emilie, 2. Sept. 1822 bis 4. April 1862. Zweitälteste Tochter des Zürcher Architekten Hans Konrad St.-Vogel und nächstälteste Schwester von B's. Freund Julius St. (vgl. Anm. s. v. zu Nr. 314); dieser hat als Vierzehnjähriger ein Skizzenbuch von ihr erhalten. Es sind die letzten Jahre ihres kurzen Lebens, in denen sie Italien bereiste und dabei mit B's. dortigen alten Bekannten mehrfach zusammengewesen sein muß. - Lit.: Uber die Familie vgl. das Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz VI, 488, unter E.I. bes. Nr. 8 und 9; Gustav Gull, Prof. Julius St. von Zürich, Mitteilun­genaus seinem Nachlaß (Neujahrsbl.d.ZürcherKünstiergesellsch.für 1907), 13; Anna Stadler, Meine erste Reise nach Neapel. Ein Erinnerungsblatt, Zürich 1888, 57/38; Albrecht Krayer, Die Baumeister- und Künstler­familie Stadler in Zürich und ihre Beziehungen zur Kunst im 19. Jahrh., Diss. d. Techn. Hochschule Darmstadt, Zürich 1948, 79ff. Nr. 314. 444 STÜCKELBERG (bis 1881 Stickelberger), Ernst, 21. Febr. 1831 bis 14. Sept. 1903. Aus alter Basler Familie, mütterlicherseits ein Neffe von B's. Schwa­ger Melchior Berri, durfte St. das namentlich von seinem Vater ererbte Talent zunächst bei dem Berner I. F. Dietler ausbilden, setzte dann auf B's. Anraten seine Studien von 1850 an auf der Akademie in Antwerpen fort, während ein Aufenthalt in Paris (Winter 1851/52) ihm wenig Förde­rung bot. Als Schüler der Lehrmeister Schwind und Kaulbach, aber ohne diesen beiden direkt viel zu verdanken, schuf er in München seine ersten ausstellungsreifen Bilder und erhielt in Basel Porträtaufträge, schwang sich aber zu einer nochmaligen Umstellung auf dadurch, daß er, wiederum auf B's. Anraten, von 1856 an für mehrere Jahre in Italien weilte. Das Berg­städtchen Anticoli im Sabinergebirg verdankt ihm seine Entdeckung als Künstleridyll; St's. Marienprozession im Sabinergebirge, ein Gemälde, das nach Naturskizzen an Ort und Stelle erst 1859 in der Schweiz seine endgültige Form gefunden hat, trug viel dazu bei, den Namen des Malers allbekannt zu machen. Sein Projekt für das Basler St. Jakobs-Denkmal wurde nicht angenommen, indes der Künstler zunächst einige Zeit in Zürich weilte, 1862 dann wieder nach Italien reiste. 1863 weilte er im Tessin und an der holländischen Küste, 1866 besuchte er zusammen mit seiner jungen Gattin vor allem das südliche Italien, 1868 kam er nach Frankreich und nach Spanien. Mittlerweile hatten ihn namentlich seine Kinderdarstellungen weltberühmt gemacht, so daß ihm eine Professur in Weimar angeboten wurde. Er zog es aber vor, mit dem Einzug in den Erimanshof, den er selber malerisch ausgestaltete, sich in seiner Vater­stadt dauernd niederzulassen. Als 1876 eine Konkurrenz für die Aus­malung der umgebauten Tellskapelle am Urnersee ausgeschrieben wurde, ging St. als Erstprämiierter daraus hervor und widmete sich in den folgen­den Jahren unermüdlich der Vorbereitung auf diese für ihn neuartige Auf­gabe, indem er in jener Gegend sorgfältigste Porträtstudien betrieb. Trotz starken Widerständen gegen gewisse Auffassungen seiner Darstellung wurden die vier großen Fresken im Sommer 1882 fertig und 1883 einge­weiht. Die Universität Zürich ehrte die Leistung mit der Verleihung des Ehrendoktors; St's. Kunst war fortan auch populär. Während er sich in den folgenden Jahren hauptsächlich historischen Sujets widmete, gelang ihm 1884 mit dem Kind mit der Eidechse nochmals ein Wurf von be­sonderer Wirkung. Doch setzte zu Anfang der neunziger Jahre eine längere Pause im Schaffen ein, bedingt durch Todesfälle in der Familie. Längere Erholungsaufenthalte am Mittelmeer, vor allem in Südfrankreich, brach­ten eine Nachblüte mit zahlreichen Landschaftsstudien. Die Feier seines 70. Geburtstages, in Verbindung mit einer Jubiläumsausstellung, wurde in Basel wie ein öffentliches Fest begangen. - Lit. : Schweiz. Künstlerlex. III, 275 ff., mit Nachträgen; Albert Geßler, E. St., Basler Jahrb. 1904, 1-160; Basler Kunstverein, Beilage z. Jahresber. 1930; Samuel Roche-blave, E. St., Sa vie, son oeuvre, Paris/Lausanne 1931; Wilh. Barth, Basler 445 Maler der Spätromantik, Böcklins Zeitgenossen und Nachfolger (10B. Bas­ler Neujahrsbl. 1930), 25-36; Margarethe Pfister-Burkhalter, E. St., Le­bensabriß (in : Heißt ein Haus zum Schweizerdegen, Ölten 1940) ; Gertrud Lendorflf, E. St., Kinderbildnisse, Basel 1942. Nr. 284, 286. VISCHER, Friedrich Theodor, 30. Juni 1807 bis 14. Sept. 1887. Der Sohn eines württembergischen Pfarrers, der wie B's. Vater Oberhelfer (Archi-diaconus) war, besuchte das Gymnasium in Stuttgart und ließ sich trotz mannigfachen frühen Neigungen zur Kunst als Theologe ausbilden. In Blaubeuren erwarb er sich als Altersgenosse von D. Fr. Strauß die klassi­sche Vorbildung, es folgte sein Theologiestudium am Tübinger Stift, wo aber auch seine philosophischen Interessen erwachten in der Form leb­haftester Auseinandersetzung mit den Ideen Schleiermachers und Hegels sowie der Bekanntschaft mit Uhland und Hölderlin. Das Examen im Jahre 1830 führte zu kurzer praktischer Tätigkeit in Maulbronn; hier erneuerte V. die Freundschaft mit Mörike. Nach Erlangung der Doktor­würde 1832 wandte sich V. nach Göttingen und Berlin, wo die theologi­schen Studien neben den philosophischen liegen blieben und V. im Kreis von Hitzig und Kugler Aufnahme fand. Nach einer an Eindrücken reichen Reise über Dresden, Prag, Wien, München sah sich V. am passendsten in einer Stellung als Repetent am Tübinger Stift, begann dann schon 1834 Vorlesungen zu halten über Goethes Faust und über Ästhetik und wurde 1837 außerordentlicher Professor an der Universität Tübingen. Zu gleicher Zeit setzte seine Mitarbeit an den Halleschen Jahrbüchern ein; es folgte 1839/40 eine große Reise nach Italien und Griechenland. Während die Themata der Vorlesungen sich von 1840 an ständig bereicherten und 1844 eine Sammlung von Aufsätzen unter dem Titel Kritische Gänge erschien, kam die Ernennung zum Ordinarius, damit aber auch der offene Angriff von V's. Gegnern als Antwort auf seine Antrittsrede. Der Konflikt endete durch den Entscheid des Kultusministers mit einer mittleren Lösung, in­dem V. verwarnt und für zwei Jahre suspendiert wurde, eine Mußezeit, in welcher er zur Abfassung seiner Ästhetik schreiten konnte. Seit 1847 wieder in seinen Funktionen tätig, nahm er an den 1848er Ereignissen leb­haft Anteil, ließ sich nach Frankfurt wählen, kehrte aber 1849 mit dem Rumpfparlament nach Stuttgart zurück. Hier widmete er sich zunächst der Fortsetzung seiner Ästhetik. Es war eine Folge der von ihm erlebten Enttäuschungen, daß er die Berufung nach Zürich für die dortige Doppel­professur annahm und sich hier einer eifrigen Wirksamkeit als Dozent und Schriftsteller hingab, ohne die deutschen Vorgänge aus dem Auge zu lassen. Sein Ansehen wuchs und damit die Möglichkeit einer Rück-berufung, welche ihm 1866 nach Tübingen und zugleich ans Stuttgarter Polytechnikum zuteil wurde, wobei er aber auf die Dauer die doppelte 446 Belastung nicht zu tragen vermochte und auf die Lehrtätigkeit in Tübingen verzichtete. Der Siebziger Krieg erfüllte ihn mit höchster Bewegung; er bekannte sich schließlich zur kleindeutschen Lösung. Den zahlreichen weiteren journalistischen Beiträgen folgte 1878 V's. bekanntestes Werk, sein philosophischer Roman Auch Einer. - Lit.: Allg. dtsch. Biogr. XL, 31-64; O. Hesnard, Fr.-Th. V., Thèse Paris 1921 (mit bibliogr. Ergän­zung); Hermann Glockner, F. Th. V. und das neunzehnte Jahrhundert, Berlin 1931. Nr. 278, 281. VISCHER, Wilhelm, 4. Aug. 1833 bis 30. März 1886. Als ältester Sohn des Ratsherrn Wilhelm V.-Bilfinger (vgl. Anm. zu Nr. 12, Bd. I, S. 270) un­mittelbar nach dem für Basel schicksalshaften 3. Aug. 1833 geboren, wollte er zuerst Theologe werden, entschloß sich aber bei Anlaß des Be­suches von Göttingen, wohin er von Bonn aus gereist war, zur Geschichte überzugehen, und setzte sein Studium in Berlin fort, bis er 1836 in Basel die philosophische Doktorwürde erlangte. Es folgte hierauf nochmals eine kürzere Ausbildungszeit bei Georg Waitz in Göttingen. In den nächsten Jahren arbeitete V. in den Basler Archivbeständen und habilitierte sich an der heimischen Universität; doch kehrte er 1862 nochmals für einige Jahre als Privatdozent nach Göttingen zurück, bis er 1866 als Extraordinarius der Geschichte und Leiter der Universitätsbibliothek in seine Vaterstadt berufen wurde. Das Bibliotheksamt mußte er 1872 preisgeben, um sich vermehrt den historischen Wissenschaften widmen zu können; 1874 wurde er neben B. Ordinarius an der Universität, der er 1877 als Rektor vorstand. Schon seine in den Forschungen zur Deutschen Geschichte gedruckte Geschichte der schwäbischen Städte hatte Beachtung gefunden; noch bekannter wurde er durch die 1867 erschienene kritische Unter­suchung über die Sage von der Befreiung der Waldstätte. Zahlreiche Bei­träge zur Basler Lokalgeschichte zeugen von seinen Fähigkeiten zur ge­diegenen Darstellung; seine Edition der ersten drei Bände der Basler Chroniken ist mustergültig und heute noch völlig unentbehrlich. Politisch trat V. als Mitglied des Großen Rats und als Mitbegründer des Eidgenössi­schen Vereins hervor, der konservativen Gegenbewegung auf reformierter Seite gegen den radikalen Staatszentralismus. In seinem letzten Lebensjahr bekleidete V. das Präsidium dieser Vereinigung. Neben dieser Tätigkeit ging eine parallele auf kirchlichem Gebiet einher. Gewissenhaft und streng gegen sich selber, arbeitete V. nicht mit Leichtigkeit, zeichnete sich aber um so mehr durch Gerechtigkeit und Hilfsbereitschaft aus. Die Beschäftigung mit staatsrechtlichen Problemen trug ihm 1884 den Dr. iuris honoris causa ein; leider aber blieb sein Plan einer Schweizergeschichte des 19. Jahr­hunderts unausgeführt. - Lit.: Zum Andenken an Prof. W. V. (Leichen­rede); Allg. Schweiz. Ztg. 1886, Nr. 77 vom 1. April; Beitr.z. Vaterl. Gesch. 447 XII (Neue F. II), Basel 1882, 545 ff.; Allg. dtsch. Biogr. XL, 70f.; Christi. Volksb. aus Basel, 1886, 110; Basler Jahrb. 1891, 1-9; Ed. His, Basler Gelehrte des 19. Jahrh., Basel 1941, 252fr.; Peter Rinderknecht, Der Eid­genössische Verein 1875-1915 (Zürcher Beitr. z. Gesch.wiss. 3) 1949, pass. Nr. 319, 320. WACKERNAGEL, Wilhelm; vgl. Anm. zu Nr. 8 (Bd. I, 263) und später. Nr. 180, 184, 192. WOLTERS, Albrecht; vgl. Bd. I, 370. Nr. 183, 215. VON WYSS, Georg; vgl. Anm. zu Nr. 144 (Bd. II, 290). Nr. 220, 222, 223, 236, 237, 272, 289. ZEHNDER, Hans Ulrich, 20. Jan. 1798 bis 11. Juli 1877. Sohn einer ein­fachen Handwerkerfamilie vom Land, konnte er sich als begabter Schüler in Zürich auf den Beruf eines Landarztes vorbereiten und außerdem kurze Zeit an der Universität Würzburg studieren. Nach Einführung der 1837 in Kraft getretenen Regenerationsverfassung gelang es Z. in kurzer Zeit, zum Erziehungsrat und Regierungsrat aufzusteigen, ja, nach dem konser­vativen Rückschlag zwischen 1839 und 1843 infolge des Straußenhandels, als erster Nichtstadtzürcher 1844 als Bürgermeister an die Spitze dieses Kantons zu treten, wobei er als dessen Vertreter an der Tagsatzung im Jahre 1846 diese präsidierte. Nach Einführung des Direktorialsystems bekleidete Z. von 1849 an im regelmäßigen Turnus mit einem andern Mitglied der Regierung die Würde des Regierungspräsidenten. Seiner Amtstätigkeit verdankt Zürich großzügige Maßnahmen auf dem Gebiet der Hygiene und Sozialfürsorge, so 1854 das Gesetz über das Medizinal­wesen, 1861 die Errichtung der Irrenanstalt Rheinau u. a. Nach seinem Rücktritt aus der Regierung 1866 widmete er sich weiterhin ausgiebig ge­meinnützigen Unternehmungen. - Lit. : Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz VII, 631; Allg. dtsch. Biogr. XLIV, 774-776; Aus der Jugendzeit Dr. med. Ulrich Zehnders, Bürgermeisters des Kt. Zürich, Zürcher Taschenbuch 1899, 54-99; Anton Largiadèr, Geschichte der Stadt und Landschaft Zürich II, Erlenbach/Zürich 1945, iîiff.; Neue Zürcher Zeitung 1877, Nr. 3 5 6 f r . Nr. 310. 448
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