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7551636
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Katkey:7551636
Volltext:ALPHABETISCHES REGISTER DER ADRESSATEN ALIOTH, Max; vgl. Adr.Verz. V, 447. Nrn. 1124, 1128, 1133, 1156, 1165, 1193, 1197, 1207, 1237, 1251, 1257. BACHOFEN-Petersen, Johann Jacob (27. Dez. 1865 bis 11. April 1904). Der einzige dem großen Basler Mythenforscher (vgl. Anm. zu Nr. 311s. v.) kurz nach seiner späten Eheschließung geborene Sohn bestand 1886 nach anfänglichen Schwierigkeiten in Zü­rich die Maturität und begann darauf ein Medizinstudium, das er nicht zu Ende führte. Er heiratete 1889 Ida Martha Petersen von Basel, die ihm am 7. Oktober 1890 eine Tochter schenkte. Als Rentier lebend, erlag er frühzeitig einer Lungenkrankheit; seine Mutter überlebte ihn um 16 Jahre. - Lit. : Chronik der Familie Bachofen in Basel bearb. u. hg. von R. Forcart-Bachofen und F, Vischer-Ehinger, Basel 1911, 39ff., 65f. und Taf. 50; Joh. Jac. Bachofen, Briefe hg. von Fritz Husner (Gesamm. Werke, Bd. 10), Basel 1967, Personenregister, S. 596. Nr. 1326. BADRUTT, Johann (2. April 1819 bis 1889). Als Sproß einer Bündner Familie, die mit ihm in der zweiten Generation im Engadin ansässig war, wurde er der Begründer der Hotellinie in St. Moritz, indem er das seither weitbekannte Hotel Kulm gründete und daselbst der Pflege des Wintersports Eingang verschaffte. - Lit.: Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz I, S, 528; briefl. Mittlgn. von Man.Dir. Andrea Badrutt, Palace Hôtel St. Mo­ritz. Nr. 1199. BAEUMER, Wilhelm (18. Apr. 1829 bis 4. Nov. 1895). Nach Ausbildung zum Archi­tekten in Stuttgart und an der Ecole des Beaux-Arts in Paris wurde er 1858 als Lehrer an das Stuttgarter Polytechnikum berufen und war dort vor allem für das Kunstgewerbe tä­tig, insbesondere durch Herausgabe der bald weitverbreiteten Zeitschrift Gewerbehal­le . 1870 für den Bau des Nordwestbahnhofs nach Wien übersiedelnd, kam er 1874 nach Stuttgart zurück und leitete darauf während fünf Jahren die Baugewerbeschule in Karls­ruhe. Gesundheitlich geschwächt, wirkte er von 1884 an in Straßburg als Privatarchitekt und Privatdozent an der Universität. - Lit.: Thieme-Becker II, 350. Nrn. 1327, 1329. BEHAGHEL, Otto (3. Mai 1854 bis 9. Okt. 1936). Der in Karlsruhe Geborene schloß sein philologisches Studium 1876 in Heidelberg ab, habilitierte sich daselbst und wurde 585 aus seinem dortigen Extraordinariat 1883 nach Basel berufen, wo er bis zu seinem Weg­gang nach Gießen (1888) blieb. Das Feld seiner germanistischen Forschungen reicht vom Frühmittelalter bis zu J. P. Hebel. Der Schule der Junggrammatiker zugehörig, welche den Grundsatz der strengen Gesetzlichkeit der Lautveränderungen handhabten, widmete er sich vornehmlich der deutschen Sprachgeschichte. Seine Deutsche Syntax umfaßt vier Bände (1923-1932), das zusammenfassende kleine Werk Die deutsche Sprache (1886) erreichte bis 1953 zehn Auflagen. - Lit.: Neue dt. Biogr. I, 747f.; Kosch, Dt. Lit. Lex,, 3. Aufl., I, 362f. Nr. 1208. VONBEZOLD, Gustav; vgl. Adr.Verz. VII, 540. Nr. 1181. VON BODE, Wilhelm; vgl. Adr.Verz. VI, 432. Nr. 1289. BONI, Gîacomo (25. Apr. 1859 bis 10. Juli 1925). Der gebürtige Venezianer begann sich nach kommerzieller Ausbildung in der heimischen Denkmalpflege zu betätigen, besuchte von 1880 bis 1884 die Accademia di Belle Arti, erweiterte seine Bildung nach der klassischen Richtung und beteiligte sich 1885 an Ausgrabungen in S. Marco. 188$ nach Rom übergesiedelt, wurde er bald Inspektor der staatlichen Denkmalpflege und leitete von 1898 an die Erforschung des Forum Romanum, wo ihm verschiedene wich­tige Entdeckungen gelangen. Seiner Vaterstadt diente er bei der Rekonstruktion des 1902 zusammengestürzten Campanile von S. Marco, 1912 ging er in archäologischer Mission nach Tripolis. Nachdem der erste Weltkrieg seiner bisherigen Tätigkeit ein Ende gesetzt hatte, schloß er sich nach dessen Ende mit der Wahl in den Senat den An­hängern Mussolinis an, in dessen Faschismus er die Wiedergeburt altrömischer Ideale erblickte. — Lit.: Encicl. Ital. XII, 402; Dizion. biogr. degli Italiani XII, 75ff. Nr. 1173. BORN, Stephan (28. Dez. 1824bis4. Mail898). Als Jude in Lissa (Polen) geboren, kam er 1840 nach Berlin zum Absolvieren einer Lehre als Schriftsetzer. Schriftstellerisch be­gabt, trat er mit den Kreisen um Friedrich Engels und Karl Marx in Kontakt und betei­ligte sich an der revolutionären Agitation bis zum Barrikadenkampf beim Maiaufstand 1849 in Dresden, worauf er in die Schweiz flüchtete. Nach vorübergehender Tätigkeit als Buchdrucker in Murten wirkte er zwischen 1860 und 1878 als Lehrer an der Indu­strieschule und an der Akademie in Neuchâtel, bis er 1879 die Auslandsredaktion an den damals freisinnigen Basler Nachrichten übernahm. Gleichzeitig habilitierte er sich an der Basler Universität und versah ein Extraordinariat für neuere deutsche Literatur. Beim Publikum als Rezitator und wegen seiner Vorträge beliebt, betätigte er sich dank seiner vorzüglichen Kenntnisse des Französischen auch als erfolgreicher Ubersetzer. Zum ruhigen Schweizer Staatsbürger geworden, blieb er stets ein Gegner Bismarcks. — 586 Lit.: St. B., Erinnerungen eines Achtundvierzigers, Leipz. 1898; Biogr. Jahrb. III, 62f. (von Hans Trog); Neue dt. Biogr. II, 467; Kosch, Dt. Lit. Lex., 3. Aufl., I, 806f.; Kaegi VI, 816 f. Nr. 1215. BURCKHARDT-Finsler, Albert; vgl. Adr.Verz. VIII, 597. Nrn. 1171, 1195. BURCKHARDT-Burckhardt, Carl; vgl. Adr.Verz. VII, 541. Nr. 1177. BURCKHARDT-Burckhardt, Eduard (14. Mai 1838 bis 23. April 1904). In mehrjähri­gem Aufenthalt in Frankreich und England zum Kaufmann ausgebildet, verbrachte er sein Leben als Rentier und widmete sich gemeinnützigen Werken. Während er eine zahlreiche Nachkommenschaft um sich emporwachsen sah, verbot ihm eine schwere Schüttellähmung frühzeitig die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit. — Lit. : Leichen­rede: Zur Erinnerung an Herrn E. B.-B., 1904. Nr. 1372. BURCKHARDT-Brenner, Fritz; vgl. Adr.Verz. VIII, 598 f. Nr. 1261. BURCKHARDT-Burckhardt, Hans (Johann Emanuel) (4. Dez. 1840 bis 5. Jan. 1923). In Schaffhausen als Sohn eines Pfarrers geboren, trat er nach Ausbildung zum Kauf­mann in die Firma von B's Schwager Veillon ein und war von 18 82 bis 1907 Direktor der Industriegesellschaft für Schappe. Als kultivierter Kunstfreund gehörte er dem Vor­stand des Basler Kunstvereins, auch als dessen Präsident, an und ebenso der Kommis­sion zur Mittelalterlichen Sammlung und zum Historischen Museum. Der bis zuletzt rüstige Reiter erlag einer kurzen Alterskrankheit. - Lit.: Leichenrede: Zur Erinnerung an H. B.-B., mit Ansprache im Trauerhaus; Basl. Nachr. Nr. 9 vom 6. Jan. 1923. Nr. 1311a. BURCKHARDT-Fetscherin, Hans (16. Sept. 1838 bis 21. März 1918). Der Sohn des gleichnamigen frühverstorbenen Stadtschreibers (s. Adr.Verz. IV, 422) wurde nach ab­geschlossenem juristischem Studium zuerst Waisenschreiber, dann Zivilgerichtsschrei­ber, Mitglied des Großen Rates und Justizoffizier. 1905 wurde er zum Regierungsrat als Nachfolger Wilhelm Bischoffs (vgl. Anm. zu Nr. 745 s.v. Oberst) gewählt, trat aber schon nach etwas mehr als zwei Jahren vom Amte zurück, um die verantwortungsvolle Aufgabe eines Direktors der Basler Hypothekenbank zu übernehmen. Bis zu seinem Eintritt in die Regierung war er Präsident der Liberalen Partei. — Lit. : Zur Erinnerung an H. B.-F. (mit Autobiographie), 1918; Basl. Nachr. Nr. 137 vom 22. März 1918. Nr. 1285. 587 BUSIRI, Andrea(17. Jan. 1818 bis 12. Nov. 1911). Nach Ausbildung in Rom zum Ma­ler, Architekten und Ingenieur, die er 1844 mit Auszeichnung abschloß, wurde B. für Jahrzehnte der Hausarchitekt der Familie Doria und bald auch der Erste Architekt der Domfabrik von St. Peter, in welcher Funktion er zahlreiche monumentale und kirchli­che Bauten erstellen ließ. Befürworter denkmalpflegerischer Lösungen (wie bei S. Gio­vanni in Laterano 1884), sah er sich doch veranlaßt, als Präsident der Accademia di San Luca auf den Alarmruf von Ferdinand Gregorovius zur Rettung des alten Stadtbildes von Rom öffentlich zu antworten. — Lit.: Thieme-Becker V, 288; Dizion. biogr. degli Italiani XV, 538-540. Nrn. 1200, 1290. CASAGRANDI, Vincenzo (18. Sept. 1847 bis 2. Febr. 1938). Aus Ravenna gebürtig, ging C. nach in Neapel 1869 abgeschlossenem juristischem Studium zur Geschichte über und erhielt nach mehrjähriger Lehrtätigkeit an Lyzeen in Mailand, Genua und Pa­lermo 1888 den Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Universität in Catania, den er, seit 1898 Ordinarius, bis 1923 versah. Neben der Römischen Geschichte, derjenigen des an­tiken Sizilien und Großgriechenlands galt seine Liebe dem Studium der Lokalgeschichte Catanias, dessen Benediktinerkloster, Kastell und Universität. Andere Themen seiner zahlreichen Untersuchungen bildeten die Agathenlegende und sogar der Aetna. Seiner Initiative ist die Gründung der Società patria dieser Stadt zu verdanken. — Lit.: Guido Libertini, Rievocazione di V. C., Bollet. Storico Catanese, III, 1938, 1-32, mit Portr. und Bibliographie. Nr. 1148. CRIVELLUCCI, Amedeo (26. Apr. 1850 bis 11. Nov. 1914). Nach abgeschlossenem hi­storischem Studium in Pisa vervollständigte Cr. seine Ausbildung in Berlin. Er unter­richtete zuerst an verschiedenen italienischen Gymnasien und war von 1885 bis 1907 In­haber des Lehrstuhles für Mittlere und Neuere Geschichte in Pisa, nachher in Rom. Er vertrat die philologisch strenge Methode nach deutschem Vorbild. Sein Hauptwerk bil­det die dreibändige, 1885/1886 und 1907 erschieneneStoriadelle relazioni tralo Statoe la Chiesa, welche bis ins Hochmittelalter reicht. - Lit.: Encicl. Ital. XI, 989. Nr. 1250. CURTI, Theodor (24. Dez. 1848 bis 1. Dez. 1914). Vgl. die Anm. zu Nr. 983 s.v. Cur-u's Adresse. - Lit.: (Ergänzung): Neue dt. Biogr. III, 443 f. Nr. 1340. VON DESCHWANDEN, Josef Wolfgang (21. Junil819bis 11. Apr. 1866). In Stans als Sohn eines ehemals in spanischen Diensten stehenden Schweizer Offiziers geboren, trat er 1838 nach dem Schulbesuch in Stans und St. Gallen in die Zürcher Industrieschule ein, wurde schon 1841 hier Hilfslehrer, avancierte zum Nachfolger seines Lehrers Fer­dinand Redtenbacher und 1847 zum Rektor dieses Schulinstituts. 1855 an das neuge­388 gründete Eidgenössische Polytechnikum berufen, versah er die Professur für Darstel­lende Geometrie und amtete während vier Jahren als Direktor. Er erlag früh einem Lun­genleiden. - Lit.: Anm. zu Nr. 287 s.v.; Alvin Jaeggli, Katalog des Nachlasses von J. W. v. D., Zur. 1969, Lebenslauf S. I/II. Nrn. 285b, 287a, 287b, 320a. DOHME, Robert; vgl. Adr.Verz. VIII, 541 f. Nr. 1166. DURM, Josef (14. Febr. 1837 bis 3. April 1919). Nach dem Abschluß des Architektur­studiums in Karlsruhe unternahm D. ausgedehnte Reisen durch Europa und die Mit­telmeerländer. Als Professor der Technischen Hochschule Karlsruhe, später als badi­scher Oberbaudirektor, führte er in den Städten dieses Landes zahlreiche große Bauten aus, in denen er sich als Schüler B's und Gottfried Sempers bekannte. Als Kunstschrift­steller höchst fruchtbar, begründete er 1881 das Handbuch der Architektur und rief 1887 die Kunstdenkmäler im Großherzogtum Baden ins Leben. — Lit. : Thieme-Bek-kerX, 218f.;Neuedt. Biogr. IV, 202; Diss, von Ulrike Grammbitter (in Vorbereitung). Nr. 1196. EISENMANN, Oskar; vgl. Adr.Verz. VIII, 599f. Nr. 1317. FREY, Karl; vgl. Adr.Verz. VIII, 352. Nrn. 1295, 1296. FRIEDLÄNDER, Ludwig; vgl. Adr.Verz. VII, 452 f. Nrn. 1262, 1267, 1278. FRIZZONI, Gustavo; vgl. Adr.Verz. VI, 484f. Nr. 1132. GEIGER, Ludwig; vgl. Adr.Verz. VI, 485. Nr. 736a. VON GEYMÜLLER, Heinrich; vgl. Adr.Verz. IV, 425. Nrn. 1202, 1346, 1349. VON GONZENBACH-Schönauer, Sophie (26. Mai 1817 bis 21. Okt. 1901). Als gebür­tige Altbaslerin heiratete sie am 22. März 1839 den Eidgenössischen Staatsschreiber Da­589 vid Laurenz August v. G., den sie um 14 Jahre überlebte. - Lit.: Schweiz. Geschl. Buch, III, 175; Rudolf Dreyer, August von Gonzenbach, 1808-1887, Diss. phil. Bern 1940. Nr. 1203. GOTHEIN, Eberhard (29. Okt. 1853 bis 13. Nov. 1923). Bei dem als Schüler Diltheys in Breslau und Erdmannsdörffers in Heidelberg Studierenden, seine wissenschaftliche Ausbildung mit einer 1877 erschienenen Dissertation über den gemeinen Pfennig Ab­schließenden zeigte sich von Anfang an neben dem kunsthistorischen Gesichtsfeld die glückliche Verbindung wirtschaftsgeschichtlicher und geistesgeschichtlicher For­schung. Zuerst Privatdozent in Straßburg, durch intensive Studienaufenthalte mit dem italienischen Süden vertraut, kam G. 1884 als Professor der Nationalökonomie an die Technische Hochschule in Karlsruhe und wurde als praktischer Wirtschaftsberater 1890 nach Bonn berufen. Seit 1905 lehrte er definitiv in Heidelberg. Während er einerseits seit 1883 in der Badischen Historischen Kommission, seit 1913 als deren Präsident, die breitangelegten Untersuchungen zur Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldgebietes an die Hand nahm, erarbeitete er sich andererseits eine vertiefte Kenntnis des Zeitalters der Gegenreformation, deren soziologisch neuartige Darstellung er 1895 mit seinem Buch über Ignatius Loyola und die Gegenreformation vorlegte. 1916 erschien von ihm eine Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Köln. Im letzten Drittel seines Lebens publizierte der als Monograph wie methodisch als Kultursoziologe fruchtbare Forscher im übrigen kein größeres Werk mehr. — Lit, : Dt. biogr. Jahrb. V (2923), Berk 1930, S. 128-137 (Edgar Salin); E. G., ein Lebensbild seinen Briefen nacherzählt von Marie Luise Gothein, Stuttg. 1931, mit Bibliographie; Neue dt. Biogr. VI, 654-656. Nrn. 1131, 1264. GRIMM, Herman (6. Jan, 1828 bis 16. Juni 1901). Der älteste Sohn Wilhelm Gr's und Neffe Jacob Grs (über diesen vgl. Kaegi II, 81 ff.) promovierte nach rechtswissen-schaftlichen und philologischen Studien in Berlin und Bonn erst 1868 in Leipzig und ha­bilitierte sich nach Jahren freien Schriftstellertums 1870 in Berlin, wo er seit 1873 den für ihn geschaffenen Lehrstuhl für neuere Kunstgeschichte versah, auf welchem Heinrich Wölfflin sein Nachfolger werden sollte. In seinem ganzen Schaffen pflegte er traditions­bewußt das Erbe der Goethezeit (er war Schwiegersohn von Bettina von Arnim; vgl. über diese Anm. zu Nr. 57 s. v.). Mit seiner Biographie Michelangelos, dann mit seinen Darstellungen Goethes und Rafaels verlieh er seiner aristokratischen Auffassung ge­schichtlicher Große hohen künstlerischen Ausdruck. - Lit.: Neue dt. Biogr. VII, 79f.; Kosch, Dt. Lit. Lex., 3. Aufl., VI, 814f. Nr. 544a. GRONINGER, Robert; vgl. Adr.Verz. V, 451 f. Nrn. 1167, 1183, 1184, 1185, 1191, 1217, 1221, 1225, 1228, 1230, 1270, 1271, 1274, 1275, 1284, 1308, 1313, 1314, 1316, 1318, 1351, 1355, 1360, 1361, 1366, 1369. 590 GRÜNINGER-Bischoff, Rosina; vgl. Adr.Verz. V, 452. Nrn. 1353, 1354, 1362. GURLITT, Cornelius (1. Jan. 1850 bis 25. März 1938). Bis 1875 als Architekt tätig, gab er während seiner Anstellung am Dresdner Kunstgewerbemuseum die dreibändige, epochemachende Geschichte des Barockstils (1887/1889) heraus, worauf er den Dr. phil. erhielt und den Lehrstuhl für Baukunst an der Technischen Hochschule Dres­den (bis 1920) versah. Durch seine kunstwissenschaftlichen Schriften von größtem Ein­fluß auf die aktiv schaffende Generation, vermochte er den seit B's Wirkung dominie­renden Renaissancegeschmack zugunsten des Barocks zu verdrängen, wobei jedoch B. die Hinwendung zum Barock bereits vor Gurlitt vollzogen hatte. - Lit. : Neue dt. Biogr. VII, 327 ff. Nr. 1310. GYSSLER, Guido (25. Jan. 1842 bis 11. April 1928). Obschon der begabte Schüler we­gen des frühen Todes seines Vaters eine Lehre als Dessinateur hätte absolvieren sollen, glückte ihm der Einstieg in die Lehrerausbildung, die er nach einem Aufenthalt im Welschland am Lehrerseminar in Schiers mitmachen und seit 1865 durch die mehrjäh­rige Praxis als Lehrer für Deutsch, Französisch, Psychologie, Zeichnen und Turnen ebendort vervollständigen konnte. 1871 wieder nach Basel übergesiedelt, war er hier zu­erst als Primarlehrer, dann jahrzehntelang an der Untern Realschule vornehmlich in den Fächern Deutsch, Geschichte und Religion pädagogisch tätig. Als strenger Lehrer ge­noß er zugleich die Verehrung zahlreicher Schüler. Trotz reduzierter Sehkraft bis zu­letzt geistig aufnahmefähig, beschloß er sein Leben als Senior der Basler Lehrerschaft. - Lit.: Basl. Nachr. Nr. 102, Basler Nationalztg. Nr. 171, beide vom 13. April 1928. Nr. 1161. HABICH, Edward; vgl. Adr.Verz. VIII, 602. Nrn. 1300, 1330. HAGENBACH-Bischoff, Eduard; vgl. Adr.Verz. V, 452 f. Nrn. 1211, 1216, 1241. HEIDENHEIMER, Heinrich (25. Okt. 1856 bis 14. Nov. 1941). Der aus israelitischer Familie Stammende besuchte die Schulen von Mainz, Rastatt und Darmstadt, studierte in Leipzig, Tübingen und Straßburg, wo er 1877 seine Dissertation vorlegte (vgl. Brief Nr, 775a). In langsamem Aufstieg an der Stadtbibliothek Mainz erreichte er 1920 die Stufe eines Oberbibliothekars, trug auch seit 1913 durch hessische Ernennung den Pro­fessorentitel ohne Lehramt. Seine wissenschaftlichen Arbeiten galten der Erforschung des Humanismus und des Buchdrucks; groß sind seine Verdienste um das Archivwesen der Stadt Mainz. — Lit.: Verschiedene Ausgaben von Wer ist's?, zuletzt 1935, S. 622; 591 Kürschners Dt. Gelehrtenkalender 1926, Sp. 690; frdl. Mittlgn. von Archivrat Schütz, Stadtarchiv Mainz. Nrn. 755a, 921b. HEIMLICHER-Brenner, Friederike Louise Adelheid (Adèle) (14. Febr. 1824 bis 1898). Sie war die zweite Gattin, zugleich direkte Cousine mütterlicherseits des Basler Juristen Joh. Jac. Heimlicher (1826-1884), der, zuerst erster Kanzlist der Regierung und Privat­dozent an der Universität, 1858 zum Ratsherrn gewählt, der Politik die Praxis als Notar vorzog, dabei das Statthalteramt des Landbezirks versah und nebenher als Präsident des Basler Gesangvereins sich der Musikpflege widmete, bis ihn ein schweres Leiden zur Aufgabe seiner Tätigkeiten zwang. - Lit.: Stammbaum der Familie Brenner von 1939 (durch frdl. Vermittlung von Dr. Wolfgang D. Wackernagel, Basel); Allg. Schweiz. Ztg., Nrn. 236 und 237 und Basl. Nachr. Nr. 237 bis 239, 1884. Nr. 1238. HENKE, Wilhelm; vgl. Adr.Verz. VI, 485 f. Nrn. 1123, 1178. HEUSLER-Sarasin, Andreas (Sohn; 30. Sept. 1834 bis 2. Nov. 1921). Der mit seinem Vater, dem Ratsherrn (s. Adr.Verz. II, 320 f.) und ebenso mit seinem Sohn, dem Ger­manisten (1865—1940) Gleichnamige studierte in Basel, Göttingen und Berlin, wurde schon mit 23 Jahren Schreiber, später Mitglied und Statthalter (1891-1907) des Basler Zivilgerichts und versah nachher als Präsident des Appellationsgerichts die höchste Richterstelle in Basel. Seit 1858 an der Universität lesend, wurde er 1863 Ordinarius für Deutsches Privatrecht. Als Gesetzgeber schöpferisch tätig mit der Basler Zivilprozeß­ordnung von 1873, wurde er mit seinen Institutionen des deutschen Privatrechts (1885/1886) zum seinerzeit fruchtbarsten Historiker des mittelalterlichen deutschen Rechtes. Unter seinen die Vaterstadt behandelnden Darstellungen steht die Verfas-sungsgeschichte der Stadt Basel im Mittelalter an vorderster Stelle. Den Geist akademi­schen Altbaslertums verkörperte er um die letzte Jahrhundertwende wie kein zweiter. - Lit.: Basler Jahrb. 1923, S. 1-52; Professoren der Universität Basel aus 5 Jahrhunder­ten, 1960, S. 188; Neue dt. Biogr. IX, 49. Nr. 1209. HEYSE, Paul; vgl. Adr.Verz, III, 433. Nr. 1291. HlS-Heusler, Eduard; vgl. Adr.Verz. IV, 427f. Nrn. 1153, 1175. 592 HUBER-Burckhardt, Johann Jacob (2. Okt. 1830 bis 24. Sept. 1904). Sohn eines in­folge der Kantonstrennung aus dem Baselbiet vertriebenen Pfarrers, bildete er sich zum Kaufmann aus. Obwohl Nichtakademiker, gehörte er zu den Gründern eines christli­chen Vereins, aus dem die spätere Studentenverbindung Schwizerhüsli hervorging, der er als Philister Huber zeitlebens dieTreue hielt. 1860 heiratete er eineTochtervon B's Onkel Johannes Burckhardt, der vor seiner Ubersiedlung nach Schaffhausen (1833) gleichfalls Pfarrer im Baselbiet gewesen war. - Lit. : Stammtafel Burckhardt VI F, Kol. I und II; Schweiz. Geschl. Buch VI, 303; Bundesblatt der Studentenverbindungen Schwizerhüsli Basel etc. VIII, 1904/1905, S. 40-42. Nr. 1204. HUELSEN, Christian (29. Nov. 1858 bis 19. Jan. 1935). Der durch das Studium der Ar­chäologie, klassischen Philologie und Alten Geschichte Vorbereitete wurde schon frühe Mitarbeiter Theodor Mommsens, trat 1881 als Stipendiat in das Deutsche Archäologi­sche Institut in Rom ein und entwickelte sich hier allmählich zum großen Spezialisten der antiken Topographie Roms, wobei er sein Arbeitsfeld auch auf die mittelalterlichen und Renaissancebaudenkmäler ausdehnte. - Lit.: Neue dt. Biogr. IX, 736. Nr. 1160. KAISER, Viktor (3. Juli 1821 bis 30. Sept. 1897). Nach dem Schulbesuch in Solothurn studierte K. in Jena, Berlin und Leipzig, wo er 1845 mit einer Dissertation De numeris Piatonis doktorierte. Er übernahm in der Folge eine Professur für Philosophie und Kulturgeschichte am Lyzeum in Solothurn und wirkte hier während fünfzig Jahren als Lehrer, hielt daneben zahlreiche öffentliche Vorträge über zahlreiche Themen derselben Gebiete, namentlich aus der Renaissancezeit. Ein Werk über die Geschichte der Idee der Menschenwürde blieb unvollendet. - Lit.: Biogr. Jahrb. II (1898), S. 181-183. Nr. 1125. KAPPELER, Johann Karl; vgl. Adr.Verz. III, 433 f. Nr, 988a. KERN, Johann Conrad; vgl. Adr.Verz. III, 434f. Nrn. 285a, 292a, 315a. KESTNER, Charlotte; vgl. Adr.Verz. III, 435 f. Nr. 340a. KINKEL, Gottfried (Sohn) (11. Juli 1844 bis Mai 1891). Sohn aus erster Ehe des gleich­namigen Jugendfreundes von B. (vgl. Adr.Verz. I, 366 f.), wurde er klassischer Philo-loge, erhielt eine Dozentur an der Universität Zürich und das Kustosamt der Kupfer-stichsammlung am Eidgenössischen Polytechnikum. Da seine wissenschaftliche Quali­fikation sich als ungenügend erwies, verlegte sich der in Zürich als Original Stadtbe­ks Burckhardt, Briefe, IX 593 kannte auf populäre Vortragstätigkeit und die Abfassung thematisch divergierender Pu­blikationen, kehrte aber kurz vor seinem Tode nach Deutschland zurück. - Lit. : Neue Zürch. Ztg. Nr. 147(2. Blatt) vom 27. Mai 1891; Ernst Gagliardi, Die Universität Zü­rich 1833 bis 1933, Festschr. 1938, S. 739; vgl. Anm, zu Nr. 124 s.v. Mibes. Nr. 1158. KOHTE, Julius (13. Nov. 1861 bis nach 1941). Als Baurat in der Provinz Posen tätig, widmete er sich eindringlichen Studien über deren Vergangenheit, war auch bei Ausgra­bungen und Restaurationen tätig und betätigte sich bei der Inventarisation der preußi­schen Kunstdenkmäler. Als Dozent für Formenlehre an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg verfaßte er eine Darstellung des deutschen Bauernhauses in der Vergangenheit (1906) sowie eine Baukunst des klassischen Altertums und ihre Ent­wicklung in der mittleren und neuern Zeit (1915). Mitarbeiter Georg Dehios am Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, war er der besondere Kenner der Kunst Norddeutschlands und amtete von 1924 bis 1931 als Provinzkonservator in Pommern. - Lit.: Deutsche Kunst und Denkmalpflege, Jg. 1942/43, S. 22 (Artikel zum 80. Ge­burtstag). Nr. 1371. KUGLER, Bernhard; vgl. Adr.Verz. IV, 430. Nr. 1170. LEMCKE, Carl (26. Aug. 1831 bis 7. Apr. 1913). 1856 als Kunsthistoriker doktorie­rend, gehörte L. als Freund Emanuel Geibels zum Künstlerkreise des von ihm begrün­deten ,,Krokodils". 1862 Privatdozent an der Universität Heidelberg und Verfasser ei­ner „Populären Aesthetik", kam er 1871 nach Veröffentlichung einer literaturge-schichtlichen Darstellung „Von Opitz bis Gottsched* nach Amsterdam, 1876 nach Aachen und 1885 als Nachfolger Wilhelm Lübkes an die Technische Hochschule Stutt­gart, wo ihm 1897 auch die Leitung der Galerie anvertraut wurde. Neben kunsthistori­schen Arbeiten umfaßt sein Lebenswerk auch verschiedene Romane. — Lit. : Kosch, Dt. Lit. Lex., 2. Aufl., II, 1499/1500; Biogr. Jahrb. pro 1913 (1917), S. 177f. Nr. 1168. LENDORFF, Carl; vgl. Adr.Verz. VI, 487. Nrn. 1182, 1187, 1220, 1229, 1231, 1268, 1273, 1359. LENDORFF, Hans (8. Juli 1863 bis 8. Nov. 1946). Der Großneffe B's ging nach Aus­bildung zum Architekten in Stuttgart zur Malerei über, die er als Schüler hauptsächlich B. Constants in Paris betrieb. In seinen von ausgedehnten Aufenthalten in Italien, Frankreich und Schottland inspirierten Landschaftsbildern ein Epigone Arnold Böck- Iins, widmete er sich später dem Genre und vor allem dem Porträtieren und erfreute sich in Basel zahlreicher Privataufträge. Das heute vielfach in Reproduktionen verbreitete 594 Altersporträt B's geht auf eine von ihm nach eigener Photographie verfertigte Zeich­nung zurück. - Lit.: Schweiz. Kstl. Lex., II, 245 und Suppl. bd. 552f.; Kstl. Lex. d. Schweiz 20. Jh., 570; Basl. Nachr. Nr. 476 vom 8. Nov. und Nat. Ztg. Basel Nr. 519 vom 9./10. Nov. 1946. Nrn. 1163, 1169, 1205. LlNDT, Otto (10. Aug. 1839 bis 19. Okt. 1896). Burger von Bern und Sohn von Johann Ludwig Lindt (1809 bis 1857, Pfarrer in Solothurn und Freund Jeremias Gotthelfs), wirkte er als Dr. med., Arzt und Apotheker in Aarau,-Lit.: Frdl. Mittig. von Prof. Dr. Andreas Lindt, Ittigen bei Bern, nach Angaben im Familienstammbaum. Nr. 1311. LINN, Arthur (16. Mai 1867 bis ?). Geboren als Sohn des Direktors (f 1897) der höhe­ren Mädchenschule zu Görlitz, studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin und Freiburg i. Br. und doktorierte 1892 in Greifswald mit einer Dissertation über Ju­ristische Natur der durch die Socialgesetzgebung des Deutschen Reiches aufgestellten Versicherungspflicht". Sie erschien 1893 in Greifswald, als der Verfasser als Referendar am Landgericht zu Görlitz wirkte. Weitere Nachrichten fehlen. - Lit.: Selbstverfaßter Lebenslauf in der zit. Diss., S. 29. Nr. 1306. MANUEL, Rudolf Ludwig Ernst (12. März 1847 bis 8. Jan. 1926). Nach juristischen Studien erwarb er das Patent als bernischer Fürsprecher und den Dr. jur., praktizierte zuerst in Herzogenbuchsee, wurde 1892 Untersuchungsrichter, 1898 Bezirksprokura­tor des Mittellandes und amtete von 1903 bis 1920 als Oberrichter, 1919 als Präsident der ersten Strafkammer. Politisch ein Gegner des Proporzes, war er aktiv am bernischen Konzertleben interessiert. Sein Tod bedeutete das Verschwinden einer stadtbekannten Verkörperung des Alten Bern. - Lit.: Schweiz. Geschl. Buch II, 321 ; Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz V, 18, Nr. 38; Der Bund (Bern), Nr. 13 vom 10. Jan. 1926. Nr. 1155. MARKWART, Otto (3. März 1861 bis 18. Mai 1919). Sohn eines aus Thüringen einge­wanderten, burschenschaftlich gesinnten Lehrers, kam er in Waldenburg (Kt. Basel­land) zur Welt und besuchte nach der Ubersiedlung seines Vaters nach Wettingen (Aar­gau) das Gymnasium in Zürich. Nach Studien in Zürich, Genf und Basel promovierte er hier mit einem ihm von Heinrich Boos (vgl. Anm. zu Nr. 917 s. v.) vorgelegten Thema, über welches er nachher mit B korrespondierte. Kurze Zeit mit Hingabe an der Real­schule in Ebnat-Kappel (Toggenburg) vikarierend, versah er darauf die Ressorts Theater und Lokales an der von Theodor Curti geleiteten „Züricher Post". Während seines län­gern Aufenthaltes in Paris wirkte er als Lehrer im Hause von Georges Clemenceau.Zu Beginn der 1890er Jahre wurde er nach beschwerlichem Start Professor für Geschichte als Nachfolger seines Lehrers Heinrich Grob am Zürcher Gymnasium. Seine wissen­595 schaftliche Produktion beschränkt sich auf einige wenige gediegene Untersuchungen und Vorträge. Der Auftrag der Basler Jacob Burckhardt-Stiftung zur Abfassung einer Biographie seines hochverehrten Lehrers kam zu spät und erreichte ihn in einem Zu­stand beginnenden Leidens, sodaß er nur einen ersten Band (J. B., Persönlichkeit und Jugendjahre, postum erschienen 1920) fertigstellen konnte. Zeitlebens Deutscher ge­blieben, vermittelte er seinen Schülern ebenso die Kultur Frankreichs als auch besonders Italiens, das er bis zum Weltkrieg ausgiebig bereiste. In seiner schlichten Lebensführung B. ähnlich, übernahm er auch Vieles von dessen historischen Urteilen. In der Praxis sei­nes die Schüler begeisternden kulturgeschichtlichen Unterrichtes zeigte er sich als ge­treuer Jünger seines Meisters durch lebensnahe Interpretation kunstgeschichtlicher Werke. - Lit.: Neue Zürcher Ztg., Nr. 787 vom 19. Mai 1919; Walter Muschg, Neue Zürcher Ztg., 22. Mai 1919, 3. Mittagsblatt; Die Schweiz, Illustr, Monatsschrift, XXIII, 1919, S. 353/354; Jahresbericht d. Kantonalen Gymnasiums in Zürich über das Schuljahr 1919/1920, S. 32-39; Herrn. Müller-Schürch, O. M., S. A. aus dem Berner Tagblatt 1919; Hans Trog, Erinnerungen an O. M., Zürcher Taschenbuch auf d. J. 1920, NF 41, Zeh. 1920, S. 248-266. Nrn. 1130, 1136, 1137, 1138, 1139, 1140, 1143, 1144, 1145, 1146, 1147, 1149, 1194, 1242, 1243, 1248, 1253, 1259, 1293, 1294, 1332, 1357. MlDDLEMORE, Samuel George Chetwynd (1848 bis 1891), der Ubersetzer von B's „Cultur der Renaissance" ins Engiische; vgl. Anm. zu den Nr. 695 und 696 s. v. Nr. 1252. NEFF, Paul (gest. 1892). Von den Nachkommen seines gleichnamigen Onkels über­nahm er dessen Verlag in Stuttgart, 1883 denjenigen von Ebner und Seubert (vgl. erste Anm. zu Nr. 321) und entfaltete sich zu einem der führenden Kunstverleger Deutsch­lands. In unserem Jahrhundert verlagerte sich seine Firma nach Berlin. - Lit.: Rudolf Schmidt, Deutsche Buchhändler, Berl. 1902ff., S. 718f.; Neff-Almanach 1954, hg. zum 125jahrtgen Bestehen des Paul Neff Verlages Wien-Berlin-Stuttgart, Einführung. Nrn. 1127, 1210, 1212, 1276, 1341, 1342. NIETZSCHE, Friedrich; vgl. Adr.Verz. V, 456 f. Nr. 1154. OERI-Burckhardt, Johann Jacob; vgl. Adr.Verz. I, 367f. Nrn. 1188, 1223, 1312, 1337. OERI, Rudolf; vgl. Adr.Verz. V, 458. Nrn. 1180, 1227. 596 OHNESORGE, Wilhelm (31. Juli 1855 bis 20. April 1943). Der aus einfachen Verhält­nissen Stammende konnte sich erst mit 24 Jahren auf die Maturitätsprüfung vorbereiten und studierte von 1881 an auf den Universitäten Leipzig und Kiel Geschichte, Kunstge­schichte und Geographie. Nach bestandenem Doktorexamen trat er ins Schullehramt ein und wurde Oberstudienrat in Lübeck. Seine wissenschaftlichen Arbeiten der späte­ren Jahre galten vor allem der namenkundlichen und topographischen Erforschung Lü­becks. - Lit.: Selbstverfaßte Vita in seiner Dissertation, Kiel 1885; Kürschners Dt. Ge­lehrten- Kalender 1926-1931 s.v.; ebda. 1950, S. 2409. Nr. 1260. OPITZ, Theodor; vgl. Adr.Verz. V, 458 f. Nrn. 1254, 1255. OSCHWALD-Ringier, Fanny (Viktoria Franziska). (30. Nov. 1840 bis 24. Aug. 1918). Das jüngste Kind des Oberrichters und Nationalrats Johann Rudolf Ringier, Sprosses einer alten Bürgerfamilie der Stadt Zofingen aus dem seit 1813 in Lenzburg verbürgerten Geschlecht, heiratete 1863 den Kaufmann Theodor Oschwald aus Schaffhausen. Mit zwei eigenen und zwei Pflegekindern übernahm sie die Verwaltung des väterlichen Wohnsitzes in Lenzburg, gab aber später, nach dem Tode ihres Vaters (1879), dieses -Domizil auf und siedelte mit ihrem Gatten nach Basel über, wo sie bis zu ihrem Tode verblieb. Schon frühe am Theaterleben interessiert, schriftstellerte sie zuerst unter ei­nem Decknamen, wurde dann zur Verfasserin von Lenzburger Bühnenfestspielen erko­ren und ging schließlich völlig zur Abfassung von zahlreichen Theaterstücken und Er­zählungen in Dialektform über. - Lit.: Hist, -biogr. Lex. d. Schweiz V, 359 s.v. Nr. 16; Schweiz. Familienbuch I, S. 253-255; Kosch, Dt. Lit. Lex., 2. Aufl., III, 1954; Martha Ringier, Lebensbild F. O.-R., im Abdruck von deren Novelle ,,Alti Liebi", Gute Schriften Basel Nr. 214, 1942, S. 35-63. Nr. 1315. OSER-Paravicini, Emma (20. Febr. 1847 bis 18. Mai 1918). Die jüngste Tochter des Basler Zimmermeisters Lud. Friedr. Par.-Merian (1802-1867) heiratete 1867 den Kaufmann Wilhelm Oser, der durch die zweite Ehe seines Bruders Carl mit ihrer altern Schwester Elisabeth bereits mit ihr verschwägert war. Ihren Gatten (1833-1887) über­lebte sie um mehrere Jahrzehnte. - Lit.: Schweiz. Geschl. Buch III, 300; Max Oser und Paul Roth, Chronik der Basler Familie Oser, Basel 1948, S. 183 (Nr. 70). Nr. 1328. OSER, Friedrich (29. Febr. 1820 bis 15. Dez. 1891). Als Theologiestudent zusammen mit B. im Zofingerverein (vgl. Nr. 20 mit der Anm. s. v.), von 1845 bis 1866 Pfarrer im basellandschaftlichen Waldenburg, dann an der Basler Strafanstalt und schließlich von 1884 bis zu seinem Tod in Biel-Benken, das ihn als seinen großen Dichter verehrte und 1945 durch einen Gedenkstein ehrte. Wilhelm Wackernagels poetischer Schule ver­pflichtet, war er zeitlebens von unbeschwerter lyrischer Produktivität und schuf dane- 597 ben eine Reihe noch heute gesungener Kirchenlieder. - Lit.: Kosch, Dt. Lit. Lex., 2. Aufl., III, 1954; Max Oser und Paul Roth, Chronik der Basler Familie Oser, Basel 1948, S. 165-178 (Nr. 65), mit weiterer Lit. Nr. 1157. OVERBECK, Franz; vgl. Adr.Verz. VII, 548. Nr. 1190. PASOLINI, Pier Desiderio, Conte (21. Sept. 1844 bis 21. Mai 1920). Sproß des ins 13. Jahrhundert hinaufreichenden Ravennater Geschlechts Pasolino dall'Onda, Sohn von Giuseppe P. (1815-1876), der als gemäßigt Liberaler ein Minister Papst Pius IX. (vgl. Kaegilll, 184), 1862/63 italienischer Außenminister, Senator des Königreichsund in seinem Todesjahr Senatspräsident war. Besitzer großer Zuckerrübenplantagen, wid­mete er sein Leben vor allem der Geschichtsforschung unter Bevorzugung ravennati-scher Themata. Sein Hauptwerk ist die in unsern Briefen vielbesprochene Biographie der Caterîna Sforza; er war Mitglied zahlreicher gelehrter Körperschaften Italiens. - Lit.: Atti e memorie del Dep. di storia patria per le provincie di Romagna, ser. 4, XI, 77ff.; Rendiconti delta reale Accad. dei Lincei, XXIX, ser. 5, 38 ff., mit Bibliographie; Encicl. Itai. XXVI, 442; Otto Frhr. von Taube, Die Casa Pasolini (in; Fazit, Erzähler einer Generation, München-Wien 1972, S. 330-339). Nrn. 1233, 1234, 1324, 1325, 1333, 1334, 1335, 1338, 1339, 1343, 1347, 1348, 1367, 1370. PASTOR, Ludwig, seit 1916 Freiherr von Campenfelden (31. Jan. 1854 bis 30. Sept. 1928), Der in Aachen Geborene, in Frankfurt a. M. Aufgewachsene, seit seinem zehn­ten Lebensjahr katholisch Erzogene war hier am Gymnasium Schüler Johannes Jarn­sens, studierte in Löwen, Bonn, Berlin und Wien und promovierte in Graz als Histori­ker. Er habilitierte sich 1881 in Innsbruck, wo er 1886 a. o. Professor und 1887 Ordina­rius für allgemeine Geschichte wurde. Seit den siebziger Jahren mit Forschungen in den italienischen Archiven beschäftigt, nahm er, seit 1884 durch päpstliche Erlaubnis zur Benützung des Vatikanischen Archivs unterstützt, sein Lebenswerk in Angriff, ,,Die Geschichte der Päpste", die in dreizehn Banden vom Ende des Mittelalters bis 1644 führte und durch drei weitere postume, von Mitarbeitern fertiggestellte, ergänzt wurde. Als Gegendarstellung zu derjenigen Leopold v. Rankes gedacht, darf sie dank ihrer Ma­terialfülle als ,,überwältigende Summe erträgnisreichster Arbeit" gelten, steht aber an souveräner Verarbeitung hinter Ranke zurück. Kritik an Pastors historischer Methode war es auch, was ihm den Übergang an eine größere Universität (Wien, Freiburg i. Br.) verwehrte, wobei das Verhältnis zu seiner Innsbrucker Fakultät dauernd unerfreulich blieb. Seit 1901 Leiter des Österreichischen Historischen Instituts in Rom, wurde er 1920 zum österreichischen Gesandten am Vatikan ernannt. - Lit.: Walther Goetz, Ludwig Pastor (Hist. Ztschr. 145, 1932, S. 550-563, wieder abgedr. in W. G., Histori­ker m meiner Zeit, Köln/Graz 1957, S. 232ff.); Neue österr. Biographie VII, 1931, 598 S. 201-205; L. Frhr. v. Pastor, Tagebücher-Briefe-Erinnerungen, Heidelb. 1950; Ger­hard Oberkofler, L. v. P. und die Innsbrucker Geschichtswissenschaft (Tiroler Hei­mat, XXXIII, 1969, S. 53-68). Nrn. 1256, 1287. PAULUS, Eduard; vgl. Adr.Verz. IV, 435. Nrn. 1134, 1235, 1356. PAZAUREK, Gustav (21. Mai 1865 bis 27. Jan. 1935). Geboren zu Prag und zum Kunsthistoriker ausgebildet, war er von 1892 bis 1905 Leiter des nordböhmischen Ge­werbemuseums Reichenberg, von 1906 bis 1932 Direktor des Württembergischen Lan­desmuseums Stuttgart. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten befassen sich mit alten Glaswaren, Goldschmiedearbeiten, Tapeten und vor allem Keramik; darunter be­findet sich das zweibändige Werk über Deutsche Fayence- und Porzellan-Hausmaler, Leipz. 1925. - Lit.: Kürschners Dt. Gelehrten-Kalender 1926, Sp. 1427; ebda. 1935, Sp. 1012/13 und 1703. Nr. 1279. VON PFLUGK-HARTTUNG, Julius (6. Nov. 1848 bis 6. Nov. 1919). Geboren auf dem väterlichen Gut Wernikow bei Potsdam, war er nach kaufmännischer Ausbildung zu­erst in Ubersee tätig, bevor er nach aktiver Teilnahme am Siebziger Krieg sich auf die Maturität vorbereitete. Dem Studium der Geschichte in Bonn, Berlin und Göttingen folgte 1877 die Habilitation und gleich darauf das Extraordinariat in Tübingen, von wo ihn 1886 die Universität Basel als Ordinarius für Allgemeine Geschichte als Nachfolger Jacob Burckhardts berief. Nach seinem aus politischen und persönlichen Gründen er­folgten Abgang von hier wurde er zum Geheimen Archivrat am Geh. Staatsarchiv in Berlin ernannt. Publizistisch war er höchst produktiv. Seiner frühern Lebensperiode gehören die Darstellungen und Editionen vornehmlich zur mittelalterlichen Geschichte an. Es folgen größere Werke zum Zeitalter der Befreiungskriege. Schließlich bewährte er sich als Organisator populärer Monumentalwerke, aber auch einer sechsbändigen Weltgeschichte. - Lit.: Histor. Vierteljahrsschrift 1919, S. 562-564; Kürschners Dt. Li­teraturkalender, 7. Aufl., Sp. 1268 (Verzeichnis der Werke); Biogr. Jahrb. 1917/1920 (1928), 730; Kaegi VI, 794-814, mit weiterer Lit. Nrn. 1142, 1219. VON PREEN, Friedrich; vgl. Adr.Verz. IV, 435. Nrn.1141, 1159, 1176, 1192, 1198, 1206, 1218, 1222, 1224, 1226, 1232, 1239, 1244, 1258, 1266, 1269, 1272, 1277, 1281, 1298, 1320, 1323, 1331, 1358, 1364, 1373. PREISWERK, Eduard (13. März 1846 bis 2. Mai 1932). Vgl. Anm. zu Nr. 1014 s.v. Pfr. P. Nr. 1292 a. 599 PROBST, Jakob (4. Sept. 1848 bis 28. Mai 1910). Der älteste Sohn eines Basler Land­wirts und Organisten absolvierte sein Theologiestudium bei denselben Lehrern wie sein ZeitgenosseEduardPreiswerk(s. dort), wurde 1872 Pfarrer an der deutschen Gemeinde in Genf, kam 1874 in das basellandschaftliche Rümlingen, 1878 nach Sissach, wurde 1885 Pfarrer im zürcherischen Horgen und schließlich 1902 in der stadtbaslerischen Pe­tersgemeinde. Neben dem erfolgreichen Amt als Prediger und fruchtbarer Tätigkeit als sozialgesinnter Seelsorger war er seit seiner Zugehörigkeit zum Zofingerverein poetisch produktiv, wobei er als Liederdichter J. P. Hebel verpflichtet war, aber auch mit Jos. Vikt. v. Scheffel Beziehungen pflegte. In seinen religiösen Dichtungen erwies sich die Leichtigkeit seiner schaffenden Hand als weniger glücklich. - Lit. ; Zur Erinnerung an J. P., Basel 1910 (Personalien, Ansprachen); Centralbl. d. Schweiz. Zofingervereins 1910/1911, S. 516/518; Taschenbuch f. d. Schweiz, reform. Geistlichen auf d. J. 1911, S. 239/240; Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz, V, 490; Ernst Jenny, Basler Dichtung und Basler Art (105. Neuj. bl. 1927), S. 50/51; Kosch, Dt. Lit. Lex., 2. Aufl., III, 2114. Nr. 693 a. VON RANK.E, Leopold (20. Dez. 1795 bis 23. Mai 1886). Vgl. die Anm. zu Nr. 40 s.v. Arabisch... Erdkunde. An Literatur über das Verhältnis Ranke-Burckhardt ist hier nachzutragen: Kaegi II, S. 54-75 (6. Abschnitt des ersten Kapitels); Axel von Harnack, R. undB. (Die Neue Rundschau 62, 1951, H. 3); Eberhard Kessel, R. und B., ein Lite­ratur- und Forschungsbericht (Arch. f. Kulturgeschichte 33, 1951, S, 351—379). Nr. 257 a. ROSENBERG, Marc (22. Aug. 1852 bis 4. Sept. 1930). Der aus Schlesien Stammende doktorierte in Heidelberg 1877 mit einer Dissertation über den Hochaltar in Breisach, wurde 1883 Privatdozent, 1887 Extraordinarius, 1893 ord. Honorarprofessor mit ei­nem Lehrauftrag für dekorative Kunst, Kunstgewerbe und Kleinkunst an der Techni­schen Hochschule Karlsruhe. Seine umfangreiche wissenschaftliche Publizistik umfaßt neben den in den Briefen genannten Werken als Wichtigstes eine Geschichte der Gold­schmiedekunst auf technischer Grundlage, Frankf. a.M. 1910-1922, das 1911 in zweiter Auflage erschienene Werk über Goldschmiede-Merkzeichen sowie die Monographie über Jamnitzer, Frankf. a. M. 1920. - Lit.: Technische Hochschule Karlsruhe, Bericht über d. Rektoratsjahr 1929/30, S. 15; Kürschners Dt. Gelehrten-Kalender 1928/29, Sp. 1959/60; ebda. 1931, Sp. 3522; Wer ist's? 9, 1929, 1293. Nr. 1280, 1304. RUDIN, Ernst (5, Jan. 1862 bis 8. April 1900). Als Sohn eines kinderreichen Lehrers im basellandschaftlichen Tecknau, dann in Allschwil wohnhaft, durfte er mittels Stipen­dien das Basler Pädagogium besuchen, wo er B's Unterricht genoß, und bestand im April 1881 die Maturitat. Sein Studium an der Universität, hauptsächlich in klassischer und deutscher Philologie, mußte er im W, S. 1883/1884 aus finanziellen Gründen ab­600 brechen. Eine 272 jährige Stelle als Hauslehrer in einer vornehmen Familie in Südfrank­reich verband er mit einem intensiven Studium des Französischen an der Universität Toulouse und verfügte daraufhin wieder über die Mittel, um anschließend (Winter 1886/87) in Bern und dann wieder in Basel sich weiter auszubilden. Trotz Aushilfeun­terricht an der Obern Realschule ging ihm das Geld für den Abschluß durch ein Examen aus, sodaß es einen Glücksfall für ihn bedeutete, daß er Ende Juli 1889 als Vikar an der Bezirkschule Waldenburg gewählt wurde. Nachdem im Sommer 1890 dem Antrag auf seine provisorische Wahl stattgegeben worden war, mußte er sich zusammen mit vier andern Lehrern Ende Mai 1894 einer Prüfung unterziehen und erhielt gleich darauf die definitive Anstellung als Rektor derselben Schule. Dem seit jeher mit einem Lungenlei­den behafteten, sehr begabten und äußerst beliebten Schulmann war kein langes Leben vergönnt. Schon sechs Jahre später wurde er seiner Familie und seinem Wirkungskreis entrissen. - Lit.: Baseil. Ztg. Nr. 86 und 87 vom 11. und 12. April 1900; Der Land-schäftler, Nr. 85 vom 10. April 1900; 100 Jahre Bezirksschulen des Kts. Basel-Land­schaft 1836-1936, Liestal 1936, pass.; frdl. Mittlgn. aufgrund ausführlicher Akten­auszüge durch Dr. Hans Sutter, Staatsarchivar des Kts. Basel-Landschaft. Nr. 1265. RÜTIMEYER, Ludwig (26. Febr. 1825 bis 25. Nov. 1895). Aus einem Emmentaler Pfarrhaus stammend, begann er nach dem Schulbesuch in Bern zuerst das Theologiestu­dium, dann, zugleich aktiver Zofinger, dasjenige der Medizin; doch schloß er 1850 mit einer theologischen Dissertation ab. Kürzere Zeit Hilfsarzt in Interlaken, ging er unter dem Einfluß des Berner Geologen Bernhard Studer völlig zur Naturforschung über und verschaffte sich durch Aufenthalte und Reisen in Frankreich, England, Holland und Ita­lien einen wissenschaftlichen Weitblick. 1853 a.o. Professor der Anatomie in Bern, folgte er 1855 einem Ruf nach Basel auf das neue Ordinariat für vergleichende Anatomie und Zoologie, das er bis 1894 versah. Der allgemeinen Anerkennung am neuen Wir­kungsort, dem er treu blieb, entsprach die Vielseitigkeit seines Forschens als Geologe und Paläontologe mit der speziellen Bearbeitung der Haustierforschung. In seiner ent­wicklungsgeschichtlichen Auffassung sekundierte er Charles Darwin in kritischer Di­stanz, die er dank seinem antimaterialistischen, ,,naturgeschichtlichen" Standpunkt stets beibehielt. Anschauliche Landschafts- und Reiseschilderungen und Gedichte er­gänzen sein großes wissenschaftliches Oeuvre. - Lit.: Eduard His, L. R. (Basler Ge­lehrte des 19. Jahrhunderts, Basel 1941, S. 202-212, mit der Erwähnung zahlreicher Nachrufe); L. R,, Gesammelte Kleine Schriften, Bd. II, Basel 1898, 443-455 (Ver­zeichnis der Werke); Professoren der Universität Basel aus fünf Jahrhunderten, Basel I960, S. 160; A. Wahl, L'oeuvre géographique de L. R., Thèse Fribourg 1927; Ad. Portmann, Die Frühzeit des Darwinismus im Werk L, R's, Basler Stadtbuch 1965, 164-188; Anm. zu den Briefen Nrn. 674 und 675 s. v.; Kaegi VI, 53ff. Nr. 1213. RUTISHAUSER, Carl Albert (3. Jan. 1851 bis 20. Apr. 1926). Der in Lenzwil (Wald-hof- Dünnershaus-Langrickenbach; Kt. Thurgau) als Sohn eines Geschäftsagenten Ge­601 borene dürfte sich in sehr unsystematischer Weise auf den Lehrerberuf vorbereitet und diesen an verschiedenen Orten innerhalb und außerhalb der Schweiz nur vorüberge­hend ausgeübt haben. Im Manual des Erziehungsdepartements des Kts. Thurgau ist un­ter dem Datum des 7. Juli 1873 seine Bewerbung um eine Verwendung im Schuldienst vermerkt mit dem Bescheid, daß er eine thurgauische Schuldienstprüfung zu bestehen habe, falls er definitiv angestellt zu werden wünsche. Die Basler Universitätsmatrikel enthält seinen Namen mit dem Immatrikulationsdatum des 22. April 1884, der Exma­trikulation vom Oktober 1884 und der Herkunftsbezeichnung Waldhof. Rutish. heira­tete 1878/1885/1896 dreimal und wurde jedesmal wieder geschieden. Die zweite, vom Bezirksgericht Zürich ausgesprochene Scheidung fand am 9. Juli 1886 statt. Er ist im kantonalen Greisenasyl St. Katharinenthal bei Diessenhofen, vermutlich als Armenge-nössiger, gestorben. - Lit. : Auf eindringlichen Archivrecherchen beruhende Mitteilun­gen von Dr. iur. Werner Kundert, Hohentannes Nr. 1162. SCHÄFER, Wilhelm; vgl. Adr.Verz. VIII, 609. Nrn. 1135, 1174, 1322. SCHLECHT, Josef (16. Jan. 3857 bis 6. Mai 1925). Geboren im fränkischen Wemding, wurde er 1880 zum Priester geweiht und erhielt nach seelsorgerlicher Tätigkeit ein Sti­pendium der Görresgesellschaft an deren Institut in Rom. Aufgrund seiner Arbeit über Andrea Zamometic erlangte er an der Universität München den Dr. phil., wurde darauf sofort Dozent in Eichstätt, 1893 Professor am Lyzeum in Dillingen und 1897 an demje­nigen zu Freising, dessen Rektorat er von 1911 bis 1917 bekleidete. 1898 verlieh ihm die Universität Freiburg i.Br. den Dr. theol. Seine zahllosen kleinen, in Zeitschriften nie­dergelegten Arbeiten beschlagen hauptsächlich das Zeitalter der Renaissance und Re­formation, wobei Eichstätt und Freising im Vordergrund stehen. Eine seiner größeren Studien galt den monumentalen Inschriften im Freisinger Dom; zur Biographie von Jo­hannes Eck leistete er umfangreiche Vorarbeiten. Am kirchlichen Handlexikon von Mi­chael Buchberger beteiligte er sich mit vielen Beiträgen. — Lit.: Joachim Birkner, J. Schi., mit einer Bibliographie (Sammeibl. d. hist. Ver. Freising 15, 1927, 153-165); Lex. f. Theol. und Kirche, IX, 410. Nr. 1352. SCHNEIDER, Theodor (26. Aug. 1825 bis 24. Jan. 1902). Sohn, eines Baslers, der da­mals ein Pfarramt in der badischen Markgrafschaft versah, besuchte er das Basler Päda­gogium, war hier von 1843 an als Medizinstudent Zofinger, ging 1844 nach Heidelberg, leistete vorübergehend in Freiburg i. Br. Militärdienst und kam 1848 nach einer Wiener Studienreise an das Basler Spital, wo er viereinhalb Jahre als Assistent an der chrirurgi-schen Abteilung wirkte. Von 1853 bis 1856 in Nord- und Mittelamerika als Arzt tätig, bestand er nach einer weiteren Ausbildung in Paris zwischen 1864 und 1866 weitere Abenteuer in Guatemala in Gesellschaft seiner Schwester. 1868 kam er nach Basel zu­rück, heiratete hier, sah sich jedoch 1882 wegen Lungenschwindsucht seiner Frau genö­tigt, ins Bündnerland zu ziehen. Nach deren Tod kehrte er wieder in seine Vaterstadt 602 zurück und heiratete 1887 ein zweitesmal. Eigenwilliger Erfinder und Experimentator, liess er sich als Gutsbesitzer im solothurnischen Dornach nieder, wo er sich bis an sein Lebensende den Kranken widmete. - Lit.: Aus dem Leben von Dr. Th. Sehn., Basel 1902 (teilw. Autobiographie); Ernst Schopf, Die Basler Familie Preiswerk, Basel 1952, S. 52. Nr. 1201. SCHÜTZ, Alexander; vgl. Adr.Verz. VI, 489. Nr. 1292. SCHULTZ, Hermann (30. Dez. 1836 bis 15. Mai 1903). Nach theologischen Studien in Göttingen und Erlangen von 1853 bis 1856, einer Privatlehrertätigkeit (1857/59) in Hamburg und Erwerbung des Dr. phil. habilitierte er sich 1861 in Göttingen, kam schon 1864 als Ordinarius nach Basel, wechselte 1872 nach Straßburg, 1874 nach Hei­delberg und kehrte 1876 nach seinem Göttingen zurück, dem er fortan treu blieb. Ne­ben einer erfolgreichen Tätigkeit als Prediger und der Leitung des Seminars für prakti­sche Theologie vertrat er vor allem die alttestamentliche Wissenschaft, daneben fast alle Fächer der systematischen Theologie. 1890 erhielt er den Titel eines Abtes von Bursfel­de. Von seinen wissenschaftlichen Publikationen sind zu nennen: Lehrbuch der Altte-stamentlichen Theologie (1869, in fünf Auflagen), Die christologische Aufgabe der pro­testantischen Dogmatik der Gegenwart (Jahrbücher für deutsche Theologie 1874), Die Lehre von der Gottheit Christi (1881), Grundriß der evangelischen Dogmatik (1890), Grundriß der christlichen Apologetik (1894) u.a. Theologisch die Vermittlung su­chend, war seine Wirkung auf Kanzel und Katheder groß, trotzdem er keine eigentliche Schule bildete. B. brachte seiner Gestalt deutliche Sympathie entgegen (vgl. die Brief­stellen in den Nrn. 404 und 577). - Lit.: Prot. Realencyklopädie, 3. Aufl., XVII, 799-804; Biogr. Jahrb. VIII, 137. Nr. 1282. SEEMANN, Ernst Eiert Arthur Heinrich; vgl. Adr.Verz. V, 463. Nr. 1283. VON SEIDLITZ, Woldemar (1. Juni 1850 bis 16. Jan. 1922). Der als Sohn eines später nach Dresden ausgewanderten russischen Offiziers in St. Petersburg Geborene be­suchte zuerst das Gymnasium in Dorpat, studierte bis zu seinem Doktorexamen (1874) Nationalökonomie in Heidelberg, hierauf Kunstgeschichte in Leipzig bei Springer, rei­ste in Italien und widmete sich zunächst dem Studium der Maler aus Spätmittelalter und Renaissance. Er wurde nicht Dozent, sondern kam nach einigen Jahren Praxis am Berli­ner Kupferstichkabinett 1885 als Vortragender Rat bei der Generaldirektion der kgl. Sammlungen nach Dresden, wo er 34 Jahre in dieser Stellung wirkte; von 1895 bis 1900 leitete er die Kunstzeitschrift „Pan". Seine wichtigsten Forschungsgebiete waren zu­603 nächst die Werke Leonardo da Vincis (2 Bände, 1909), sodann die Radierungen Rem-brandts (Darstellungsband 1894, Verzeichnis 1895), schließlich der japanische Farben­holzschnitt (1897). Populärer gehalten ist sein fünfbändiges ,Allgemeines historisches Porträtwerk" (1894/1897) sowie seine Darstellung „Die Kunst in Dresden", zwei Bän­de, 1920/1921. - Lit.; Ber. über die Vhdlgn. d. Sachs. Akad. d. Wiss„ phiioh-histor. KL, Bd. 74, 1922, H. 2, S. 7*-20*; Wer ist's? 1914, 1575; Biogr. Jahrb. pro 1922 (1929), S. 370. Nr. 1319. SIEBER, Ludwig (17. März 1833 bis 21. Okt. 1891). Geboren in Aarau als Sohn eines Gastwirts, siedelte er nach dem frühen Tod des Vaters mit der Mutter nach Basel über, besuchte hier die Schulen und widmete sich an der Universität dem Studium der Philo­logie, wobei Wilhelm Wackernagel, dessen „Poetik" er 1873 herausgab, sein bevorzug­ter Lehrer war. Nach weiteren Studien in Göttingen und Berlin versah er von 1855 bis 1871 in Basel eine Lehrstelle, bis er als Nachfolger Wilhelm Vischers (Sohn) zum Ober­bibliothekar der Universitätsbibliothek berufen wurde (vgl. die Nrn. 406 und 448). Er versah dieses Amt bis zu seinem raschen Tod vorbildlich und mit Hingabe, rastlos tätig für die Entwicklung seines Instituts. Er rief einen neuen Katalog ins Leben und traf alle Vorbereitungen für die Erstellung eines zweckmäßigen neuen Gebäudes, dessen Bau er nicht mehr erleben sollte. Allen Besuchern mit Gefälligkeit zur Verfügung stehend, war er unermüdlich in der Mitteilung neuer wissenschaftlicher Funde, namentlich im Schöße der Basler Historischen und Antiquarischen Gesellschaft. Der Pflege von Mund­artdichtung und Musik galt seine besondere Liebe, — Lit.: Dr. L. S. (Personalien und Ansprachen bei der Begräbnisfeier, darunter: Andreas Heusler, L. S's Verdienste um die Bibliothek, sowie Liste der Veröffentlichungen); Allg. dt. Biogr. XXXIV, 179f. Nr. 1234 a. SPAETH, Charles A. (keine Daten verfügbar). Nr. 1126. SPEISER, Paul; vgl. Anm. zu Nr. 668 s.v. Nr. 1214. SP1THÖVER, Josef {IL Okt. 3813 bis 12. Jan. 1892). Geboren im westfälischen Sen­denhorst, kam er 1841 nach Rom, arbeitete zunächst als Buchbinder, von 1845 an bei der Piazza di Spagna als zunächst dem Vatikan ergebener Buchhändler. Er erbaute auf dem Areal der Orti Sallustiam die Villa Spithöver. - Lit. : Friedrich Noack, Deutsches Leben m Rom 1700 bis 1900, Stuttg. 1907, 268 und Namensregister S. 456; ders., Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, Stuttg. 1927, I, 437f., 569f., 730, II, 567. Nrn. 1303, 1305. 604 STEHELIN, Gustav. Vgl. Adr.Verz. VI, 490. Nrn. 1150, 1286. THOMMEN, Rudolf (2. März 1860 bis 14. Okt. 1950). Als Sohn des in Österreichischen Diensten stehenden Basler Bahnbauingenieurs Achilles Th. (vgl. Anm. zu Nr. 704 s. v. Brückenbaues) in Pettau (Ptuj) geboren, studierte er in Innsbruck und Wien, wo er 1883 in Geschichte doktorierte und sich als erster Schweizer am Institut für österreichische Geschichtsforschung weiterbildete. 1885 in Basel, habilitierte er sich hier 1889 an der Universität, wurde 1897 Extraordinarius und 1915 Ordinarius für Hilfswissenschaften und Schweizergeschichte. 1930 nahm er seinen Rücktritt, nachdem er schon 1920 das zweite Fach abgegeben hatte. Materiell weitgehend unabhängig und als Dozent nicht von großer Durchschlagskraft, widmete er sich einer fruchtbaren Publizistik. Zu seinen ersten größeren Arbeiten gehören eine ,,Geschichte der Universität Basel 1532 bis 1632" (1889) und die „Schriftproben aus Handschriften des 14.-16. Jahrhunderts" (1888, in 2. Aufl. 1908). Vor allem betätigte er sich als Editor einmal der „Urkunden zur Schweizergeschichte aus österreichischen Archiven" (5 Bände, 1879 bis 1935), so­dann in der Sukzession Rudolf Wackernagels (vgl. hiernach S. 607) der Bände VIII bis X des „Basler Urkundenbuches". Ein von langer Hand vorbereitetes Alterswerk sind „Die Briefe der Feste Baden" (1941). An den Veranstaltungen, namentlich am Vor­tragswesen der Historischen Gesellschaft und am musikalischen Leben Basels nahm er regen Anteil. - Lit.: Basler Tagespresse; Zeitschr. f. Schweizer Geschichte 30, 1950, S. 603-605 (Paul Roth); Mittlgn. d. Inst. f. Österr. Geschichtsforschung, 59, 1951, 236-240 (Anton Largiadèr). Nr. 1172. , VONUNGERN-STERNBERG, August Freiherr (16. Aug. 1817 bis 20. März 1895). Der aus altem baltischen Adel Stammende, welchem Jean Paul Pate war, studierte Rechts­wissenschaft in Leipzig und Bonn, bestand 1844 nach der Übersiedelung nach Freiburg i. Br. 1844 die Staatsprüfung. Er beschritt in der Folge die Beamtenlaufbahn durch Lei­tung des badischen Bezirksamts Wertheim, 1854 durch Übernahme des Oberamts Hei­delberg. 1861 kam der entscheidende Schritt, da er als Legationsrat zum Vorstand des großherzoglichen Geheimen Kabinetts ernannt wurde, worauf 1866 die Beförderung zum Staatsrat, 1890 diejenige zum Geheimerat 1. KL folgte. Zeitlebens ein getreuer Helfer seines Landesherrn, bewährte er sich auch als Stütze der badischen Evangeli­schen Landeskirche. Den rüstigen Wanderer ereilte der Tod als Folge eines Unfalls. - Lit.: Badische Biographien, V, S. 781-786; Geneal. Handbuch des Adels, Freiherrl. Häuser A Bd. X, Limburg 1977, S. 439, Nr. 1302. VEILLON-Burckhardt, Hanna Wilhelmine; vgl. Adr.Verz. VIII, 613. Nrn. 1344, 1345, 1350, 1368. 605 VlSCHER-Sarasin, Adolf (29. Apr. 1839 bis 13. Mai 1902). Der jüngere Bruder des Hi­storikers Wilhelm Vischer (s. Adr.Verz. III, 447 f.) verbrachte nach der Ausbildung zum Textilkaufmann in Basel längere Zeit im Ausland (Norditalien, London, drei Jahre in China). Nach der Rückkehr in die Heimatstadt gründete er hier 1865 einen eigenen Rohseidenhandel. Der 1870er Krieg sah ihn mitwirkend beim Internationalen Roten Kreuz; zeitweise versah er in Basel das italienische Konsulat. Spater entfaltete er eine immer intensivere Tätigkeit in der Erweckungsbewegung und im Evangelisationsver-ein, bis er sich 1885 zur Aufgabe von Geschäft und großem Wohnhaus entschloß und schließlich 1897 die Leitung des Diakonissenhauses in Bern übernahm, wo er starb. - Lit.: Christi". Volksbote aus Basel 70,1902, S. 162—164; Fritz Vischer-Ehinger, Die Fa­milie Vischer in Colmar und Basel, Basel 1933, S. 274 und Taf. 59. Nr. 1321. VlSCHER-Heußler, Sophie (16. Juli 1839 bis 30. Dez. 1915), Tochter eines Basler Fa­brikanten, ging sie nach Aufenthalten in Leipzig und Neuenburg 1859 die Ehe mit dem Basler Historiker Wilhelm Vischer (s, Adr.Verz. III, 447f.) ein, mit welchem sie zu­nächst einige Jahre in Göttingen lebte und dann 1866 endgültig nach Basel zurückkehr­te. Nach dem frühen Tod ihres Gatten bildete sie den Mittelpunkt ihrer Familie, zu der neben sieben eigenen Kindern nicht weniger als 37 Großkinder zählten - Lit. : Zur Erin­nerung an Frau S. V.-H. von Basel, Basel 1916; Fritz Vischer-Ehinger, Die Familie Vi­scher in Colmar und Basel, Basel 1933, S. 274 und Taf. 58. Nr. 1179a. VOLKELT, Johannes (21. Juli 1848 bis 8. Mai 1930). Der an der österreichisch-polni­schen Grenze aus protestantischer Familie Gebürtige studierte nacheinander in Wien, Jena und Leipzig, wo er 1872 seine Dissertation vorlegte. Er habilitierte sich 1876 in Jena, wurde dort 1879 Extraordinarius, wirkte von 1883 bis 1889 in Basel, kam von da nach Würzburg und schließlich 1894 nach Leipzig. Seine philosophische Entwicklung bewegte sich unter dem Einfluß Kuno Fischers auf Kant hin und dann in die Nähe He­gels, von dem er aber unter dem Einfluß der Kunst sich wieder ab wandte. War das Ge­biet der theoretischen Aesthetik seit seiner Habilitation sein eines Arbeitsfeld, so be­gannen daneben seit der Basier Zeit die erkenntnistheoretischen Probleme im Hinblick auf Kant zu dominieren. Schließlich wandte sich V. auch der empirischen Psychologie und in Leipzig sogar der Pädagogik zu. Im Alter begann ihn die Metaphysik neu zu fes­seln. Biograph Schopenhauers und Verehrer Jean Pauls, befürchtete er einen Abstieg des europäischen Kulturlebens durch dessen Proletarisierung. - Lit. : J. V., Mein philo­sophischer Entwicklungsgang (Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selbstdar­stellungen, I, Leipz. 1921, S. 201-228); Felix Krueger, Nekrolog auf J. V. (Ber. über die Vhdlgn. d. Sachs. Akad. der Wiss. zu Leipzig, philol.-histor. KL 82, 1930, 1. Heft, S. 1-14); Forschungen und Fortschritte 6,1930,219f.; Kosch, Dt. Lit. Lex., 2. AufLJV, 3143. Nr. 1164. 606 VON DER MÜHLL, Wilhelm; vgl. Adr.Verz. VIII, 613. Nrn. 1151, 1152, 1186, 1189. WACKERNAGEL, Rudolf (7. Juni 1855 bis 16. Apr. 1925). Zweiter Sohn aus der zwei­ten Ehe Wilhelm Wackernagels (vgl. Adr.Verz. III, 448 und die Anm. zu Nr. 8 s.v. und zu Nr. 12 s. v. Mittwochabend), infolge Kinderlähmung körperlich behindert, stu­dierte er in Basel und Leipzig Jurisprudenz und Geschichte und erhielt schon vor Erlan­gung des Dr. iur. (Dez. 1877) den neugeschaffenen Posten eines Staatsarchivars mit dem Auftrag, die Basler Archivbestände völlig neu zu inventarisieren und in dem 1899 voll­endeten neuen Archivgebäude dem Publikum zugänglich zu machen. 1882 bis 1899 war er überdies Sekretär der Regierungsbehörde, enthielt sich jedoch jeglicher aktiven Poli­tik. Nach Erfüllung seiner archivalischen, durch ein 1904 gedrucktes Repertorium abge­schlossenen Aufgabe waltete er bis 1917 weiterhin als Vorsteher des Archivs, von seinen amtlichen Pflichten zwecks Erfüllung wissenschaftlicher Unternehmungen weitgehend entlastet. Diese hatten begonnen mit der Edition des Basler Urkundenbuches, der gros­sen Serie des Concilium Basiiiense, der Mitherausgabe des Basler Jahrbuches und ei­ner Fülle von Funktionen im Rahmen der Historischen und Antiquarischen Gesell­schaft. Mit seiner erschöpfenden vierbändigen Geschichte der Stadt Basel (1907 bis 1924) wurde er zum Historiker großen Stils, so großen, wie die Schweiz in letzter Zeit keinen zweiten aufzuweisen hatte. Wichtiger als seine nur vorübergehende Dozenten­tätigkeit, deren Frucht in einer knapp geschriebenen Geschichte des Elsasses bestand, war die von ihm geplante und durchgeführte Neueinrichtung der Barfüßerkirche zum Historischen Museum. Sein wissenschaftliches Schrifttum wird durch lyrische Dich­tungen und Festspiele von Rang ergänzt; auch die bildende Kunst hatte an ihm einen Sammler, Kenner und Förderer. - Lit.: Basler Nachr. Nr. 106 vom 18./19. Apr. 1925 (Emil Dürr); Histor. Ztschr. 132, 1925, S. 383-386 (Ulrich Stutz); Basler Jahrb. 1926, 1-37 (Rudolf Thommen); Basl. Jahrb. 1930, 1-47 (Martin Wackernagel); Schweiz. Fa­milienbuch, I, 379f.; Werner Kaegi, Jacob Burckhardt als Lehrer am Pädagogium (96. Publikation der Vereinigung Oltner Bücherfreunde), 1962, S. 44-71. Nrn. 1179, 1299, 1301, 1336, 1363. WALSER, Friedrich (30. Jan. 1841 bis 14. Mai 1922). Geboren im basellandschaftlichen Reinach als Sohn eines Pfarrers appenzellischer Herkunft, besuchte er die Schulen in Ba­sel, danach das Eidgenössische Polytechnikum in Zürich von 1859 bis 1864. Von Gott­fried Semper engagiert, arbeitete er zunächst für diesen, von 1869 bis 1875 in Budapest, dann in Zürich und von 1879 an in Basel. Hier stammen zahlreiche private Wohnhäuser sowie einige öffentliche Bauten von seiner Hand. Politisch der freisinnigen Partei zuge­hörig, war er auch im Vorstand der Basler Sektion des Schweiz. Ingenieur- und Archi­tektenvereins ein aktives Mitglied. - Lit.: National-Ztg. Basel, Nr. 225 vom 15. Mai 1922; Schweiz. Kstl. Lex., III, 421 f.; Thieme-Becker XXXV, 108. Nr. 1365. 607 WlNTELER, Jost (21. Nov. 1846 bis 23. Febr. 1929). Geboren im glarnerischen Filz­bach als Sohn eines Landschulmeisters, begann er nach erfolgter Schulausbildung in Schiers und Frauenfeld an den Universitäten Zürich und Bern ein Theologiestudium, ging aber nach fünf Semestern zur Geschichte und Germanistik über und betrieb vor al­lem das zweitgenannte Fach während mehrerer Jahre in Jena. Seine 1876 in Leipzig vor­gelegte Dissertation behandelte den Aufbau der Sprache seiner alten Heimat, des Ke-renzerberges, und darf als erste phonetisch genaue Behandlung einer Mundart gelten. Aus finanziellen Gründen auf eine Habilitation verzichtend, nahm W. eine Lehrerstelle in Burgdorf an und wurde 1880 Schuldirektor im freiburgischen Murten. Doch geriet er wegen seiner Kritik am Entwurf für ein neues Schulgesetz mit den Behörden in Konflikt und ging an die Kantonsschule Aarau, an der er von 1884 bis 1909 in Geschichte und in den alten Sprachen unterrichtete, von 1901 bis 1914 zusätzlich interkonfessionellen Religionsunterricht!, erteilte. Seinen Lebensabend verbrachte er im Toggenburg. Akti­ver Förderer der Mundartdichtung, erlebte er die Freude, daß 1918 sein Gedichtband Tycho Pantander durch die Schweizerische Schiller-Stiftung prämiert wurde. Der einheimischen Ornithologie widmete er zahlreiche Spezialstudien. - Lit. : Jahresber. d. Aargauischen Kantonsschule 1929/30, S. 35-55 (mit Bibliographie); J. W„ Erinnerun­gen aus meinem Leben (in: Wissen und Leben, 10, Hefte 11 und 12 vom März 1917, S. 525-547 und 617-647); Biogr. Lex. d. Aargaus, Aarau 1958, S. 881-883; Kosch, Dt. Lit. Lex., 2. Aufl., IV, 3399f. Nr. 1207a. WINTERBERG, Constantin (geb. 31. März 1841, Todesdatum nicht ermittelt). Gebo­ren in Korbach (Waldeck) als Sohn des Regierungspräsidenten Karl August Ludwig W. und der Emma Rhode, wollte er nach bestandener Matur Ingenieur werden, leistete aber zunächst neun Jahre Militärdienst, bis er wegen eines schweren Unfalls dienstfrei wur­de. Hierauf studierte er acht Semester Mathematik in Berlin und schloß sein Studium im März 1874 mit der Doktorprüfung und einer lateinisch verfaßten Dissertation über Pro- 8 "TnT ^er Differnung ab- Seine spätem Lebensjahrzehnte verbrachte er in Suddeutschland, indem er als Prlvatgelehrter sich der Erforschung der Geschichte der athematik und deren Anwendung auf die Kunst durch Edition wichtiger Traktate des ttelalters und der Renaissance (Piero della Francesca) widmete. — Lit.: Autobiogra-p c e Vita in W s Berliner Dissertation von 1874 (Quibus in casibus integralium ordi-nariorum etc., S. 31); frdl. Auskft. von Dipl.-Ing. Hilmar-G. Stoecker, Korbach; Ge­schichtsblätter f. Waldeck 48 (1956), S. 133. Nr. 1263. WlRZ, Hermann. Vgl. Adr.Verz. VIII, 613. Nr. 1307. WöLFFLIN, Heinrich (23. Juni 1864 bis 19. Juli 1945). Der ältere Sohn des Altphilolo-g E uard W. (vgl, Adr.Verz. IV 444 f.) hatte nach philosophischen, historischen und 608 literaturgeschichtlichen Studien in München, Basel und Berlin 1886 mit der Dissertation Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur promoviert, deren Thema er von Johannes Volkelt empfangen hatte. Reisen in Griechenland (1886/87), Aufenthalte in Rom und in Florenz beim Bildhauer Adolf Hildebrand, der Umgang mit Jacob Burck-hardt ließen ihn den Ubergang zur Kunstgeschichte finden, in der er sich mit seiner Ha­bilitationsschrift über Renaissance und Barock (1888) einen Namen schuf. 1893 Nachfolger Jacob Burckhardts auf dem Lehrstuhl der Kunstgeschichte, verfaßte er in diesen bis 1901 dauernden Basler Jahren sein erstes großes Buch Die klassische Kunst (1899). Im Jahrzehnt seines in der Sukzession Herman Grimms angetretenen Berliner Ordinariates (1901-1912) reifte während eines Romaufenthaltes 1903/1904 seine Dar­stellung Die Kunst Albrecht Dürers (1905), und bereitete sich sein in München voll­endetes bekanntestes und einflußreichstes Werk vor: Kunstgeschichtliche Grundbe­griffe, eine Einführung in die italienische Renaissance (1915), um dessen Grundhaltung sich eine Auseinandersetzung auf höchster Ebene mit Benedetto Croce entspann. Den Jahren akademischer Lehrtätigkeit in München (1912 bis 1924) folgte die letzte Etappe der freien Professuran der Universität Zürich (1924—1934). Damals entstanden noch die beiden Bücher: Italien und das deutsche Formgefühl (1931) und Gedanken zur Kunstgeschichte (1941). Postum erschienen Aufsätze und Reden (1946). Die mei­sten Bücher Wölfflins erlebten zahlreiche Auflagen und durch ungezählte Ubersetzun­gen weltweite Verbreitung. Einerseits gelang es dem Autor, das von seinem Lehrer Ja­cob Burckhardt nur skizzierte kunstwissenschaftliche Programm, die Lehre von den Vorstellungsformen, völlig auszubilden; anderseits verschob sich bei W. der Begriff der klassischen Kunst von der Antike in die Renaissance, trat anstelle der kulturgeschichtli­chen die psychologische Analyse des Kunstwerks, wodurch er zugleich zum Anreger der modernen Aesthetik wurde. - Lit. (in strenger Auswahl beschränkt auf den Zweck unserer Ausgabe): Joseph Gantner, Gedenkrede für H. W. voml9. Sept. 1964(Ztschr. f. Aesthetik und allg. Kunstwissenschaft, XI, 1. S. 7-20); ders., H. W's Basler Jahre und die Anfänge der modernen Kunstwissenschaft (Gestalten und Probleme aus der Ge­schichte d. Universität Basel, Rektoratsprogramm 1960, S. 79-97); ders., Der Unter­richt in Kunstgeschichte an der Universität Basel 1844—1938 (Kunstwissenschaft an Schweizer Hochschulen 1, Jahrb. 1972/73 d. Schweiz. Inst. f. Kunstwiss. Zürich, 1975 S. 13-17); Burckhardt-Wölfflin Briefwechsel a.O. pass.; H. W., Rückblick (1944), Rede vom 9. März 1944 im Zürcher Pen-Klub (in Gotthard Jedlicka, H. W., Neuj. bl. d. Zürcher Kunstgesellschaft 1965, S. 33-44); Kosch, Dt. Lit. Lex., 2. Aufl., IV, 3427 (mit weiterer Lit.). Nrn. 1240, 1245, 1247, 1297, 1309. VON WYSS, Georg. Vgl. Adr.Verz. III, 448. Nr. 1288. 39 Burckhardt, Briefe, IX 609
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