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Katkey:7551640
Volltext:A L P H A B E T I S C H E S R E G I S T E R D E R A D R E S S A T E N BAUMGARTNER, Wilhelm. 15. Nov. 1820 bis 17. März 1867. Geboren in Rorschach, kam er nach Besuch des Gymnasiums St. Gallen als Student 1839 nach Zürich und widmete sich hier bald völlig seiner musikalischen Ausbildung bei Alexander Müller, die er durch Leitung des Studenten­gesangvereins ergänzte. Nach vorübergehender Tätigkeit in St. Gallen und einem Besuch Berlins wirkte er von 1845 an als hochgeschätzter Klavierlehrer und Chordirigent, seit 1839 au°h als Musikdirektor der Uni­versität in Zürich, dem musischen Freundeskreis von Gottfried Keller angeschlossen. Unter seinen Werken sind neben Klavierstücken und Lie­dern mit Klavierbegleitung vor allem Männerchöre zu nennen, denen er Texte zeitgenössischer Dichter, in erster Linie Kellers, zugrunde legte. Von den letztern ist O mein Heimatland (Opus 29, Nr. 2, 1866) schweizerischer Volksbesitz geworden. An der beim Schweiz. Musikfest 1867 abgehaltenen Erinnerungsfeier für den vorzeitig von einer Tuberku­lose Dahingerafften wurde Kellers Gedicht Gedächtnis an W. B. (Sämtl. Werke, I, 256fr.) vorgetragen. - Lit.: C. Widmer, W. B., Ein Lebensbild, Zürich 1868; Ludwig Gross, W. B., Sein Leben und Schaffen, Ungedr. Inaug.-Diss. München 1930 (beide mit Werkverzeichnis) ; Edg. Refardt, Hist.-biogr. Musikerlexikon der Schweiz, 1928, 23/24; Gottfr. Keller, Gesamm. Briefe, hgg. v. Carl Helbling, I, 1950, 271fr. Nr. 351, 378. BERRi-Burckhardt, Margaretha Salome; vgl. Bd. III, 428. Nr. 353 354, 355, 35^, 357- BISCHOFF, Gottlieb. 14. Juni 1820 bis 15. März 1885. Sohn eines in Muttenz bei Basel wirkenden Pfarrers, als Student mit B. über den Zofingerverein befreundet (vgl. Anm. zu Br. 20 s.v.), promovierte er damals nach weite­ren Studien im Ausland in Basel zum I.V.D. (vgl. Anm. zu Nr. 161 s.v. liebster Umgang). Seit 1842 Aktuar des Basler Fiskalrichters, dann Chef des Landjägerkorps, wurde er 1852 Polizeidirektor; als solcher gehörte er 1855 dem vorübergehend allmächtigen Dreierausschuß zur Bekämpfung der Cholera an. Von i860 an amtete er als letzter Basler Staatsschreiber alten Stils ; zugleich Sekretär im Staatskollegium, im Kleinen und Großen Rat und Vorsteher der Staatskanzlei, wirkte er als einflußreiches Factotum und stabiles Element der Tradition. Mit seinem Freund, B's. Verleger Hans Wieland, ergriff er 1862 die Initiative bei der Bewerbung Basels um die eidg. Hochschule und bearbeitete in der Folge die Vorlage des Univ.- Gesetzes von 1865. Als Mitglied der neugestalteten Regierungsbehörde 421 versah er 1875-1881 das Departement des Innern, Mit organisatorischem und geselligem Geschick begabt, wirkte er als Verbindungsmann in den Bundesbehörden; 1870 stand er bei der Evakuation Straßburgs in vorder­ster Linie, 1881 wurde ihm die schweizerische Gratulation an den Groß­herzog von Baden anvertraut. Persönlich kein Bureaukrat und Parteimann, hielt er sich politisch in der Nähe seiner Zeitgenossen konservativer Rich­tung. - Lit.: Nekrologe in den Basler Tageszeitungen, insbes. von J(oh). G(ottfr). W(ackernagel) in den Basler Nachrichten 1885, Nr. 65/66; Carl Wieland im Basl. Jahrb. 1885, Ed. His, Basl. Staatsmänner, 204L; Hist.-biogr. Lex. d. Schweiz, II, 256, Nr. 11 s.v. Nr. 396. BISCHOFF, Hieronymus. 6. Febr. 1795 bis 23. Nov. 1870. Nachkaufm. Lehre und Aufenthalt in Frankreich und England wurde er Teilhaber im väter­lichen Bankgeschäft (Bischoff 2x1 St. Alban); von 1828 an gelangte er in verschiedene Behörden und Räte von Staat und Kanton. 1836 Mitglied des engern kl. Stadtrats, wurde er 1844 dessen Präsident und versah dieses Amt bis zu seinem Tod mit ebenso viel Liebe und Freundlichkeit als mit Geschick und Gewandtheit. Sein Interesse galt daneben der neugegrün­deten Centraibahn, deren Präsident er 1861 wurde, sowie vor allem der Erziehungsanstalt Beuggen und der Diakonissenanstalt Riehen. - Lit. : Basl. Nachrichten Nr. 282 vom 29. Nov. 1870; Christi. Volksbote aus Basel Nr. 48 vom 30. Nov. 1870, S. 381/82; Leichenrede und Personalien bei der Beerdigung; Hist.-Biogr. Lex. d. Schweiz, II, 256 Nr. 10 s.v. Nr. 341. BRENNER-Kron, Emma; vgl. Bd. III, 429. Nr. 381, 456. BuRCKHARDT-Brenner, Hans. 23. Jan. 1830 bis 21. Aug. 1876. Als etwas älterer Bruder des in Nr. 367 erwähnten Fritz B., dessen Schwager er später wurde, in Sissach geboren, widmete er sich dem juristischen Stu­dium in Basel, Göttingen und Berlin. Nach erlangter Doktorwürde und kurzer Praxis wurde er zum Stadtschreiber gewählt, einem Amt, das er bis zu seiner 1874 eintretenden Erkrankung mit Auszeichnung versah. Seine weitsichtige und humane Berufsauffassung kam auch den Ehren­ämtern zugute, denen er sich mit Aufopferung widmete. Als ehemaliger Zentralpräsident des Zofingervereins hielt er dieser studentischen Vereini-gung in besonderer Weise die Treue. - Lit. Nachrufe in der Allg. Schw. Ztg. und Basl. Nachr. Nr. 199 vom 23. Aug. 1876; Centralbl. d. Zof. Vereins, JS- *7 1B76/77, 25-29; Gedr. Stammbaum der Familie B., Taf. 4 E Sp. 3- Nr- 372 377- 422 BüRCKHARDT-Sarasin, Wilhelm. 9. Juli 1827 bis 23. Dez. 1908. Sohn des Bürgermeisters Karl B.-Paravicini (s. Anm. zu Nr. 134 s.v. Bürger­meister), Schwiegersohn des Bürgermeisters Felix Sarasin (vgl. Adr.Reg., III, 441), sowie jüngerer Bruder des letzten Basler Bürgermeisters Carl Felix B., war er Kaufmann und Teilhaber der Paravicinischen Eisenhand­lung zum Falken, in deren Konkurs 1883 er hineingezogen wurde. Vgl. Ed. His, Basler Staatsmänner a. O., 190 und 202, Anm. 2. Nr. 409. CAMBRAY-Digny, Luigi Guglielmo, Conte di. 27. April 1820 bis 11. Dez. 1906, beide Male in Florenz. Nationalökonom und Agronom, r86o Senator, von 1867 an während zweier Jahre Finanzminister im Ministerium Mena-brea, Schöpfer des staatlichen Tabakmonopols. - Lit. : Encicl. Ital., VIII, 5 1 5 - Nr. 464, 466. CHARRAS-Kestner, Mathilde, geb. 23. Okt. 1832 als Tochter des Fabrikan­ten Charles K.-Rigau in Thann im Elsaß, eine Enkelin der Charlotte Buff, seit 1858 Gattin des in Basel im politischen Exil lebenden französischen Politikers und Offiziers Jean Baptiste Adolphe Ch. (7. Jan. 1810 bis 23. Jan. 1865). Dieser wie sein Vater (Divisionsgeneral) glühender Repu­blikaner, 1828 Schüler des Polytechnikums, nach der Julirevolution in der Artillerieschule Metz, 1841 als Hauptmann nach Algier versetzt und dort einer der erfolgreichsten und persönlich kühnsten Offiziere (1843 Über­fall auf ein Lager Abd el Kaders), 1846 mit der Führung eines Bataillons der berühmten Zéphyrs betraut, dann als Kolonisator tätig, kam auf seiner ersten Urlaubsreise nach Paris, als eben die Februarrevolution aus­brach. Wider Willen wurde er als Oberstleutnant am 7. April 1848 Unter­staatssekretär im Kriegsministerium, hierauf provisorischer Kriegsminister und dann Generalstabschef Cavaignacs; die Juniaufstände half er unter­drücken, setzte sich aber fur nachsichtige Aburteilung der Rädelsführer ein. Als Deputierter in der Nationalversammlung kämpfte er, infolge der Spaltung der Republikaner ohne Erfolg, gegen die wachsende Macht und Wahl Louis Bonapartes zum Präsidenten (10. Dez. 1848). Im Zusammen­hang mit dessen Staatsstreich am z.Dez. 1851 wurde er verhaftet, ver­bannt und bald darauf aus den Armeelisten gestrichen. Die ersten i1/ Jahre seines Exils in Belgien füllte er mit Studien zur Kriegsgeschichte von 1815 aus. Mitte 1854 wurde er gezwungen, Belgien zu verlassen, und begab sich nach dem Haag, unternahm auch Reisen nach Deutschland und der Schweiz und ließ sich schließlich in Basel nieder, um sich hier der Fort­setzung seiner militärgeschichtlichen Studien über den Feldzug von 1815 zu widmen. Die Möglichkeit einer Amnestie lehnte er ab und galt bis zu seinem Tod als designierter Führer für den Fall eines Umschwungs in 423 Frankreich. Sein Leichenbegängnis, unter mächtiger Teilnahme der Basler Bevölkerung, gestaltete sich zu einer Demonstration des republikanisch gesinnten Frankreich; Edgar Quinet, Etienne Arago, Charles Louis Chassin sprachen an seinem Grab. — Lit. : Unsere Zeit, Jahrb. z. Conv.-Lex. Brockhaus 1858, II, 254ff. (Wiederabdr. in der Allg. Schw. Mil.Ztg. 1865, 32fr., 4off., 47fr.); J. M. J. J. Ambert, Portraits républicains, Paris 1870, 227fr.; Basl. Nachr. und Schweiz. Volksfreund Nr. 20 vom 24. Jan. und Nr. 22 vom 26. Jan. 1863, dazu an letzterem Ort in Nr. 22, 23, 26, 27 die verschiedenen Grabreden in franz. und deutscher Fassung; Gertr. Wettstein, Frankreich und England im Leben und Werk Jac. Burckhardts, Basl. Diss. 1957, 29fr. Nr. 446. DALLA VEDOVA, Giuseppe M. 29. Jan. 1834 bis 21. Sept. 1919. Gebürtig aus Padua, widmete er sich in Wien vier Jahre dem Studium der Geogra­phie und Geschichte und erteilte nach bestandenem Staatsexamen (1858) in diesen Fächern Unterricht in Venedig und von 1860-1872 am Gym­nasium seiner Vaterstadt. 1864 Dr. phil., 1867 Privatdozent, erlangte er 1872 daselbst an der Universität eine Professur fur Geographie, ging 1875 nach Rom und wirkte dort von 1878 an als Ordinarius und erster erfolg­reicher Methodiker dieses neuen Faches in Italien. Zugleich versah er 1877-1896 das Amt des Generalsekretärs der Soc. Geogr. Italiana und war 1900/05 deren Präsident. 1895 Rektor der Universität Rom, wurde er durch die Mitgliedschaft der Accad. dei Lincei und 1909 durch die Würde eines Senators geehrt. - Lit.: Geographenkalender 1907, 2ff.; Boll. Soc. Geogr. Ital., ser. 5, vol. 9 (1920), 3iff. mit Portr.; Atti d. Accad. dei Lincei 1920, ser. 5, Rendiconti, Cl. di sc. fisiche, vol. 29, 1, 213 ff. ; Encicl. Ital., XII, 239; Angelo de Gubernatis, Diz. biogr., Firenze 1878, 339 (mit Erwähnung der in Nr. 425 verdankten Buchanzeige). Nach frdl. Mittlgn. von Dr. R. Abbondanza, Florenz. Nr. 425. FRIEDLÄNDER, Julius. 26. Juni 1813 bis 4. April 1884. Seit 1832 historisch­archäologischen Studien obliegend, 1838/40 in Italien, widmete er seine Dissertation (1840) bei J. G. Droysen Stücken aus der reichen Münz­sammlung seines Vaters. Als freiwilliger Mitarbeiter am Kgl. Münzkabi­nett in Berlin erwarb er auf einem zweiten Aufenthalt in Süditalien (1844/47) Tausende von griechischen Münzen für die noch bescheidene Sammlung, worauf er, 1858 Direktorialassistent geworden, den Ankauf der großen Sammlung seines Vaters in die Wege leiten konnte, die unter anderm auch zahlreiche Broncemedaillen der Renaissance enthielt. Als Direktor (1868) der beiden zum Kgl. Münzkabinett vereinigten Sammlungen gelang es ihm, mit den nach 1870 reichlicher fließenden Mitteln eine ganze Reihe 424 größerer Ankäufe zu bewerkstelligen, bis sich der Berliner Bestand, von F. in einem gedruckten Katalog behandelt, mit demjenigen des Britischen Museums und der Pariser Nationalbibliothek messen konnte. Seine Schrif­ten behandeln alle numismatischen Gebiete, insbesondere die Münzen der Völkerwanderungszeit; nach mehrfachem Ansatz gelang es, 1872 dem deutschen Sprachgebiet in der Zeitschrift für Numismatik ein angesehe­nes Fachorgan zu geben, in dem auch F. sich regelmäßig geäußert hat. - Lit.; Allg. dt. Biogr., XLVIII, 78off., mit weitern Angaben. Nr. 433. GEIBEL, Emanuel; vgl. Bd. III, Nr. 431. Nr. 397, 412. VON GEYMÜLLER, Heinrich. 12. Mai 1839 bis 19. Dez. 1909. Sein Vater, Sproß der altbaslerischen Familie Falkner, hatte in Wien den ebenfalls baslerischen Namen G. angenommen und war 1808 geadelt, 1824 in den Freiherrenstand erhoben worden; seine Mutter stammte aus einer angli­sierten Hannoveraner Familie. Nach dem Besuch der Gymnasien in Frankfurt a. M. und Lausanne kam er 1857 an die Ecole Centrale in Paris und erwarb dort, von der Mutter seines 1864 verunglückten Freundes Boissonnet betreut, das Diplom eines Ingénieur-Constructeur. 1860-1863 bildete er sich an der Bauakademie in Berlin weiter aus, trat 1864 in die Ecole des Beaux Arts in Paris ein und besuchte im selben Jahr, von Lübke und B. angeregt, zum erstenmal Italien, wo er seine kosmopolitische Bil­dung durch die Bekanntschaft mit der Renaissance erweiterte und seinen von der Gotik geprägten Geschmack völlig veränderte. Indem er sich hier dem Studium des Anteils Bramantes am Bau von St. Peter in Rom wid­mete, hatte er das Glück, verschollene Originalskizzen zu entdecken, deren wissenschaftlicher Verwertung die folgenden Jahre gewidmet waren. Die Kunst der Renaissance erfüllte sich für ihn hiebei sozusagen mit religiösem Gehalt ; das dem Thema gewidmete, mit C. v. Hegmann herausgegebene Monumentalwerk (i884ff.) blieb allerdings Torso. Dem seit seiner Ver­heiratung (1869) dauernd in Paris oder Lausanne Niedergelassenen war auch eine Tätigkeit als praktischer Architekt beim Coligny-Denkmal in Paris willkommen, während ihn verschiedene Aufgaben der Rekonstruk­tion und baulichen Restauration weitgehend beanspruchten (Domfassade zu Mailand, Kathedrale und Kirche St. François in Lausanne, S. Lorenzo in Florenz, Schloß Chillon, Hohkönigsburg). Doch liegt seine frucht­barste Tätigkeit trotzdem in der kunstgeschichtlichen Forschung, obschon neben dem Werk über die Renaissancearchitektur in Frankreich dasjenige über Bramante nicht mehr geschrieben wurde. Korrespondierendes und Ehrenmitglied zahlreicher Akademien und wissenschaftlicher Gesellschaf- 42J ten, 1894 Dr. h. c. der Universität Basel, verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens in Baden-Baden. - Lit.: Schw. Künstl.-Lex. I, 572f.; Basl. Nachr. Nr. 347 vom 20. Dez. 1909; Gg. Dehio in der Kunstchronik, NF 2i. Jg., Nr. 12 vom 7. Jan. 1910, 188ff.; Jac. Burckhardt, Brief­wechsel mit H. v. G., 2. Aufl., München 1914, Einleitung von Carl Neu­mann (wiederabgedr. in dessen Biographie B's., 367 fr.) und Autobio­graphie, 167fr.; H. v. G., Nachgelassene Schriften, H. 1: Architektur und Religion, mit Bibliographie, 111 ff. Nr. 474, 476. GSELL FELS, Johann Theodor. 14. März 1818 bis 12. Okt. 1898. Nach dem Besuch der Schulen von St. Gallen immatrikulierte er sich 1838 an der Universität Basel als Theologe, ging aber nach Fortsetzung dieser Studien in Berlin zur Kunstgeschichte über. Nach einer Reise durch Italien betrieb er 1845-1848 Naturwissenschaften in Paris, versah 1848-1852 das Amt des Staatsarchivars in St. Gallen, wo er nach seiner Heirat mit Louise von Fels 1850 seinen Doppelnamen annahm. 1852 begann er das Medizin­studium in Würzburg und Wien und übte nach Promotion zum Dr. med. in verschiedenen Städten Europas die Arztpraxis aus. 1870 kam er nach Basel, wo er dem Großen Rat angehörte. 1880 ließ er sich in München nieder als Präsident der Jodquellen Tölz und betrieb daneben eine aus­gedehnte Schriftstellerei. Von seinen Werken sind die Reiseführer des Bibliogr. Instituts in Leipzig zu nennen (6 Bände Italien) sowie die bei Bruckmann erschienenen Reiseführer über Venedig, die Schweiz, Bayern usw. Seine Darstellung der Bäder und klimatischen Kurorte der Schweiz hat bald mehrere Auflagen erlebt. - Lit.: Biogr. Jahrb. 3, 1x7, wonach Allg. dt. Biogr., XLIX, 612; Hist.biogr. Lex. d. Schw. III, 786; Geogr. Jahrb. 22,441 ; vgl. die Anm. in Bd. I, S. 278 s.v. Xell und in Bd. III, S.405 über seinen Bruder. Nr. 238a. HAGENBACH, Karl Rudolf; vgl. Bd. I, 365 f. Nr. 383. HARTMANN, Moritz. 15. Okt. 1821 bis 13. Mai 1873. Als Kind deutsch­sprachiger Juden in der Nähe des böhmischen Pribram geboren, studierte er von 1837 an in Prag, nach 1840 in Wien, versuchte sich aber schon da­mals in verschiedenen literarischen Gattungen unter schließlichem Ver­zicht auf den zuerst ins Auge gefaßten medizinischen Beruf. Nachdem er mehrere Hauslehrerstellen versehen hatte, begab er sich nach Leipzig, wo seine politischen Gedichte Kelch und Schwert 1845 erschienen. Deren Verbot in Österreich und die damit verbundene politische Ächtung ließen 426 ihn im Westen (Deutschland, Paris, Belgien) den Journalismus (Arbeit an den Grenzboten u. a.) ergreifen. Nach der Teilnahme am Schillerfest in Leipzig wurde er in Prag vorübergehend verhaftet, machte dann aktiv die Märzrevolution 1848 mit und wurde von der Stadt Leitmeritz als Ab­geordneter in das Frankfurter Parlament gewählt. Beim dortigen Sep­temberputsch ging er nach Wien und nahm persönlich an den Kämpfen teil, entkam aber wieder nach Frankfurt, wo er bis zur Auflösung der Ver­sammlung ausharrte. Seine Reminiszenzen hielt er in der Reimchronik des Pfaffen Maurizius (1849) fest. Es folgten Flüchtlingsjahre in der Schweiz, England und schließlich in Paris, wo er sich mit Reiseberichten, vor allem für die Kölnische Zeitung durchschlug. Als deren Korrespondent reiste er während des Krimkrieges in die Türkei, mußte aber seinen Aufenthalt im Orient wegen Erkrankung abbrechen. Nach neuerlichem Aufenthalt in Paris auf novellistischem Gebiet ungeheuer fruchtbar, ließ er sich in Genf nieder, wo er heiratete und an der Akademie Vorlesungen über deutsche Literatur hielt. 1863 siedelte er nach Stuttgart über und übernahm hier die Redaktion des Familienblattes Freya, indes größere Projekte infolge des 1866er Krieges scheiterten. Die darauffolgende Amnestie in Österreich gestattete ihm die Rückkehr nach Wien, wo er als Mitarbeiter der Neuen Freien Presse bis zu seinem Tod wirkte. Sein Sohn war der Historiker Ludo Moritz H. (1865-1924). - Lit. : Allg. dt. Biogr., X, 697h ; Wilh. Kosch, Dt. Lit.-Lex., 2. Aufl., I, 843 ; Otto Wittner, M. H's. Leiten und Werke, 2 Teile, Prag 1906/07; Briefe aus dem Vormärz, Prag, 1911 (beide in d. Bibl. dt. Schriftst. aus Böhmen, Bde. 18, 19, 30); Ferd. Hiller, Musikalisches und Persönliches, Leipzig 1876, 152-156. Die Gesammelten Werke in 10 Bänden bei Cotta, Leipzig 1873. Nr. 426. HEUSLER-Ryhiner, Andreas; vgl. Bd. II, 32of. und Bd. III, 432. Nr- 375, 387, 399, 46°. HEYSE, Paul; vgl. Bd. III, 433. Nr. 321-324, 328, 329, 331-334 339 342 349 3^° 379 3^4 39° 40I 405, 410, 413, 416, 418. His-Heusler, Eduard. 12. Sept. 1820 bis 24. Aug. 1905. Der Enkel des schweizerischen Staatsmannes Peter Ochs, dessen Söhne ihren Familien­namen mit demjenigen ihrer Mutter, His, vertauschten, absolvierte nach dem Besuch der Schulen in Basel und Lausanne zunächst eine Lehrzeit in der Bandfabrik seines Vaters, lernte in seinen Wanderjahren Oberitalien und Frankreich kennen und trat 1844 als Teilhaber ins väterliche Geschäft ein; seine Gattin war eine Tochter des Ratsherrn Heusler (vgl. Adr.-Verz. 427 weiter o.). 1853 Mitglied der Kommission für die öffentliche Kunstsamm­lung, wurde er 1866 als W. Wackernagels Nachfolger deren Präsident und bliebdiesbisi888,d.h.der eigentliche Vors teher der Sammlung. Ein 18 60 er­schienener Aufsatz über den Maler Hans Fries hatte seinen Namen als eines in der Kunstforschung bewanderten, zuverlässigen Dilettanten be­kannt gemacht; seine weitern archivalischen Studien galten insbesondere der Künstlerfamilie Holbein, wodurch er seit dem Kontakt (1864) mit dem jungen Alfred Woltmann in der Lage war, diesem für die Zweite Auflage seines Holbeinbuches wesentliche Ergänzungen und Korrekturen zu lie­fern (1870: Die Basler Archive über Holbein d. J.). Auch im Madonnen­streit anläßlich der Dresdener Ausstellung von 1871 bezog H. nachträg­lich deutlich Stellung zuungunsten des dortigen Bildes, zum Leidwesen B's. Seine Leitung des Basler Museums galt in erster Linie der Erschließung der vorhandenen Bestände; seine Einstellung zur zeitgenössischen Kunst war zu zurückhaltend, als daß sie nicht zur Kritik Anlaß gegeben hätte. Hier ruht auch die Wurzel des Konflikts mit Arnold Böcklin anläßlich von dessen Treppenfresken. Auch im Musikleben der Stadt spielte H. eine hervor­ragende Rolle. - Lit. : Leichenrede mit Personalien ; Kunstchronik, NF, Jg. 17, Nr. 5 vom 17. Nov. 1903 ; Dan. Burckhardt-Werthemann im Bas' Jahrb., 1907, 112-159; Ed. His, Basl. Gelehrte, a. O., 377fF. Nr. 434, 444, 455, 467. HITZIG, Ferdinand. 23. Juni 1807 bis 22. Jan. 1873. Als Kind des ober-badischen Wiesentals besuchte H. die Schule von Lörrach, dann das Lyzeum in Karlsruhe, wo J. P. Hebel sein Lehrer war. 1824 begann er das Theologiestudium in Heidelberg, setzte es in linguistischer Richtung in Halle unter Gesenius, dann in Göttingen unter Ewald fort und erwarb dort den Dr. phil. 1829 in Heidelberg habilitiert, wurde er 1833 an die neugegründete Universität Zürich als Professor für alttestamentliche Wis­senschaft berufen, im selben Jahr, wo ihn sein Kommentar zum Propheten Jesaja mit einem Schlag berühmt machte. Die an wissenschaftlicher Arbeit reichen Zürcher Jahrzehnte fanden ihre Krönung in der Ausübung des Rektorats (1837). Bald darauf konnte er infolge einer Änderung der kirch­lichen Verhältnisse in Baden in seine Heimat zurückkehren und von 1861 an in Heidelberg seine akademische Tätigkeit fortsetzen, wobei er auch als Mitglied der Generalsynode figurierte. Als Hebraist und Textkritiker des Alten Testaments ist H. von größter Bedeutung, zugleich auch als Darsteller der orientalischen Geschichte dank seiner kritischen Betrach­tungsweise. - Lit. : Allg, dt. Biogr., XII, 307ff. ; Hist.-biogr. Lex. d. Schw., IV, 25of.; Relig. in Gesch. und Gegenw. 2. Aufl., II, 1941; H. Steiner, F.Fl., Rede, Zürich 1882; Bad. Biogr., I, 3770!; E. Gagliardi, Die Uni­versität Zürich 1833-1933, Zürich 1938, 343fr. u. pass. Nr. 470. 428 HURTER, Friedrich Benedikt. 18. März 1821 bis 23. Aug. 1868. Als ältester Sohn des bekannten Schaffhauser Antistes und späteren Konvertiten Friedrich Emanuel H. trat der Adr. im Gegensatz zu seinen Brüdern nicht zur katholischen Kirche über und blieb zeitlebens in Schaffhausen. In Fort­setzung einer von seinen väterlichen Verwandten übernommenen Tradi­tion widmete er sich dem Buchverlag der Familie, den er nach dem Ein­gehen des konservativen Allg. Schweizer Korrespondenten neu belebte. Sein Interesse galt vor allem der Publikation katholischer Werke wissen­schaftlichen Charakters; die Liste der von ihm verlegten Autoren ist er­heblich. Nach seinem Tod führte seine Witwe das Geschäft bis 1872 weiter, verkaufte hierauf die meisten Verlagswerke und 1877 auch die Sortiments­buchhandlung, deren Name 1892 verschwand. - Lit.: Reinhard Frauen­felder, Der Verlag Hurter in Schaffhausen im Dienste der katholischen Wissenschaft, Zschr. f. Schweiz. Kirchengesch., Jg. 41, 1947, 51-57; freundl. Hinweis von Prof. Karl Schib, Schaffhausen. Nr. 421. JAHN, Albert. 9. Okt. 1811 bis 23. Aug. 1900. Als jüngster Sohn des aus Ölsnitz 1804 nach Bern zugewanderten Karl Gottlieb J. wurde er wie seine Brüder zum Theologiestudium bestimmt, doch widmete er sich auch klassisch-philologischen Studien und verfaßte, nach Aufenthalten in Hei­delberg und München, 1841 eine theologische Dissertation in Bern. Aus seiner Tätigkeit als Lehrer an der dortigen Industrieschule, 1847-1852 an der untern Realschule, wurde er wegen Mißhelligkeiten entlassen und war genötigt, in den eidgenössischen Staatsdienst zu treten, wo er als Archivar und Bibliothekar, dann als Sekretär am Departement des Innern bis 1895 mehrere Stellungen bekleidete. Neben seinen zahlreichen archäologischen und numismatischen Spezialuntersuchungen ist eine zweibändige Ge­schichte der Burgundionen (1874) zu nennen. - Lit.: Anz. f. Schweiz. Gesch. 36 (NF 10), 1905, 99 f.; Hist.-biogr. Lex. d. Schw. IV, 384; O. Tschumi, Aus d. Nachlasse A. J's., Neuj.bl. d.Lit. Ges. Bern auf d. J. 1916, Bern 1915. Nr. 326. IMHOFF, Wilhelm Ludwig. 1. Sept. 1838 bis 23. Sept. 1904. Sohn des Basler Arztes Dr. Ludwig I.-Heitz, bildete er sich nach dem Besuch der Schulen zum Kaufmann aus, weilte längere Zeit in Paris und London und kehrte 1861 nach Basel zurück. 1866 wurde er durch den Kleinen Rat auf Lebenszeit zum Wechselsensal (vereidigten Börsenmakler) ernannt und übte dieses Amt bis zu dessen Aufhebung im Jahre 1897 in vorbildlicher Weise aus. - Leichenrede; freundl. Mitteilung von Frl. Esther Preiswerk, Basel. Nr. 432. 429 KAISER, Eduard. 19. Jan. 1813 bis 16. Juni 1903. Geboren im badischen Weisweil nördlich des Kaiserstuhls, siedelte er mit seinem Vater, einem Landarzt, schon 1814 nach Lörrach über und ergriff dort den gleichen Beruf. Studienjahre in Freiburg brachten ihn in nahen Verkehr mit Karl von Rotteck; diesem verdankte er auch die persönliche Beziehung zu Lafayette, den er nach der Staatsprüfung anläßlich eines längeren Aufent­halts in Paris 1834 mehrfach besuchte. Als vielbeschäftigten Mediziner zogen ihn seine Äußerungen in der Presse immer mehr in die Politik. Während er in den Jahren der badischen Aufstände 1848/49 zwischen den Parteien stand, gelangte er 1850 rasch in die badische Kammer, ohne sich indes hier wohl zu fühlen oder besonders hervorzutun. Seine Interessen für Zeitfragen führten aber zu langer Freundschaft mit Karl Mathy und dem Freiherrn von Roggenbach, der ihn zur Abfassung seiner an Streif­lichtern reichen und unterhaltenden Lebenserinnerungen veranlaßte. - Lit. : Ed. K., Aus alten Tagen, Lebenserinnerungen eines Markgräflers 1815-1875, Lörrach 1910; Bad. Biogr., VI, i6of.; J. Burckhardts Briefe an Friedrich v. Preen, a. O., Register S. 308. Nr. 454. KAPPELER, Johann Carl; vgl. Bd. III, 433. Nr. 346, 435, 436. KESTNER, Charlotte; vgl. Bd. III, 435 f. Nr. 330, 343, 345, 366, 369, 374, 475. KINKEL, Gottfried; vgl. Bd. I, 366L; II, 322; III, 436. Nr. 451, 480, 483. KUGLER, Bernhard. 14. Juni 1837 bis 7. April 1898. Der ältere Sohn des Kunsthistorikers Franz K. (vgl. Adr.-Verz., III, 437) wandte sich in Greifs­wald, München, Tübingen dem Studium der Geschichte zu und habili­tierte sich 1861 an der zuletztgenannten Universität; 1867 wurde er Extra­ordinarius, 1874 Ordinarius und blieb diesem Wirkungskreis treu. Seine Publikationen sind einerseits dem Zeitalter der Kreuzzüge gewidmet, an­dererseits der älteren württembergischen Geschichte. Das Tübinger Uni­versitätsjubiläum von 1877 veranlaßte ihn zur Abfassung einer Jubiläums­schrift; den modernen patriotischen Geschmack trafen mehrere illustrierte Werke speziell zur Geschichte Preußens. - Lit, : Allg. dt. Biogr., LI, 4i7f- Nr. 461. 430 VON LIEBENAU, Hermann. 3. Okt. 1807 bis 28. Juli 1874. Der natürliche Sohn des Frhrn. Joseph v. Lassberg (1770-1855) und der Fürstin Elisa­beth von Fürstenberg, geb. v. Thum und Taxis (1767-1822) wurde zum Arzt ausgebildet, ging dann aber, von seinem Vater dazu angeregt, zu historischen Studien über. 1837 ließ er sich in Luzern nieder, griff dort publizistisch in die Freischarenzüge ein und widmete sich dann, einen mehrjährigen Kriegsdienst als Oberarzt ausgenommen, vor allem der Er­forschung der altern schweizerischen Befreiungsgeschichte und derjenigen der Habsburger. Er war der Vater des bekannteren Theodor v. L. (1840 bis 1914), nachmaligen Staatsarchivars in Luzern. - Lit.: Allg. dt. Biogr., XVIII, 562fr.; Hist.-biogr. Lex. d. Schw., IV, 676; H.Barth, Biogr. d. Schweizergesch., III, 732 (Register: Titel der Werke). Nr. 260a, 260b. LÜBKE, Wilhelm. 17. Jan. 1826 bis 5. April 1893. Der zu Dortmund Geborene bezog 1845 die Universität Bonn, war hier Schüler Gottfried Kinkels (vgl. Adr.-Verz. I, 366 f.) und Andreas Simons' (s. Anm. zu Nr. 56 s.v. Andreas). Der Herbst 1846, wo L. nach Berlin ging, brachte die Wendung zur Kunstgeschichte mit den Bekanntschaften von Fr. Eggers und B. Nach dem philologischen Staatsexamen und einem Probejahr am Wer-derschen Gymnasium setzte die Tätigkeit als freier Kunstschriftsteller ein, besonders im Dt. Kunstblatt. Das nach zwei Jahren Arbeit fertige Buch über die mittelalterliche Kunst in Westfalen, 1853, machte L. bekannt. Es folgte das Handbuch der Architekturgeschichte, das erste Werk dieser Art mit Holzschnittillustrationen. Nach längeren Reisen in Süddeutschland und Österreich wurde L. 1857 Lehrer der Architekturgeschichte an der Berliner Bauakademie; den Winter 1858/59 verbrachte er mit K. von Lützow (s. Anm. zu Nr.416 s.v.) in Italien, i860 erfolgte dieBerufung an das Zürcher Polytechnikum; es erschien zugleich der Grundriß der Kunstgeschichte, der bis 1885 zehn Auflagen erlebte. Das in Zürich entstandene Hauptwerk ist die Geschichte der Plastik (1863). 1866 siedelte L. an die Technische Hochschule Stuttgart über, wo er bis 1885 blieb, um dann nach Karlsruhe in eine analoge Stellung hinüberzuwechseln und auch noch die Direktion der Kunsthalle zu übernehmen. Seiner Geschichte der Renaissance in Frank­reich, dem letzten Band zu Kuglers Geschichte der Baukunst (1868), folgte noch eine Geschichte der Renaissance in Deutschland (1873) und eine Ge­schichte der italienischen Malerei (1878). Populär wurde das illustrierte Sam­melwerk Denkmäler der Kunst. - Lit.: Allg. dt. Biogr., LII, 106ff.; Bad. Biogr., V, Heidelberg 1904,527fr.; W.L.,Lebenserinnerungen,Berlin 1891. Nr. 414. MAXIMILIAN II., König von Bayern. 28. Nov. 1811 bis 10. März 1864.AIS Student bezog M. 1829 die Universität Göttingen; auf den Gewissen­431 haften und Lerneifrigen übte neben Dahlmann der Historiker Heeren größten Einfluß aus, später (1850) in Berlin auch Ranke, dann aber vor allem der Philosoph Schelling. Bis zur Demission seines Vaters Ludwigs I. (1848) widmete er sich vornehmlich seinen poetischen und wissenschaft­lichen Studien; dem klerikalen Ministerium Abel war er freilich abgeneigt und vermählte sich mit einer protestantischen Prinzessin von Preußen. Als Regent vermochte er dann den von ihm theoretisch anerkannten Kon­stitutionalismus nicht in überzeugender Form zu verwirklichen. Schöpfe­rischer war er in seiner Kulturpolitik; dem von ihm persönlich ver­sammelten Gelehrtenkreis Symposion verlieh er große Bedeutung, ver­mochte dadurch auch seinem Lande neue Kulturelemente einzuschmelzen. Im besonderen unterstützte er die Wissenschaften mit neuen Akademie­kommissionen; konnte er für das Fach der Geschichte auch nicht Leopold Ranke nach München ziehen, so ließ er sich doch von ihm Privatvorlesun­gen (1854) halten. Eine mächtige Folge historischer Publikationen zeugt von seinem persönlichen Opfersinn für die Pflege dieser Disziplin. Unter ihm blieb Bayerns Stellung in der deutschen Frage schwankend, vor allem durch die Bevorzugung der sogenannten Triaslösung. Wie in der innern Politik im Konflikt mit der Kammer, ja mit den Leuten seines Gelehrten­kreises, mußte der König in der Zurücksetzung hinter den deutschen Groß­mächten schwere Enttäuschungen erleben, die in der schleswig-holsteini­schen Krise seine Kräfte verzehrten und den im tieferen Sinne volkstüm­lichen Fürsten dahinrafften. - Lit.: Allg. dt. Biogr., XXI, 39fF.; W. H. Riehl, Kg. Max II. von Bayern, Hist. Taschenbuch, 5. Folge, 2. Jg., 1872, }ß.; I. v. Döllinger, Kg. Max II. und die Wissenschaft, Rede, München 1864; L. v.Ranke, Abh. und Versuche, Sämtl. Werke, 51/52, 507fr.; W. Vogt, Kg. Max II. und die Geschichte, Zschr. d. hist. Ver. f. Schwaben u. Neuburg, 18, 1891, Jb. d. Ver., 45 ff.; Kg. Max II. und Schelling, Brief­wechsel, Stuttgart 1890; J. C. Bluntschli, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, II, München 1848-1861, Nördlingen 1884. Nr. 325. MERiAN-Thurneysen, Alfred. 14. Aug. 1834 bis 31. März 1916. Jüngster Sohn von J. J. Merian-Burckhardt und jüngerer Bruder des Altphilologen Prof. J. J. Merian (vgl. Anm. zu Nr. 439 s.v. Merianus), bildete er sich nach dem Besuch der Basler Schulen in Mailand, darauf in London zum Kaufmann aus und beteiligte sich von 1859 an an der Geschäfts­führung der Seidenspinnerei Hetzel bis zu deren Auflösung. Als lang­jähriger Eherichter und in weiteren öffentlichen Ämtern diente er seiner Vaterstadt, als das Haupt seiner zahlreichen Nachkommenschaft liebevoll verehrt. - Lit.: Gedr. Leichenrede; Schw. Geschl. Buch, X, 249, 264 (Nr. 147). Nr. 402. 432 MEYER-Merian, Eleonore; vgl. Bd. I, 367 s.v. Meyer-Merian, Theodor. Nr. 488. MEYER-Ochsner, Heinrich; vgl. Bd. III, 438f. Nr. 327. MEYER, Julius. 26. Mai 1830 bis 16. Dez. 1893. Nach Gymnasialjahren in Mannheim bezog M. die Universität Göttingen als Jurist, ging aber nach einem einjährigen Aufenthalt in Paris in Heidelberg zur Philosophie über und verfaßte hier eine Dissertation über ein ästhetisches Thema (1852). Ein Aufenthalt in München brachte ihn der bildenden Kunst noch näher; nach vielbeachteten, pseudonym in den Grenzboten erschienenen Auf­sätzen (postum 1893 neu erschienen) wurde er 1866 Mitarbeiter an Lützows Zeitschrift für bildende Kunst. 1867 erschien von ihm eine Geschichte der modernen französischen Malerei seit 1789, 1871 eine Monographie über Correggio. Seine Neubearbeitung des Nagler-schen Künstlerlexikons blieb 1883 beim zweiten Band stecken infolge der Arbeiten, die er mit der Verwaltung der Berliner Gemäldegalerie über­nommen hatte. Dieser Sammlung konnte er ein neues, in mehreren Auf­lagen erschienenes beschreibendes Verzeichnis widmen. - Lit.: Allg. dt. Biogr., LH, 339f. Nr. 483. VON MORLOT, Karl Adolf. 22. März 1820 bis 10. Febr. 1867. Geboren in Neapel, bezog v. M. nach dem Besuch der Schulen in Biel und Bern im Jahre 1838 in letzterer Stadt die Universität zum Zwecke des Geologie­studiums, bildete sich dann in Paris und an der Bergakademie in Freiberg weiter aus und wurde über Wien 1846 mit Aufgaben der geologischen Topographie der Steiermark in Graz beauftragt, wovon zahlreiche natur­wissenschaftliche Abhandlungen Zeugnis ablegen. Nach Abbruch seiner Arbeiten kehrte er 1851 in die Schweiz Zurück, um in Lausanne einige Zeit als Professor der Geologie und Mineralogie zu wirken. Nochmals wechselte er den Arbeitsplatz und das Gebiet, als Ferdinand Keller in Zürich mit seinen prähistorischen Forschungen ihn mächtig anzog; die Resultate dieser neuen Arbeit sind vor allem in Aufsätzen des Bulletin de la Société vaudoise des sciences naturelles enthalten. - Lit.: Allg. dt. Biogr., XXII, 323ff.; Hist.biogr. Lex. d. Schw., V, 167; Const, v. Wurz­bach, Biogr. Lex. d. Kaisert. Österreich, XIX, 96-100, mit bibliogr. Liste seiner in der österreichischen Periode erschienenen Schriften. Nr. 376, 398. MÜNDLER, Otto. 9. Febr. 1811 bis 17. April 1870. Der in Kempten Ge­borene bezog 1828 die Universität München, ging dann als Theologe nach 28 Burckhardt, Briefe, IV 433 Erlangen, bildete sich daneben unter dem Einfluß Friedrich Rückerts in den modernen Sprachen aus, bestand nach einem weiteren in Berlin zuge­brachten Studienjahr die theologische Prüfung und kam nachher als Haus­lehrer in die welsche Schweiz. 1835 in ähnlicher Stellung bei dem Galerie­besitzer Guestier, befaßte er sich mit dem Studium und dem Handel von Gemälden und erweiterte seine Kenntnisse auf diesem Gebiet bis zur Meisterschaft durch Reisen nach England (1837) und nach Italien (1842). Mit seinem in elegantem Französisch geschriebenen Essai d'une analyse critique de la notice des tableaux italiens du Musée National du Louvre, einer scharfen Kritik am offiziellen Katalog, wurde er berühmt, so daß ihn die National Gallery in London bis 1858 als Agenten in ihre Dienste nahm. Während sich die Möglichkeit, in Berlin Waagens Nachfolger zu werden, nicht erfüllte, erweiterte sich M's. vornehme Kundschaft in Paris, wo er definitiv Wohnsitz genommen hatte, immer mehr; von hier aus konnte er sich in den deutschen Kunstorganen unabhängige Kritiken leisten. - Lit. : Alfred Woltmann in der Berliner National-Zeitung, Morgen­ausgabe Nr. 213 vom 8. Mai 1870, nach freundl. Mittig. von Dr. Max Mündler, Heidelberg; Wilh. Lübke, Zschr. f. bild. Kunst, VI, 1871, 1-7; ders., Lebenserinnerungen, 375. Nr. 380, 411. OERi-Burckhardt, Johann Jakob (Vater); vgl. Bd. I, 367L Nr. 391, 429. OERI, Johann Jakob (Sohn). 24. Juni 1844 bis 2. April 1908. Geboren im basellandschaftlichen Lausen als ältester Sohn von B's. Schwager Pfarrer J. J. Oeri (s. Adr.-Verz. I, 367), besuchte er das Gymnasium in Basel und studierte von 1862 an klassische Philologie in Basel und Bonn. Das Thema seiner 1865 abgelieferten Dissertation, die sog. Responsion bei den grie­chischen Dramatikern, verfolgte er auch später intensiv. Nach Erwerbung des preußischen Oberlehrerdiploms stand er einige Jahre in den schlesi-schen Kleinstädten Kreuzburg und Waldenburg im Schuldienst, bis ihn 1871 ein Ruf an das Gymnasium in Schaffhausen holte, wo er sich mit Adele Oschwald verheiratete. 1882 kam er an das Obere Gymnasium nach Basel als Lehrer der klassischen Sprachen und des Deutschen und wirkte hier bis zu seiner Erkrankung, Ende 1907, als hochbegabter und verehrter Lehrer. In das politische Leben seines Vaterlandes griff er ein im Moment, als gerade die großen Themata der Schulbildung aktuell waren; er stand auf der konservativen Seite, wo er im Namen der Minderheit für das Pro­portionalwahlsystem focht, nicht zuletzt wegen seines Witzes gefürchtet und populär. Von 1889 an gehörte er bis zu seinem Tode der legislativen Behörde und verschiedenen ihrer Kommissionen an. Nach dem Tode seines Onkels B. verwaltete er vorbildlich dessen geistiges Erbe durch die Her­434 ausgäbe der Griechischen Kulturgeschichte und der Weltgeschichtli­chen Betrachtungen. - Lit.: Gedruckte Leichenrede; Nachrufe in der Basler Presse, so: Basl. Nachr. Nr. 93 vom 4. April 1908; Schw. Geschl.- Buch, VI, 451; Biogr. Jb., XIII, 1908, i66f. und Totenliste 1907 ebda., 60. Nr. 404, 407, 419, 420, 428, 439, 469. PAULUS, Eduard. 16. Okt. 1837 bis 16. April 1907. Als Sohn des Stutt­garter Topographen gleichen Namens (vgl. Anm. zu Nr. 447) geboren, absolvierte er zunächst ein Architekturstudium, ging 1859 nach München und damit zur Kunstgeschichte über, besuchte 1862/63 Italien, arbeitete dann ein Jahr als Architekt in Stuttgart und versah seit 1864 an der Seite seines Vaters den Posten eines Schreibers des württembergischen Alter­tumsvereins. Nach Reisen in Deutschland erfolgte die kunstgeschichtliche Doktorpromotion in Tübingen. 1866 Hilfsarbeiter beim statistischen Lan­desamt und mit den Oberamtsbeschreibungen beauftragt, übernahm er seit 1872 immer mehr die von seinem Vater ausgeübten Funktionen, wurde 1875 Konservator mit dem Titel Professor, 1885 Finanzrat. Über seine denkmalpflegerischen Aufgaben wurde er 1893 Vorstand der Staatssamm­lung mit dem Titel Oberstudienrat, bis er 1899 in den Ruhestand trat. Seine poetische Tätigkeit, die schon früh mit den Bildern aus Italien begonnen hatte, nahm in den Mußejahren seines Alters noch einen beson­deren Aufschwung. - Lit. : Rechenschaftsbericht d. Württ. Altert.Vereins 1895/98, 33ff.; Schwäb. Lebensbilder hgg. von Herrn. Haering, V, Stutt­gart 1950, 440-454, mit dem Verz. der Werke, 455-457. Nr. 427, 430, 447, 458, 479. VON PREEN, Friedrich. 15. Juni 1823 bis 5. Mai 1894. Als Sohn eines in badischen Diensten stehenden Offiziers aus mecklenburgischer Familie in Karlsruhe geboren, begann er nach der Schulausbildung in Weinheim und Mannheim 1841 in Heidelberg das juristische Studium, setzte es in Berlin fort und ergriff 1845 die Beamtenlaufbahn als Rechtspraktikant auf verschiedenen Bezirksämtern, wurde 1850 Assessor und 1855 Amtmann in Mannheim. 1859 Vorstand des Bezirksamtes Lörrach, 1861 Oberamt­mann daselbst, wurde er 1869 zum Amtsvorstand in Bruchsal und Stadt­direktor ernannt, kam 1874 in derselben Eigenschaft nach Karlsruhe mit dem Titel Regierungsrat (1887) und Oberregierungsrat (1892). Dank seiner vorbildlichen Amtsführung wurden ihm hohe Auszeichnungen zu­teil. In einzelnen seiner Aufsätze zur Staatsverwaltung verrät sich eine überlegene Betrachtungsweise. B. widmete ihm als Ausdruck seiner Freund­schaft die zweite Auflage des Constantin. — Lit.: Bad. Biogr., V, Heidel­berg 1904, 597ff.; J. B's. Briefe an seinen Freund F. v. P., Stuttgart/Berlin 1922, Vorbericht. Nr. 408, 450, 452. 435 REIN, Johann Justus. 27. Jan. 1835 bis 24. Jan. 1919. Geboren zu Raun­heim a. M., wirkte er nach mathematisch-naturwissenschaftlichen Studien in Gießen als Privatlehrer in Frankfurt a. M., dann 1839/60 als Gymnasial­lehrer in Reval, gelangte über London als Erzieher in ein Privathaus auf die Bermudas (1861/63) und nahm nach Reisen in den USA seine Lehr­tätigkeit in Frankfurt wieder auf, bis er nach einer Reise in den Atlas (1872) für zwei Jahre (1874/73) im Auftrag der preußischen Regierung nach Japan zum Studium des dortigen Kunstgewerbes geschickt wurde. 1876 Professor der (Wirtschafts-)Geographie in Marburg, fand er von 1883 an sein letztes Wirkungsfeld an der Universität Bonn, von 1901 an zugleich an der Handelshochschule in Köln. Seit 1911 lebte er im Ruhe­stand. - Lit.: Festschr. z. Feier des 70. Geburtstages (1. Veröff. d. Geogr. Vereinigg. zu Bonn), 1903; Dt. Zeitgen. Lexikon, Leipzig 1903, 1161; Wer ist's? 7. Ausg. 1914, 1347; Kürschners Dt. Lit.Kal., 1917, 1349; Dt. Biogr. Jb., 1919, Totenliste 731. Nr. 361. RIBBECK, Otto. 23. Juli 1827 bis 18. Juli 1898. s. Adr.Verz. III, 428 s.v. von Baeyer, Emma. Nr. 363, 364, 395, 406, 431, 484. RICHTER, Hugo. 20. Nov. 1841 bis 27. Sept. 1921. Der aus Königsberg Stammende erwarb nach dem Tod des Obersten Hans Wieland (1863) den Schweigbauserschen Buchverlag von Wielands Witwe, verkaufte ihn jedoch schon 1868 an den 1867 Basler Bürger gewordenen Benno Schwabe. Richter war in Basel noch bis gegen 1880 verlegerisch tätig. Er starb in Zürich. Nr. 472. SARASIN, Karl. 17. April 1813 bis 21. Jan. 1886. Durch seine Mutter der Neffe des Ratsherrn Andr. Heusler (vgl. Adr.Verz. II, 320 f.), absolvierte S. nach dem Besuch der Schulen trotz starker persönlicher Neigung zur Theologie eine kaufmännische Lehre in einer Seidenbandfirma und grün­dete 1837 mit seinem Vater eine kleine neue Fabrik, welche er rasch zur Blüte emporführte. Sein Interesse für gewerbliche und soziale Fragen ließen ihn auch bald in der Politik Fuß fassen, vorläufig auf konservativer Seite, trotzdem er durchaus einem wirtschaftlichen Liberalismus huldigte. Während seine Firma durch Neubauten und Gründung von Filialen sich beständig erweiterte und auch am allgemeinen industriellen Aufschwung teilnahm, trat S. 1836 mit seiner Wahl in den Kleinen Rat in die Regierung ein und gehörte ihr als Ratsherr und Präsident des Baukollegiums bis 1873 an,mit einem Unterbruch voni867bis 1869. In seine Amtszeit fiel die 436 große Stadterweiterung Basels mit der Niederlegung des mittelalterlichen Ringmauernsystems sowie die Ausführung großer öffentlicher Bauten, anschließend der Beginn der allgemeinen Kanalisation, die er als Vorsteher des Sanitätsdepartements (1875-1878) noch in die Wege leitete. Hingebend war seine Tätigkeit im Dienste von Werken der Sozialreform wie der Er­stellung von Arbeiterwohnungen und der Kodifizierung des ersten Basler Fabrikgesetzes (1869); daneben wirkte er eifrig für die Basler Mission und verwandte Institutionen. Sein Begräbnis wurde zu einem eindrücklichen Zeugnis dafür, wie populär sein gemeinnütziges Wirken gewesen war. - Lit.: Zur Erinnerung (Personalien und Leichenrede); Nachrufe in der Basler Presse: Allg. Schweiz. Ztg. Nr. 19, 20, 21 vom 23./26. Jan., Basl. Nachr. Nr. 23 vom 24. Jan. 1886, Christi. Volksbote aus Basel, 1886, Nr. 4; Der Kirchenfreund, Jg. 20, 1886, 43ff.; Allg. dt. Biogr., XXX, 372f.; Hist. Biogr. Lex. d. Schweiz, VI, 82, Nr. 13; Traugott Geering in der Gesch. d. Farn. Sarasin in Basel, II, 1914, Kap. 9; Ed. His, Basler Handelsherren des 19. Jhdts., 117ff. ; Paul Siegfried, Basl. Neuj.bl. 1925, 81 f.; ders., Basels Entfestigung, Basl. Jb. 1923, 133ff.; Rud. Kaufmann, Die bauliche Entwicklung der Stadt Basel, 127. Neuj.bl. 1949, 93ff. Nr. 338, 468. SCHAERER, Emanuel. Vgl. Bd. III, 442. Nr. 352. SCHNELL, Johannes. Vgl. Bd. III, 443 f. Nr. 337. SCHREIBER, Heinrich. Vgl. Bd. I, 369. Als Ergänzung der Lit. : Bad. Biogr., II, Heidelberg 1875, 281 ff. ; Rob. William Ricke, H. Sehr., Beitr. z. Freibg. Wissensch, und Univ.Gesch., H. 9, Freiburg i. Br. 1956. Nr. 344, 350, 422, 441, 478, 486. SEMPER, Gottfried. 29. Nov. 1803 bis 15. Mai 1879. Geboren in Hamburg, schwankte er schon als Schüler zwischen der Neigung zu den klassischen Studien und derjenigen zur Mathematik, entschloß sich dann, nach zwei Studienjahren in Göttingen (1823/1825), in München unter Fr. Gärtner Architektur zu studieren. Infolge eines Duells 1826 nach Paris entwichen, fand er hier, nach kurzer Praxis in Hamburg, den Zugang zur antiken Baukunst. Eine mehrjährige Studienreise vom September 1830 an in Süd­frankreich, Italien und Griechenland mit halbjährigem Aufenthalt in Rom festigte in ihm die Grundüberzeugung von der überragenden Bedeutung der römischen Architektur und der Renaissance als ihrer Fortsetzung und 437 ihrer Vorbildlichkeit auch für das moderne Bauen. 1833 kam S. zu Schin­kel nach Berlin; doch trugen ihm seine Äußerungen über die antike Poly­chromie die scharfe Kritik Kuglers ein. 1834 folgte er einem Ruf nach Dresden als Professor an der Kunstakademie; hier führte er seine ersten großen Bauten aus (Synagoge, das 1869 abgebrannte Hoftheater, verschie­dene Villen und Palais, Museen). In den Maiaufstand 1849 verwickelt, mußte er als steckbrieflich Verfolgter fliehen, hielt sich zwei Jahre in Paris auf, wo er die ersten Ansätze zu seinem Hauptwerk über den Stil (erschie­nen 1861/63) fand, und ging dann nach London. Nach vorübergehender Tätigkeit für die Weltausstellung von 1831 wurde er vom Prinzgemahl fiiir die Kunstschule im Marlboroughhouse und die Einrichtung des South- Kensington-Museums gewonnen, bis ihn 1855 der Ruf als Lehrer an das neuerrichtete Eidg. Polytechnikum in Zürich erreichte, wo er bis 1871 wirkte. Daneben begann er in der Schweiz in fruchtbarster Weise als Architekt zu wirken, mit dem Schulgebäude des Polytechnikums, der Sternwarte in Zürich, dem Rathaus in Winterthur; neben den ausgeführten Bauten entwarf er ungezählte weitere Projekte. 1871-1878 wurde unter seiner Leitung das neue Theater in Dresden ausgeführt, 1871 er selber nach Wien berufen, wo er die Museen und das Hofburgtheater, nicht ohne schwere Zwistigkeiten mit seinem dortigen Kollegen v. Hasemann, neu aufführte. Er gab 1876 Wien den Abschied und brachte die letzten Lebens­jahre in Italien zu, bis er in Rom starb. - Lit. ; Allg. dt. Biogr., XXXIII, 706ff. ; Schw. Künstl.Lex., III, 123ff., IV, 403; Thieme-Becker, XXX, 488-491, alle mit zahlr. Lit.; W. Waetzoldt, Dt. Kunsthistoriker, II, 130ff.; neuerdings: Ernst Stockmeyer, G. S's. Kunsttheorie, Diss. Univ. Zürich 1939; Claus Zoege v. Manteuffel, Die Baukunst G. S's., Diss. Freiburg i. Br. 1925; zu einer einzelnen Zürcher Villenbaute eingehend: Arnold Pfister, J. H. Fierz, seine Gattin Nina und G. S., Zürcher Taschenbuch auf das Jahr i960, 103 ff. Nr. 388. SPRINGER, Anton. 13. Juli 1825 bis 31. Mai 1891. Geboren in Prag, stu­dierte Sp. seit 1841 an der dortigen Universität und widmete sich bereits dort kunstgeschichtlichen Studien. Ein Winter in Italien 1846 und die Promotion bei Friedr. Theod. Vischer in Tübingen über Hegeische Ge­schichtsanschauung leiteten über zur journalistischen Tätigkeit in Prag, wo er Ende 1848 populäre Vorlesungen über das Revolutionszeitalter hielt. Im Juli 1849 führte ihn eine Reise nach Belgien, Frankreich, England. Nach seiner Tätigkeit als Redaktor der föderalistischen Union verließ er Öster­reich und habilitierte sich in Bonn für Kunstgeschichte, mußte sich aber lange mit einer einfachen Dozentenstellung benügen. In die Bonnerzeit fällt die Publikation der Kunsthistorischen Briefe (1832/37), der Baukunst des christlichen Mittelalters (1854), des Handbuchs der Kunstgeschichte 438 ( 1 8 5 5)• Erst mit der Berufung nach Straßburg 1 8 7 2 , wo er als Prorektor die Festrede zu halten hatte und in der Folge einen der ersten kunst­geschichtlichen Apparate aufbaute, erhielt er eine angemessene äußere Stellung, ging jedoch schon 1873 nach Leipzig, um hier, bereits schwerem Siechtum verfallen, noch zwei Jahrzehnte weiter zu wirken (Raphael und Michelangelo, 1878). Während seine kunsthistorische Methodik Schule machte, indem nicht nur die Detailforscbung (Ikonographische Studien, i860), sondern auch die Einbettung der Kunst in die Kulturgeschichte be­rücksichtigt wurde, hatte er auch als Kathederredner großen Erfolg. Politisch machte er die Wandlungen Deutschlands in diesem Jahrhundert mit. - Lit.: A. Sp., Aus meinem Leben, Berlin 1892; Allg. dt. Biogr., XXXV, 313fr.; Erich Waetzoldt, Dt. Kunsthistoriker, II, 206ff. Nr. 487. STÜCKELBERG, Ernst. Vgl. Bd. III, 443 f. Nr. 347, 348, 338, 362, 363, 370, 371. UWAROW, Alexëj Sergëjewitsch. Geboren zwischen 1818 und 1828, gestorben Ende 1884/(10. Januar?)i885. Sohn des berühmten Präsidenten der Aka­demie der Wissenschaften und Unterrichtsministers Sergej Semjonowitsch (1786-1853), der wegen seiner Verdienste in den Grafenstand erhoben wurde, widmete er sich in den 1830er Jahren umfangreichen prähistori­schen Ausgrabungen, gründete 1864 die Russische Archäologische Gesell­schaft in Moskau, war ihr erster Präsident und leitete deren Publikationen. Von seinen eigenen Arbeiten zur Urgeschichte Rußlands sind einige in französischer Übersetzung erschienen. Für die beste bei der St. Peters­burger Akademie eingereichte Arbeit stiftete er den U.-Preis. - Lit. : Neben den Angaben in den üblichen Konversationslexika vgl. Minerva, Hand­buch d. gel. Welt, VI, 1896/97, 533 und XXIII, 1913/14, 948; Boläaja sovjetskaja enciklopedija, Moskau 1949ff., XLIII (1936), 591. Nr. 473. VisciiER-Merian, Carl. 5. Mai 1818 bis 7. April 1893. Altersgenosse B's., Sproß einer künstlerisch hochbegabten Familie von Basler Seidenfabri­kanten, widmete er sich nach der Ausbildung zum Kaufmann nicht nur der von ihm geführten Firma im Blauen Haus, sondern, schon vom Be­such des Pädagogiums her angeregt, in starker Weise wissenschaftlichen Studien. Als Besitzer des Schlosses Wildenstein im Baselbiet fühlte er sich von mittelalterlichen Themata angezogen, so daß sein Buch über Heman Sevogel (1880) und darauf eine Studie über den Basler Bürgermeister Hans Imer von Giigenberg (Basl. Beitr., XII, 1888) entstanden. Neben diesen, aus urkundlichen Quellen aufgebauten Arbeiten zur Lokalgeschichte fand 439 er Zeit, seine Reiseerinnerungen in weniger anspruchsvollen, liebens­würdigen Schilderungen festzuhalten (Aus Umbrien, 1890; Ährenlese, 1893). Dem Basler Gemeinwesen diente er als Mitglied des Kleinen Rates (1858-1867), des Erziehungskollegiums und der Kuratel, die er von 1865 bis 1867 präsidierte; die Basler Universität verlieh ihm den Doctor honoris causa. - Lit. : Zur Erinnerung an K. V.-M. ; Nachrufe in der Allg. Schw. Ztg., Nr. 84 vom 9. April, Basl. Nachr., Nr. 97 vom 9. April 1895 ; Hist.- Biogr. Lex. d. Schw., VII, 274, Nr. 12; His, Basl. Gel., 376f.; Fritz Vischer, Die Familie Vischer in Basel und Colmar, Basel 1933, 192fr. Nr. 471. VISCHER, Friedrich Theodor; vgl. Bd. III, 446f. Nr. 438, 462, 465. VISCHER, Wilhelm (Vater). 30. Mai 1808 bis 5. Juli 1874. Vgl. das über ihn in der Anm. zu Nr. 12 (Bd. I, S. 270) und im Adr.Verz. zu Bd. III, 447 f. über seinen gleichnamigen Sohn Mitgeteilte. Als Sohn eines ange­sehenen Basler Kaufmanns und Obersten geboren, kam er zur Erziehung in das Institut Emanuel v. Fellenbergs nach Hofwil. Das in Basel 1825 begonnene Studium der klassischen Philologie wurde nach einjährigem Genfer Aufenthalt 1828 in Bonn und im Frühjahr 1830 in Jena fortgesetzt, wo 1831 die Promotion erfolgte. Nach einem zusätzlichen Studienaufent­halt in Berlin habilitierte sich V. im Sommer 1832 in Basel und erhielt schon 1836 das Ordinariat für Gräzistik; er behielt es bis zu seinem Tod, später allerdings ehrenamtlich, war dreimal Rektor der Universität und verfaßte deren historische Festschrift zu ihrem Jubiläum von i860. Bis 1861 versah er auch den Griechischunterricht am Pädagogium und war ein tätiger Förderer des Vereins Schweiz. Gymnasiallehrer. Politisch ge­lang ihm schon 1834 der Eintritt in den Großen Rat; im Kleinen Rat wurde er 1867 als Nachfolger Andreas Heuslers und Peter Merians Leiter des Basler Erziehungswesens. Zu den zahlreichen durch seine Hand ge­leiteten Berufungen gehörte diejenige Friedrich Nietzsches. Im übrigen vertrat er gegenüber den schweizerischen Angelegenheiten einen Konser­vatismus spezifisch baslerischer Prägung. Seine wissenschaftliche Tätig­keit spricht sich unter anderm in der Gründung und Leitung der Basler Gesellschaft für vaterländische Altertümer aus. Eine umfängliche Reihe kleinerer Studien, vor allem zur griechischen und insbesondere zur atheni­schen Geschichte, bilden den Inhalt der postum herausgegebenen Kleinen Schriften. Zwei Reisen nach Griechenland (1853/54 und 1862) waren für seine numismatischen und epigraphischen Studien fruchtbringend; er hat das Erlebnis in einem schönen Band (Erinnerungen und Eindrücke aus Griechenland 1857) festgehalten. - Lit.: Außer den gedruckten Perso­nalien (Zum Andenken) die Nachrufe in der Basler Presse, Allg. Schw. 440 Ztg., Nr. i6i vom io. Juli und Basl. Nachr., Nr. 159; im 2. Bd. d. KI. Schriften, Leipzig 1878, S. IX-LXIII; Achilles Burckhardt im 7. Jahresb. d. Ver. Schweiz. Gymn.Iehrer, Aarau 1876, beidenorts Verz. der Schriften; Centralbl. d. Zof.ver., 15 (1874/75), i7of.; Ailg. dt. Biogr., XL, 67fF.; Fritz Vischer, Die Familie V. in Colmar und Basel, Basel 1933, 175ff.; Ed. His, Basler Gelehrte, a. O. 125 fL. ; Eduard Vischer, W. V., Gelehrter und Ratsherr im Spiegel seiner Korresp. mit Rud. Rauchenstein (Stud. z. Gesch. d. Wiss. in Basel, VI, 1958), mit ergänzender Bibliographie über die neuere Lit. S. 8/9. Nr. 359, 248 a. VISCHER, Wilhelm (Sohn); vgl. Bd. III, 447h Nr- 335. 336, 392 394, 448. VÖGELIN, Anton Salomon (Vater). 1. Dez. 1804 bis 17. Okt. 1880. Sohn des Kirchenhistorikers Salomon V. (1774-1849; vgl. Allg. dt. Biogr., XL, r43h".), besuchte er das Zürcher Carolinum, wo Joh. Casp. v. Orelli sein Lehrer war, dann die Universitäten Leipzig und Berlin (Schleiermacher), wurde 1827 als Theologe ordiniert, beschritt aber dann doch unter dem Einfluß seines Leipziger Lehrers Gottfried Hermann die Laufbahn des Philologen. Am Carolinum als Lehrer lange zurückgesetzt und erst 1855 mit dem Griechischunterricht betraut, gehörte er auch zum Lehrkörper der Universität, wo er nach seiner Ernennung Extraordinarius wurde. Im Kontakt mit seinem Kollegen Hermann Köchly setzte hier für ihn ein fruchtbares wissenschaftliches Arbeiten ein. Doch betätigte er sich daneben aufs vielseitigste, besonders als Germanist, wo ihn lange Freundschaft mit Wilhelm Wackemagel verband, aber auch noch auf kirchlichem Gebiet und besonders durch Mitarbeit auf der Stadtbibliothek, deren Geschichte er schrieb. Auch die historische Denkmalpflege hatte in ihm einen begei­sterten Helfer. Die durch seinen Sohn verkörperten demokratischen Ten­denzen in Kirche und Staat verfolgte er mit innerem Schmerz. - Lit.: Allg. dt. Biogr., XV, 145ff.; Hist. Biogr. Lex. d. Schw., VII, 283; Neuj.bl. d. Stadtbibl. Zürich, 1886/87, verf. von seinem Sohn. Nr. 382. VÖGELIN, Friedrich Salomon. 26. Juli 1837 bis 17. Oktober 1888. Als ältester Sohn des Vorigen in Zürich geboren, studierte er von 1857 an in Basel Theologie, dann in Zürich, Heidelberg und Berlin, wurde 1861 ordiniert, nach einer Reise durch Italien (1862) Vikar, 1864 Pfarrer in Uster. Schon in Basel bei B. dem historischen Blickfeld zugetan, 1864/65 wegen seiner Predigten sehr umstritten, 1867 durch seine Geschichte Jesu deutlich auf der kirchlichen Linken, außerdem bei der politischen 29 Burckhardt, Briefe, IV 441 Umgestaltung auf extrem demokratischer Seite, 1868 im Verfassungsrat, fand er 1870 unter Mithilfe des neuen Erziehungsdirektors, seines Freundes J. Kaspar Sieber, als Professor für Kultur- und Kunstgeschichte den ihm zusagenden Tätigkeitsbereich. 1876 wurde er Ordinarius, 1871 bis 1877 wirkte er am zürch. Lehrerseminar, seit 1872 neun Jahre lang im Erziehungsrat des Kantons mit. Als Nationalrat (seit 1875) näherte er sich immer mehr sozialdemokratischen Tendenzen (Eidg. Fabrikgesetz, Pro­porz, Aufhebung der Landeskirche) ; seine rastlose Beweglichkeit hat ihn oft zu schweren inneren Widersprüchen geführt. Seine Publikationen, meist als Neujahrsblätter der Zürcher Stadtbibliothek erschienen, betreffen hauptsächlich kunst- und geistesgeschicbtliche Themata der Renaissance; neben den Biographien des Vaters und Großvaters ist vor allem auch seine Neuauflage des großväterlichen Werkes über das alte Zürich zu nennen. 1885 erhielt er den Ehrendoktor der Universität Basel; er gehört zu den Initianten des schweizerischen Landesmuseums. - Lit. : Neue Zürch. Ztg. 1888, Nr. 303, 303, 306; Allg. dt. Biogr., XL, i48ff.; Hist.-biogr. Lex. d. Schw., VII, 283 ; Alex. Isler, Prof. S.V., 2. Aufl., Winterthur 1892; Emst Gagliardi, Die Univ. Zürich 1833-1933, Zürich 1938, 727ff. und pass. Nr. 368, 385, 386, 393, 423, 440, 442, 443, 443, 433, 439, 482. WAAGEN, Gustav Friedrich. 11. Febr. 1794 bis 13. Juli 1868. In Hamburg geboren als Sohn eines Malers, kam W. schon als Knabe nach Hirschberg und 1812 an die Universität Breslau. Am Feldzug von 1813 als Freiwilliger beteiligt, lernte er in Paris den Louvre kennen, promovierte 1818 in Heidel­berg und unternahm 1829 seine erste Kunstreise an den Niederrhein, dann nach München und Wien. Seine 1822 erschienene Arbeit über Hubert und Jan van Eyck bedeutet einen Markstein in der kunstgeschichtlichen For­schung. 1823 nach Berlin zur Vorbereitung des Museums berufen, 1824 mit Schinkel in Italien, eröffnete er 1830 die von ihm systematisch aufge­stellte Galerie; trotz schwerer Konflikte mit einzelnen Vorgesetzten behielt er die Leitung bis zu seinem Tod. Kunstreisen nach Paris und England folgte 1837/39 das Hauptwerk: Kunstwerke und Künstler in England und Paris. 1841 gelangen ihm wertvolle Einkäufe in Italien. Dem Werk über deutsche Kunst (1843/43) folgte 1834 ein solches über die wichtigsten Sammlungen in England (Treasures of Art in Great Britain). Aus der englischen Bearbeitung einzelner Abschnitte von Kuglers Geschichte der Malerei entstand 1862 das Handbuch der Geschichte der Malerei. 1861/62 kam Rußland an die Reihe mit der Arbeit über die Galerie der Ermitage in Petersburg (1864), 1866/69 die Beschreibung der vornehmsten Kunst­denkmäler in Wien. Noch galt 1866 eine Reise dem entlegenen Spanien, während die Fehde mit dem Generaldirektor v. Olfers ihre Kulmination erreichte. W. starb auf der Reise in Kopenhagen. - Lit. : Biogr. Skizze Alfr. Woltmanns in Waagens Kleinen Schriften, Stuttgart 1873, 1-52; Schnaase 442 in d. Ztschr. f. bild. Kunst 3, 1869, 237fr.; Allg. dt. Biogr., XL, 410fr.; W. Waetzoldt, Dt. Kunsthistoriker, II, 1924, 29fr. Nr. 403. WIDMANN, Jose! Viktor. 20. Febr. 1842 bis 6. Nov. 1911. Als Sohn eines mit seiner Kirche zerfallenen Zisterzienserkonventualen und einer Wiene­rin in der Nähe Brünns geboren, kam er als kleiner Knabe in die basel­landschaftliche Hauptstadt Liestal, wo sein Vater nach seiner Konversion zum Protestantismus und erfolgter Ordination 1843 Pfarrer geworden war. Im Basler Gymnasium Schüler B's. und W. Wackernagels, begann er 1861 das Studium der Theologie; schon damals und in den folgenden vier Heidelberger Semestern zogen ihn die philosophischen und literarischen Fächer an. Zur poetischen Begabung trat die Freundschaft mit Carl Spitte­ier, dessen Tante er nach bestandenem theologischem Examen 1863 heira­tete. Nach ersten dramatischen Versuchen erschienen durch die Freundschaft mit Salomon Vögelin veranlaßte kirchenfeindliche Dichtungen (Arnold v. Brescia 1866, Buddha 1869). Der unglücklichen Praxis als Pfarrhelfer im Thurgau folgte 1868 die Berufung als Leiter der höhern Töchterschule in Bern, wo W's. poetische Produktion in bunter Reihe über ein Jahr­zehnt weiterging. Der Verlust des Direktorpostens und die gleichzeitig mit der Ernennung zum Dr. h. c. der Berner Universität erfolgte Wahl zum Redaktor des Feuilleton am Bund bedeuteten eine glückliche Wen­dung zum Journalistenberuf. In Reiseplaudereien und Erzählungen, da­neben in unzähligen Einzelartikeln und Rezensionen bestritt W. durch dreißig Jahre den literarischen Teil der Zeitung sozusagen allein. Sein Urteil dominierte in der Schweiz weithin; daneben hat er das Verdienst der Förderung Spittelers. Nach einer aus Berufsgründen spärlicheren Reihe späterer Werke gelangen ihm mit der Maikäferkomödie (1897) und dem Versepos Der Heilige und die Tiere diejenigen Dichtungen, die seinen literarischen Nachruhm fixiert haben. - Lit.: Jonas Frankel im Biogr. Jb., XVII, 1915 (Dt. Nekrol. f. 1912), 256ff.; ders., J. V. W., Drei Studien, Amalthea Bücherei, 4. Bd., Zürich usw. 1919; J. V. W., ein Lebensbild, verf. von Elisabeth und Max W., Frauenfeld/Leipzig 1922/24; Maria Waser, J. V. W., Die Schweiz im dt. Geistesleben, Bd. 46/47, Frauenf. 1927 (mit Zeittafel); Hist.-biogr. Lex. d. Schw., VII, 5i2fi; Emil Ermatinger, Dichtung und Geistesleben d. dt. Schw., München 1933, 683fr.; Chariot Strasser, J. V. W., Zürich 1942. Nr. 424, 449, 481- WIELAND, Carl Dietrich. 11. Okt. 1830 bis 26. Febr. 1894. Als Sohn des Inhabers der Schweighauserschen Druckerei, der am 8. Aug. 1833 im Kampf gegen die Basellandschäftler fiel, und jüngster Bruder von B's. Verleger Hans W., studierte er in Basel, von 1830 an in Göttingen und 443 dann in Berlin Jurisprudenz und eröffnete nach der praktischen Ausbil­dung und dem Notariatsexamen 1855 ein Bureau zusammen mit seinem Freund Hans Burckhardt (vgl. Adr.Verz. o. S. 422), das er dann von 1859 bis 1883 allein weiterführte. Durch seine Zunft (Rebleuten) in die Behörden gewählt, war er 1868 bis 1872 Ratsherr. Politisch hielt er sich zur konservativen Mitte. Die militärische Tradition seiner Familie fand auch in ihm einen Vertreter; besonders kriegsgeschichtliche Interessen bildeten die Mußearbeit seiner späteren Jahre. Neben der Ausübung einer Reihe hoher Ehrenämter widmete er sich namentlich der Vorbereitung eines baselstädtischen Strafgesetzbuches. - Lit. : Zur Erinnerung an C. D. W. (Personalien); Nachrufe in der Basler Presse: Basl. Nachr., Nr. 56 vom 28. Febr., Allg. Schw. Ztg., Nr. 48 vom 27. Febr. und Nr. 30 vom 9.März, Nat.-Ztg., Nr. 49 vom 28. Febr. 1849; A. v. Salis im Basl. Jb. 1895, iff. Nr. 400. WOEHLER, Friedrich. 31. Juli 1800 bis 23. Sept. 1882. In der Nähe von Frankfurt a. M. geboren, studierte W. zunächst Medizin in Marburg, ging aber auf den Rat Leopold Gmelins in Heidelberg zur Chemie über und promovierte 1823. Von großem Einfluß war ein Aufenthalt bei Ber-zelius in Stockholm. 1823 kam W. nach Berlin als Lehrer an der Gewerbe­schule und wurde bald Professor. Es gelang ihm die Darstellung des Aluminiums sowie die Synthese des (organischen) Harnstoffes. Seine Freundschaft mit Liebig führte ihn, nachdem er in Kassel seine erste Frau verloren hatte, zu diesem nach Gießen. 1836 wurde er schließlich Professor in Göttingen, wo ihm eine Reihe weiterer glänzender Entdeckungen glück­ten (Bittermandelöl, Calciumcarbid). Literarisch war er erfolgreich als Verfasser eines Grundrisses der anorganischen und organischen Chemie, eines Handwörterbuchs in 6 Bänden, als Mitarbeiter von Liebig in dessen Annalen. Seit i860 wirkte er als ständiger Sekretär der Göttinger Kgl. Ge­sellschaft d. Wissenschaften. - Lit.: Allg. dt. Biogr., XLIII, 71 iff.; Gg. W.A. Kahlbaum, F. W., Ein Jugendbildnis in Briefen, Leipzig 1900; Die großen Deutschen, 1. Aufl., III, Berlin 1936, 307ff. ; Joh. Valentin, F. W., Große Naturforscher, Bd. 7, Stuttgart 1949; Willi. Prandtl, Dt. Chemiker in der 1. Hälfte des 19. Jhdt., Weinheim, 135ff. Nr. 437. WÖLFFLIN, Eduard. 1. Jan. 1831 bis 8. Nov. 1908. Nach Absolvierung der Schulen in Basel studierte W. klassische Philologie und promovierte 1834 in Göttingen. Zunächst Gymnasiallehrer und Bibliotheksbeamter in Basel, habilitierte er sich hier 1856, kam 1861 als Lehrer an das Gymnasium in Winterthur, dozierte daneben an der Universität Zürich, wo er 1871 Ordinarius wurde. 1875 folgte er einer Berufung nach Erlangen, 1880 444 ging er nach München, das er erst in den letzten Lebensjahren mit seiner Vaterstadt vertauschte. Neben zahlreichen kritischen Ausgaben spät­griechischer und lateinischer Autoren (Arbeiten zu Livius, 1864) galt sein Interesse vornehmlich der lateinischen Sprachgeschichte, der er sich durch Neubelebung der Lexikographie widmete (Aufsatz von 1882). Neben einem Archiv für lat. Lexikographie (1884fr.) plante und organisierte er unter Mobilmachung eines umfangreichen Mitarbeiterstabes und schließ­lich mit Hilfe der fünf großen deutschen Akademien das Unternehmen des Thesaurus Linguae Latinae, dessen erster Band (A) 1900 erschien. Für seine wissenschaftlichen Verdienste erhielt er den persönlichen Adel. - Lit.: Jac. Wackernagel im Sonnt.bl. d. Basl. Nachr., Jg. 3, 1908, Nr. 46 vom 15. Nov.; Biogr. Jb., XIII, 1908, 168 ff.; E. W., Ausgew. Schriften hgg. von Gustav Meyer, Leipzig 1933, 329-344; Ed. His, Basl. Gelehrte a. O., 384ff.; Große Schweizer Forscher, Zürich 1941, z^6f. Nr. 463, 473. VON ZAHN, Albert. 20. April 1836 bis 16. Juni 1873. Der in Leipzig Geborene wollte zuerst Maler werden und trat deshalb 1854 in die Akade­mie der Künste in Dresden ein, ging aber schon 1838 zum Studium der Kunstwissenschaft in Leipzig über. Daselbst wurde er i860 zum Custos am städtischen Museum ernannt, promovierte 1866 und habilitierte sich an der Universität. 1866/67 führten ihn weite Reisen nach Italien, anschlies­send nach den Ländern Westeuropas und nach St. Petersburg; 1868 wurde er zum Leiter der großherzoglichen Museen in Weimar, 1870 als vor­tragender Rat in die Generaldirektion der Kgl. Sammlung zu Dresden berufen. Hier veranstaltete er 1871 die große Holbeinausstellung. Kurz vor seinem plötzlichen Tod in Marienbad wurde er zum Direktor der Modellierschule in Dresden ernannt. Die von ihm redigierten Jahrbücher für Kunstwissenschaft erschienen seit 1868. — Lit.: Kunstchronik, Beibl. z. Ztschr. f. bild. Kunst, VIII (1873), Sp. 697fr.; Jb. f. Kunstwiss., VI, 1873, zijff.; Allg. dt. Biogr., XLIV, 662f.; Thieme-Becker, XXXVI, 384. Nr. 477. 445
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